Gold Analyse: Flucht in sichere Häfen beflügelt Goldpreis – Morgige Fed-Sitzung mit Spannung erwartet

März 23, 2023 14:26
  • Aktuelle Gold Analyse 23.03.2023: Chartanalyse, Wochenausblick, Setups und mehr – für aktive Daytrader: ✅ Gold News ✅ Gold Aktuell ✅ Gold Prognose

Überblick: Gold, das große Bild

Nachdem die Korrektur der Anfang November begonnen Gold-Hausse am 28.02. zunächst in eine technische Gegenreaktion überging, konnte diese von weiterhin guten US-Arbeitsmarkt- und nach wie vor hohen Inflationszahlen auch fundamental unterfüttert werden. Im Verlauf der vergangenen Woche setzte Gold seinen Weg schließlich unsicherheitsgetrieben und mit kräftigem Momentum bis nahe an das 2.000-Dollar-Niveau heran fort. Unmittelbar zum Wochenstart fiel dann auch diese Marke, der im Bereich von sogenannten „psychologisch wichtigen“ Regionen erwartungsgemäß einsetzende Verkaufsdruck ließ die Bullen jedoch nicht lange jubeln.

Nun, nachdem sich die Europäische Zentralbank in der vergangenen Woche auch angesichts einer sich mehr und mehr entfaltenden Bankenkrise nicht von ihrem sehr deutlich angekündigten Plan, die Zinsen um 50 Basispunkte zu erhöhen (und ohne klares Signal, was wohl als nächstes zu erwarten sein könnte), hat abbringen lassen - wohl in erster Linie auf Grund der Befürchtung, dass ein geringerer Schritt Panik auslösen könnte - steht bereits am morgigen Mittwoch die US-Notenbank im Fokus. Diese sieht sich einer prekären Aufgabe gegenüber, muss sie doch ihrerseits über den nächsten Zinsschritt entscheiden, während ihr andauernder Kampf gegen die Inflation mit einer Krise im Finanzsektor kollidiert. Jerome Powell und Co. wird die Aufmerksamkeit sicher sein, wecken die jüngsten Bankzusammenbrüche doch unweigerlich Erinnerungen an die Finanzkrise von 2008. Mittlerweile schwanken die Erwartungen der Marktteilnehmer zwischen einer weiteren Zinserhöhung um einen Viertelpunkt und einer Zinspause. Sicher dürfte nur sein, dass die Fed von einer größeren Erhöhung um einen halben Punkt absehen wird, die Powell noch kurz vor dem Aufkommen von Bedenken hinsichtlich der Finanzstabilität in Aussicht gestellt hatte. Der Anleihemarkt schätzt die Wahrscheinlichkeit des 25-Basispunkte-Szenarios aktuell auf 65 Prozent, während einige Banken, darunter Goldman Sachs und Barclays, ihre Zinserwartungen änderten und nun überhaupt nicht mehr mit einer Zinserhöhung rechnen. Nachdem die Anleihen-Volatilität (gemessen am MOVE-Index) in der vergangenen Woche den höchsten Stand seit 2008 erreicht hat, ist es in jedem Fall höchst unwahrscheinlich, dass die Fed die Märkte mit einem überraschenden Zinsschritt herausfordern wird.  Die Befürchtung einer breiteren Kreditkrise und Anzeichen von Liquiditätsengpässen werden für die politischen Entscheidungsträger ein wichtiges Thema sein. In der vergangenen Woche haben Banken, die auf der Suche nach Bargeld waren, bereits eine Rekordmenge an Mitteln aus den Notfallfazilitäten der Fed abgerufen, einschließlich einer neuen Finanzierungssperre, die den bisherigen Rekord aus der Finanzkrise 2008 in den Schatten stellt.

