So funktioniert die Marktanalyse im Trading
Bevor wir ins Thema Marktanalyse einsteigen, wollen wir Sie an eine einfache Wahrheit erinnern: Es gibt nur zwei Kräfte, die einen Markt bewegen: Angebot und Nachfrage. Sie sind der gemeinsame Nenner jedes ökonomischen, politischen, sozialen oder wissenschaftlichen Marktereignisses - und somit von größter Bedeutung für Bullen und Bären und die offenen Positionen, die sie halten.
In diesem Artikel werden wir Techniken, Stile, Herangehensweisen und Strategien erläutern. Sie alle haben eines gemeinsam: Den Versuch, Angebot und Nachfrage abzuschätzen. Einige von ihnen können akkurat sein, werden aber immer hinter der Kursentwicklung zurückbleiben. Indem Trader zwischen Bären und Bullen wechseln, können sie den Markt beeinflussen, den sie analysieren. Sobald sie einen neuen Trade eröffnen, verändert sich dieser abermals. Deshalb ist es unerlässlich zu verstehen, dass man sich nur einen Vorteil erarbeiten kann, wenn man die bestmögliche Marktanalyse von Angebot und Nachfrage betreibt.
Das erwartet Sie in diesem Artikel:
Technische Werkzeuge der Marktanalyse
Das wichtigste Element der technischen Marktanalyse ist ihre Gebundenheit an den Chart. Sobald Sie sich einen Chart ansehen, betreiben Sie bereits technische Analyse. Die Basis der Chartanalyse bildet die Dow Analyse des berühmten Verlegers und Journalisten Charles Dow. Unter anderem stellte Dow die These auf, dass der Markt alles diskontiert. Einfach ausgedrückt, bedeutet dies, dass jeder Faktor, der einen Einfluss auf Angebot und Nachfrage hat, im Kurs abgebildet wird. Dieser wiederum wird in Echtzeit in einem Chart abgebildet.
Die reine Lehre der technischen Analyse plädiert gegen das Studium von fast allem außer dem Kurschart, da es sich dabei um unverlässliche Daten handele. Darin liegt aber auch eine Schwäche der technischen Marktanalyse verborgen - sie analysiert nur, was bereits im Markt passiert ist. Für Trader stellt sich also die Frage: Wie kann ich wettbewerbsfähig bleiben, wenn alles, was ich weiß, bereits Allgemeingut ist?
Elemente der technischen Marktanalyse 1: Price Action
Price Action Strategien können als Subkultur der technischen Analyse begriffen werden, die sich wachsender Beliebtheit erfreut. Ein Grund dafür ist, dass die Price Action die meisten Werkzeuge der technischen Analyse, wie zum Beispiel technische Indikatoren, für ungeeignet hält, Tradern einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, wenngleich sie mit den Postulaten der Dow'schen Theorie übereinstimmen.
Price Action Trader ziehen Schlüsse aus "nackten" Charts, wobei die Kursbewegungen ihre Erstentscheidungen bei der Datensammlung unterstützen. Alles andere dient lediglich der Unterstützung, aber nicht der Initiation eines Trades. Das Fundament des Price Action Tradings bildet die Beobachtung, dass der Kurs zu Niveaus zurückkehrt, wo er vorher umkehrte oder sich konsolidierte, was auf ein Restangebot und -nachfrage zurückzuführen ist.
Was genau bedeutet Restangebot und -nachfrage?
Statt dem Markt hinterherzujagen, kümmern sich institutionelle Trader von Banken, Hedgefonds und multinationalen Konzernen nur darum, dass ihre Orders zum gewünschten Kurs erfüllt werden. Ihre Marktanalyse beschränkt sich darauf, wo sich der Markt im nächsten Monat oder gar erst im nächsten Jahr befinden wird. Bewegt sich der Markt weg vom Niveau, das sie heute getradet haben, werden ihre Orders nicht gestrichen. Sie halten ihre Positionen offen, bis der Markt zurückkehrt.
Diese verbliebenen offenen Orders verzerren die Zusammensetzung des Markts, was weitere Orders anzieht. Price Action Strategien werden deshalb meist in der täglichen Marktanalyse eingesetzt.
Elemente der technischen Marktanalyse 2: Charting
Charts sind eine grafisch dargestellte Abfolge von Kursen. Sie stellen die Geschichte eines Marktes dar. Auf der Y-Achse wird der Preis abgebildet, auf der X-Achse die Zeit. Im Chart selbst wird die Price Action dargestellt. Egal, welchen Trading Stil Sie wählen - ob langfristiges Positionstrading oder kurzfristiges Intraday Trading - alles beginnt mit dem Charting.
In der westlichen Welt ist das Charting eine relativ neue Technik. An der Wall Street werden Charts erst seit etwas mehr als einem Jahrhundert eingesetzt. Aus dem fernen Osten sind indes Dokumente bekannt, die Kursdarstellungen in Form von Candlesticks von vor ungefähr 300 Jahren beinhalten. Sie sind als "Reiskurse" bekannt, da sie erstmals im Handel mit Reis genutzt wurden.
