Gold Analyse: Dollar und Anleiherenditen belasten den Goldmarkt – Heutige US-Inflationsdaten mit Spannung erwartet
Angesichts der hohen Volatilität im Dollar in der vergangenen Woche war auch selbige bei Gold durchaus gerechtfertigt. Unter dem Strich weist der Weg des geringsten Widerstands hier aktuell nach unten, zum einen, da die Dollar-Charts nach oben drehen und Gold zum anderen auf sämtlichen Zeitebenen technisch angeschlagen ist.
- Aktuelle Gold Analyse 14.02.2023: Chartanalyse, Wochenausblick, Setups und mehr – für aktive Daytrader: ✅ Gold News ✅ Gold Aktuell ✅ Gold Prognose
Überblick: Gold, das große Bild
In der relativ datenarmen vergangenen Woche mühte sich Gold redlich am Durchbruch des nahen, bei 1.880 Dollar verlaufenden, Widerstandsniveaus. Von Erfolg gekrönt waren diese Versuche allerdings nicht. Maßgeblicher Gegenwind bläst weiterhin aus Richtung US-Dollar und Anleiherenditen, beide setzen ihre in der Vorwoche begonnene Aufwärtsbewegung fort, was Gold nach seinen zaghaften Anstiegsversuchen wieder in Richtung der 1.850-Dollar-Marke drückte. Die heute Nachmittag anstehenden US-Verbraucherpreisdaten sind die wichtigste Veröffentlichung in dieser Woche.
Die letzte Kilometer ist immer der schwerste, sagt ein Sprichwort. Und wenn es darum geht, die Inflation nach einem starken, breit angelegten Anstieg wieder zu senken, scheint es einer Studie von Oxford Economics zufolge auch zuzutreffen. So hat der Bereich Makroszenarien dieser Forschungsgruppe gerade Dutzende von Inflationsschüben untersucht. Das Ergebnis ist, dass die Geschichte vor einem frühzeitigen Schwenk der Zentralbanken - weg von einer straffen Geldpolitik hin zu einer wieder lockereren - warnt. Dem Bericht der Forscher zu Folge liegt das Inflationsniveau in etwa zwei Dritteln der vergleichbaren Fälle auch drei Jahre nach Erreichen des Höchststandes noch hartnäckig über dem Tiefpunkt vor dem Inflationsschub. Zudem blieb in den meisten dieser Fälle mehr als ein Viertel des Inflationsanstiegs in diesem Stadium bestehen. Folglich sind sie Worte von Notenbankern wie Jerome Powell (oder das, was die Märkte davon hören wollen) das eine, das andere ist die Realität, die mit großer Wahrscheinlichkeit eben noch keinen Zinspivot zulässt. Das Entscheidende scheint tatsächlich zu sein, „was die Märkte hören wollen“, denn die Wortwahl der Notenbanker war ja diesbezüglich zuletzt relativ klar. So blieb auch Jerome Powell bei einer Rede am letzten Dienstag bei seiner Aussage, dass die Zinsen weiter steigen müssen, um die Inflation zu bekämpfen. Seine Äußerungen lassen vermuten, dass der von den Beamten im Dezember prognostizierte Zinshöchststand von 5,1 Prozent eine eher weiche Obergrenze darstellt. Auch der Präsident der Federal Reserve Bank of Atlanta, Raphael Bostic, sagte, dass der starke Arbeitsmarktbericht vom Januar die Möglichkeit erhöht, dass die Zentralbank die Zinssätze auf einen höheren Höchststand anheben muss, als die Entscheidungsträger zuvor erwartet hatten. Bostic bekräftigte sein Basisszenario, wonach die Zinssätze 5,1 Prozent erreichen - was dem Median der Dezemberprognosen entspricht - und bis 2024 auch auf diesem Niveau verharren werden. Andere gehen sogar noch weiter. Jamie Dimon etwa bekräftigte seine Auffassung für die Notwendigkeit eines höheren Endziels abermals, Citigroup sieht den Spitzenwert sogar bei sechs Prozent. Und warnt, dass die Marktteilnehmer dieses Risiko bislang schlicht ignorierten. Besonders ignorant zeigen sich dahingehend die Aktienmärkte, während Rohstoff- und vor allem Anleihemärkte durchaus „die richtigen“ Signale senden. Die US-Renditekurve beispielsweise invertiert sich zusehends und steigt auch insgesamt wieder an, was eben jenen Worten der Notenbanker und Ökonomen Rechnung trägt und ebenfalls ein ausbleiben der gefürchteten „harten Landung“ impliziert. Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen sieht der Private-Banking-Bereich der Deutschen Bank bis auf 4,20 Prozent steigen (jetzt 3,7), wenn sich die Wirtschaft bis zum Jahresende erholt.
