Gold Wochenausblick: Nach guter Wochenperformance in Konsolidierungsphase – Dollar und Zinsen liefern wieder Gegenwind

Januar 18, 2022 12:55

 

  • Aktuelle Gold Analyse 18.01.2022: Chartanalyse, Wochenausblick, Setups und mehr – für aktive Daytrader
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Aktuelle Gold Analyse: Chartanalyse, Wochenausblick, Set-Ups und mehr – für aktive Trader

Überblick: Gold, das große Bild

Angesichts des gestern in den USA begangenen Martin-Luther-King-Days überraschte der eher unaufgeregte Wochenstart auch bei Gold nicht. Nachdem der Goldpreis in der vergangenen Woche noch beflügelt von Dollar und Zinsentwicklung an seinem kurzfristiges Maximalziel im Bereich der 1.830-Dollar-Marke kratzte, ging dem Markt dann kurz vor Wochenschluss auch angesichts des bevorstehenden Feiertags die Puste aus. Dabei drängten die drei wichtigsten Datenpunkte der letzten Tage, die Anhörung Jerome Powells vor dem US-Kongress sowie die Veröffentlichung der US-Verbraucher- und Produzentenpreisindizes, trotz zum Teil bemerkenswerter, aber eben erwarteter, Ausprägung, keine klare Kursrichtung auf, was Gold ab Dienstag konstant zwischen $1.815 und $1.830 zirkulieren ließ. Nichtsdestotrotz war die Entwicklung der vergangenen Woche schon signifikant, immerhin der größte Wochenzuwachs seit Mitte der letzten Quartals.

Jerome Powell stand dabei unter besonderer Beobachtung, als er am vergangenen Dienstagnachmittag vor den Kongress trat. Immerhin sorgte die Veröffentlichung des Protokolls der Dezember-Sitzung der US-Notenbank auf Grund der als sehr aggressiv-hawkish interpretierten Ausrichtung der bevorstehenden Zentralbankpolitik wenige Tage zuvor für einigen Wirbel an den Märkten (siehe auch den Gold-Kommentar vom 11.01.). Weiteres Öl ins Feuer goss Powell jedoch nicht und schlug beschwichtigende Töne an. Gesetzgebern wie Anlegern versuchte der Notenbankchef zu versichern, dass die Zentralbank die schwierige Aufgabe bewältigen könne, die aus dem Ruder zu laufen drohende Inflation zu senken, ohne dabei die Wirtschaft zu schädigen. "Wir können allmählich erkennen, dass die Wirtschaft nach der Pandemie wahrscheinlich in mancher Hinsicht anders sein wird." lautete einer dieser typischen, interpretationswürdigen Powell-Sätze. In gewisser Weise könnte dies als ein Signal gedeutet werden, dass es für ihn nicht so offensichtlich ist, dass die Inflation zurückgehen wird, selbst wenn die Pandemie abklingt.

Die am Folgetag anstehende Veröffentlichung des US-Verbraucherpreisindex wurde auch deshalb umso gespannter erwartet. Dessen im Jahresvergleich mit sieben Prozent vermeldete Anstieg bedeutete zwar den höchsten Wert seit 1982, er lag jedoch exakt im Rahmen der Erwartungen, und sogar unter den kolportierten Flüsterschätzungen. Diesem Umstand ist es dann auch die Schützenhilfe aus Richtung US-Dollar zu verdanken, dem auf Grund dessen der Ausbruch gen Süden aus seiner seit Mitte November bestehenden Seitwärtsphase gelang. Auch der Dritte im Bunde, der US-Produzentenpreisindex beschwor mit 9,7 Prozent plus im Vergleich zum Vorjahr kein Risiko einer weiteren Fed-Eskalation herauf. Mittlerweile spricht sich die Mehrzahl der Notenbankvertreter für eine erste Zinserhöhung im März aus, gefolgt von drei bis vier weiteren im Laufe des Jahres. Die Märkte rechnen mit einer 90-prozentigen Wahrscheinlichkeit für dieses Szenario. Bei JPMorgan Chase geht man inzwischen davon aus, dass die durchschnittlichen Zinssätze in den Industrie- und Schwellenländern bis Ende nächsten Jahres wieder das Niveau von vor der Pandemie erreichen werden und sogar die EZB Anfang 2023 entsprechend handeln wird.

