Wie funktioniert Price Action Trading? Ein ausführlicher Guide
Die Analyse der Märkte anhand der sogenannten Price Action ist ein weit verbreitetes Konzept unter Tradern. Es ist einfach in der Handhabung und man benötigt nur den Kursverlauf des Basiswerts (Underlying).
Worum es sich beim Price Action Trading handelt, welche Price Action Strategien es gibt und welche Indikatoren man für diese Strategien einsetzen kann, erfahren Sie in diesem Artikel.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist Price Action?
- Die Geschichte des Price Action Trading
- Beliebte Märkte für das Price Action Trading
- Hilfsmittel für das Price Action Trading
- So funktioniert die einfache Price Action Strategie mit Umkehrstab
- Price Action in Kombination mit dem Awesome Oszillator
- 4 Beispiele für Price Action Strategien
- Ist das Price Action Trading für mich geeignet?
Was ist Price Action?
Der englische Begriff Price Action beschreibt ganz einfach Kursbewegungen - also alle Bewegungen, die auf einem Chart in Form des Kursverlaufs dargestellt werden. Oft wird der Begriff im Zusammenhang mit der technischen Analyse verwendet.
Davon abgeleitet bezeichnet das Price Action Trading den Prozess der Marktbeobachtung, bei dem versucht wird, auf der Grundlage unmittelbarer Preisbewegungen die zukünftige Preisentwicklung zu antizipieren. Dabei wird meistens auf den Einsatz von technischen Indikatoren verzichtet, da diese auch nur die zurückliegende Price Action in einer anderen Form abbilden.
Eine gute Möglichkeit, die Märkte zu beobachten und sich ohne Risiken mit ihren Funktionsweisen vertraut zu machen, bietet ein kostenloses Demokonto. Aber auch erfahrene Trader sollten neue Strategien und Indikatoren stets mithilfe eines solchen Kontos auf Ihre Kompatibilität mit dem eigenen Tradingstil testen.
Der technisch orientierte Trader sieht den Kurs nicht als einen Effekt des Marktes, sondern als den Grund für Bewegungen an. Darüber hinaus nimmt er es als gegeben hin, dass eine bestimmte Price Action einen absolut messbaren wirtschaftlichen Effekt auf eine bekannte Gruppe von Positionshaltern hat.
Ein Trader wird sich immer fragen müssen: Wie reagiert die Gruppe der Positionshalter (längerfristige Trader oder Investoren) am Markt? Beim Price Action Trading wird versucht, diese Frage mithilfe der Kursbewegungen zu lösen, da sie Informationen darüber liefern, wie die Positionshalter am Markt reagieren.
Die Geschichte des Price Action Trading
Die Anfänge des Price Action Tradings können bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zurückverfolgt werden. Zu diesem Zeitpunkt entstand das sogenannte „Tape Reading". Unter dem Pseudonym „Rollo Tape" veröffentlichte Richard D. Wyckoff sein Werk "Studies in Tape Reading" zu diesem Thema. Spätere Ausführungen von Toby Crabel und den Autoren Edwards & Magee werden ebenfalls mit dem Price Action Trading in Verbindung gebracht.
Eine andere Erläuterung der Price Action Analyse und des Price Action Tradings führt jedoch in das Japan des 18. Jahrhunderts. Damals entwickelte der Reishändler Munehisa Homma die Candlestick Charts. Die Candlesticks dienen der optischen Aufbereitung der Price Action innerhalb einer bestimmten Periode und ermöglichen durch die Formation des Charts Rückschlüsse auf die zukünftige Kursentwicklung. Dies kann als die visuelle Grundlage für das Price Action Trading betrachtet werden.
Unabhängig davon, wem man diese Entwicklung zuschreibt, oder davon, ob Sie als Trader Candlestick- oder Bar-Charts zur Kursdarstellung gewählt haben – wichtig ist es, den Kurs ungefiltert darzustellen. Welche Instrumente (z.B. Rohstoffe, Aktien oder Devisen) Sie dabei handeln, ist unerheblich. Dennoch möchten wir hier auf ein paar beliebte Märkte speziell eingehen.
