Gold Wochenausblick: Nach volatiler Vorwoche wieder auf Aufwärtskurs

Februar 08, 2022 12:15

Es geht wieder Aufwärts, mit zeitweise bemerkenswert hoher Volatilität für Gold. Unter zeitweilig grossen Schwankungen konnte Gold in der vergangenen Woche sowohl die 1.800er-Marke halten als auch den bedeutenden Widerstandsbereich um 1.815 US-Dollar erneut überwinden.

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In der vergangenen Woche gelang Gold die Fortsetzung seiner wenige Tage zuvor begonnen Aufwärtsbewegung, wenn auch unter zeitweilig bemerkenswert hoher Volatilität. Verantwortlich dafür zeigten sich im Wesentlichen zwei Ereignisse. Zum einen verunsicherte Christine Lagarde mit einem ausgesprochenen seltsamen Auftritt bei der EZB-Pressekonferenz am letzten Donnerstag, und zum anderen sorgten die am Freitag veröffentlichten US-Arbeitsmarktdaten für eine handfeste Überraschung.

Nachdem zunächst die Bank of England mit einem sehr kämpferischen Statement zur künftigen Geldpolitik überraschte, immerhin stimmten fast die Hälfte der Entscheidungsträger für eine stärker als erwartete Zinserhöhung, folgte kurz darauf die Pressekonferenz der Europäische Zentralbank in gleicher Angelegenheit. Zwar ließ die EZB ihre Politik nicht überraschend unverändert, die Kommentare von Christine Lagarde machten jedoch sehr deutlich, dass nun auch hierzulande auf Grund der zuletzt im Januar unerwartet stark gestiegenen Verbraucherpreise eine Straffung um bis zu 50 Basispunkte noch vor Ende des Jahres zu erwarten ist. Augenscheinlich fühlte sich die Präsidenten während ihrer Ansprache ausgesprochen unwohl, ganz entgegen ihrer sonst eher kühlen Professionalität wirkte sie an dieser Stelle so unkonzentriert, fahrig und unsicher, wie nie. Die Marktteilnehmer reagierten auf den veränderten Tonfall unmittelbar mit dem Verkauf von Staatsanleihen, wobei die Rendite der fünfjährigen deutschen Anleihe zum ersten Mal seit 2018 ins Plus drehte. Gold tauchte entsprechend ab, gut 17 Dollar gehen an dieser Stelle wohl auf Frau Lagardes Konto. Mit der geldpolitischen Wende nun auch hier in Europa dürfte deutlich geworden sein, dass die Frage, vor der die Zentralbanken stehen, nicht die ist, ob sie die Kreditkosten erhöhen sollen, sondern wie schnell und wann sie damit am besten beginnen werden. Die meisten Volkswirtschaften bewegen sich angesichts der anziehenden Inflation in die gleiche Richtung, die Divergenz zwischen den einzelnen Notenbanken wird wahrscheinlich im Ausmaß der Straffung liegen und nicht in der Frage, ob sie überhaupt erfolgt. JPMorgan erwartet bis Ende 2022 einen weltweiten Durchschnittszinssatz auf dem Niveau von vor der Pandemie, was die größte Straffung seit den 1990er Jahren darstellen würde. Die Ursachen der laufenden Inflationsentwicklung können nicht allein auf verzerrte Daten und Lieferkettenprobleme zurück geführt werden, sondern gerade auch auf massive Anreize, Wiedereröffnungen und neuen, unerwartet starken, wirtschaftlichen Schwung. Oder anders gesagt: man hat es mit fiskalischen wie geldpolitischen Stimulationsmaßnahmen völlig übertrieben, ohne sich um die Folgen zu kümmern. Möglicherweise kommt diese Einsicht nun. Zwar spät, aber besser als nie. Die Geister jetzt aber wieder in die Flasche zu bekommen, wird Fingerspitzengefühl erfordern, das Gelingen dieses Vorhabens ist keineswegs sicher.

