Gold Analyse: Gold zurück in Richtung Aufwärtstrend - Datenreiche Handelswoche lässt Volatilität erwarten

November 02, 2021 12:15

Diese Handelswoche kann grundsätzlich das Thema „Gewinn- und Verlustmitnahmen“ beinhalten. Sowohl Herr Powell (Morgen) als auch der US-Arbeitsmarkt (Freitag) haben durchaus das Zeug, verschiedene Märkte (Währungen, Zinsen, Aktien, Rohstoffe) sowohl in die eine wie auch die andere Richtung zu bewegen, gerne auch unvermittelt und kräftig.

  • Aktuelle Gold Analyse 02.11.2021: Chartanalyse, Wochenausblick, Setups und mehr – für aktive Daytrader
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Überblick: Gold, das große Bild

Die stabile und fundamental durchaus gut unterfütterte Aufwärtsbewegung der vorausgegangenen dreieinhalb Wochen konnte  Gold in den letzten Tagen nicht fortsetzen. Mit der deutlichen Dollar-Erholung, ausgehend von dessen Vier-Wochen-Tief am vergangene Donnerstag, sowie dem jüngsten Renditeanstieg bei kurzlaufenden US-Anleihen, hatte das Bärenlager im Berichtszeitraum zwei gute Argumente auf seiner Seite. Dabei lässt sich der US-Dollar-Index als hauptursächlicher Preistreiber für Gold herausdeuten. Dessen kräftiger Aufwärtsschub am vergangenen Freitag korreliert beinahe unmittelbar mit dem dortigen gut 30 Dollar tiefen Preiseinbruch. Dabei setzte die Dollar-Rally im Anschluss an die Veröffentlichung der meisten der grundsätzlich positiven US-Wirtschaftsdaten dieses Tages ein. Die Aussichten auf nachlassende ökonomische Unsicherheiten und damit einhergehend ebenfalls nachlassendes Interesse an der „Flucht in Qualität“, wirkten als zusätzlicher Dämpfer. Kurz zuvor sorgte noch die Schweizer Nationalbank für nachdenkliches Stirnrunzeln, als sie einen Verlust von 1,3 Milliarden US-Dollar auf ihre Goldbestände vermelden musste. Eine solche Information rechtfertigt natürlich nicht zwingend einen unmittelbaren Verkaufsauftrag, sie wirkt jedoch psychologisch, da sie die seit über einem Jahr schwache Performance des gelben Metalls noch einmal deutlich vor Augen führt.

Auf der Habenseite hingegen finden sich die jüngsten Prognosen des World Gold Council, das von signifikant anziehender globaler Nachfrage und eingeschränktem Angebot für das vierte Quartal ausgeht. Fairerweise sei dazu gesagt, dass die Basis dabei jedoch niedrig ist, nach einem katastrophalen Q3, mit einer weltweiter Nachfrage auf dem niedrigsten Level seit dem vierten Quartal 2020. Dies ist zuvorderst dem signifikant eingebrochenen Investmentbedarf der entsprechenden börsennotierten Fonds geschuldet, denen im Laufe des Jahres bislang über 8,3 Prozent ihrer Anlagen abgeflossen sind. Besonders im Fokus steht nun der weltweit zweitgrößte Goldkonsument Indien. Dessen jährliche Importmenge belief sich zu Vor-Corona-Zeiten in der Spitze auf knapp 1.000 Tonnen pro Jahr. Nachdem die dortige Nachfrage 2020 auf nur 450 Tonnen abgesackt ist, sieht das World Gold Council für dieses Jahr eine wieder deutliche Erholung auf bereits 600 Tonnen, mit weiter steigender Tendenz. Interessant zeigt sich auch die Situation im Nachbarland China. Dort nahm die Goldproduktion in den ersten neun Monaten dieses Jahres um zehn Prozent ab, gleichzeitig erhöhte sich die dortige Nachfrage jedoch um mehr als 48 Prozent. Hongkong exportierte im September knapp 42 Tonnen Gold nach Festlandchina, im Monat zuvor waren es nur 24,5 Tonnen. Das vom WGC dargestellte Szenario begründet sich im Wesentlichen auf die Entwicklung in China und Indien, beide zusammen sind im Goldmarkt bezüglich ihrer Nachfragemacht ohnehin beinahe mit dem Begriff „global“ gleichzusetzen. Marktkommentare verschiedener namhafter Investmentbanken/Analysten postulierten am vergangenen Donnerstag für das kommende Jahr, mit Blick auf ihre Inflationserwartungen und auch Bezug nehmend auf oben erwähnte Ausarbeitung des World Gold Council, bereits neue Allzeithochs. Bislang hat „der Markt“ das Inflationsthema allerdings noch nicht vollumfänglich für sich entdeckt, wenn sich auch die Anzeichen dafür mehren, dass die Edelmetalle zunehmend sensibler darauf reagieren und sich im Begriff befinden, ihrem Ruf als Inflationsschutz-Asset wieder gerecht werden zu wollen (siehe auch den Marktkommentar der vergangenen Woche).

