Gold Wochenausblick: Fed sorgt für Turbulenzen – Gold leidet unter erstarkendem Dollar
Mittlerweile konnte sich Gold vom freitäglichen Tief der Powell-induzierten Abwärtsbewegung wieder deutlich absetzen und notiert nun oberhalb der wichtigen 1.800-Dollar-Marke. Der bis vergangenen Mittwochabend laufende sechswöchige Aufwärtstrend ist allerdings Geschichte...
- Aktuelle Gold Analyse 01.02.2022: Chartanalyse, Wochenausblick, Setups und mehr – für aktive Daytrader
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Überblick: Gold, das große Bild
Jerome Powell sprach, und die Märkte fielen. Bestand im Vorfeld der Fed-Pressekonferenz am vergangenen Mittwochabend noch die Hoffnung, und im Allgemeinen auch die Erwartung, dass der vorangegangene Ausverkauf an den Aktienmärkten die Pläne der US-Zentralbank hinsichtlich des angekündigten geldpolitischen Kurswechsels noch einmal ändern könnte, so bestätigte Powell in seiner kurzen Ansprache, dass dies, zumindest vorerst, nicht der Fall sei. Damit ist auch der sogenannte „Fed-Put“, also das Sicherheitsnetz des Fed-Maßnahmenkatalogs, Geschichte, und dieser hatte ja seit geraumer Zeit jeden Kursrutsch sanft wieder eingefangen. „Moderate Marktreaktionen“, wie die jüngsten (nun ja, bis zu über 17 Prozent Minus bei Nasdaq und Russel in diesem Jahr sind jedoch so moderat nun auch wieder nicht) würden die vorgesehenen Pläne für Zinserhöhung und Bilanzschrumpfung nicht zum Scheitern bringen, hieß es am Mittwoch. Insbesondere der US-Dollar, der sich in den vorangegangenen anderthalb Wochen ohnehin schon wieder deutlich von seinem diesjährigen Tiefstand abgesetzt hatte, nahm diese Botschaft sehr wohlwollend auf und sprang abermals kräftig an. Für Gold bedeutete dies nichts Gutes. Handelte das gelbe Edelmetall zu Beginn des Börsentages noch aussichtsreich nahe am wichtigen Widerstandsbereich um 1.850 Dollar, so kam es bereits im Vorfeld von Powells Rede leicht ins Rutschen, brach währenddessen endgültig ein und war Freitagmittag schließlich mehr als 70 Dollar günstiger zu haben. Seitdem stabilisiert sich der Preis innerhalb des alten Konsolidierungsbereichs zwischen $1.790 und $1.800.
Es waren dann auch insbesondere Gold und Silber, die die Äußerungen des Fed-Vorsitzenden übelnahmen, und auch jetzt sind Investoren und Ökonomen immer noch damit beschäftigt, dessen Aussagen von letzter Woche zu verdauen. Powell ebnete am Mittwoch den Weg für eine Runde von Zinserhöhungen, die schneller, weiter und häufiger erfolgen könnten, als die Finanzmärkte erwartet hatten. Hatten sich Ökonomen und Marktteilnehmer bisher auf eine erste sichere Zinserhöhung im März um die üblichen 25 Basispunkte geeinigt, gehen nicht wenige mittlerweile vom der doppelten Höhe aus. Die Aufregung, die um diesen Termin herum herrschen wird, lässt sich schon jetzt erahnen. Zudem herrscht nun keineswegs mehr Konsens über die Anzahl der kommenden Zinsschritte. Bislang ging man von vier Erhöhungen in diesem Jahr aus, Bankenschätzungen schwanken nun bereits zwischen fünf (u.a. Goldman Sachs und Deutsche Bank) und sieben (Bank of America). Interessanterweise gibt es außer Powells Signal, dass die Fed im März mit der Anhebung der Zinssätze beginnen wird, keinen konkreten Spielplan. Auch dieser Umstand trägt zur marktübergreifend zu beobachtenden Volatilität bei, Anleger und Öffentlichkeit haben tatsächlich wenige Anhaltspunkte bezüglich des zukünftigen Kurses. Zwei Worte stachen jedoch aus Powells Briefing hervor - "stetig" (steady) und "flink/geschickt" (nimble). Beide benutzte er drei Mal, zum Beispiel: "Dies wird ein Jahr sein, in dem wir uns stetig von der sehr unterstützenden Geldpolitik, die wir eingeführt haben, entfernen.", und "Wir müssen flink/geschickt sein, damit wir auf die gesamte Bandbreite plausibler Ergebnisse reagieren können.“ Nun ja. Powell-Deutungen sind nicht einfach, es könnte aber bedeuten, dass zunächst nur kleine, jedoch mehrere Zinserhöhungen umgesetzt werden (März, Mai, Juni, jeweils ein Viertelprozentpunkt), man daraufhin abwartet, wie die Inflation reagiert, um dann gegebenenfalls „flink“ zu reagieren. Das wiederum wären weit weniger bärische Aussichten, als der Markt sie offenbar gerade einpreist. Vor diesem Hintergrund sollte man sich an erhöhte Volatilität gewöhnen und den eingehenden Wirtschaftsdaten mehr denn je Aufmerksamkeit schenken.