Diese Aussichten haben die Märkte mittlerweile weitestgehend verdaut, dennoch dürfte trotz dessen genügend Raum für Volatilität bleiben. Die Auslöser dafür könnte über die Devisenmärkte kommen, hier deuten sich große Schwankungen an, da sich die Gräben zwischen den globalen Zentralbanken vertiefen. Die Zeit nahezu einheitlicher geldpolitischer Großzügigkeit dürfte vorbei sein, zu unterschiedlich sind die jeweiligen wirtschaftlichen Gegebenheiten geworden. So hat die People's Bank of China am Montag zum ersten Mal seit fast zwei Jahren ihren Leitzins gesenkt, indem sie den Zinssatz, zu dem sie Banken einjährige Kredite gewährt, um 10 Basispunkte reduzierte. Damit versucht das Land, seine Wirtschaft wieder anzukurbeln, die aufgrund von Problemen im Immobiliensektor und wiederholter Virusausbrüche merklich an Schwung verloren hat. Angesichts der geringsten Wachstumsrate seit Anfang 2020 dürfte die chinesische Zentralbank die Geldpolitik eher weiter lockern, auch, weil die Preisentwicklung dort mittlerweile relativ stabil ist, was in dieser Hinsicht Spielraum gibt. Problematisch könnten sogar die im kommenden Monat anstehenden Olympischen Winterspiele werden. Das im Vorfeld zu erwartende harte Durchgreifen Pekings zur Vermeidung eines ausgedehnteren Omikron-Ausbruchs könnte die heimische Wirtschaft einerseits weiter belasten und laxe Geldpolitik fördern. Auf der anderen Seite könnte eben solche Beschränkungen, die durch die Beibehaltung der Covid-Null-Politik bedingt sind, die Krise in den Lieferketten weiter verschärfen und somit die Inflationstendenzen anderer Weltregionen nochmals anheizen. Erkennbar ist dies jetzt schon. Der langsame Warenverkehr in einigen der verkehrsreichsten und wichtigsten Häfen des Landes bedeutet, dass die Verlader nun nach Shanghai ausweichen, was zu Verzögerungen im größten Containerhafen der Welt führt. Da sich die Abfahrtszeiten bereits um etwa eine Woche verzögern, warnen die Spediteure vor den Auswirkungen auf die bereits überlasteten Häfen in Europa und den Vereinigten Staaten.

Auf der physischen Seite wechseln sich positive und negative Nachrichten derzeit ab. Während einige Förderer Produktionssteigerungen vermelden, Zimbabwe beispielsweise erhöhte seinen Output in 2021 im Jahresvergleich um fast 56 Prozent, zieht in der zweitgrößten Importnation Indien die Nachfrage an. Die dortige mehr als fünfprozentige Importsteigerung im Dezember kam tatsächlich überraschend, waren Händler doch davon ausgegangen, dass die dortige Corona-Situation sowohl Anzahl als auch Umfang der dort traditionell nachfragestarken Hochzeitsfeierlichkeiten deutlich einschränken würde. Edelmetall-ETFs verzeichneten zum Ende der vergangenen Woche nach einer Serie von Verkaufstagen zwar wieder Zuflüsse, unter dem Strich liegen deren Bestände jedoch immer noch auf Jahresendniveau. Mit Blick auf den Profimarkt bleibt der frische Schwung der letzten Tage weiter mit Vorsicht zu genießen, immerhin ging diese Rally am Terminmarkt nur mit minimal erhöhtem Volumen und unverändertem Open Interest einher.

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Die aktuelle Abkühlungsphase führte Gold wieder bis an den Unterstützungsbereich um 1.815 Dollar heran, bislang konnte dieses Niveau nach mehreren Ausbruchsversuchen jedoch verteidigt werden. Dabei sorgen momentan insbesondere die Entwicklung auf der Zins- und Währungsseite für Gegenwind. So hat der US-Dollar seinen wochenlangen Wohlfühlbereich am vergangenen Mittwoch zwar schnell und kräftig nach unten verlassen und damit dem Aufwärtsschub bei Gold gefördert, mittlerweile befindet sich dieser jedoch auf dem besten Wege zurück in den Bereich über die 95,5-Punkte-Marke (im Dollar-Index, DXY). Auch der Renditeschwund der kurz- bis mittelfristigen US-Anleihen war nur von kurzer Dauer. Die 5- und 10-jährigen US-Staatsanleihen gehen bereits wieder in den Sinkflug über und rentieren auf Zweijahreshoch. In diesem Umfeld dürfte Gold in seiner soliden Seitwärtsphase bis auf weiteres gefangen bleiben.  