Zwar gab es im vergangenen Jahr viele Fehlprognosen, hinsichtlich dessen, was die Fed wohl tun wird, der angenommene 25-Punkte-Schritt scheint aber deutlich wahrscheinlicher als eine Pause, obwohl sich die finanziellen Bedingungen außerordentlich verschärft haben und man durchaus argumentieren kann, etwas in der Wirtschaft sei bereits gebrochen. Ein Stopp zum jetzigen Zeitpunkt würde aber sicher zu einem weiteren Anstieg der Inflationserwartungen am Markt führen und die Renditen von Staatsanleihen mit längeren Laufzeiten in die Höhe treiben, da die Befürchtung wäre, dass die Fed nicht mehr so sehr auf die Preisstabilität achtet. Wenn die Fed jetzt eine Pause einlegen würde, müsste sie dem Markt eine sehr klare Botschaft übermitteln, dass sie die Straffung wieder aufnehmen wird, falls sich die entsprechenden Daten als stabil erweisen. Die Geschichte zeigt jedoch, dass, sobald die Fed nach einer Reihe von Zinserhöhungen eine Pause einlegt, die nächste Zinssenkung nicht lange auf sich warten lässt. Bezüglich Dollar- und Goldpreisentwicklung sollte man dies im Hinterkopf behalten. Der Anleihemarkt scheint derweil der Ansicht zu sein, dass die Finanzstabilität ein wichtigeres Thema geworden ist als die Inflationsbekämpfung. Aus diesem Grund rentieren alle Benchmark-Anleihen mit einer Laufzeit von zwei bis 30 Jahren jetzt unter vier Prozent und damit unter der politischen Untergrenze von 4,5 Prozent. Das Dilemma der Fed zwischen der Notwendigkeit, das Finanzsystem zu stabilisieren und die Inflation einzudämmen, zeichnet sich deutlich ab, da es Anzeichen dafür gibt, dass die Banken-Hilfspakete möglicherweise nicht ausreichen, um weitere Risse in der Branche zu verhindern.

Besonderes Augenmerk wird abermals auf Jerome Powells Pressekonferenz liegen. Dieser steht vor der sehr schwierigen Aufgabe, seine Haltung zu erklären, ohne weitere Bedenken zu wecken – weder hinsichtlich der Inflation noch bezüglich der Finanzstabilität. Man darf gespannt sein, insbesondere, da Powell nur wenige Tage vor dem ersten Bankzusammenbruch noch eine sehr hawkishe Prognose abgab. Und ein Hin und Her steht Zentralbanken grundsätzlich nicht gut zu Gesicht, da Wankelmütigkeit nicht gerade dazu beiträgt, Glaubwürdigkeit zu stärken oder Preisschwankungen einzudämmen. Möglicherweise spielen diesmal sogar Vorgänge im aus US-Sicht in verschiedener Hinsicht fernen Europa eine entscheidende Rolle für die Fed. Viel könnte davon abhängen, ob sich die Märkte beruhigen, während die Anleger die vereinbarte Übernahme der Credit Suisse durch die UBS verdauen. Eine negative Reaktion auf die Details des Deals in Europa könnte dafür sorgen, dass die Fed die Bremse durchdrückt. Zumindest bislang sieht es nicht danach aus. Blickt man auf den US-Dollar, so zeigt dessen scharfer Rücksetzer zumindest Pausepotenzial an. Aber wie gesagt, es gab viele Fehlprognosen in den jüngeren Vergangenheit, einzig sicher dürfte sein, dass bis auf Weiteres kein Mangel an Volatilität herrschen wird.

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Angesichts der Unsicherheiten im Finanzsektor, des nicht mehr auszuschliessenden frühen Stopps des laufenden US-Zinserhöhungszyklus sowie der damit einhergehende Dollar- und Anleiherenditeschwäche bleiben Edelmetalle en Vogue. Im Vorfeld des Auftritts Jerome Powells dürfte Gold im Bereich der 1.975er-Widerstands-/Unterstützungsmarke verharren – vorausgesetzt natürlich, die allgemeine Gemengelage eskaliert nicht erneut. Lässt man das fundamentale Umfeld ausser acht und konzentriert sich auf das Preisgeschehen, schlägt das Pendel nun mehr und mehr zugunsten der Bären aus. Nach elf Prozent (oder 200 Dollar) in den letzten eineinhalb Wochen, samt klassisch abgewehrtem Rally-Versuch in Richtung des Beinahe-Allzeithochs aus März 2022 stehen die Zeichen auf Abkühlung. Ungesund wäre eine solche tatsächlich nicht.