Die herausragendsten dieser an Wirtschaftsdaten insgesamt nicht armen Woche werden sicherlich der US-Arbeitsmarktbericht (Non-Farm-Payrolls, Freitag 13:30 Uhr) sowie die morgige Fed-Sitzung beziehungsweise die auf die Zinssatzentscheidung folgende Pressekonferenz sein.  Naturgemäß werden alle FOMC-Statements stets sehr genau unter die Lupe genommen, aber diese Sitzung dürfte besonders wichtig sein, da sie vor dem Hintergrund einer hohen Inflation, eines Anstiegs der Zinssätze am kurzen Ende der Renditekurve sowie in einem Umfeld internationaler Zentralbanken stattfindet, die sich mehr und mehr hawkish zu ihrer Geldpolitik äußern. Dabei wird das Thema „Zinserhöhung“ wohl gar nicht das bedeutendste sein, die meisten Entscheidungsträger der Federal Reserve gehen davon aus, dass die Notenbank die Zinsen erst im Jahr 2023 anheben wird. Vielmehr erwartet man einen klaren Plan Jerome Powells über den bevorstehenden Ablauf der Reduzierung des laufenden Anleihekaufprogramms. Es wird davon ausgegangen, dass das Finanzministerium Mitte November zum ersten Mal seit mehr als fünf Jahren damit beginnen wird, seine gigantischen Käufe von längerfristigen Anleihen zu reduzieren. Ob, und wenn ja, wie beherzt, Jerome Powell versuchen wird, seinen Adressaten die Inflationsängste zu nehmen, wird von einigen Beobachtern durchaus mit Spannung erwartet. Industrie wie Verbraucher sehen sich mit steigenden Preisen konfrontiert, die Fed dürfte es jedoch ähnlich wie die EZB halten, und weiterhin versichern, dass dies nur eine vorübergehende Situation sei, das war bislang jedenfalls die offizielle Linie (nicht wenige in den eigenen Reihen sehen dieses jedoch durchaus anders). Finanzministerin Janet Yellen äußerte ja bereits gestern ihr Vertrauen in eine „gute, solide Erholung“ der heimischen Wirtschaft, und milderte damit potenzielle Befürchtungen, die Fed könnte das Wirtschaftswachstum durch frühzeitige, gar überstürzte, Zinserhöhungen abwürgen. So prominent, wie noch vor wenigen Wochen, wird dieses Thema im Markt derzeit jedoch gar nicht mehr gespielt. Ein Großteil des sich für den Edelmetallsektor aus Tapering und Zinserhöhung ergebenden Rückschlagpotenzials sollte mittlerweile eingepreist sein. 

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Nach dem noch vielversprechenden Start in die vergangene Woche verliefen die folgenden Tage bis zum Monatsschluss unter dem Strich zu Gunsten des Bärenlagers. Trotz nachgebendem US-Dollar und sinkender Realrenditen fiel Gold bereits am Dienstag unter seine 200-Tage-Linie zurück und verließ im weiteren Verlauf auch seinen seit Ende September gültigen Aufwärtstrendkanal nach unten. Mit dem Dollar-induzierten Ausverkauf bis in den Bereich der um $1.770 befindlichen Unterstützung kamen dann auch die Käufer zurück und schoben Gold wieder in seine vorige, zwischen $1.790 und $1.800 befindliche, Widerstandszone zurück. Oberhalb der 1.800-Dollar-Marke wäre auch wieder der bisherige Aufwärtstrendkanal zurück erobert und die Ereignisse des vergangenen Freitag könnten als ungültiger Trendbeendigungsversuch abgehakt werden. Die im Laufe der Woche anstehenden Datengroßereignisse FOMC-Meeting und NFPs lassen zunehmende Volatilität erwarten. 

