Gold Analyse: Kurzfristig bietet die hohe Schwankungsfreudigkeit gute Trading-Chancen

Oktober 19, 2021 12:30

Die schnelle Korrektur der Korrektur ist ein gutes Zeichen für Gold und deutet auf das grundsätzlich positive Stimmungslage dieses Marktes hin. Gold bleibt langfristig fundamental attraktiv – kurzfristig bietet die hohe Schwankungsfreudigkeit gute Trading-Chancen.

  • Aktuelle Gold Analyse 19.10.2021: Chartanalyse, Wochenausblick, Setups und mehr – für aktive Daytrader
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Aktuelle Gold Analyse: Chartanalyse, Wochenausblick, Set-Ups und mehr – für aktive Trader

Überblick: Gold, das große Bild

Mit „wie gewonnen, so zerronnen“ lässt sich die Goldpreisentwicklung der vergangene Woche recht treffend zusammenfassen. Nachdem sich das Edelmetall zum Wochenbeginn, ausgehend von seiner Unterstützung um 1.750 Dollar, zunächst ruhig und stetig nach oben bewegte, explodierte der Preis zur Wochenmitte regelrecht bis hinein in den nächsten Widerstandsbereich zwischen $1.790 und $1.800 und testete dessen Oberseite schliesslich am folgenden Nachmittag. Die Freude darüber währte jedoch nur kurz, bereits tags darauf erfolgte die scharfe Wende und negierte diese Entwicklung zum Wochenschluss komplett. Zum gestrige Handelsstart stabilisierte sich Gold im Bereich des Vorwochenschlusses und mühte sich an der Rückeroberung der 1.770-Dollar-Marke, die schliesslich am heutigen Dienstagmorgen gelang. Mit Blick auf die vorherrschende Datenlage erschien die impulsive Aufwärtsbewegung zur Mitte der vergangenen Woche jedoch von Beginn an nicht wirklich gerechtfertigt. Angesichts eines US-Dollars nahe seines Jahreshochs, tendenziell aufwärts trendenden Anleiherenditen und eines mit einem mageren Plus von 0,3 Prozent hinsichtlich der Inflationssorgen sehr unspektakulären US-Verbraucherpreisindex hätte Gold auch durchaus die gegenläufige Richtung einschlagen können. Reuters berichtete an diesem Tag eher beiläufig von Umschichtungen weg von der London Metal Exchange hin zur CME, was eine Erklärung für die anziehenden Preise liefern könnte. Verifizieren konnte ich diese These jedoch nicht.      

Das Protokoll der FOMC-Sitzung vom September deutete an, dass die Fed Mitte November beginnen dürfte, ihr Anleihekaufprogramm zurückzufahren, im Gespräch ist eine Rate von 15 Milliarden Dollar pro Monat. Auch diese Information belastete den Goldpreis, aber immerhin herrscht nun weitgehend Klarheit über das Wann und die zu erwartende Größenordnung der kommenden Maßnahmen. Fraglich ist, ob diese auch reichen werden, um den Inflationszug wieder einzubremsen. Die Reihen derer, die diesen nur temporär Gas geben sehen, lichten sich zusehens. Nicht nur innherhalb der Fed werden zunehmend Stimmen laut, die diesbezüglich ein strukturelles Problem sehen, auch die Wall Street glaubt nicht an ein Übergangsszenario. So äusserten sich verschiedenen namhafte Repräsentanten der führenden Großbanken, von Bank of America über Morgan Stanley und J.P. Morgan bis Goldman Sachs, in den vergangenen Tagen dahingehend besorgt. Es wir damit zunehmend einsam um Christine Lagarde, die weiterhin standhaft von einer vorübergehenden Situation spricht. Immerhin ergänzte sie diesen Begriff jüngst zumindest um die Vokabel „weitgehend“.