Das zweite große Thema der Woche waren die am Freitag veröffentlichten US-Arbeitsmarktdaten (Non-Farm-Payrolls). Diese bereiteten Ökonomen wie Marktteilnehmern schon im Vorfeld Kopfzerbrechen, denn auf Grund der jährlichen Benchmark-Revisionen durch das Bureau of Labor Statistics, einiger Zweifel an der Genauigkeit verschiedener saisonaler Anpassungen und der herrschenden umfangreichen Omikron-Abwesenheiten reichten die Prognosen für diese Zahl von einem Rückgang um 400.000 Stellen bis zu einem Anstieg um 250.000. Das tatsächliche Plus von 467.000 neugeschaffenen Stellen sorgte dann für den entsprechenden Schock, denn bezogen auf die Liquiditätsseite sind gute Nachrichten derzeit schlechte. So deuteten die US-Zinsfutures nach den Payrolls auf eine 34-prozentige Chance auf eine 50-Basispunkte-Erhöhung im März hin (gegenüber 18 Prozent noch kurz vor der Veröffentlichung der Daten) und erreichten am kurzen Ende mehr als Zweijahreshochs, der US-Dollar zog deutlich an, die Aktienmärkte sackten ab und Gold erreichte seinen Tiefststand bei knapp 1.792 Dollar. Gleichsam beeindruckend fiel auch die untertägige marktübergreifende Kehrtwende aus. Gold beispielsweise beendete den Tag bei 1.807 Dollar, nicht weit unterhalb seines Wochenhochs. Diese recht typische Reaktion im Anschluss an die NFPs aus kräftiger Bewegung und deren ebenso kräftiger Umkehr dürfte in diesem Fall darauf zurückzuführen sein, dass die kommende Zinspolitik der Fed bereits im Vorfeld feststand und der überraschende Wert gut durch die oben erwähnten kurzfristigen Faktoren erklärt werden kann. Ein mehr an Fed-Maßnahmen sollte daraus also nicht folgen.

Nicht zu unterschätzen bleibt weiterhin die Russland-/Ukraine(NATO)-Situation, und zwar weniger aus Save-Haven-Gesichtspunkten sondern vor allem vor dem Hintergrund deshalb stark gestiegener und sich im Fall des Falles potenziell noch weiter kräftig erhöhender Energiepreise, die sich dann wiederum über das Inflationsthema auf den Goldmarkt auswirken würden. Dabei dürfte die von westlicher Seite aufgebaute Drohkulisse, die immerhin aus den strengsten Maßnahmen seit der ersten Welle von Beschränkungen, die Russland 2014 nach der Annexion der Krim auferlegt wurden bestünden, in Russland selbst deutlich weniger Turbulenzen auslösen als damals. Immerhin hat der Kreml einen Gutteil die letzten acht Jahre damit verbracht, sich darauf vorzubereiten (und zum anderen steigen derzeit die Preise für Öl und Gas, Russlands wichtigsten Exportgütern). Man erwiese sich mit dem angedachten Vorgehen und den prognostizierten „verheerenden Auswirkungen auf die Wirtschaft des Landes“ vermutlich einen Bärendienst und legte sich bei der Bekämpfung der weltweiten Inflation selbst einen weiteren dicken Stein in den Weg.

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Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Unter zeitweilig grossen Schwankungen konnte Gold in der vergangenen Woche sowohl die 1.800er-Marke halten als auch den bedeutenden Widerstandsbereich um 1.815 US-Dollar erneut überwinden. Dessen abermaliger Test verlief am heutige Morgen für die Bullen erfolgreich, Gold trotzt damit den seit Mitte der vergangenen Woche mit kräftigem Momentum steigenden Anleiherenditen und dem stabilen US-Dollar. Dies unterstreicht das positive Sentiment dieses Marktes und deutet darauf hin, dass die Marktteilnehmer weiterhin an den Fähigkeiten der Zentralbanken zur Eindämmung der Inflation zweifeln. Schaut man auf das übergeordnete Bild des Tagescharts (ganz oben) zeigt sich eine im Bereich des Unterstützungs-/Widerstandsniveaus zwischen $1.800 und $1.815 und unmittelbar an den dort verlaufenden drei gleitenden Durchschnitten (30-, 90-, 200-Tage SMA) immer weiter kontrahierende Preisentwicklung, das Bild einer sich zusammenpressenden Feder drängt sich förmlich auf. Oftmals entweicht die Spannung aus solchen Chartformationen sehr sprunghaft.  