Candlesticks sind das grundlegendste Werkzeug, das einem technischen Trader zur Verfügung steht. Der Einsatz von Candlestick Mustern zur Vorhersage von Kursbewegungen ist an sich bereits eine Trading Strategie.
Zusätzlich zum Erlernen der gängigsten Chartformationen ist es unerlässlich, die darunterliegenden Mechanismen von Angebot und Nachfrage zu verstehen. Die beliebtesten Formationen sind Unterstützungs- und Widerstandslinien, Trendkanäle, Dreiecke und Flaggen.
Dabei sollten Sie stets im Hinterkopf behalten, dass die hier vorgestellten unterstützenden Konstrukte zukünftige Marktbewegungen niemals vorhersagen können. Sie können dem Trader lediglich zum besseren Verständnis vergangener Kursbewegungen dienen.
Elemente der technischen Marktanalyse 3: Indikatoren
Falls Sie schon einmal eine Trading Plattform benutzt haben, haben Sie einen technischen Indikator wahrscheinlich bereits gesehen. Technische Indikatoren lassen sich in zwei große Gruppen einteilen:
- Trendindikatoren: Dazu gehören zum Beispiel Moving Averages (MA), MACD (Moving Average Convergence Divergence), ADX (Average Directional Index) oder Ichimoku. Sie weisen auf Richtung und Stärke eines Trends hin, aber nicht immer auf die Richtung der momentanen Price Action.
- Oszillatoren: Relative Strength Index (RSI), Stochastik Indicator oder Parabolic SAR. Sie deuten auf eine potenzielle Trendumkehr hin.
Trendindikatoren funktionieren gut auf trendenden Märkten, während sich Oszillatoren für den Einsatz auf Seitwärtsmärkten eignen - zumindest in der Theorie. Dazwischen befinden sich einige weitere Indikatoren wie die Bollinger Bänder. Sie nutzen sowohl eine Variation eines MA, um den Trend zu verfolgen, als auch einen Preiskanal, um mögliche Umkehren ausfindig zu machen.
Schließlich gibt es noch volumenbasierte Indikatoren. Das Trading Volumen wurde schon immer als definierender Faktor von Angebot und Nachfrage verstanden. Auf dem Forex Markt ist dieses aber nicht genau festzustellen, weil dieser nicht an einer zentralen Börse, sondern OTC (over the counter) gehandelt wird.
Trading Indikatoren sind unvollkommen. Sie hinken hinter dem Preis her und müssen oftmals umgedeutet werden, nachdem der Schlusskurs festgestellt wurde. Sie werden regelmäßig miteinander kombiniert, um einander zu ergänzen, da sie andernfalls zu oft danebenliegen. Wenn man als Anfänger von professionellen Tradern den Tipp bekommt, seinen Chart einfach und übersichtlich zu halten, sprechen sie davon, den technischen Indikatoren nicht zu sehr zu vertrauen. Zu guter Letzt muss festgehalten werden, dass Trading Strategien, die sich ausnahmslos auf technische Indikatoren verlassen, keinen kompetitiven Vorteil bieten.
Fundamentale Werkzeuge der Marktanalyse
Die Fundamentalanalyse setzt nicht auf Kurscharts, sondern auf die Auswertung ökonomischer Daten wie die EZB Leitzinsen, Inflationsraten oder Handelsbilanzen. Die hinter der fundamentalen Analyse stehende Theorie lautet, dass die Märkte ein Finanzinstrument auf kurze Sicht falsch bepreisen, aber irgendwann immer zum richtigen Preis finden. Die Periode der falschen Bepreisung bietet folglich Trading-Gelegenheiten.
Die fundamentale Marktanalyse bietet keine präzisen Einstiegs- oder Ausstiegspunkte für das Trading. Wenn Sie jedoch kenntnisreich eingesetzt wird, ist sie ein hervorragendes Werkzeug, um langfristige Kursbewegungen vorherzusagen. Allerdings verhalten sich Währungen nicht wie Aktien, während Staaten und Unternehmen gut miteinander vergleichbar sind.
Die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens steht in direktem Zusammenhang zu seinem Aktienkurs. Bei Staaten gilt jedoch, dass sich eine verbesserte wirtschaftliche Lage nicht unbedingt in einem vergleichbaren Wachstum des Währungswerts widerspiegelt. Der relative Wert einer Währung speist sich stattdessen aus mehreren Faktoren wie nationaler Geldpolitik, ökonomischen Indikatoren, technischen Fortschritten, internationalen Entwicklungen oder Naturkatastrophen.