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Gold: Die Trading Setups

Long-Setup: Gold versucht sich aktuell an der Rückeroberung seines Aufwärtstrendkanals, konnte diesen bisher jedoch lediglich vorsichtig ankratzen. Immerhin hält sich der Preis oberhalb von 1.790 Dollar, dem unteren Bereich der bis $1.800 reichenden starken Widerstandszone. Nach der erfolgreichen Abwehr des freitäglichen „Umsturzversuchs“ und dem darauf folgenden 25-Dollar-Anstieg hat sich sowohl Chartbild als auch Sentiment soweit verbessert, dass sich Käufe auf aktuellem Niveau durchaus rechtfertigen lassen. Dabei dient die 1.790-Dollar-Marke als rote Lampe, unterhalb dieses Levels dürfte die Verkäuferseite neuen Mut schöpfen und Longpositionen daher zügig aufgegeben werden. Die Bereiche um $1.770 und $1.750 wären dann die nächsten Einstiegsniveaus. Prozyklisch agierende Marktteilnehmer werden die Überwindung der 1.800er-Marke zum Aufbau neuer, bzw. Ausbau bestehender, Longpositionen abwarten, auch dann liegt das nächste sinnvolle Stopp-Loss erst unterhalb von $1.790. Die folgenden Ziele befinden sich im Bereich des Bewegungshochs des bisherigen Aufwärtstrends und dem an gleicher Stelle verlaufenden regulären Widerstand um $1.815, darüber gerät die 1.830-Dollar-Marke in den Fokus.       

Short-Setup: Aktuell handelt Gold inmitten seiner 10 Dollar breiten Widerstands-/Unterstützungszone, woraus für short-orientierte Marktteilnehmer eine ähnliches Setup ergibt, wie für die Goldbullen, nur eben mit umgekehrten Vorzeichen. Unter der Annahme einer Korrektur der jüngsten auf den Abverkauf zum Wochenschluss erfolgten Aufwärtsbewegung ergeben spekulative Verkäufe an der Oberseite dieses Bereichs ($1.800) Sinn, mit kurzem Stopp etwas oberhalb dieser Marke. Erfolgt dann die erwartete Preisbewegung, kann eine solche Position bei einem Bruch der bei $1.790 befindlichen Unterseite dieser Zone ausgebaut (beziehungsweise aufgebaut) werden, mit nächstem Ziel um $1.770. Bricht auch dieses Niveau, wir dein Test des folgenden, 20 Dollar darunter befindlichen, Unterstützungsniveaus wahrscheinlich. Für antizyklische Verkaufslimits kann sich an den im Long-Setup genannten Zielmarken orientiert werden. Je nach Steilheit des bis dahin erfolgten Anstiegs dürften sich im Bereich von $1.815 und $1.830 entsprechend weite technische Gegenreaktionen einstellen.

Grundsätzlich sollte insbesondere in dieser Woche das Augenmerk auf den Themen „Gewinn- und Verlustmitnahmen“ liegen. Sowohl Herr Powell (Morgen) als auch der US-Arbeitsmarkt (Freitag) haben durchaus das Zeug, verschiedene Märkte (Währungen, Zinsen, Aktien, Rohstoffe) sowohl in die eine wie auch die andere Richtung zu bewegen, gerne auch unvermittelt und kräftig. „Sicher geglaubte“ neue Trends enden gelegentlich abrupt. Oftmals wirkt sich eine hohe Handelsfrequenz ja eher nachteilig auf die eigene Performance aus, in Zeiten vieler und wichtiger Datenveröffentlichungen hat kleinteiliges agieren (oder auch ausbleibendes, je nach Händlertyp) jedoch seine Berechtigung.

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Geht man von steigenden Kursen bei Gold aus, kann der risikobewusste Trader eine BUY-Position aufgeben. Geht man von fallenden Kursen aus, tätigt man eine SELL-Order. Wenn die Handelsstrategie aufgeht und der Händler auf der richtigen Marktseite ist, können in beiden Richtungen des Marktes Tradinggewinne erzielt werden. Geht die Handelsstrategie nicht auf, macht der Trader Verluste. Der Hebel bis zu 1:20 im Gold CFD multipliziert dabei die möglichen Gewinne oder Verluste.

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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 4. 

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Markus Grüne
Markus Grüne Selbständiger Börsenhändler & Finanzmarktanalyst | Frankfurt am Main | (extern)

Über 14 Jahre Erfahrung als professioneller Händler und Market Maker für Aktien, Derivate und Rohstoffe. Seit 2019 Publikation eigener Börsenbriefe und Analysen mit Fokus auf Rohstoffe.