Gold Analyse: Inflationsargument gewinnt zunehmend an Bedeutung
Immer mehr Ökonomen, Zentralbanker und sonstige Experten kommen zu der Einschätzung, dass sich die Inflationsproblematik weiter verfestigen dürfte und Gold als Sicherer Hafen davon profitieren wird.
- Aktuelle Gold Analyse 26.10.2021: Chartanalyse, Wochenausblick, Setups und mehr – für aktive Daytrader
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Überblick: Gold, das große Bild
Auch zu Beginn der vergangenen Woche war die Verunsicherung noch spürbar, die der zum Vorwochenschluss vorausgegangene Kurseinbruch ausgelöst hatte. Die zügige Rückeroberung des um 1.770 Dollar befindlichen Widerstandsbereichs brachte die Goldbullen jedoch wieder in die Spur, ein neuerlicher Test dieser Marke am vergangenen Dienstagnachmittag blieb folgenlos und leitete in eine seitdem stabil laufende Aufwärtsbewegung über.
Betrachtet man die Arbeitsmarktdaten der USA, darf man vorsichtig optimistisch sein hinsichtlich der dortigen wirtschaftlichen Entwicklung. Nach drei Wochen mit niedrigeren Anträgen auf Arbeitslosenunterstützung, sowohl die laufenden als auch die Erstanträge betreffend, fielen diese in der vergangen Woche auf ihre „Pandemie-Tiefststände“. Zudem stabilisieren sich die täglichen US-Infektionen auf einem relativ niedrigerem Plateau, wobei die Daten der letzten Woche nur noch etwa halb so hoch waren, wie in den der beiden vorangegangenen Wochen. Darüber hinaus stehen die USA kurz vor einem weiteren Konjunktur-/Ausgabepaket. Einhergehend mit sich dort durch sämtliche Sektoren ziehenden merklichen Lohnsteigerungen könnte nun in naher Zukunft auch die allgemeine Verbrauchernachfrage wieder stärker anziehen. Diese käme dann zu den bisherigen, angebotsseitigen, Inflationsargumenten, wie unter anderem Lieferkettenengpässen und Energieknappheit (bzw. der Sorge davor, insbesondere angesichts des bevorstehenden Winters), hinzu. Damit kommen auch immer mehr Ökonomen, Zentralbanker und sonstige Experten zu der Einschätzung, dass sich die Inflationsproblematik weiter verfestigen und weit weniger transitorisch entwickeln dürfte als bisher angenommen. Interessant sind in diesem Zusammenhang auch die Ausführungen des legendären Investors Paul Tudor Jones aus der vergangenen Woche, der von einem geradezu hyperinflationären Szenario ausgeht, sollte es der Fed nicht sehr (!!) zeitnah gelingen, den Zug wieder abzubremsen. Wirklich deutlich im Tenor des bisherigen Narrativs äußert sich eigentlich nur noch US-Finanzministerin Janet Yellen (und hierzulande Frau Lagarde), die die Situation jüngst als „vorübergehenden Schmerz“ bezeichnete. Spätestens in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres wäre der Spuk vorbei. Das wird man sehen. Aktuelle Realität ist jedenfalls, dass die vom Markt implizierten Inflationserwartungen in den USA derzeit so hoch sind wie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr. Dies lässt sich am Break-even-Satz für fünfjährige inflationsgeschützte Staatsanleihen ablesen, der auf den höchsten Stand seit der Wiedereinführung dieser Laufzeit im Jahr 2004 angestiegen ist. Bei uns in Europa sieht es so aus, als würde die EZB ihr reguläres Anleihekaufprogramm noch einmal aufstocken und flexibler gestalten, bevor die Pandemiekäufe dann im März 2022 auslaufen werden. Die überwiegende Zahl der sich zu diesem Thema äußernden Wirtschaftswissenschaftler geht davon aus, dass die EZB im Dezember mit dem Auslaufen ihres Notfallplans beginnen wird, wobei jeder Vierte von ihnen meint, dass diesem Plan ein neues Programm folgen könnte. Aktuell verlangsamt sich die Dynamik der Wirtschaftstätigkeit im Euroraum insgesamt, einhergehend allerdings mit so schnell steigenden Verbraucherpreisen, wie seit 20 Jahren nicht mehr, da die Unternehmen nun ihre gestiegenen Kosten beginnen an die Kunden weiterzugeben.
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Die beiden wichtigsten, als Schutz gegen Kaufkraftverlust geltenden, Edelmetalle, Gold und Silber, haben in den letzten 12 Monaten nicht durchgängig von Inflationssignalen profitieren können. Nun scheint es jedoch, dass beide Metalle auf diesbezügliche Entwicklungen empfindlicher reagieren. Allerdings muss man festhalten, dass die bärische Stimmung so lange vorherrschend war, dass das spekulative Interesse tatsächlich eher langsam zurückkehrt, und auf Gold trifft dies momentan noch stärker zu als auf dessen „kleinen Bruder“. Bis Ende der vergangenen Woche haben sich die Bestände der Gold-ETFs im Vergleich zum Jahresbeginn um mehr als acht Prozent reduziert, und auch in letzter Zeit vermeldet diese Anlageklasse weiterhin beständig Abflüsse. Man darf jedoch nicht vergessen, dass Kleinanleger die Schlüsselkomponente der täglichen Zu- und Abflüsse bei ETFs darstellen, und diese Marktteilnehmergruppe erfahrungsgemäß nicht dazu tendiert, an den „richtigen“ Niveaus „richtig“ zu agieren (mit anderen Worten: Tiefststände werden gerne verkauft und Hochs gekauft, kennen wir alle). Insofern darf man ETF-Daten durchaus als Spätindikator betrachten. Die Zentralbanken verschiedener Staaten hingegen haben ihr Interesse wieder entdeckt. Für September zeigen die Daten des Internationalen Währungsfonds Nettozukäufe von Ländern, wie Russland, Indien, Tschechien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Philippinen und Usbekistan. Zudem erhöhten sich die Goldexporte aus der Schweiz, dem wichtigsten Drehkreuz für das Edelmetall in Europa, im gleichen Zeitraum um knapp ein Prozent. Bemerkenswerterweise steigerte sich die Ausfuhrmenge nach China dabei um mehr als 19 Prozent.
