Average True Range: So funktioniert das Trading mit dem ATR Indikator

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Viele technische Analysten beurteilen den Markt allein auf Grundlage des Charts. Diese Methode beruht zumeist auf Gefühl und Erfahrung und kann daher nicht in jeder Situation angewandt werden.

Es ist nicht schwer, Phasen mit erhöhter Volatilität aus dem Bauch heraus zu identifizieren. Doch ohne eine quantitative Messung vorgenommen zu haben, ist es schwer, dieses Wissen richtig anzuwenden.

Eine sehr einfache Methode zur objektiven Messung der Volatilität ist es, die Range zwischen Hoch und Tief innerhalb einer bestimmten Periode zu berechnen. Jedoch stößt diese Vorgehensweise in der Praxis auch schnell an ihre Grenzen.

Als einer der Ersten nutzte J. Welles Wilder die Volatilität als einen Indikator. In seinem 1978 erschienenen Buch New Concepts in Technical Trading Systems stellte er so bedeutende Indikatoren wie den Relative Strength Index (RSI), den Average Directional Index (ADX) und den Parabolic SAR Indicator (PSAR) vor. Daneben wurde auch der Average True Range Indikator (ATR) der Öffentlichkeit präsentiert.

Im Folgenden soll geklärt werden, was der Indikator genau misst und wie man ihn im MetaTrader 4 und MetaTrader 5 anwendet. Zusätzlich wird darauf eingegangen, wie er im Rahmen einer Trading Strategie zum Einsatz kommen kann.

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Was ist die Average True Range?

Ursprünglich entwickelte J. Welles Wilder seine Indikatoren für die Rohstoffmärkte. Er bemerkte, dass die Konzentration auf die aktuelle Tages-Range kein ausreichendes Mittel ist, um die Volatilität des Underlyings (Basiswert) zu bewerten. Das hängt mit den typischen Bewegungen der Rohstoffmärkte zusammen. Lediglich die Differenz zwischen Tageshoch und -tief zu messen kann nicht die reale Volatilität widerspiegeln, da es häufig zu Gaps zwischen den Handelstagen kommt.

Um dieses Problem zu umgehen, definierte Wilder die True Range – die wahre Handelsspanne. Hierbei handelt es sich um das Maximum der folgenden drei Variablen:

  1. Differenz zwischen dem aktuellen Hoch (H) und Tief (T)
  2. Differenz zwischen dem vorherigen Schluss (S) und dem aktuellen Hoch
  3. Differenz zwischen dem vorherigen Schluss und dem aktuellen Tief

Wilder ermittelte im folgenden Schritt den Durschnitt der True Range über mehrere Tage. Auf diese Weise ließ sich die tatsächliche Volatilität besser abbilden. Den so ermittelten Wert bezeichnete er als Average True Range (ATR).

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So wird die Average True Range berechnet

Zuerst muss der Anfangswert mit folgender Formel ermittelt werden:

Im Anschluss wird die True Range der folgenden n Tage festgestellt:

Der erste Average True Range Wert wird wie folgt berechnet: Die Summe der True Range von n Perioden wird ermittelt (inklusive der TR1) und schließlich durch die Anzahl der verwendeten Perioden dividiert.

Die folgenden ATR-Werte werden darauf aufbauend berechnet (x steht für die aktuelle Periode nach den ersten n Perioden).

Je mehr Perioden verwendet werden, desto schwerfälliger reagiert die ATR auf Veränderungen der Volatilität. Wilder empfahl in seinem Werk, Periodeneinstellungen von 7 und 14, abhängig vom verwendeten Trading-System. Die Standardeinstellung im MetaTrader für den Indikator beträgt 14 Perioden.

Nun kommen wir zur richtigen Verwendung der Average True Range im MetaTrader.

So nutzen Sie die Average True Range im MetaTrader

Der ATR Indikator ist standardmäßig im MT4 und MT5 enthalten, es ist also kein zusätzlicher Download notwendig. Sollten Sie weitere Trading Indikatoren benötigen, so empfehlen wir ihnen die exklusive MetaTrader Supreme Edition, in der eine große Auswahl an zusätzlichen Tools und Indikatoren enthalten ist.

