Gold Analyse: Fed und US-Arbeitsmarkt beflügeln die Goldbullen – Technisch wichtige Marke erreicht

November 09, 2021 11:45

Unter dem Strich bleibt das Umfeld für Gold nach wie vor sehr aussichtsreich. Die US-Fed zeigt sich trotz Drosselung ihres Anleihekaufprogramms weiter von ihrer dovishen Seite und die Arbeitsmarktdaten verheißen Nachfragesteigerungen bislang ohne Zinserhöhungsrisiko.

  • Aktuelle Gold Analyse 09.11.2021: Chartanalyse, Wochenausblick, Setups und mehr – für aktive Daytrader
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Überblick: Gold, das große Bild

Bis zur Mitte der vergangenen Woche dominierten eindeutig die Bären den Goldmarkt und brachten den Preis für das gelbe Edelmetall im Vorfeld der mit Spannung erwarteten Pressekonferenz von US-Notenbankchef Jerome Powell deutlich unter Druck. Schon während dessen Ausführungen zu den Themen Zinsentwicklung und Tapering-Vorhaben stoppte der bis dahin fast 40 Dollar tiefe Fall (ausgehend vom Hoch der vorausgehenden Aufwärtsbewegung am Dienstagmittag) abrupt und drehte in einen seit dem laufenden steilen Aufwärtstrend. Unterstützt wurde diese bis zum Hoch der vergangenen Nacht bei $1.827 nur durch kurze Erholungspausen unterbrochene Bewegung durch die sich weiter abschwächenden Realrenditen insbesondere am kurz- und mittelfristigen Ende der US-Zinskurve. Der anfänglich ebenfalls anziehende US-Dollar erzeugte angesichts des kräftigen Momentums der eingeleiteten Bewegung keinen Gegenwind, dessen schnell folgende Rückwärtsbewegung förderte dann die Kauflaune weiter. 

Dabei war die Entscheidung der Fed kaum überraschend. Wie erwartet wird die US-Notenbank in diesem Monat damit beginnen, ihr aktuell laufendes Anleihekaufprogramm von $120 Milliarden um $15 Milliarden zu reduzieren. Powell signalisierte auch, dass die US-Zentralbanker mittlerweile insgesamt weniger zuversichtlich sind, was die bislang angenommene nur kurze Dauerhaftigkeit des aktuellen Inflationsanstieges betrifft und wies darauf hin, dass die Ungleichgewichte, die in den Versorgungsketten zu "beträchtlichen Preissteigerungen in einigen Sektoren" geführt hätten, durchaus noch länger Bestand haben könnten. Zinserhöhungen zieht die Fed vorerst jedoch nicht in Betracht, und Jerome Powell betonte in seiner Rede ausdrücklich, dass das Tempo der Drosselung nicht bedeute, dass in nächster Zeit eine Zinserhöhung anstünde. Die wichtigste Voraussetzung dafür bleibt für die US-Notenbank eine nachhaltige Erholung des heimischen Arbeitsmarktes und bislang ist die zu beobachtende Inflation eben nicht auf die Lage am Arbeitsmarkt zurückzuführen. Wenn Powell in seinen Ausführungen zum Thema Inflation und dessen Auslösern auch sehr klar ist (die Älteren unter uns erinnern Zeiten, als die Fed nicht einmal angedeutet hat, welche Zinspolitik sie für die Zukunft plant und man ein Wörterbuch zur Hand nehmen mussten, um zu übersetzen, was überhaupt gemeint war) so verschweigt er doch dabei, dass der Verweis auf Lieferkettenprobleme nur ein Teil der Wahrheit ist. Diese sind politisch-induziert (verordnete Lockdowns) und liegen außerhalb seines Verantwortungsbereichs, die massive Geldmengenexpansion der letzten Zeit ist jedoch sein Verdienst (und der anderer Zentralbanken selbstverständlich auch). Allein in den vergangenen zwei Jahren erhöhte sich die Geldmenge in den USA um gut 36 Prozent und steigt auch jetzt weiterhin an, gegenüber dem Vorjahr um 13 Prozent. Dies ist eine für Jerome Powell und die amerikanische Fed unbequeme Wahrheit, aber ein Gutteil der zu beobachtenden Preisinflation rührt eben daher. Fakt ist, dass die Fed auch weiterhin Staats- und Hypothekenanleihen aufkauft, und zwar in nach wie vor erheblichem Umfang. Die fehlende klare Aussage Powells hinsichtlich eines möglichen Termins für einen ersten Zinsschritt erlaubt die Interpretation, dass der US-Notenbank momentan eher daran gelegen ist, sich Zeit zu verschaffen, als tatsächlich ernsthaft den Ausstieg aus ihrer bisherigen inflationären Geldpolitik einzuleiten. Möglicherweise setzen Jerome Powell und Kollegen auf in Kürze auf dem Papier rückläufige Inflationsdaten. Die preissteigernde Wirkung einmaliger Maßnahmen der jüngsten Zeit (Steuererhöhungen auf bestimmte Güter, etc., der berühmte „Basiseffekt“) wirken sich auf die Inflationsrate eben nur einmal aus (bleiben als erhöhtes Preisniveau jedoch erhalten), und dies kann dann durchaus eine fallende Tendenz anzeigen. Für die Zentralbank wäre dies dann ein Argument, den Beginn eines neuen Zinszyklus weiter in die Zukunft zu schieben.