In Sachen Rezession gehen nicht wenige Ökonomen, zumindest für die USA, aktuell ohnehin von dem Szenario einer sogenannten „rollenden Rezession“ aus, bei der verschiedene Sektoren einen Abschwung nicht zeitgleich, sondern in unterschiedlichen Phasen erleben. Wodurch die Gesamtwirtschaft wiederrum einen allgemeinen Abschwung vermeiden kann. Angefangen beim Wohnungsbau, ein Bereich der nach dem Anstieg der Hypothekenzinsen bereits in eine Rezession geraten ist, über das verarbeitende Gewerbe, was gerade kippt, hin zum Dienstleistungssektor. Beispiele aus der Vergangenheit gibt es dafür: 2016 schadete ein steigender Dollar den US-Exporteuren und ein Rückgang der Rohstoffpreise schmälerte die Einnahmen von Landwirten und Ölgesellschaften. Mitte der 1980er Jahre traf ein Einbruch der Energiepreise im Wesentlichen Texas, aber es gab keine nationale Rezession. Sowohl aus Sicht der Zentralbanker als auch aus der der Anleger wäre es geradezu ideal, wenn diese rollenden Rezessionen anhalten würden. In diesem Szenario würde sich die Schwäche im Dienstleistungssektor zunächst fortsetzen, bei gleichzeitiger Abkühlung des heißegelaufenen Arbeitsmarktes, während sich die beiden anderen Sektoren stabilisieren und dann wieder anziehen würden. Unter dem Strich erhält man dann eine Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit und einen Höchststand der Inflation - aber keinen allgemeinen Abschwung. Insgesamt sind die US-Wirtschaftsdaten in letzter Zeit ohnehin sehr gut ausgefallen - so gut, dass der "Economic Surprise-Index“ der Citigroup in den positiven Bereich gesprungen ist. Für die Märkte, auch für Gold, ist das eher schlecht. Stärkere Wirtschaftsdaten - wie die überragenden US-Beschäftigungs- und Dienstleistungszahlen vom Januar - deuten darauf hin, dass die US-Notenbank noch mehr zu tun bekommen wird.
Angebotsseitig blieb die desolate Stromversorgungssituation in Südafrika bislang ohne merklichen Preiseffekt, trotz durchaus spürbar sinkender Fördermengen – allein im Dezember ging die Produktion aus Mangel an zuverlässig fließender Elektrizität abermals um 3,3 Prozent zurück. Mittlerweile drängen die Daten über Produktionseinbußen dieses zu den bedeutendsten Produzenten zählenden Staates jedoch mehr und mehr in die Schlagzeilen. Sollte die Blackout-Problematik dort nicht zügig in den Griff zu bekommen sein, dürfte die Bedeutung dieser Situation noch erheblich zunehmen.
Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage
Angesichts der hohen Volatilität im Dollar in der vergangenen Woche war auch selbige bei Gold durchaus gerechtfertigt. Unter dem Strich weist der Weg des geringsten Widerstands hier aktuell nach unten, zum einen, da die Dollar-Charts nach oben drehen und Gold zum anderen auf sämtlichen Zeitebenen technisch angeschlagen ist. Die heutigen US-Verbraucherpreisdaten (14:30 Uhr) dürften für den gesamten Edelmetallsektor ein Großevent werden. Um den Rückschlag der letzten Tage abzuschütteln, werden die Bullen auf einen leichten Inflationsrückgang hoffen.