Gold Wochenausblick: Weiter ein schwaches, glanzloses Bild

Mai 03, 2022 12:55

Gold zeigt sich weiter schwach! Weiter steigende Anleiherenditen und ein starker Dollar erschweren die Bodenbildung zusätzlich. Sowohl auf der längeren wie kürzeren Zeitebene (Tageschart/Vier-Stunden-Chart) zeigt der Trend derzeit nach unten.

  • Aktuelle Gold Analyse 03.05.2022: Chartanalyse, Wochenausblick, Setups und mehr – für aktive Daytrader
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Überblick: Gold, das große Bild

Praktisch ansatzlos setzte der Goldpreis seine Freitagmittag begonnene Abwärtsbewegung zum Start der laufenden Woche fort, unterstützt durch den weiterhin sehr festen US-Dollar und den sich fortsetzenden Abverkauf an den Bondmärkten. Zurückführen lässt sich die schlechte Stimmung hier ganz maßgeblich auf die am morgigen Mittwoch anstehende Zinssatzenscheidung der US-Notenbank (20:00 Uhr), beziehungsweise mehr noch auf die sich daran anschließende Pressekonferenz (20:30 Uhr) mit Fed-Chef Jerome Powell.

Nachdem die Fed ihren geldpolitischen Straffungszyklus im März mit einer zarten 25-Basispunkterhöhung begonnen hatte, wird sie die Schlagzahl in den kommenden Monaten deutlich erhöhen. Nach jetzigem Wissensstand dürfte am morgigen Mittwoch ein 50-Punkte-Schritt verkündet werden, was die größte Zinserhöhung seit 22 Jahren wäre. Im Juni soll eine weitere in gleicher Höhe folgen und im September eine dritte, dann jedoch wieder kleinere. Ziel des ganzen ist eine zügige Anhebung auf das sogenannte neutrale Niveau, also auf den Zinssatz, der das Wirtschaftswachstum weder anregt noch bremst. Dieses Ziel liegt offiziell bei 2,5 Prozent, der Marktkonsens geht allerdings schon von einem Zinshöchststand von 3,4 Prozent aus. Man wird morgen Abend sehr genau darauf achten, ob Powell auf seine unnachahmlich uneindeutige Art nicht doch eine noch restriktivere Politik signalisiert. Im Grunde bleibt ihm wenig anderes übrig. Um glaubwürdig in Bezug auf die Inflationsbekämpfung zu bleiben, muss Powell auch das Risiko eingehen, die Wirtschaft in eine Rezession zu stürzen. Eine über das neutrale Niveau hinausführende Zinspolitik wäre allerdings tatsächlich eine bedeutende Veränderung.

Neben dem Zinsthema wird die Zentralbankbilanz im Mittelpunkt stehen, genauer gesagt, deren Reduzierung. In diesem Monat werden die Zentralbanker mehrerer großer Volkswirtschaften damit beginnen, ihre massiv aufgeblähten Bilanzen abzubauen. Bis Ende dieses Jahres wollen die G7-Staaten ihre Bilanzen um etwa 410 Milliarden Dollar schrumpfen lassen, im vergangenen Jahr hatten sie noch um 2,8 Billionen Dollar zugelegt. Besonders im Fokus steht dabei selbstverständlich die US-Fed, mit dem davon zu bewältigenden Löwenanteil. Deren Bestand an Vermögenswerten, der hauptsächlich aus Schatz- und Hypothekenpapieren besteht, ist mittlerweile auf gigantische neun Billionen US-Dollar angewachsen, was ganz maßgeblich zur jetzigen Inflationssituation beigetragen hat. Wie nun die Luft aus diesem Ballon wieder abgelassen werden soll, wird Jerome Powell in der morgigen Pressekonferenz (hoffentlich) detailliert erläutern. Die derzeitigen Annahmen gehen davon aus, dass die Fed monatlich Wertpapierbestände im Wert von bis zu 95 Milliarden US-Dollar fällig lassen werden und die Erlöse daraus nicht wieder anlegen wird (sie verkauft damit also nicht aktiv am Markt, das nur noch kurz zur Klarstellung). Mit diesem Prozedere wird man wahrscheinlich im Juni sukzessive beginnen und die genannte Obergrenze in einigen Monaten erreichen. Dieses Vorgehen ist zwar grundsätzlich nicht beispiellos, das letzte Mal agierte die Fed 2017 so. Neu ist allerdings die Kombination aus schierer Menge, relativ hoher Geschwindigkeit bis zum Erreichen des Maximums und der Einleitung eines zusätzlichen aggressiven Zinserhöhungszyklus. Dies widerum in Verbindung mit einer brandgefährlichen geopolitischen Lage bei gleichzeitiger, zudem nicht einheitlicher, Pandemiesituation mit all ihren wirtschaftlichen Auswirkungen, macht die Sache schon sehr speziell. Der wirtschaftliche Bremsschuh in Sachen Liquidität kommt primär aus den USA, etwas später, und sicher auch schwächer, auch aus Europa. Dies ist ein großes Hemmnis für den Goldpreis. Russlands Einmarsch in der Ukraine und Chinas Virusabwehrmaßnahmen werden das globale Wachstum ebenfalls verlangsamen, jedoch einhergehend mit sich weiter verknappendem Warenangebot auf Grund gestörter Lieferketten und potenziell enormen Produktionsausfällen, was den Bemühungen zur Eindämmung der Inflationsentwicklung widerum entgegenwirkt.