Beliebte Märkte für das Price Action Trading
Alle beliebten Märkte für das Price Action Trading zeichnen sich durch eine hohe Liquidität aus. Als liquidester Markt der Welt ist der Forex Markt daher der Vorreiter. Hier sind die wichtigen Währungspaare EUR/USD, EUR/GBP, USD/JPY, USD/CAD, GBP/USD und AUD/USD zu nennen. Gleich darauf folgen in der Beliebtheit der Trader die großen Aktienindizes wie der S&P500 Index, der Dow Jones Industrial Average Index, der Germany 40, der CAC40, der FTSE100 und der Nikkei225. Auch die Rohstoffmärkte sind äußerst beliebt, hier sind stellvertretend Öl, Gold, Kaffee, Kakao und Weizen zu nennen.
Aktien hingegen sollten nur in großen Zeiteinheiten mittels Price Action analysiert werden (mit einem Zeitrahmen von einer Woche und höher). Erst dann ist über die Volatilität und ihre Liquidität eine verwertbare Aussage zu treffen. Ausnahmen bilden hierbei die Blue Chip Aktien wie Alphabet, Amazon, Microsoft etc., die an normalen Handelstagen an der Wall Street ebenfalls über die entsprechende Liquidität verfügen.
Von den Aktien einmal abgesehen, wird die Price Action klassischerweise auf Tagescharts angewandt. Ein Intraday-Einsatz, wie ihn Daytrader präferieren (z.B. im 4h, 1h, 30min und 15min Chart) birgt stets das Risiko von vermehrten Fehlsignalen. Achten Sie daher im Sinne eines erfolgreichen Tradings auf den richtigen Einsatz der Instrumentarien.
Diese Indikatoren unterstützen Price Action Trading
Die Price Action ist für puristische Trader schon ausreichend und sie verzichten auf weitere Hilfsmittel. Viele Trader nutzen jedoch auch andere Instrumente und verwenden dabei die umfangreichen Möglichkeiten im MetaTrader.
Hierbei bieten sich für den Trader folgende Indikatoren an:
- Pivot Points
- Fibonacci Retracements
- Elliott Wellen
- Awesome Oszillator
Die natürlichen Pivot Punkte, auch bekannt als Orientierungspunkte, stellen hierbei die markanten Hoch- und Tiefpunkte aus dem letzten Handelstag (oder einer anderen Periode) dar. Die errechneten Pivot Punkte sind mittlerweile sehr beliebt und werden vielseitig eingesetzt. Beim Price Action Trading werden die Pivot Punkte zur Identifikation von wichtigen Regionen herangezogen, bei denen es zu Umkehrsignalen in Form eines Umkehrstabes kommen kann.
Für die bekannten Fibonacci Retracements gilt dies ebenso. Sie unterstützen den Trader dabei, sichtbare Kursbewegungen und deren möglichen Ziele im Chartbild besser einschätzen zu können. Eine weitere Kombinationsmöglichkeit bieten die Elliott Wellen.
Bevor wir auf die Kombination mit dem Awesome Ozillator eingehen, wollen wir noch die einfache Price Action Strategie des klassischen Umkehrstabs beleuchten.
Neben standardmäßig im MetaTrader enthaltenen Indikatoren wie dem Awesome Oszillator bietet Ihnen die exklusive MetaTrader Supreme Edition von Admirals eine Vielzahl zusätzlicher, sehr sinnvoller Tools und Indikatoren für Ihr Trading. Wenn auch Sie von den erweiterten Möglichkeiten, die Ihnen dieses Plugin bietet, profitieren wollen, dann laden Sie es jetzt kostenlos herunter!