Bislang gibt es jedenfalls keine Anzeichen für ein Nachlassen des Preisdrucks. Rohöl kletterte vergangene Woche auf Grund verbesserter Nachfrageaussichten auf ein 6 ½ -Jahreshoch, niedrige Erdgasspeicherstände sowohl in den USA, Europa und Asien, drohen in den kommenden Wochen zu einem massiven Problem zu werden, auch  die Preise von Industriemetallen, wie Aluminium und Kupfer, ziehen abermals deutlich an. Zu den bestehenden Versorgungsproblemen kommt nun noch eine erhebliche Verlangsamung der Schifffahrt hinzu. Nach Hafenschliessungen in China auf Grund der dortigen Zero-Covid-Politik und einem Taifun vor Hongkong und Shenzen liegen dort aktuell mehr als 100 Containerschiffe auf Reede, insgesamt fahren derzeit zehn Prozent der weltweit in Dienst befindlichen Handelsschiffe überhaupt nicht (das sind etwa 5.000 Schiffe). Setzen sich diese wieder in Bewegung, führt dies zu Staus vor den Zielhäfen. Branchenexperten gehen davon aus, dass 77 Prozent der Häfen weltweit den Verkehr nur stark verzögert abwickeln können. Diese Situation verschärft die durch beeinträchtigte Lieferketten ohnehin schon prekäre Angebotssituation weiter und treibt die Preise.

Sollte sich die aktuelle Lage an den Energiemärkten zu einer handfesten Krise ausweiten, würde gleichzeitig der weltweit wieder angelaufenen Wachstumsmotor ins stottern geraten. J.P. Morgen bewertet die Situation an den Energiemärkten als grösste Gefahr für den globalen Aufschwung und stellt allein auf Grund dessen ein Verdopplung bis Verdreifachung der aktuellen  Inflationsrate in Aussicht. Dies wäre ein Schock, der das Fortbestehen des Aufschwungs mehr als gefährden würde. China eröffnete die laufende Woche bereits mit einem schwachen Wachstumsbericht für das dritte Quartal, hier werden die Auswirkungen der Energieknappheit (sowie des dortigen Immobilieneinbruchs) schon sichtbar. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs im dritten Quartal zwar noch um 4,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr, in den vorangegangenen drei Monaten lag dieser Wert allerdings noch bei 7,9 Prozent. Auch die Industrieproduktion blieb im September hinter den Schätzungen zurück, auch die Investitionstätigkeit verlangsamte sich.

Immerhin hat Joe Biden nun ein Gesetz unterzeichnet, das eine kurzfristige Anhebung der Schuldenobergrenze vorsieht und damit die Zahlungsunfähigkeit des Landes samt drohender Finanzkatastrophe abwendet. Allerdings kann das Finanzministerium damit nur bis etwa zum 3. Dezember seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen, so dass in den kommenden Wochen weitere erbitterte Parteikämpfe zu erwarten sind. Da wir ja aber wissen, dass ein solches Szenario nur ein sehr theoretisches ist (es sei nochmals auf die Trillion-Dollar-Platinmünze hingewiesen…) sollte das zu erwartende Hickhack um dieses Thema die Märkte nicht allzu sehr verunsichern.

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Trotz des bevorstehenden Tapering-Projekts der US-Zentralbank (und weiterer, beispielsweise deutete die Bank of England gestern sehr glaubwürdig ähnliche Schritte an) und den damit verbundenen negativen Argumenten für den Edelmetallsektor, bleibt das Inflationsthema dominierend bullisch. Man darf nicht vergessen, dass die Auslöser (wie Energieknappheit, sowie Lieferketten- und Logistikprobleme) struktureller Natur sind. Geldpolitik ist nur ein mittelmäßig gut geeignetes Werkzeug, um die dortigen Defekte zu reparieren.

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Die zügige Rückeroberung der 1.770-Dollar-Marke heute Morgen ist aus technischer Sicht ein wichtiges positives Signal und dürfte die vom freitäglichen Kurseinbruch verunsicherten Goldbullen wieder in Stellung bringen. Schützenhilfe kommt dabei weniger von der Zinsseite, die Renditen der 5- und 10-jährigen US-Anleihen verharren auf (relativ) hohem Niveau und in einem deutlichen Aufwärtstrend, als vom US-Dollar. Dieser ist mittlerweile wieder deutlich von seinem am vergangenen Dienstag erreichten Jahreshöchststand zurückgefallen und liefert mit seiner Rückkehr in die zwischen Mitte Juni und Ende September etabliert Seitwärtszone ein bedeutendes Kaufargument für den Rohstoffsektor. Gold selbst befindet sich auf aktuellem Niveau jedoch mittig im Niemandsland zwischen seiner Unterstützung bei $1.770 und der 20 Dollar darüber beginnenden Widerstandszone (bis $1.800). Hier drängt sich momentan kein Trade auf. Mit dem Erreichen eines der beiden Levels ist allerdings in Kürze zu rechnen, was dann zu entsprechendem Handlungsbedarf führt.