Gold: Die Trading Setups

Long-Setup: Nach dem deutlichen Anstieg der vergangenen Woche und dem oben kurz beschriebenen bremsenden Umfeld überrascht der laufende Rücksetzer in den Bereich der bei 1.815-Dollar liegenden Unterstützung nicht. Dieser hat sich in den letzten Monaten mehrfach als solider Haltepunkt erwiesen (aus beiden Richtungen kommend) und kann durchaus einen neuen Longversuch rechtfertigen, eine „Fire-and-Forget-Position“ wäre dies jedoch nicht. Spätestens unterhalb der Fehlausbruchtiefs um $1.812 sollte dann die Reißleine gezogen und in das Short-Setup gedreht werden. Das Ziel einer hier aufgesetzen Longposition liegt im Bereich von 1.825 bis 1.830 Dollar, was ein interessantes Chance-/Risiko-Verhältnis darstellt und die momentan höhere Wahrscheinlichkeit für einen Fehltrade rechtfertigt. „Sicherere“ Kauflimits liegen kurz oberhalb der 1.800er-Marke. Dies ist zum einen ein klassisches Unterstützungsniveau, was noch durch das wichtige 61,8-Prozent-Retracement des jüngsten Anstiegs verstärkt wird, zum anderen verlaufen hier die 30- und 200-Tage-SMAs des Tagescharts, der 90er liegt etwa acht Dollar tiefer. Ziemlich genau dort, um $1.792, befindet sich dann das 78,6-Fibonacci-Level und die nächste Unterstützung, von der aus der jüngste Preisanstieg seinen Anfang nahm. Hier würde sich auch ein beherzteres Zugreifen anbieten.  

Short-Setup: Nachdem der Widerstand um 1.815 am vergangenen Dienstag fiel, folgte der zügige Durchmarsch bis in den Bereich des vorausgegangenen Doppeltops nahe der 1.830er-Marke. Der hier vorgeschlagene Verkauf konnte dann bei $1.815 wieder glattgestellt werden. Aktuell fungiert dieses Niveau wieder als Unterstützung, für eine neue Shortposition sollte dessen abermaliger Bruch und ein Unterschreiten des letzwöchigen Tiefs bei rund $1.812 abgewartet werden. Fällt dieser Bereich, ist mit einem zügigen Rutsch in Richtung $1.800 zu rechnen. Dieses Niveau ist bedeutsam, mindestens eine Teilschliessung der laufenden Position bietet sich an dieser Stelle an. Zeigt der Markt hier weiter Schwäche, kann Gold sehr schnell um weitere zehn Dollar abrutschen. Preisanstiege dürften im aktuellen Zins- und Währungsumfeld kaum nachhaltig sein und bieten sinnvolle Verkaufsgelegenheiten. Die technischen Niveaus dafür liegen bei $1.815 (nach Unterschreiten von unten her daran zurücklaufend), bei $1.820 und um $1.830. 

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Geht man von steigenden Kursen bei Gold aus, kann der risikobewusste Trader eine BUY-Position aufgeben. Geht man von fallenden Kursen aus, tätigt man eine SELL-Order. Wenn die Handelsstrategie aufgeht und der Händler auf der richtigen Marktseite ist, können in beiden Richtungen des Marktes Tradinggewinne erzielt werden. Geht die Handelsstrategie nicht auf, macht der Trader Verluste. Der Hebel bis zu 1:20 im Gold CFD multipliziert dabei die möglichen Gewinne oder Verluste.

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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 4. 

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Markus Grüne
Markus Grüne Selbständiger Börsenhändler & Finanzmarktanalyst | Frankfurt am Main | (extern)

Über 14 Jahre Erfahrung als professioneller Händler und Market Maker für Aktien, Derivate und Rohstoffe. Seit 2019 Publikation eigener Börsenbriefe und Analysen mit Fokus auf Rohstoffe.