So funktioniert die einfache Price Action Strategie mit Umkehrstab
Eine sehr einfache Price Action Strategie, welche ohne weitere Hilfsmittel neben dem Chartverlauf angewendet werden kann, bietet der klassische Umkehrstab (Upthrust). Das klassische Umkehrstab-Pattern nach Toby Crabel definiert sich wie folgt:
- Der Schlusskurs muss unterhalb des Schlusskurses der vorherigen zwei Tage liegen.
- Der Schlusskurs liegt unter dem Pivot Punkte Hoch.
- Der Schlusskurs muss kleiner als der Eröffnungskurs sein und unter der Range des Tages liegen.
- Die Range des Upthrusts ist größer als die des Vortages.
Das zweite Beispiel widmet sich dem Spring Umkehrstab Pattern und ist durch folgende Bedingungen charakterisiert:
- Der Schlusskurs liegt oberhalb des Schlusskurses der vorherigen zwei Tage.
- Der Schlusskurs liegt oberhalb des Pivot Point Tiefs.
- Der Schlusskurs muss größer als der Eröffnungskurs sein und oberhalb der Tagesrange liegen.
- Die Range des Springs ist größer als die des Vortages.
Auch dazu haben wir für Sie einen Beispielchart. Sie sehen hier den Germany 40 CFD:
Das Umkehrstab Pattern kann aus einem oder auch aus zwei Kerzen bestehen. Dabei ist es das Price Action Setup selbst, das das Muster sehr simpel hält.
Der Einstieg erfolgt zum Schluss des Musters. Dabei hat sich in den Untersuchungen von Toby Crabel gezeigt, dass die optimale Haltedauer für diese Formation drei Tage beträgt und der Stop Loss unter bzw. über dem Tief/Hoch des Umkehrstabes liegt. Ein Ausstieg erfolgt immer erst zum Schluss der dritten Kerze, die auf das Muster folgt.
Wichtig bei dieser Price Action Strategie ist folgende Bedingung: Wenn der Kurs nach der Ausbildung eines Umkehrstabs unter die Midrange des Musters fällt bzw. steigt, nimmt die Wahrscheinlichkeit auf einen Gewinn rapide ab. Die Position sollte dann entweder der neuen Lage angepasst oder sogar ganz aufgelöst werden.
Eine andere Herangehensweise wäre es, an den darauffolgenden Tagen Intraday auf Flaggen-Formationen zu achten und diese in die durch das Muster angezeigte Richtung zu handeln. Das reduziert Ihr Anfangsrisiko und bietet die Möglichkeit einer Pyramidisierung der Position im Gewinn.
Price Action in Kombination mit dem Awesome Oszillator
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Price Action mit einem Indikator oder Oszillator zu kombinieren. Hierbei hat sich vor allem der Awesome Oszillator bewährt. Mit dessen Hilfe wird das Momentum gemessen und das Ergebnis entsprechend visualisiert. Sie kennen dies womöglich schon vom MACD Indikator, wo ebenso auf Divergenzen wie auf Konvergenzen geachtet wird.
Entwickelt wurde der Awesome Oszillator übrigens von Bill Williams, der auch Indikatoren wie den Alligator Indikator erfunden hat.
Zur Berechnung des Awesome Oszillators werden zwei Simple Moving Averages (ein kurzer und ein langer) verwendet. Damit wird die Marktdynamik gemessen, wodurch der Trader, der diesen Oszillator verwendet, den Markt besser einschätzen kann.
Neben der Messung der Marktdynamik generiert der Oszillator auch selbst Kauf- und Verkaufssignale. Die bekanntesten Kauf-/Verkaufssignale sind:
- Die Untertasse
- Das Kreuzen der Nulllinie
- Zwei-Gipfel-Formation
Alle drei Formationen lassen sich deutlich im Oszillator erkennen, was die Anwendung des Awesome Oszillator sehr einfach und praktikabel gestaltet.