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Aus Mangel an realen Beispielen aus der Vergangenheit lassen sich die denkbaren Ausgänge dieser Gemengelage mehr schlecht als recht modellieren. Es spricht jedoch nicht wenig dafür, dass die aus dem Ukrainekrieg resultierende Inflationsgefahr der leichtgewichtigere Faktor ist und Zinspolitik und möglicherweise chrashende Weltwirtschaft, auch in Folge der chinesischen Corona-Politik, entscheidender sind. Laut Bloomberg Economics würde bereits ein (nicht unrealistischer) Rückgang des chinesischen BIP um vier Prozent zu einer Absenkung der Rohstoffpreise um rund 30 Prozent führen. Das könnte die inflationären Auswirkungen der Krieges im Osten Europas bereits ausgleichen. Für Gold bedeutet dies in erster Linie weiterhin erhöhte Volatilität, gute Argumente finden sich für verschiedene Preisszenarien. Neben Jerome Powells Ausführungen am morgigen Mittwoch steht am Freitag, als weiterer preisbewegender Datenpunkt, noch die turnusmäßige Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten an (14:30 Uhr). Große Überraschungen, im Sinne von Auswirkungen auf die geplante amerikanische Geldpolitik, sind an dieser Stelle jedoch nicht zu erwarten, auch angesichts der ohnehin faktisch bereits erreichten Vollbeschäftigung im Land.

Auf Seiten der Gold-ETFs reduzierten sich die Bestände zum Ende der vergangenen Woche leicht, nach dem extrem nachfragestarken ersten Quartal ist der Wunsch nach der Seitenlinie angesichts des oben beschriebenen Umfelds aber auch verständlich. Man bedenke, dass im Q1 diesen Jahres bereits mehr als 1,2 Tonnen Nachfrage auf die Aktivitäten der entsprechenden ETFs zurückzuführen waren, dass ist die größte vierteljährliche Menge seit vier Jahren. Zentralbankbestände legten im gleichen Zeitraum um 84 Tonnen zu, was widerum doppelt so viel ist, wie noch in den vorangegangenen drei Monaten. Für die mittelfristige Zukunft sieht das WGC zwar einen weiterhin positiven Nachfragetrend, geht jedoch davon aus, dass sich der massive Kaufdruck des Vorquartals abschwächen wird.

