Gold Analyse: Powell-Euphorie offenbar verfrüht – Gold gerät abermals unter Druck

Dezember 06, 2022 12:28

Wirklich nachvollziehbar war das Ausmaß des auf Powells Ansprache folgenden Aufschwungs nicht, auch nicht, dass die schon am Donnerstag immer lauter werdenden Hinweise auf das höhere Endziel und die längere Dauer bis zum Ende des Straffungszyklus keinerlei Gehör fanden. Nicht einmal die erheblich besseren Arbeitsmarktdaten brachten die Goldbullen (und andere) aus dem Konzept.

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Überblick: Gold, das große Bild

Der Rede Jay Powells vom vergangenen Mittwoch am Brookings Institute, einer bekannten US-Denkfabrik, wurde mit einiger Spannung entgegen gesehen, konnte doch recht sicher davon ausgegangen werden, dass sich der Fed-Chef dort konkretere Hinweise auf den möglichen Umfang des bevorstehenden letzten Zinsschritts in diesem Jahr und darüber hinaus auch bezüglich der weiteren geldpolitischen Pläne seines Hauses entlocken lassen würde. Unter dem Strich wusste Powell allerdings nichts Neues zu verkünden und signalisierte lediglich, dass die US-Zentralbank zum einen das Tempo der Zinserhöhungen im nächsten Monat verlangsamen wird, und betonte zum anderen, dass die Kreditkosten höher steigen als anfangs gedacht und noch einige Zeit restriktiv bleiben müssten, um die Inflation zu bekämpfen. Dies war im Grunde nur eine Wiederholung verschiedener früherer Äußerungen aus den Reihen der US-Notenbank und entsprach zudem weitgehend den Erwartungen. Doch die Bestätigung, dass ein langsameres Tempo der Zinserhöhungen bevorsteht, löste eine breitangelegte Rallye bei Aktien, Anleihen, Rohstoffen und Edelmetallen aus und drückte den Dollar auf ein Dreimonatstief. Gold überschritt im Zuge der infolgedessen einsetzenden 50-Dollar-Rally die 1.800-Dollar-Marke. Auszugehen ist nun von einer Leitzinsanhebung um 50 Basispunkte am 14.12., nachdem vier aufeinanderfolgende Anhebungen um 75 Basispunkte diesen auf einen Zielbereich von 3,75 bis vier Prozent gebracht haben. Wäre die angesprochene Verlangsamung der kommenden Zinsschritte die alleinige Essenz der Rede gewesen, wären die kräftigen Kursaufschwünge nahezu sämtlicher Assetklassen leicht zu rechtfertigen gewesen. Überhört wurde scheinbar der Hinweis auf das höher liegende Zinsendziel, was bei dem ein oder anderen durchaus berechtigte Zweifel an der Nachhaltigkeit dieser Bewegungen weckte. Die zwei Tage später folgenden unerwartet „heißen“ Arbeitsmarktdaten dämpften die Euphorie auch nur kurz. Mit 263.000 neugeschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft wurden die Erwartungen deutlich übertroffen (200K), die Arbeitslosenquote liegt unverändert bei moderaten 3,7 Prozent. Wirklich schwach zeigte sich der US-Arbeitsmarkt also nicht, ergo sollten auch die Hoffnungen auf ein baldiges Ende des laufenden Straffungszyklus verpuffen. Was verpuffte war jedoch lediglich der initiale Rücksetzer, immerhin 20 Dollar, in den verbleibenden Stunden bis zum Wochenschluss hatte sich Gold bereits wieder seinem Wochenhoch im Bereich der 1.800er-Marke angenähert. Diese beiden wichtigsten Datenpunkte der vergangenen Woche, Jerome Powells Rede am Brookings Institute und später die Veröffentlichung des monatlichen US-Arbeitsmarktberichts, brachten also auch den Goldmarkt gehörig in Wallung. Dabei drohte die anfängliche Fed-Euphorie zurecht dem folgenden NFP-Rückschlag zum Opfer zu fallen, wirklich Kraft verlor Gold jedoch erst im Verlauf des gestrigen Tages nachdem sich abermals hinzukommende Rezessionssorgen manifestierten.