4 Beispiele für Price Action Strategien
Eine Price Action Strategie beinhaltet drei unterschiedliche Fragen: Warum, wie und was? Das Warum fragt danach, aus welchem Grund Sie einen Trade in einem bestimmten Markt durchführen wollen. Hier kommen Price Action Muster ins Spiel. Durch Ihre Price Action Analyse erhalten Sie eine Vorstellung davon, wohin sich der Kurs als Nächstes bewegt - nach oben oder unten.
Das Wie bezieht sich auf den Mechanismus Ihres Trades, wie Sie diesen Trade also durchführen werden. Die dazugehörige Analyse beinhaltet Informationen zu Einstieg, Stop Loss und Zielpreis. Beim Trading geht es viel um Wahrscheinlichkeiten, weshalb Sie sich stets schützen sollten, um Verluste zu minimieren, falls sich der Kurs gegen Sie entwickelt.
Das Was bezieht sich auf den Ausgang Ihres Trades. Was wollen Sie mit Ihrem Trade erreichen? Handelt es sich um einen kurz- oder einen langfristigen Trade? Dabei geht es darum, wie Sie möglichst oft profitable Trades abschließen und wie Sie sich verhalten, wenn ein Trade misslingt.
Price Action Strategie 1: Der Hammer
Die Price Action Trading Strategie "Hammer" ist ein bullisches Signal, das eine höhere Wahrscheinlichkeit anzeigt, dass sich der Kurs nach oben bewegt. Sie wird hauptsächlich in Märkten mit Aufwärtstrend verwendet. Eine beispielhafte Hammer Kerze sieht folgendermaßen aus:
Ein Hammer zeigt Verkäufer an, die den Kurs in Richtung eines neuen Tiefs drücken. Die Verkäufer sind allerdings nicht stark genug, um beim Tief zu bleiben, und verlassen ihre Positionen. Das sorgt dafür, dass sich der Kurs wieder nach oben bewegt, was Käufer dazu animiert, vermehrt in den Markt zu drängen.
Open und Close sollten sich in der oberen Hälfte der Kerze befinden. Der Schlusskurs befindet sich traditionell unter dem Eröffnungskurs, aber es gilt als stärkeres Signal, wenn es sich umgekehrt verhält.
Im obigen GBPUSD Chart gibt es ein Beispiel für ein Hammer Muster, hervorgehoben durch die gelbe Box. Die Analyse von Open, Close, Hoch- und Tiefkurs suggeriert, dass eine weitere Bewegung nach oben wahrscheinlich ist. In diesem Beispiel erfüllte sich diese Erwartung - der Kurs stieg nach der Formierung besagter Kerzen. Das wird nicht immer der Fall sein, aber wir wollen uns trotzdem ansehen, wie Sie diese Gelegenheit hätten traden können.
ENTRY: Eine Möglichkeit zur Entry könnte der Punkt sein, an dem die nächste Kerze das Hoch der Hammer Kerze durchbricht. Dieses formierte sich in der Woche des 21. März 2021 und betrug 1,3876. Ihr Entry Preis hätte daher bei 1,3877 liegen können.
STOP LOSS: Ein möglicher Stop Loss könnte beim Tief der Hammer Kerze angesetzt werden. Löst der Markt die Entry aus, aber keine anderen Käufer folgen, kann dies als Warnsignal angesehen werden, dass sich der Kurs weiter nach unten bewegen muss, bevor sich neue Käufer finden. Deshalb sollten Sie den Stop Loss nicht zu nahe an der Entry positionieren. Liegt das Tief der Hammer Kerze bei 1,3787, könnte ein potenzieller Stop Loss bei 1,3786 gesetzt werden.
ZIELPREIS: Es gibt mehrere Wege, den Trade mit einem Profit abzuschließen. Sie könnten Ihren Exit zum Beispiel am Schlusskurs der Kerze machen, wenn sich der Trade zu dem Zeitpunkt im Profitbereich befindet, indem Sie Unterstützungs- und Widerstandsbereiche ausfindig machen oder einen Trailing Stop Loss einsetzen. In diesem Beispiel würde ein Abzielen auf das vorige Swing High Level in einem Zielpreis von 1,4035 resultieren.