Die vom US-Arbeitsministerium am vergangenen Freitag veröffentlichten Non-Farm-Payrolls, dem zweiten Datengroßereignis der Woche, wiesen für Oktober 531.000 Neueinstellungen aus und damit den höchsten Wert seit Juli. In Kombination mit im Jahresvergleich weiter anziehenden Stundenlöhnen und sinkender Arbeitslosenquote unterstützt dies das Inflationsargument weiter. Die im Anschluss an die Veröffentlichung dieser Daten abermaligen Verlautbarungen mehrerer Notenbankbeamter zu hinsichtlich trotz dessen keinerlei akutem Zinserhöhungsbedarf, ermuntern die Edelmetallbullen zur Fortsetzung ihrer Aktivitäten. Und mit den heute und morgen anstehenden US-amerikanischen Produzenten- und Verbraucherpreisindizes stehen schon die nächsten zinsrelevanten Ereignisse ins Haus. Bullisch wirken auch die deutlich stärker als erwarteten chinesischen Exportzahlen vom vergangenen Wochenende, die zu einem rekordhohen Handelsbilanzüberschuss des Landes führten. Die Sorge, dass der Wachstumsmotor des weltgrößten Goldkonsumenten (und damit sein Nachfragepotenzial) aufgrund von Energieknappheit und neuerlichen Covid-Problemen bereits wieder abgewürgt werden könnte, wurde damit nicht unerheblich gemildert. Insbesondere die indische Nachfrage übertrifft derzeit alle Erwartungen, allein am traditionellen Goldeinkaufskauftag der Inder (zwei Tage vor dem Diwali-Fest am 04.11.) lagen die Goldkäufe im Land mit insgesamt 50 Tonnen etwa 2 ½mal so hoch wie am gleichen Tag 2019 (also dem Vor-Pandemie-Level), was das enorme Nachholpotenzial dort erkennen lässt.

Unter dem Strich bleibt das Umfeld für Gold nach wie vor sehr aussichtsreich. Die Fed zeigt sich trotz Drosselung ihres Anleihekaufprogramms weiter von ihrer dovishen Seite, die Arbeitsmarktdaten verheißen Nachfragesteigerungen bislang ohne Zinserhöhungsrisiko, und auch die physische Nachfrageseite entwickelt sich mit den Hauptakteuren China und Indien vielversprechend. Selbstverständlich hängt das Damoklesschwert neuer harter Corona-Maßnahmen über den Märkten, jedoch scheint die Weltgemeinschaft derzeit heterogener zu agieren als im vergangenen Jahr, was das Risiko eines vergleichbaren Absturzes senkt.

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Getragen von den oben beschriebenen Inflations- und Niedrigzinsargumenten der vergangenen Tage befreite sich Gold aus seiner im Vorfeld der Fed-Sitzung eingeleiteten Abwärtsbewegung. Die Überwindung des nächsten Widerstandsbereichs zwischen $1.790 und $1.800 und des bei $1.815 folgenden gelang vollkommen problemlos, womit das Edelmetall nun auch wieder innerhalb seines Ende September begonnenen Aufwärtstrends handelt. Interessant ist die aktuelle Situation vor allem deshalb, weil in unmittelbarer Nähe des jetzigen Preisniveaus sowohl der nächste horizontale Widerstand zu finden ist ($1.830) als auch die obere Begrenzung der seit Anfang August des vergangenen Jahres laufenden langfristigen Abwärtsbewegung (ca. $1.828). Gelingt den Bullen der Schritt über diese Marke und können sie ihre Position anschließend eine Weile verteidigen, steht einer Jahresendrally nicht mehr viel im Wege.

