Gold Wochenausblick: Hochvolatile weltpolitische Lage hält Gold auf Kurs – Entspannung weiterhin nicht in Sicht

Februar 22, 2022 11:45

Hohe Spannung - Hoher Preis - diese alte Formel gilt aktuell wohl für Gold! Auf aktuellem Niveau noch auf den fahrenden Zug aufzuspringen dürfte eher weniger erfolgversprechend sein, aussichtsreicher werden neue Longpositionen wohl erst bei Rücksetzern bis auf die nächsten Unterstützungsniveaus. 

  • Aktuelle Gold Analyse 22.02.2022: Chartanalyse, Wochenausblick, Setups und mehr – für aktive Daytrader
    ✅ Gold News ✅ Gold Aktuell ✅ Gold Prognose

Überblick: Gold, das große Bild

Die Verhandler um den immer heißer werdenden Konflikt im Osten Europas bleiben dessen Lösung bislang schuldig, ganz im Gegenteil, Wladimir Putins gestriger verbaler, später auch militärisch unterstützter, Vorstoß löste eine weitere Eskalationsstufe in der Auseinandersetzung zwischen Russland und dem Westen aus. Somit bleibt auch den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten dieses Thema als preisbestimmend erhalten. Gold, als anerkannte Krisenwährung, kann von dieser Situation weiterhin profitieren, hat mit in der Spitze gut 135 Dollar Zugewinn seit Ende Januar mittlerweile aber bereits einen weiten Weg hinter sich und reagiert nun auf neue, „nur mäßig schlechte“ Nachrichten bereits weit weniger deutlich als noch in der vergangenen Woche. Es drängt sich an dieser Stelle der Eindruck auf, als hätten sich die Marktteilnehmer mittlerweile an die Situation gewöhnt und harren bis auf weiteres der Dinge. Da bezüglich des herrschenden Konflikts mittlerweile die maximale Eskalationsstufe erreicht ist (ohne zu tatsächlichen und weitreichenden Kriegshandlungen übergegangen zu sein) dürfte ein weiterer, deutlicher Aufwärtsschub eben genau diesen Fortgang erfordern. Eine langsame Deeskalation der Situation könnte hingegen stetig Luft aus den Preisen lassen, eine schnelle zu einer kräftigen Korrektur führen. Die kurze Halbwertszeit der eingehenden Nachrichten (sowie deren unverkennbaren Propagandagehalts, von beiden Seiten übrigens) federt der Markt momentan gut ab, auf Grund dessen allzu erratische Bewegungen bleiben glücklicherweise aus. Eine wirklich fundierte Einschätzung dieser geopolitischen Krise mitsamt ihrer mit welcher Wahrscheinlichkeit wann zu erwartenden Ereignissen traue ich mir an dieser Stelle nicht zu, dafür gibt es andere Experten. Bezüglich ihrer Auswirkung auf den Goldpreis ist es jedoch vernünftig anzunehmen, dass die Formel „hohe Spannung = hoher Preis“ weiterhin gilt. Dies ist zum einen gewissermaßen psychologisch begründbar, gilt Gold doch als sicherer Hafen in Krisenzeiten, zum anderen aber auch mit den Auswirkungen der zu erwartenden wirtschaftlichen Verwerfungen. Zwar ist die Gesamtwirtschaftsleistung Russlands überschaubar, allerdings jedoch stark auf den Rohstoffbereich konzentriert. Dieser ist schon durch die Auswirkungen der gegen die Corona-Pandemie ergriffenen Maßnahmen (in erster Linie) der wesentliche Inflationstreiber der letzten Monate, und Sanktionen gegen Russland träfen in jeden Fall diesen Sektor. Sollte sich EU und USA tatsächlich „ohne Rücksicht auf Verluste“ auch gegen den russischen Energiesektor wenden, was noch nicht klar ist, bekäme diese Situation nochmal eine ganz andere Qualität. Die Flucht in als Inflationsausgleichende Assets, wie Gold, aber nicht nur Gold, wäre bei einer weiteren Eskalation der Lage geradezu vorprogrammiert (siehe dazu auch die vergangene Ausgabe).

Jetzt Gold CFDs handeln

Traden Sie das weltweit beliebteste Edelmetall zu Top-Konditionen!