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Auch zum heutigen Handelsbeginn zeigt sich Gold weiter schwach. Seit das Niveau um $1.920 am Freitag klar abgelehnt wurde geriet das Edelmetall ins Trudeln und konnte bislang keinen tragfähigen Boden herausbilden. Die fragile Risikostimmung im Vorfeld der morgigen FOMC-Sitzung trägt ihr übriges dazu bei. Weiter steigende Anleiherenditen und ein starker Dollar erschweren die Bodenbildung zusätzlich. Letzterer handelt so hoch wie seit 2017 nicht mehr und beendete gerade den besten Monat seit zehn Jahren. Das verteuert in Dollar denominierte Assets. Die nominalen Renditen der USA sind mittlerweile die höchsten in den Industrieländern, was den Dollar gegenüber seinen wichtigsten Konkurrenten weiter festigt. Immerhin zeigen sich Momentumindikatoren, wie der RSI, bei Gold auf den lang- und mittelfristigen Zeiteinheiten überverkauft, im Vier-Stunden-Chart sogar mit Divergenz zur Preisentwicklung.   

Gold: Die Trading Setups

Long-Setup: Der auf den kurzen Zeiteinheiten am vergangenen Freitag im Bereich um $1.920 erfolgte bärische Trendwechsel führte zu einem kräftigen, in der Spitze mehr als 66 Dollar tiefen, Fall, der nun in der Nähe der bei 1.850 Dollar befindlichen Unterstützung sein Ende zu finden scheint. Auch der RSI zeigt deutliche Divergenzen zum Preisverlauf, was neue Longs im Bereich des heutigen Tagestiefs ($1.853) in der Nähe der 1.850er-Unterstützung rechtfertigt. Die Powell-Nervosität sollte mit der Bewegung der letzten anderthalb Tage abgearbeitet sein, was das Risiko einer unmittelbaren Fortsetzung des Abwärtstrends senkt. Objektiv betrachtet sehen wir jedoch seit Mitte April einen klaren Abwärtstrend, Longs sind somit keine „Fire-and-Forget-Positionen“, sondern sollten entsprechend bearbeitet werden. Die Zielmarke einer im genannten Bereich eingegangenen Position liegt kurzfristig bei rund $1.875. Stopps bieten sich unterhalb des 78,6-Retracement-Levels der Ende Januar gestarteten Beinahe-Allzeithoch-Rally an ($1.843), unterhalb dessen wird Gold endgültig bärisch. Das Maximalziel dürfte auf Wochensicht selbst bei positivstem Powell-Katalysator nicht über $1.910 liegen.  

Short-Setup: Sowohl auf der längeren wie kürzeren Zeitebene (Tageschart/Vier-Stunden-Chart) zeigt der Trend derzeit nach unten. Wie oben beschrieben, spricht jedoch sowohl das aktuelle Preisniveau wie auch der ein oder andere Indikator für ein baldiges Ende dieser Bewegung. Neue Shortpositionen ergeben demnach im Bereich von 1.850 Dollar wenig Sinn, sehr aussichtsreich werden Verkäufe jedoch bei einem Bruch dieser Marke und anschließender Unterschreitung des kurz darunter liegenden Fibonacci-Levels ($1.843). Die nächste, etwa 15 Dollar tiefer verlaufende, Unterstützung ist schwach und dürfte den dann wahrscheinlichen Sturz in Richtung $1.800 nur kurz bremsen. Das eigentliche Ziel dieses Trades liegt noch ein wenig Tiefer, bei rund $1.780. Hier nahm die jüngste Rally in Richtung Allzeithoch ihren Anfang, die Fibonacci-Niveaus gehen von dort aus. Sollte Gold kurzfristig (und ohne maßgeblichen EInfluß von außen) zu neuem Lebensmut finden, dürfte der nächste Aufschwung im Bereich von $1.875 bereits wieder beendet werden. Hier kann ein antizyklischer Shortversuch gewagt werden, mit Ziel um $1.850. Setzt sich die Bewegung über dieses Niveau fort, greift ein Stopp kurz darüber. Der Bereich zwischen $1.890 und $1.900 sowie $1.920 sind die folgenden Verkaufsniveaus.

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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 4. Geschrieben von Jens Klatt.

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Markus Grüne
Markus Grüne Selbständiger Börsenhändler & Finanzmarktanalyst | Frankfurt am Main | (extern)

Über 14 Jahre Erfahrung als professioneller Händler und Market Maker für Aktien, Derivate und Rohstoffe. Seit 2019 Publikation eigener Börsenbriefe und Analysen mit Fokus auf Rohstoffe.