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Gold: Die Trading Setups

Long-Setup: Gold befindet sich derzeit an einer entscheidenden Stelle auf seinem Weg nach oben. Von einem Test der in doppelter Hinsicht bedeutenden Zone um die 1.830-Dollar-Marke ist auszugehen, auch dessen Überwindung ist sehr wahrscheinlich. Entscheidend aber wird sein, wie sich die Marktteilnehmer kurz darauf verhalten werden. Üblicherweise folgt auf einen Ausbruch über einen derart wichtigen (und offensichtlichen) Bereich ein Rücksetzer wieder bis an diesen heran. Dieser abermalige Test, diesmal von oben kommend, erwiest sich oftmals als besserer Kaufzeitpunkt als der Moment der initialen Ausbruchsbewegung selbst. Es bietet sich daher auch für Trendfolger an, während des ersten Schubs auf den Händen sitzen zu bleiben, einen Teil der angedachten Positionsgrösse in der Rückwärtsbewegung zu kaufen und den Rest dann bei einer Fortsetzung der Aufwärtsbewegung nachzulegen. Ein passendes Stopp-Loss liegt dann sinnvollerweise nicht zu knapp unter der 1.830-Dollar-Marke und unterhalb der langfristigen Abwärtstrendlinie. Das nächste Ziel oberhalb des nahen Widerstands befindet sich um 1.850 Dollar, danach folgen $1.860 und $1.875. Entscheidet sich Gold zunächst für den Rückwärtsgang, bietet sich das nächste Kauflimit um $1.815 an. Hier trifft ein horizontaler Widerstand mit der Unterseite der laufenden Aufwärtsbewegung zusammen. Diese ist allerdings bei weitem nicht so bedeutend, wie die zuvor beschriebene Abwärtstrendlinie und dürfte im Fall der Fälle nur wenig stützen. Hohe Erfolgsaussichten bieten Longs am 15 Dollar tiefer beginnenden Widerstandsbereich (hinunter bis $1.790). Hier verlaufen zudem die 200- und 90-Tage-Durschschnitte.           

Short-Setup: Nach dem steilen Anstieg der vergangenen Tage bis heran an einen äusserst bedeutenden Widerstandsbereich riecht es geradezu nach einer technischen Gegenreaktion. Ein schneller Rücksetzer bis in den Bereich um $1.815 wäre vollkommen normal, selbst eine kräftigere Abkühlung bis rund $1.800/$1.790 würde den aktuellen Bull-Case nicht stören. Ein antizyklischer Verkauf im Bereich des jüngsten Hochs ergibt also durchaus Sinn, mit Stopp kurz oberhalb dieser Marke und der inneren Bereitschaft, gegebenenfalls zügig in das Long-Setup zu wechseln. Trübt sich die Stimmung wieder ein und hält die Unterstützung um $1.815 nicht, wird ein Test der Region um 1.800 Dollar wahrscheinlich. Hier sollten Shortpositionen zunächst neutralisiert werden, wirklich bearish wird Gold erst mit einem Bruch der $1.790-Dollar-Marke. Das nächste Ziel liegt dann bei $1.770.

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Geht man von steigenden Kursen bei Gold aus, kann der risikobewusste Trader eine BUY-Position aufgeben. Geht man von fallenden Kursen aus, tätigt man eine SELL-Order. Wenn die Handelsstrategie aufgeht und der Händler auf der richtigen Marktseite ist, können in beiden Richtungen des Marktes Tradinggewinne erzielt werden. Geht die Handelsstrategie nicht auf, macht der Trader Verluste. Der Hebel bis zu 1:20 im Gold CFD multipliziert dabei die möglichen Gewinne oder Verluste.

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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 4. 

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Markus Grüne
Markus Grüne Selbständiger Börsenhändler & Finanzmarktanalyst | Frankfurt am Main | (extern)

Über 14 Jahre Erfahrung als professioneller Händler und Market Maker für Aktien, Derivate und Rohstoffe. Seit 2019 Publikation eigener Börsenbriefe und Analysen mit Fokus auf Rohstoffe.