Long-Setup: Mit dem unmittelbar abgewehrten Ausreißer deutlich über das Vorwochenhoch hinaus lieferte Gold am frühen gestrigen Morgen auf sämtlichen Zeitebenen ein bärisches Signal und zeigt nun im Vierstundenchart (und kürzer) an der 1.990-Dollar-Marke einen neuen Widerstand. Angesichts des hochvolatilen Umfelds - auch aus fundamentaler Sicht - können sich die Bullen zunächst entspannt zurücklehnen, prozyklisch wird Gold erst wieder interessant, wenn sich der Preis erneut in diese Region bewegt. Gelingt die Überwindung dieses Niveaus lohnt der Sprung auf den fahrenden Zug, das nächste Ziel wäre direkt das schon oben angesprochene Vorjahreshoch bei rund $2.070. In diesem Fall wären Gewinnmitnahmen dort unbedingt sinnvoll, in der Vergangenheit waren nach ähnlichen Bewegungen tiefe Rücksetzer stets die Regel. Sollte Gold am sich nun etablierenden Widerstand um 1.975 Dollar scheitern, könnte die laufende Abkühlung ohne weiteres bis in den Bereich um $1.910 führen, mit Zwischenstopps bei $1.950 und $1.930. Aus technischer Sicht sollten Stopp-Levels aktuell jedoch weit gewählt werden, für realistische bärische Argumente hat Gold noch gut 100 Dollar Luft nach unten.

Short-Setup: Angesichts der weit gelaufenen - und zum Wochenstart hart eingebremsten – Rally sowie gewisser hawkisher Befürchtungen bezüglich des morgigen Fed-Entscheids, bietet das sich aktuell herausbildende Widerstandsniveau bei 1.975 Dollar eine interessante, zumindest kurzfristige, Verkaufsgelegenheit. Insbesondere in nachrichtenlosem Umfeld. Shorts an dieser Stelle haben schnelles Potenzial bis 1.950 Dollar, wählt man 1.990 Dollar als sinnvolles Stopp-Level, ergibt sich ein nicht uninteressantes Chance-/Risiko-Verhlätnis, zumal das bisher bullische Sentiment ohnehin gerade schwächelt. Setzt sich ein bis dahin gelaufender Rutsch fort, liegt das nächste Ziel nochmals 40 Dollar tiefer, wobei schon bei rund $1.930 sicherheitshalber ein paar Chips vom Tisch genommen werden können. Würde das genannte Stopp-Limit aktiviert werden, hiesse es Füsse stillhalten bis etwa $2.070. Die sehr schnellen Ziele dort etablierter Verkaufspositionen liegen bei zunächst rund $2.010, dann wieder $1.975. Setzt sich die Bewegung gen Norden fort, sollten Shorts oberhalb des bisherigen Allzeithochs ($2.075) aufgegeben und zunächst die Ausbildung weiterer Widerstandsmarken abgewartet werden.