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Sie finden den ATR Indikator in der Navigationsleiste des MetaTraders unter dem Punkt Indikatoren:

Quelle: MetaTrader 5

Die einzige Einstellung, die Sie vornehmen müssen, ist die verwendete Periode. Verändern Sie die Einstellung nicht, wird die Standardperiodeneinstellung 14 verwendet:

Quelle: MetaTrader 5

Sobald Sie auf Ok klicken, erscheint die ATR Indikator unterhalb des Hauptcharts. Die untere Abbildung zeigt den Stundenchart (H1) im Währungspaar USD/JPY mit der entsprechend angewandten Average True Range:

Quelle: MetaTrader 5 USDJPY H1 Chart, Datenspanne: 24. August 2021 bis 1. September 2021, abgerufen am 1. September 2021 um 11.24 Uhr. Bitte beachten Sie: Vergangene Performances sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Ergebnisse.

Die Spitzen des ATR Indikators zeigen die volatilen Trading-Phasen an, während die Tiefs die weniger volatilen Phasen markieren. Wenn Sie die Maus über die Linie der Average True Range führen, wird Ihnen der exakte Wert des ATR Indikators angezeigt.

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Wie wird die Average True Range verwendet?

Auf Basis des ATR Indikators entwickelte Wilder ein Trading System, das den Kern seines Trendfolge-Volatilitätssystems darstellte. Durch die Regeln des Systems wird sichergestellt, dass die eingegangenen Trades einem Trend folgen.

Die Regeln für das ATR-Trading-System von J. Welles Wilder sind so einfach wie präzise. Sie schreiben genau vor, an welcher Stelle eine Position geschlossen oder umgekehrt werden sollte.

  1. Wilder multiplizierte als Erstes die Average True Range mit einer Konstanten. Er empfahl den Wert 3 und nannte den errechneten Wert ARC.
  2. Als Nächstes identifizierte er den Signifikanten Schluss (SIC). Der SIC ist der markante Schluss der vergangenen n Tage.
  3. Das System empfiehlt eine Schließung oder Umkehr der Position, wenn sich der Kurs ein ARC vom SIC entfernt.

Das System war für die Anwendung auf Tagesbasis entwickelt worden, bei der n dem Wert 7 entspricht. Dadurch ist es möglich, schnell auf eine sich verändernde Volatilität zu reagieren.

In einem erweiterten Sinn kann die ATR auch als Trendstärke gelesen werden. Steigt ein Markt an, wird er solange als stark angesehen, wie die Range expandiert. Sobald die Range in eine Kontraktionsphase übergeht, nimmt das Interesse der Marktteilnehmer an der Bewegung ab und es könnte zur Korrektur kommen.

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Weitere Average True Range Trading Strategien

Da die Average True Range die Volatilität misst, kann sie auch zur Identifikation der Exit-Punkte verwendet werden. Neben der Bestimmung von Stop Loss und Take Profit kann sie zusätzlich zur Identifikation der Positionsgröße dienen. Diese Verwendung ist heutzutage weiter verbreitet als die zuvor beschriebene Trading Strategie.

Die Nutzung der ATR zur Bestimmung der Positionsgröße wurde erst durch die „Turtle Trader" berühmt. Der Grund dafür war simpel: Jeder Turtle Trader musste 20 verschiedene Basiswerte handeln, die natürlich über eine unterschiedliche Volatilität verfügten. Je geringer die ATR war, desto größer konnte die gehandelte Position sein. Damit gelang es den Turtle Tradern, das Risiko-Rendite-Profil aller Trades zu relativieren, sodass immer die gleiche Menge an Kapital riskiert wurde, egal wie volatil der Basiswert war.

Sollte ich die Average True Range einsetzen?

Ursprünglich wurde der ATR Indikator zur Anwendung im Rohstoffhandel konzipiert. Mittlerweile wird er jedoch auch von vielen Forex und CFD Tradern eingesetzt. Die oben erwähnten Turtle Trader handelten zum Beispiel Rohstoffe, Anleihen und Währungen. Sie nutzten den ATR Indikator zur Positionsgrößenbestimmung. Da die Volatilität letztlich auf allen Märkten eine Rolle spielt, kann die Average True Range auch auf alle Märkte angewandt werden.

Da der ATR Indikator nicht die Richtung, sondern nur die Intensität einer Bewegung misst, ist er bei der Identifikation von Handelssignalen nur bedingt anwendbar. Seinen Nutzen zeigt er vielmehr bei der Antizipation der Intensität einer bevorstehenden Bewegung, woraus sich vor allem Hinweise zu Positionsgröße und Stop Loss ergeben.

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