TRADE: Mit einer Entry bei 1,3877 und einem Stop Loss bei 1,3786 betrüge das Gesamtrisiko des Trades 91 Pips. Mit 0,1 Lot würde der Trade bei Auslösung von Entry und Stop Loss einen Verlust von 91 USD einbringen. In unserem Beispiel bewegte sich der Kurs allerdings in Richtung Zielpreis und brachte einen Gewinn von 158 USD ein.
Price Action Strategie 2: Die Sternschnuppe
Die Price Action Strategie "Sternschnuppe" (engl.: The Shooting Star) ist ein bärisches Signal, das eine höhere Wahrscheinlichkeit anzeigt, dass sich der Kurs nach unten bewegt. Sie wird hauptsächlich in Märkten mit Abwärtstrend eingesetzt. Im Wesentlichen kann sie als Gegenteil des Hammers betrachtet werden. Hier ein Beispiel, wie eine Sternschnuppen Kerze aussieht:
Eine Sternschnuppe zeigt Käufer, die den Kurs in Richtung eines neuen Hochs drücken. Allerdings sind die Käufer nicht stark genug, um beim Hoch zu bleiben, und verlassen ihre Positionen. Das sorgt dafür, dass sich der Kurs nach unten bewegt, was Verkäufer zum Markteintritt animiert.
Open und Close Levels sollten sich beide in der unteren Hälfte der Kerze befinden. Der Schlusskurs kann sich traditionell über dem Eröffnungskurs befinden, aber es ist ein stärkeres Signal, wenn es sich umgekehrt verhält.
Im obigen GBPUSD Chart gibt es drei Beispiele von Sternschnuppen Mustern, alle hervorgehoben durch die gelben Boxen. Durch Analyse von Open, Close, Hoch und Tief legt das Muster nahe, dass eine Bewegung nach unten wahrscheinlich ist. In diesen Beispielen bewegte sich der Kurs tatsächlich nach unten, nachdem sich die Kerzen geformt hatten. Das wird natürlich nicht immer der Fall sein, aber wie hätten Sie diese Gelegenheit traden können?
ENTRY: Eine mögliche Entry befindet sich an dem Punkt, an dem der Kurs das Tief der Sternschnuppen Kerze durchbricht. Das Tief der dritten Sternschnuppen Kerze hat sich in der Woche des 4. November 2018 geformt und beträgt 1,2957. Die Entry könnte also bei 1,2956 liegen.
STOP LOSS: Ein potenzieller Stop Loss könnte beim Hoch der Sternschnuppen Kerze gesetzt werden, das sich bei 1,3173 befindet. Den Stop Loss könnte man also bei 1,3174 platzieren.
ZIELPREIS: Es gibt mehrere Wege, den Trade mit einem Profit zu verlassen. Zum Beispiel könnten Sie Ihren Exit am Schlusskurs der Kerze setzen, wenn sich der Trade zu diesem Zeitpunkt im Profitbereich befindet, indem Sie Unterstützungs- und Widerstandsbereiche ausfindig machen oder Trailing Stop Losses nutzen. Hier würde der Zielpreis bei Ausrichtung am vorherigen Swing Low Level bei 1,2663 liegen.
TRADE: Mit einer Entry bei 1,2956 und einem Stop Loss bei 1,3174 würde das Gesamtrisiko des Trades 218 Pips betragen. Mit 0,1 Lot würde es bei Auslösung von Entry und Stop Loss zu einem Verlust von 218 USD kommen. In unserem Beispiel bewegte sich der Kurs allerdings nach unten und erreichte den Zielpreis, was in einem ungefähren Profit von 293 USD resultierte.