Gold: Die Trading Setups

Long-Setup: Auf der kurzen Zeitebene des Vier-Stunden-Charts stehen die Ampeln momentan auf Grün, mit dem heute Morgen erfolgreich abgewehrten Test der Unterstützung bei 1.815 Dollar behalten die Bullen weiterhin die Oberhand. Das nächste Kursziel liegt nun bei $1.830. Sollte auch diese Marke überwunden werden können, lohnt ein prozyklischer Einstieg mit Fokus auf den darüber liegenden Widerstandsbereich um $1.850. Als Zwischenziel zur Mitnahme von Teilgewinnen eignet sich die Region um $1.842, hier hat sich Gold Mitte Januar bereits einmal über mehrere Tage die Zähne ausgebissen. Bei $1.850 verläuft auch die Oberseite des einleitend erwähnten Coiling-Patterns, was die Bedeutung dieses Niveaus weiter verstärkt. Bricht Gold darüber aus, werden sehr kurzfristig weitere, kräftige Kursgewinne wahrscheinlich. Die nächstliegenden Unterstützungsbereiche, die zu Neupositionierungen auf der Longseite genutzt werden können, befinden sich bei $1.815, $1.800 und $1.790. Spätestens dort dürften Verkäufer kräftig auf die Bremse treten. Erst unterhalb dieses Niveaus verdunkeln sich die Aussichten derart, dass sich der Schritt an die Seitenlinie anbietet.

Short-Setup: Der Aufbau einer neuen Shortposition führt auf aktuellem Niveau zu keinem guten Chance-/Risikoverhältnis. Sinnvoll werden frische Short nicht vor Erreichen des nächsten Widerstands bei $1.830, beziehungsweise erst bei einem Rückfall unter die wichtige 1.815-Dollar-Marke. Entsprechende Trades haben in beiden Fällen ein Potenzial von gut 15 Dollar. Da die Unterstützungsniveaus weiterhin recht nahe beieinanderliegen (ab $1.800 im Zehn-Dollar-Abstand), empfehlen sich ebenso engmaschig vorbereitete Rückkauflimits, um von dort möglicherweise ausgehenden Gegenbewegungen nicht überrascht zu werden. Rücksetzer bis an die 1.800-Dollar-Marke ändern am laufenden kurzfritigen Aufwärtstrend nichts, deutlicher fallende Kurse werden erst unterhalb von $1.790 wahrscheinlich. An diesem Punkt verlaufen, neben der klassischen Unterstützung zusätzlich zwei bedeutende Fibonacci-Retracements (das 78,6-Retracement der jüngsten Aufwärtsbewegung sowie das 61,8-Retracement der vorhergehenden). Bei einem Bruch dieses Niveaus werden prozyklische Short sehr aussichtsreich, die Reise dürfte dann zügig gen $1.750 gehen.

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Geht man von steigenden Kursen bei Gold aus, kann der risikobewusste Trader eine BUY-Position aufgeben. Geht man von fallenden Kursen aus, tätigt man eine SELL-Order. Wenn die Handelsstrategie aufgeht und der Händler auf der richtigen Marktseite ist, können in beiden Richtungen des Marktes Tradinggewinne erzielt werden. Geht die Handelsstrategie nicht auf, macht der Trader Verluste. Der Hebel bis zu 1:20 im Gold CFD multipliziert dabei die möglichen Gewinne oder Verluste.

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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 4. 

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Markus Grüne
Markus Grüne Selbständiger Börsenhändler & Finanzmarktanalyst | Frankfurt am Main | (extern)

Über 14 Jahre Erfahrung als professioneller Händler und Market Maker für Aktien, Derivate und Rohstoffe. Seit 2019 Publikation eigener Börsenbriefe und Analysen mit Fokus auf Rohstoffe.