Aufmerksamkeit verdient weiterhin auch das Save-Haven-Argument Ukraine, und es scheint, als wäre ein gehöriger Teil des sich dort manifestierenden Risikos auch weiterhin im Goldpreis enthalten. Dort nehmen die Spannungen weiter zu. Nach Angaben des Pentagon hat Russland seine Truppen am Wochenende an der ukrainischen Grenze weiter aufgestockt, wobei der Kreml nach wie vor bestreitet, dass eine Invasion geplant ist. In den USA steht man derweil kurz vor der Einigung über ein Sanktionsgesetz, und Joe Biden kündigte an, weitere Truppen nach Osteuropa entsenden zu wollen. Russland hingegen fordert eine Erklärung bezüglich europäischer Sicherheitsverpflichtungen, bevor es seine nächsten Vorschläge macht. Für die Märkte bleibt die sich aus dieser Situation ergebende Ungewissheit nach wie vor eine wichtige Triebfeder, besonders natürlich für den Ölpreis, wo die globalen Referenzsorten Brent und WTI auf dem höchsten Stand seit 2014 notieren, aber auch für Gold, das üblicherweise von derartigem geopolitischen Konfliktpotenzial profitieren kann. Persönlich gehe ich davon aus, dass diese Situation auf diplomatischem Wege gelöst wird. Sie muss es im Grunde auch, da die Konsequenzen andernfalls derart weitreichend sein könnten, dass die Frage nach der zukünftigen Goldpreisentwicklung für Sie und mich eine ganze Zeit lang eher eine untergeordnete Rolle spielen dürfte. Nichtsdestotrotz ist die Spannung weiterhin hoch und ein Teil des aktuellen Goldpreises besteht schlicht aus Risikoprämie. Sollte sich die Lage dort langsam normalisieren, dürfte Gold das gut wegstecken können, eine plötzlich neu entdeckte Freundschaft zwischen den beiden Großmächten könnte diese Prämie jedoch durchaus in einer schnellen Abwärtsbewegung abbauen.
Zur ohnehin schon nachlassenden chinesischen Nachfrage nach physischem Gold auf Grund von dort sehr konsequent umgesetzten Lockdowns und sich wieder abschwächender Wirtschaftsleistung (allein die Schweizer Exporte nach China verringerten sich im Dezember um 25 Prozent, die Einfuhren aus Hongkong gingen um knapp 44 Prozent zurück) kommt aktuell noch das heute beginnende chinesische Neujahrsfest als dämpfender Faktor hinzu. Damit verbunden sind drei gesetzliche Feiertage (traditionell sind es jedoch 15), in der Regel werden jedoch fünf bis acht Tage frei genommen.
Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage
Mittlerweile konnte sich Gold vom freitäglichen Tief der Powell-induzierten Abwärtsbewegung wieder deutlich absetzen und notiert nun oberhalb der wichtigen 1.800-Dollar-Marke. Der bis vergangenen Mittwochabend laufende sechswöchige Aufwärtstrend ist allerdings Geschichte und Gold dürfte zunächst in eine Phase der Neuorientierung übergehen, bei der die Nähe zu wichtigen Chartmarken für Beruhigung sorgen sollte. Kurzfristig wird das Aufwärtspotenzial überschaubar bleiben, auf Grund der übergeordneten Furcht vor einer aggressiv agierenden US-Notenbank, des starken Dollars sowie der derzeit fehlenden Bereitschaft der Marktteilnehmer, die Möglichkeit trotz allem weiterhin hoch bleibende Inflationsdaten anzuerkennen. Besonders sensibel reagiert Gold nach wie vor auf die Bewegungen des US-Dollars. Sowohl der jüngste Abverkauf als auch die Aufwärtsbewegung seit Wochenbeginn geht massgeblich auf dessen Preisentwicklung zurück.