Price Action Strategie 3: Harami
Die Price Action Strategie "Harami" ist ein Muster mit zwei Kerzen, das Unentschiedenheit im Markt signalisiert und hauptsächlich im Breakout Trading verwendet wird. Es kann auch als Inside Candle Formation bezeichnet werden, da sich eine Kerze innerhalb der Range der vorherigen Kerze formiert, von Hoch zu Tief. Hier ein Beispiel dafür, wie bärische und bullische Harami Kerzen aussehen:
Eine bärische Harami formiert sich, wenn sich die Spanne zwischen Hoch und Tief der Verkäuferkerze innerhalb der Spanne zwischen Hoch und Tief der vorhergehenden Käuferkerze formiert. Da es keine Fortsetzung gegeben hat, um ein neues Hoch zu formen, repräsentiert die bärische Harami Unentschlossenheit im Markt, die zu einem Ausbruch nach unten führen könnte.
Eine bullische Harami formiert sich, wenn sich die Spanne zwischen Hoch und Tief der Käuferkerze innerhalb der Spanne zwischen Hoch und Tief einer vorhergehenden Verkäuferkerze formiert. Da es keine Fortsetzung gegeben hat, um ein neues Tief zu formen, repräsentiert die bullische Harami Unentschlossenheit im Markt, was zu einem Ausbruch nach oben führen könnte.
Nachfolgend einige Beispiele für bullische und bärische Harami Muster, die sich über einen bestimmten Zeitverlauf hinweg formieren:
Wie können Sie diese Muster also als Price Action Strategien handeln? Viele Trader nutzen sie als eigenständige Ausbruchsmuster. Die folgenden Regeln sollten Sie dabei beachten.
Trading mit dem bullischen Harami Price Action Muster:
- Identifizieren Sie ein bullisches Harami Muster (die Spanne zwischen Hoch und Tief der Käuferkerze formiert sich innerhalb der Spanne zwischen Hoch und Tief einer vorhergehenden Verkäuferkerze).
- Platzieren Sie Ihre Entry einen Pip über dem Hoch der letzten Kerze.
- Platzieren Sie Ihren Stop Loss einen Pip unter dem Tief der vorherigen Kerze (so geben Sie dem Trade ein wenig Luft zum Atmen).
- Zielen Sie auf ein Chance-Risiko-Verhältnis von 1:1 ab, was bedeutet, dass Sie zwischen Entry und Stop Loss den gleichen Betrag an Pips riskieren.
- Wenn der Trade vor der Formierung einer neuen Kerze noch nicht ausgelöst wurde, streichen Sie die Order. Wenn er ausgelöst wurde, lassen Sie ihn im Markt, bis Stop Loss oder Zielpreis ausgelöst werden.
Ein Befolgen dieser Regeln sieht im Chart folgendermaßen aus:
Im obigen AUDCAD Chart hat sich eine bullische Harami geformt. Laut der soeben aufgeführten Regeln könnten Sie eine Entry über dem Hoch der letzten Kerze setzen und einen Stop Loss am Tief der vorherigen Kerze. Wenn die Order bis zur Formierung der nächsten Kerze nicht ausgeführt wurde, können Sie die Order streichen und nach dem nächsten Trade Ausschau halten. Wurde die Order ausgelöst, übernehmen Stop Loss und Zielpreis den Exit für Sie, was in Profit oder Verlust resultieren kann.
Trading des bärischen Harami Price Action Musters:
- Identifizieren Sie ein bärisches Harami Muster (die Spanne zwischen Hoch und Tief der Verkäuferkerze formiert sich innerhalb der Spanne zwischen Hoch und Tief einer vorhergehenden Käuferkerze).
- Platzieren Sie Ihre Entry einen Pip unter dem Tief der letzten Kerze.
- Platzieren Sie Ihren Stop Loss einen Pip über dem Hoch der vorherigen Kerze.