Die jüngsten Daten aus den USA und dem Euroraum deuten zwar insgesamt auf eine Abschwächung des Preisdrucks hin. Die Lieferketten scheinen sich zu entspannen, und die Preise für Lebensmittel und Kraftstoffe sind gesunken. Schätzungen gehen nun von einem Höchststand im dritten Quartal von 9,8 Prozent (global) und einem Rückgang auf knapp fünf Prozent bis Ende 2023 aus. Skepsis bleibt jedoch angeraten. Eine erneute Öffnung Chinas würde sowohl Nachfrage als auch Rohstoffkosten ankurbeln, zudem könnten die Arbeitnehmer, denen die gestiegenen Lebenshaltungskosten zu schaffen machen, die Löhne in die Höhe treiben. Und selbst wenn der Höhepunkt erreicht sein sollte, bedeutet dies keineswegs, dass das Schlimmste vorbei ist. Die Verbraucherpreise liegen so deutlich über der Komfortzone der Zentralbanken, dass weitere Straffungen erforderlich sein werden, selbst wenn Rezessionsrisiken drohen.

Anleiherenditen und insbesondere der US-Dollar sind die großen Stützen des laufenden Goldaufschwungs. Angesichts der geschilderten Erwartungen bezüglich einer sich mäßigenden Fed und wachsenden Optimismus hinsichtlich Chinas Wiedereröffnungsplänen musste der Greenback immerhin mehr als die Hälfte seiner diesjährigen Gewinne einbüßen. Der Dollar-Index (DXY) hat seinen diesjährigen Anstieg auf etwa neun Prozent reduziert, nachdem er zuvor bis zu 20 Prozent zugelegt hatte. Es sollte beachtet werden, dass die bevorstehende globale Wirtschaftsberichterstattung recht aktiv und daher die Aussicht auf weitere Zinserhöhungsdiskussionen entsprechend hoch sein wird. Neben Erzeuger- und Verbraucherpreisindizes aus China, US-Erzeugerpreisen, -Inflationserwartung und -Verbrauchervertrauen dürfte sich auch die EZB noch einmal zu Wort melden. Dort haben Christine Lagarde und Kollegen am morgigen Mittwoch zum letzten Mal bis zur Zinsentscheidung am 15. Dezember die Gelegenheit, die Öffentlichkeit über ihre Einschätzungen zu informieren, bevor tags darauf die einwöchige Blackout-Periode beginnt.

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Wirklich nachvollziehbar war das Ausmaß des auf Powells Ansprache folgenden Aufschwungs nicht, auch nicht, dass die schon am Donnerstag immer lauter werdenden Hinweise auf das höhere Endziel und die längere Dauer bis zum Ende des Straffungszyklus keinerlei Gehör fanden. Nicht einmal die erheblich besseren Arbeitsmarktdaten brachten die Goldbullen (und andere) aus dem Konzept. Möglicherweise diente die Ruhe des Wochenendes dem Erkenntnisgewinn, in jedem Fall trugen die Anleger der sich auf Grund der nicht wirklich verbessernden Zinssituation hoch bleibenden Rezessionsgefahr Rechnung und ließen zum Wochenauftakt wieder Luft aus den Märkten. Gold verbilligte sich in der Spitze um 44 Dollar und notiert nun wieder deutlich unterhalb der schon überwunden geglaubten Widerstandszone zwischen $1.785 und $1.800. Damit liegt das Edelmetall leicht über dem Niveau von kurz vor der Powell-Rede, was nach einer deutlich realistischeren Bewertung aussieht. Trotz dessen sollte im Hinterkopf behalten werden, dass die realen Zinssätze immer noch negativ sind - und dies wahrscheinlich auch noch mindestens zwei Monate lang bleiben werden – womit Gold auch auf aktuellem Niveau als Anleihealternative attraktiv bleibt.