Unter dem Strich dürfte eine anhaltend risikofreudige Stimmung an den Märkten, weiter steigende Energiepreise und Anzeichen für wirtschaftliche Fortschritte dem Goldpreis weiter Auftrieb verleihen. Als Jahresendziel erscheint der Bereich um $1.950 nicht unrealistisch.
Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage
Die laufende Aufwärtsbewegung bei Gold zeigt sich bemerkenswert stabil und lässt sich auch von den üblichen Störfaktoren aus Richtung Währung und Zinsen aktuell nur wenig beeindrucken. Insbesondere die Entwicklung der Anleiherenditen spielt momentan nur eine untergeordnete Rolle. Dies kann auf den ersten Blick überraschen, denn sowohl die Renditen der 5- als auch der 10-jährigen US-Staatsanleihen ziehen in einem stabilen Aufwärtstrend nach oben. Das Gold dies nicht weiter übel nimmt, ist auf den zunehmenden Inflationsfokus zurückzuführen. Offenbar sieht der Markt die zukünftigen realen Renditen derzeit so niedrig, dass Gold weiter an Attraktivität gewinnt. Übergeordnet befindet sich das Edelmetall nach wie vor in einem Abwärtstrend, die Entwicklung auf der kurzen Zeitebene spricht aber sehr für ein zeitnahes Erreichen dessen Oberkante bei rund $1.830, eventuell auch eines darauf folgenden Tests des nächsten Widerstands im Bereich um $1.850.
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Gold: Die Trading Setups
Long-Setup: Nach dem Rückfall auf die bei $1.770 befindliche Unterstützung am vergangenen Dienstagnachmittag läuft Gold stabil nach oben (einmal abgesehen von einem volatilen „Powell-Moment“ am letzten Freitag), konnte die wichtige Widerstandsmarke bei $1.800 überwinden und korrigiert nun leicht in Richtung dieser zurück. Zum Aufbau neuer Longpositionen fällt Gold idealerweise im Zuge dieser Korrektur noch ein bisschen weiter ab, gerne bis in den Bereich zwischen $1.800 und $1.790. Zum einen handelt es bei beiden Marken um starke Widerstände, und zum anderen verläuft innerhalb dieser Zone auch der 200-Tage-SMA, der üblicherweise ebenfalls unterstützend wirkt. Das nächste, schnelle Kursziel liegt im Bereich des Hochs der vergangenen Woche und des an gleicher Stelle verlaufenden Widerstands bei $1.815. Mit diesem sollte Gold angesichts des aktuellen Sentiments und dem kraftvollen Momentum nur wenig Schwierigkeiten haben, aus technischer Sicht droht kräftigere Gegenwind erst wieder im Bereich um $1.830. Hier bietet es sich an, den ein oder anderen Chip vom Tisch zu nehmen. Kann jedoch auch diese Marke zügig überwunden werden, folgen 20 Dollar mehr oder weniger luftleerer Raum. Für den Fall der Fälle halte man also die ein oder andere Reserve-Unze trocken. Falls der gewünschte tiefere Rücksetzter ausbleibt, kann im Bereich des gestrigen Tageshochs ($1.810) auch prozyklisch agiert werden, spätestens dann oberhalb des Widerstands bei $1.815.
Short-Setup: Aus technischer Sicht stellt sich der Handel bei Gold derzeit grundsätzlich von der Longseite kommend als aussichtsreicher dar. Auf den kurzen Zeitebenen bieten sich daher die gut definierten Widerstandszonen für vergleichsweise schnelle Swingtrades an. Besonders hervorzuheben ist dabei der Bereich um $1.830, da sich hier sowohl ein horizontaler Widerstand findet als auch die Oberseite des seit Anfang August übergeordnet laufenden Abwärtstrends. Ein „All-In“ würde ich an dieser Stelle dennoch nicht wagen, sondern taktisch nur mit einem Teil (ein Drittel) short in den Markt gehen. Sollte Gold an dieser Stelle überschießen, würde der nächste Teil am folgenden Widerstand bei $1.850 folgen, das letzte Drittel dann bei einem erneuten Rückfall unter die Trendlinie im Bereich des ursprünglichen Einstiegs. Der relativ großen Amplitude und der notwendigen Weite des ersten Stopps (oberhalb $1.850) kann mit einer angepaßten Positionsgröße Rechnung getragen werden. Ein Rückfall unter das auch psychologisch wichtige 1.800er-Level sollte schnell bis auf 1.790 Dollar führen, unterhalb dessen ist Luft bis $1.770.
Handelsoptionen für Gold in beide Marktrichtungen mit CFD
Geht man von steigenden Kursen bei Gold aus, kann der risikobewusste Trader eine BUY-Position aufgeben. Geht man von fallenden Kursen aus, tätigt man eine SELL-Order. Wenn die Handelsstrategie aufgeht und der Händler auf der richtigen Marktseite ist, können in beiden Richtungen des Marktes Tradinggewinne erzielt werden. Geht die Handelsstrategie nicht auf, macht der Trader Verluste. Der Hebel bis zu 1:20 im Gold CFD multipliziert dabei die möglichen Gewinne oder Verluste.
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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 4.
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