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Gold: Die Trading Setups

Long-Setup: Die schnelle Korrektur der Korrektur ist ein gutes Zeichen und deutet auf das grundsätzlich positive Stimmungslage dieses Marktes hin. Dabei dürfte die impulsive Bewegung zurück über den Widerstand bei $1.770 ausreichen, um Gold in Kürze wieder in die Region um 1.800 Dollar zu führen. Dieser Bereich hat sich in der Vergangenheit bereits mehrfach als stabiler Widerstand erwiesen. Ein gesunder Rücksetzer bis ca. $1.790 wäre nach dem dann kräftigen Anstieg erwartbar und könnte als Basis für erste prozyklische Longs genutzt werden. Zieht Gold über die 1.800er-Marke lohnt der Sprung auf den fahrenden Zug, die nächsten Ziel liegen dann bei $1.815 und $1.830. Stopps bieten sich, mit etwas Luft, unterhalb von $1.790 an. Falls Gold den morgentlichen Schwung nicht mit in die US-Sitzung nehmen kann und wieder den Rückzug antritt, bietet sich der Bereich um $1.770 als sinnvolles Level für neue Zuläufe an. Auch hier liegt das passende Stopp-Loss-Niveau etwa zehn Dollar tiefer, was der derzeit relativ hohen Volatilität geschuldet ist..

Short-Setup: Gold zeigt sich derzeit schwankungsfreudig und reagiert zudem bemerkenswert genau auf klassische Chartmarken. Aktuell zieht der Preis in Richtung des im Long-Setup erwähnten Widerstandsbereichs zwischen $1.790 und $1.800, innerhalb dessen sich entsprechend die nächste Shortmöglichkeit findet. Von dort aus erwartbar ist ein Rücksetzer bis etwa $1.780, unterhalb dessen auch zurück bis auf das Unterstützungsniveau um $1.770. Spätestens hier bieten sich Positionschließungen an (und ein Wechsel zum Long-Setup). Bricht dieses Niveau jedoch, rückt der Bereich um $1.750 als nächstes Ziel in den Fokus, darunter ist viel Luft bis etwa $1.725. Setzt Gold den heute begonnen Aufschwung fort und fällt der Widerstand bei $1.800, bieten die im 15-Dollar-Abstand darüber liegenden nächsten Widerstände neues Shortpotenzial. Persönlich nutze ich nur selten und sehr wenige Indikatoren. Meiner Erfahrung nach funktionieren in einem solchen Umfeld aber Preisfolgeindikatoren, wie RSI oder Momentum, recht gut. Achten Sie dabei an den wichtigen Chartmarken vornehmlich auf Divergenzen zwischen Preis- und Indikatorrichtung, um die sich erhöhende Wahrscheinlichkeit für einen bevorstehenden Wechsel der Bewegungsrichtung zu erkennen. 

 

Handelsoptionen für Gold in beide Marktrichtungen mit CFD

Geht man von steigenden Kursen bei Gold aus, kann der risikobewusste Trader eine BUY-Position aufgeben. Geht man von fallenden Kursen aus, tätigt man eine SELL-Order. Wenn die Handelsstrategie aufgeht und der Händler auf der richtigen Marktseite ist, können in beiden Richtungen des Marktes Tradinggewinne erzielt werden. Geht die Handelsstrategie nicht auf, macht der Trader Verluste. Der Hebel bis zu 1:20 im Gold CFD multipliziert dabei die möglichen Gewinne oder Verluste.

Möchten Sie Gold als Daytrader aktiv handeln? Dann eröffnen Sie ein Demo-Handelskonto bei Admirals oder starten Sie mit einem Live-Handelskonto unter realen Bedingungen. 

 

Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 4. 

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Markus Grüne
Markus Grüne Selbständiger Börsenhändler & Finanzmarktanalyst | Frankfurt am Main | (extern)

Über 14 Jahre Erfahrung als professioneller Händler und Market Maker für Aktien, Derivate und Rohstoffe. Seit 2019 Publikation eigener Börsenbriefe und Analysen mit Fokus auf Rohstoffe.