 

Neben diesem unprognostizierbaren Risikofaktor bleibt selbstverständlich das Thema Inflation das zweite große Thema, auch ohne die Auswirkungen möglicher Sanktionen gegen Russland darauf. Das am vergangenen Mittwoch veröffentlichte Protokoll der Januar-Sitzung der US-Notenbank entsprach dabei inhaltlich weitestgehend dem vorigen und deutet auf sechs Zinserhöhungen im laufenden Jahr hin, beginnend im kommenden Monat. Dabei erörterten die Fed-Vertreter einen beschleunigten Zeitplan für die Anhebung der Zinssätze, offenbar nehmen auch dort die Sorgen über die hohen, und sich zu verstetigen scheinenden, Verbraucherpreise weiter zu. Eine Zinserhöhung im März ist an den Märkten bereits vollständig eingepreist, und nicht wenige wetten bereits darauf, dass die Fed die Zinsen dann bereits um 50 Basispunkte anheben könnte. Dabei wird die Herausforderung, das passende Maß zu finden, von inflationshemmenden geld- und eventuellen fiskalpolitischen Maßnahmen ohne die Wirtschaft, quasi als Kollateralschaden, gründlich abzuwürgen, nicht geringer. Gerade angesichts des aktuellen äußeren Sonderfaktors. Die EZB hält sich beim Thema Zinserhöhung nach wie vor zurück, deutet aber einen ersten Schritt zum Jahresende an. Namhafte Ökonomen unterstützen Christine Lagarde in ihrer Politik und werten den aktuellen und mittelfristig zu erwartenden Inflationsdruck als noch nicht stark genug, um schneller handeln zu müssen. Andere, nicht weniger namhafte, sehen das Kind allerdings bereits auf mindestens halbem Wege in den Brunnen gefallen. Eine Erklärung für das Zaudern der EZB könnte in ihrer Geschichte liegen, entpuppten sich die Zinserhöhungen der Jahre 2008 und 2011 doch als grandiose Fehlschläge, da sich die seinerzeit befürchtete Inflation als Fata Morgana erwies. China agiert sogar entgegengesetzt und stützt die heimische Wirtschaft bereits wieder durch laxe Geldpolitik, angesichts einer wieder schwächelnden Wirtschaft und der sich dort verlangsamender Preissteigerungsrate. Sollte Putin (und der Westen) wirklich ernst machen, dürfte vom Begriff der „Hyperinflation“ wieder ebenso inflationär Gebrauch gemacht werden, auch angesichts einer dann vermutlich zu spät reagierenden USA, einer sehr langfristig ausgelegten EZB und einer momentan dovishen chinesischen Zentralbank. In diesem Umfeld bleibt Gold, wie auch Energie- und Agrarrohstoffe sowie Basismetalle, weiterhin sehr interessant. Diese Rohstoffe funktionieren angesichts der besorgniserregenden Großwetterlage innerhalb der gesamten Anlageklasse am besten, sowohl als geopolitische Absicherung als auch als Inflationsschutz. 

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Die kräftige, von der wichtigen, um $1.875 liegenden Widerstandsmarke ausgehende, Kurskorrektur am vergangenen Dienstagmorgen endete geradezu lehrbuchmäßig am nächsten darunter liegenden Widerstand. Dort, bei $1.850, gelang dann nach kurzem Test der Oberseite des im Tageschart (ganz oben) gut erkennbaren Coiling Patterns der schnelle Richtungswechsel, der Gold praktisch ohne ernstzunehmende Unterbrechungen direkt an die wichtige 1.900er-Marke schob. Hier baute das Edelmetall in den darauf folgenden zwei Tagen in einer vergleichsweise unaufgeregten Seitwärtsphase seine überkaufte Situation ab und startete dann gestern Abend im Zuge der Fernsehansprache des russischen Präsidenten abermals durch. Das aktuelle Niveau ist gewissermaßen Niemandsland auf dem Weg zum nächsten, zumindest auf der kurzfristigen Zeitebene, bedeutsamen Widerstand um $1.930. Das eigentliche Ziel der laufenden Bewegung liegt aus rein technischer Sicht bei rund $1.960, darüber rückt bereits das Allzeithoch von Anfang August 2020 in den Fokus.

Gold: Die Trading Setups

Long-Setup: Auf aktuellem Niveau noch auf den fahrenden Zug aufzuspringen dürfte eher wenig erfolgversprechend sein, aussichtsreicher werden neue Longpositionen erst bei entweder Rücksetzern bis auf die nächsten Unterstützungsniveaus oder, prozyklisch, wenn es gelänge, den im Bereich der 1.930-Dollar-Marke folgenden Widerstand zu überwinden. Zwar reagiert Gold unmittelbar und kräftig auf Änderungen des fundamentalen Umfelds und orientiert sich wenig verwunderlich am aktuellen Krisengeschehen, die massgeblichen Chartmarken werden aber dennoch weiterhin als Haltepunkte akzeptiert. Eine auf der Weltbühne einsetzende Plateauphase dürfte auch bei Gold Spannung heraus nehmen und zu Kaufgelegenheiten im Bereich der Unterstützungsniveaus um $1.900, $1.890, $1.875 und eventuell $1.850 führen. Spätestens dort dürfte auch beherzter zugegriffen werden, zumal hier die am 28.01. begonnene Rally ihre 50-Prozent-Korrektur vollzogen hätte, was dann auch die Fibonacci-Anhänger auf den Plan rufen sollte. Kann Gold das heutige Tageshoch ($1.914) überwinden, dürfte dies die Bewegung schnell bis an die 1.930-Dollar-Marke heranführen. Fällt dieser Widerstand, bestehen weitere 30 Dollar Aufwärtspotenzial. Je nach Geschwindigkeit (bildlich: Steilheit) der Bewegung droht jedoch zunehmend die Gefahr eines klassischen Blow-Off-Tops, mit darauf folgendem schnellem und sehr tiefem Fall. Man kann dieser Gefahr mit dem Einsatz von Trailing-Stopps begegnen.