Ökonomische Theorien und Rohdaten der fundamentalen Marktanalyse
Neben der Marktstimmung gibt es einige ökonomische Theorien, die darauf abzielen, Unterschiede zwischen einem Währungskurs und seinem wahren Wert festzustellen. Hier einige Beispiele dazu:
- Kaufkraftparität: Hierbei wird angenommen, dass Waren auch nach einer Währungskursangleichung das gleiche kosten sollten. Ist dies nicht der Fall, bieten sich gute Trading-Gelegenheiten.
- Zinssatzparität: Grundlegend das gleiche wie die Kaufkraftparität, allerdings mit Finanzwerten statt Gütern. Ihr Erwerb in unterschiedlichen Ländern sollte nach der Zinssatzangleichung das gleiche kosten.
- Handelsbilanztheorie: Bezieht sich auf die Handelsbilanz eines Landes. Werden mehr Güter und Dienstleistungen importiert als exportiert, wird die Währung abgewertet.
- Realer Zinssatz: Das gleiche wie die Zinssatzparität. Eine Währung mit höherem Zinssatz wird gegenüber einer Währung mit niedrigerem Zinssatz aufgewertet, da sie mehr Investitionen anzieht.
- Asset Market: Vergleichbar mit der Handelsbilanz, nur dass Zu- und Abfluss ausländischer Investitionen berechnet werden. Je höher die ausländischen Investitionen, desto stärker wird die nationale Währung aufgewertet.
Neben diesen Theorien sind auch die rohen ökonomischen Daten Teil der wöchentlichen Marktanalyse. Arbeitsmarktzahlen, Zinsraten, Inflation, Bruttosozialprodukt, Handelsbilanz, Verkaufszahlen des Einzelhandels, Gebrauchsgüter und andere Indikatoren können nach ihrer Veröffentlichung kurzfristige Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben. Wollen Sie einen Überblick über diese Daten behalten, eignet sich der kostenlose Wirtschaftskalender von Admiral Markets bestens. Solche Daten können Sie sich auch direkt im MetaTrader anzeigen lassen, sofern sie ihn um die MetaTrader Supreme Edition erweitert haben. Diese beinhaltet Tools und Indikatoren wie Trading Central, die Ihnen aufgrund aktueller ökonomischer Daten Trading Ideen zu allen erdenklichen Finanzinstrumenten liefern.
Der stimmungsbasierte Ansatz
Dies ist neben der Price Action die möglicherweise geradlinigste Methode, Angebot und Nachfrage zu messen, wenngleich auch hier Einschränkungen gelten. Die Methode basiert auf dem Messen des open interest, also der Summe aller offenen Positionen in einem Termin- oder Optionskontrakt. Die Idee ist dem Aktienmarkt entlehnt: Steigt das Handelsvolumen, während das open interest sinkt, besteht die Chance, dass sich die Marktstimmung ändert.
Beispielsweise wird der Forex Markt OTC (over the counter) gehandelt, weshalb es unmöglich ist, Handelsvolumen und open interest zu messen. Die beste Alternative für Trader, die Marktstimmung zu messen, ist der "Commitment of Traders Report" für den Forex Futures Markt. Dabei bestehen zwei Probleme:
- Das tägliche Handelsvolumen von Forex Futures beträgt lediglich 100 Mrd. USD. Zum Vergleich: Der Forex Spotmarkt beträgt 1,5 Billionen USD.
- Unter den erfolgreichsten Tradern befinden sich nicht nur Spekulanten, sondern auch Hedger, die auf komplett unterschiedliche Weise traden. Wenn Spekulanten zum Beispiel stärker kaufen, da ein bullischer Trend besteht, verkaufen Hedger stärker mit dem bullischen Trend.
Abschließendes zur Marktanalyse im Trading
Die meisten Trader tendieren dazu, diejenigen Trading Strategien einzusetzen, mit denen sie am besten zurechtkommen, ob technische Analyse, fundamentale Analyse oder eine Mischung aus beiden. Zinsraten, Inflationsraten, Handelsbilanzen, Marktstimmungen und andere fundamentale Faktoren können Tradern zweifelsohne einen Überblick über das große Ganze geben. Auf kurze Sicht bewegen sich Finanzinstrumente aber selten in einer geraden Linie, was bedeutet, dass es viel kurzfristige Price Action gibt, die günstige Trading-Gelegenheiten bietet. In dieser Hinsicht kann der Einsatz technischer Marktanalyse sehr effektiv sein.
Egal, welche Analysemethode Sie anwenden, sollten Sie stets versuchen, ihre Logik auf den Zusammenhang von Angebot und Nachfrage zurückzuführen. In jedem Fall sollten Sie erst mit dem Live Trading beginnen, wenn Sie sich dafür gewappnet fühlen. Um sich gewissenhaft darauf vorzubereiten, können Sie jederzeit ein kostenloses Demokonto bei Admiral Markets eröffnen, das es Ihnen erlaubt, Ihre Trading Strategien in risikofreier Umgebung unter realistischen Marktbedingungen auszutesten.
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