Gold: Die Trading Setups
Long-Setup: Die schnelle und kräftigen Abwehrreaktion am Freitagstief bei 1.780 Dollar deutet auf die Akzeptanz dieser Marke als signifikantes Bewegungstief hin. Bislang ist die laufende Gegenbewegung jedoch nicht mehr als eine technische Reaktion, im Zuge dererer ein in Kürze abermals einsetzender Rücksetzer nicht auszuschliessen ist. Dieser dürfte mindestens die 1.800er-Marke testen, gut vorstellbar ist auch ein Rückfall bis in die Region um $1.795. Eine hier aufgebaute Longposition hat bei zügigem Überschreiten des nächsten Widerstands Potenzial bis ca. $1.815. Aktuell befindet sich Gold allerdings noch im Frühstadium einer Aufwärtsbewegung, wenn überhaupt, der Begriff „Orientierungsphase“ ist möglicherweise tatsächlich passender. So eine Situation lässt sich unterschiedlich handhaben: entweder man legt sich an den bedeutsamen Chartmarken fest ($1.800, $1.795, $1.790), akzeptiert die unklaren Preisbewegungen einigermaßen emotionslos als Marktrauschen und realisiert Fehler erst in wirklich bärischem Terretorium unterhalb des Vorwochentiefs, oder man tastet sich mit sehr kleinteiligem aktiven Handel am aktuellen Preisniveau entlang, bis man seine Longposition möglichst schadlos in sicherere Gefilde mitgeführt hat. Das ist eine Zeit- aber auch Typfrage. Aus technischer Sicht liegen gute Einstiegsniveaus für frische Longs in der Region um $1.800, zwischen $1.795 und $1.790 und darunter antizyklisch bei $1.770.
Short-Setup: Noch ist nicht entschieden, ob der jüngste Abverkauf den Beginn eines neuen stabilen Abwärtstrends kennzeichnet oder lediglich die leicht überzogenen Reaktion auf die anstehende Normalisierung der US-Zinspolitik war. Sehr bärisch wäre eine zeitnahe Fortsetzung dieser Bewegung bis unter das Tief vom vergangenen Freitag hinaus, sprich Preise unterhalb von $1.780 dürften mit Zwischenstopp um 1.770 Dollar zügig eine weitere Etage tiefer, bis nach rund $1.750, führen. Hier verläuft, neben einem klassischen Unterstützungsniveau, zudem das 78,6-Prozent-Retracement der von Ende September bis Mitte November laufenden Goldrally. Dieses Fibonacci-Level ist sehr bedeutsam, da es typischerweise als „letzte Verteidigungslinie“ fungiert und ein Bruch oft bis zum Beginn der entsprechenden Bewegung zurückführt. Das Ziel liegt in diesem Fall um $1.725. Kann Gold seine laufende Erholung fortsetzen, werden antizyklische Shorts im Bereich von $1.815 und, zwar unwahrscheinlich aber möglich, $1.830 interessant. Die Ziele liegen jeweils rund 15 Dollar tiefer. Sollte den Goldbullen bereits auf aktuellem Niveau die Luft ausgehen, kann unterhalb von $1.800 auf einen weiteren Zehn-Dollar-Rutsch spekuliert werden. Der 1.800er-Bereich dürfte jedoch zunächst recht volatil umspielt werden, bis sich ein klareres Bild ergibt.
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Handelsoptionen für Gold in beide Marktrichtungen mit CFD
Geht man von steigenden Kursen bei Gold aus, kann der risikobewusste Trader eine BUY-Position aufgeben. Geht man von fallenden Kursen aus, tätigt man eine SELL-Order. Wenn die Handelsstrategie aufgeht und der Händler auf der richtigen Marktseite ist, können in beiden Richtungen des Marktes Tradinggewinne erzielt werden. Geht die Handelsstrategie nicht auf, macht der Trader Verluste. Der Hebel bis zu 1:20 im Gold CFD multipliziert dabei die möglichen Gewinne oder Verluste.
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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 4.
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