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Gold: Die Daytrading Setups

Long-Setup: Mit dem mehr als 40-Dollar-Rutsch zum Wochenbeginn hat Gold die auf der kurzen Zeitebene des 4-Stunden-Charts bereits überkaufte Situation wieder neutralisiert und sammelt nun im Bereich des 23,6-Fibonacci-Retracements der Anfang November begonnenen Aufwärtsbewegung Kraft. Hier, bei rund $1.765, verläuft zudem die Oberseite der engen Seitwärtsbewegung der letzten drei Wochen. Diese fungiert nun als Unterstützung, und bietet sich als erstes Kaufniveau unterhalb der bekannten Widerstandszone an. Dennoch ist an dieser Stelle Vorsicht angeraten. Kann Gold sich nicht zeitnah wieder über die Hochs des sich gerade herausbildenden Bodens absetzen ($1.777), wird der Rutsch hinein in den vormaligen Konsolidierungsbereich um die 1.750-Dollar-Marke herum unvermeidbar sein. Dessen Unterseite (rund $1.735) dürfte zwar halten, wer die Situation aber nicht aussitzen möchte, trennt sich von frischen Longs bereits wieder beim Eintritt in diesen Bereich, kurz unter $1.762, und steigt entsprechen an der Unterseite wieder ein. Prozyklisch sollte die Überwindung von 1.785 Dollar abgewartet werden, gelingt dies, steht ein abermaliger Test der runden 1.800er-Marke bevor. Spekulativere Naturen werden hier von Gewinnmitnahmen absehen und erst unterhalb von $1.785 per Stopp-Loss aussteigen. Bei einem neuerlichen Test der jüngsten Hochs liegt deren Überwindung und der folgende Run in Richtung $1.830 und $1.850 in der Luft.

Short-Setup: Schlägt der gerade begonnene Versuch einer Bodenbildung am oberen Ende der vorigen Seitwärtszone fehl lohnt der Shorteinstieg, sobald Gold mit Preisen unterhalb von 1.764 Dollar wieder in diese zurückfällt. Das erste, schnelle Ziel liegt dann bei $1.732. Hält auch diese Marke nicht, haben prozyklisch eröffnete Shorts kurz darunter schnelles Potenzial bis an die nächste Unterstützung bei $1.720. Dort sind Gewinnmitnahmen angeraten, ein neuer Einstieg folgt unterhalb dieses Niveaus. Der Endpunkt des dann zu erwartenden Rutsches liegt bei $1.675, mit Zwischenstopp für eventuelle Teilschliessungen im Bereich der 1.700er-Marke. Sollte Gold wieder Fahrt aufnehmen und sein Aufwärtsmomentum wiederfinden, bieten sich antizyklische Shortversuche um die 1.800-Dollar-Marke herum an, im Bereich des Freitagshochs. Das erste Ziel liegt bei $1.785. Das Bewegungshoch bei $1.810 wäre dann auch der Verlustmitnahmepunkt. Oberhalb dessen gibt es für Shortpositionen aus technischer Sicht zunächst kein Argument mehr.

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Geht man von steigenden Kursen bei Gold aus, kann der risikobewusste Trader eine BUY-Position aufgeben. Geht man von fallenden Kursen aus, tätigt man eine SELL-Order. Wenn die Handelsstrategie aufgeht und der Händler auf der richtigen Marktseite ist, können in beiden Richtungen des Marktes Tradinggewinne erzielt werden. Geht die Handelsstrategie nicht auf, macht der Trader Verluste. Der Hebel bis zu 1:20 im Gold CFD multipliziert dabei die möglichen Gewinne oder Verluste.

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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 5. 

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Markus Grüne
Markus Grüne Selbständiger Börsenhändler & Finanzmarktanalyst | Frankfurt am Main | (extern)

Über 14 Jahre Erfahrung als professioneller Händler und Market Maker für Aktien, Derivate und Rohstoffe. Seit 2019 Publikation eigener Börsenbriefe und Analysen mit Fokus auf Rohstoffe.