Short-Setup: Nach der kräftigen Rally der letzten Wochen und der weiterhin fragilen politischen Situation bietet der Goldmarkt erhebliche Chancen auch auf der Shortseite. Zweifellos ist Gold auf Grund der jüngsten Ereignisse heissgelaufen und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass hier in Kürze auch einmal wieder merklich Druck aus dem Kessel gelassen werden wird, bevor sich die Reise in nördliche Richtung „gesund“ fortsetzen kann. Sollte Gold einen weiteren Aufwärtsversuch unternehmen aber im Bereich des aktuellen Bewegungshochs auf der kurzen Zeiteinheit ein Doppeltop ausbilden und dem Markt schon dort, um $1.915, die Luft ausgehen, dürfte die Reise schnell zurück in den nächsten Unterstützungsbereich zwischen $1.890 und $1.900 führen. Das heutige Tageshoch wäre ein erstes sinnvolles Verkaufsniveau. Darüber bieten die schon oben erwähnten Widerstandsbereiche gute Shortgelegenheiten. Man bedenke jedoch, dass man sich derzeit antizyklisch wirklich gegen einen mit starkem Momentum laufenden Trend stellt. Das bedeutet hohes Risiko, bietet aber auch hohe Chancen. Sollte eine fundamental begründbare Drehung erfolgen, wird ein kräftiger Abverkauf wahrscheinlich, der schnell bis in den Bereich um 1.850 Dollar zurückführen kann. Grundsätzlich sollten neue Positionen, egal in welche Richtung, nicht allzulange aufrechterhalten werden, wenn sie fehllaufen. Es sind derzeit eher ausgedehntere Bewegungen in eine Richtung zu erwarten als ein volatiles Hin und Her. Ein Vorteil davon ist, dass dies für gewöhnlich das Frustationspotential bei ausgelösten Stopps verringert…

Frische Analyse Tages-Updates, jeden Morgen vor 09 Uhr neu für aktive Daytrader:

Handelsoptionen für Gold in beide Marktrichtungen mit CFD

Geht man von steigenden Kursen bei Gold aus, kann der risikobewusste Trader eine BUY-Position aufgeben. Geht man von fallenden Kursen aus, tätigt man eine SELL-Order. Wenn die Handelsstrategie aufgeht und der Händler auf der richtigen Marktseite ist, können in beiden Richtungen des Marktes Tradinggewinne erzielt werden. Geht die Handelsstrategie nicht auf, macht der Trader Verluste. Der Hebel bis zu 1:20 im Gold CFD multipliziert dabei die möglichen Gewinne oder Verluste.

Möchten Sie Gold als Daytrader aktiv handeln? Dann eröffnen Sie ein Demo-Handelskonto bei Admirals oder starten Sie mit einem Live-Handelskonto unter realen Bedingungen. 

 

Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 4. 

► Handeln Sie verantwortungsvoll ◄
Diese Informationen dienen lediglich der allgemeinen Information und stellen keine unabhängige Finanzanalyse und keine Finanz- oder Anlageberatung dar. Es sollte nicht als maßgebliche Entscheidungsgrundlage für eine Anlageentscheidung herangezogen werden. Insbesondere berücksichtigen die Informationen nicht die individuellen Anlageziele oder finanziellen Umstände des einzelnen Investors. Die Autoren können ganz oder teilweise in den besprochenen Werten investiert sein. Obwohl die Autoren und das Unternehmen Admirals nicht ausdrücklich darauf beschränkt sind, vor der Umsetzung unserer Analysen, Meinungen, Publikationen oder Artikel zu handeln, versuchen wir diese nicht zu nutzen, bevor sie den Kunden zur Verfügung gestellt werden. Es handelt sich um eine Werbemitteilung, welche nicht allen gesetzlichen Vorschriften zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit von Finanzanalysen genügt und keinem Handelsverbot vor der Veröffentlichung der Analysen unterliegen.

Markus Grüne
Markus Grüne Selbständiger Börsenhändler & Finanzmarktanalyst | Frankfurt am Main | (extern)

Über 14 Jahre Erfahrung als professioneller Händler und Market Maker für Aktien, Derivate und Rohstoffe. Seit 2019 Publikation eigener Börsenbriefe und Analysen mit Fokus auf Rohstoffe.