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Gold: Die Daytrading Setups

Long-Setup: Nach dem fehlgeschlagenen Versuch, der kurzzeitigen Überwindung des Widerstands bei $1.880 einen schnellen Schub in Richtung $1.910 folgen zu lassen, testete Gold erneut die Unterseite. Bislang hielt die bei $1.850 befindliche Unterstützung, einer ernstzunehmenden Verkaufswelle in diesem Bereich dürfte sie jedoch nicht widerstehen können. Wichtiger wird der Bereich um $1.830, hier verläuft neben einer belastbaren klassischen horizontalen Unterstützung auch das 38,2-Fibonacci-Retracement der Anfang November begonnenen 340-Dollar-Rally. Aussichtsreiche Kauflimits liegen folglich dort, das nur augenscheinlich bedeutende 1.850er-Level sollte lediglich zum Zeh-ins-Wasser-halten dienen. Sollte Gold zügig nach oben drehen, möglicherweise schon heute Nachmittag in Folge der US-Inflationsdaten, lohnt ein erster prozyklischer Einstieg bei Preisen über $1.880. Eine dort eröffnete Position kann dann oberhalb des Vorwochenhochs ($1.890) ausgebaut werden. Das kurzfristige Ziel liegt dann bei $1.910. Um eine solche Bewegung darüber hinaus am Laufen zu halten, wird Schützenhilfe vor allem vom Dollar nötig sein. Dieser ist in den letzten Tagen gut gelaufen, kommt der Greenback jedoch wieder ins Rutschen (Daten heute als möglicher Auslöser) und setzt seinen übergeordneten Abwärtstrend fort, kann Gold durchaus auch wieder bis $1.950 laufen. 

Short-Setup: Gold zeigt sich aktuell auf allen Zeitebenen angeschlagen, womit die Bären wieder die Oberhand haben und dieser Markt bis auf weiteres initial von der Shortseite aus gehandelt werden sollte. Aussichtsreiche Einstiege ergeben sich daraus entweder bei einem Anstieg an den nächsten Widerstand bei $1.880 oder bei einem Bruch der bei $1.850 befindlichen Unterstützung, die zudem das gestrige Tief markiert. Wie oben schon erwähnt, ist diese Unterstützung relativ schwach, wodurch das Endziel einer wieder in Gang kommenden Verkaufswelle nochmals 20 Dollar tiefer liegt. Kommt nachhaltiger Verkaufsdruck auf, verschiebt sich dieses Ziel bis an die 1.800er-Marke heran. Antizyklische Verkäufe lohnen zwischen $1.880 und dem Vorwochenhoch bei $1.890. Ein Stopp-Loss für dort eröffnete Neupositionen sollte recht eng gewählt werden, der Bereich bis zum folgenden Widerstand bei $1.910 ist praktisch luftleerer Raum, der im Zweifel sehr schnell durchlaufen werden kann. Beachtenswert ist die auf der kurzen Zeitebene des Vierstundenchart erkennbare Divergenz zwischen Preisentwiclung und Momentumindikatoren, wie hier dem RSI. Indikatorseitig deutet sich hier nachlassender Verkaufsdruck an, was, trotz nach wie vor bärischem Setup, vor übertrieben aggressiven Shortversuchen warnt.

Frische Analyse Tages-Updates, jeden Morgen vor 09 Uhr neu für aktive Daytrader:

Handelsoptionen für Gold in beide Marktrichtungen mit CFD

Geht man von steigenden Kursen bei Gold aus, kann der risikobewusste Trader eine BUY-Position aufgeben. Geht man von fallenden Kursen aus, tätigt man eine SELL-Order. Wenn die Handelsstrategie aufgeht und der Händler auf der richtigen Marktseite ist, können in beiden Richtungen des Marktes Tradinggewinne erzielt werden. Geht die Handelsstrategie nicht auf, macht der Trader Verluste. Der Hebel bis zu 1:20 im Gold CFD multipliziert dabei die möglichen Gewinne oder Verluste.

Möchten Sie Gold als Daytrader aktiv handeln? Dann eröffnen Sie ein Demo-Handelskonto bei Admirals oder starten Sie mit einem Live-Handelskonto unter realen Bedingungen. 

 

Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 5. 

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Markus Grüne
Markus Grüne Selbständiger Börsenhändler & Finanzmarktanalyst | Frankfurt am Main | (extern)

Über 14 Jahre Erfahrung als professioneller Händler und Market Maker für Aktien, Derivate und Rohstoffe. Seit 2019 Publikation eigener Börsenbriefe und Analysen mit Fokus auf Rohstoffe.