- Zielen Sie auf ein Chance Risiko Verhältnis von 1:1 ab, was bedeutet, dass Sie zwischen Entry und Stop Loss den gleichen Betrag an Pips riskieren.
- Wenn der Trade vor der Formierung einer neuen Kerze noch nicht ausgelöst wurde, streichen Sie die Order. Wenn er ausgelöst wurde, lassen Sie ihn im Markt, bis Stop Loss oder Zielpreis ausgelöst werden.
Price Action Strategie 4: Forex Scalping
Tradern steht eine Vielzahl von Price Action Strategien zur Verfügung. Weil Scalping jedoch viele kurzfristige Trades pro Tag vorsieht, sind mehr Filter vonnöten, um damit ein Price Action Setup zu traden.
Ein wichtiger Filter könnte sein, Märkte ausfindig zu machen, die sich in einem Trend befinden, was Tradern hilft zu identifizieren, wer Kontrolle über den Markt ausübt - Käufer oder Verkäufer. Moving Averages (MA) sind nützliche Indikatoren, die bei dieser Identifikation helfen können. Da Scalper stets nach kurzfristigen Bewegungen Ausschau halten, setzen sie bevorzugt Moving Averages ein, die sich schneller bewegen, wie zum Beispiel die 20- oder 50-Perioden Moving Averages.
Nachfolgend wollen wir einige Regeln für eine mögliche Price Action Scalping Strategie aufstellen, die Moving Averages zur Identifikation des Trends und Price Action Niveaus zur Platzierung von Entry und Stop Loss kombiniert.
LONG Setup |
SHORT Setup |
4-Stunden-Chart |
4-Stunden-Chart |
20 MA über 50 MA |
20 MA unter 50 MA |
Hammer oder bullisches Harami Muster |
Sternschnuppe oder bärisches Harami Muster |
Price Action Muster formt sich zwischen 20 MA und 50 MA |
Price Action Muster formt sich zwischen 20 MA und 50 MA |
Entry: 1 Pip über dem Kerzenhoch |
Entry: 1 Pip unter dem Kerzentief |
Stop Loss: 1 Pip unter dem Kerzentief |
Stop Loss: 1 Pip über dem Kerzenhoch |
Zielpreis: Vorheriges Swing High oder Pip Risiko (Entry minus Stop Loss) |
Zielpreis: Vorheriges Swing Low oder Pip Risiko |
Order streichen, wenn nicht durch Formierung einer neuen Kerze ausgelöst |
Order streichen, wenn nicht durch Formierung einer neuen Kerze ausgelöst |
Dies ist ein Beispiel, das Ihnen bei der Ausformulierung Ihrer eigenen Trading Strategie helfen soll. Dabei sollten Sie stets beachten, dass es mit jeder Strategie zu Gewinnen und Verlusten kommen kann, weshalb Sie immer ein ausreichendes Risikomanagement betreiben sollten. Schauen wir uns die Beispielstrategie nun in Aktion an:
Das obige CADJPY Chart zeigt mehrere Aufwärtsbewegungen. Sehen wir uns eine davon im Vierstundenchart (H4) genauer an:
Der 20-Perioden-MA (blaue Linie) liegt zeitweise über dem 50-Perioden-MA (rote Linie). Dadurch wird ein Teil der Regeln der Price Action Scalping Strategie erfüllt. Im nächsten Schritt müssen die Price Action Forex Setups identifiziert werden, die sich zwischen den Moving Averages ausbilden:
Im obigen Chart zeigen die gelben Boxen Hammer und bullische Harami Muster, die sich zwischen den Moving Averages ausgebildet haben. Die ersten beiden Price Action Setups haben die Hoch Niveaus der Kerzen ausgelöst und sich dann nach unten in Richtung Stop Loss bewegt, woraus zwei verlierende Trades resultierten.
Die nächsten Price Action Setups haben jedoch die Hoch Niveaus der Kerzen ausgelöst und sind dann weiter gestiegen, was möglicherweise in profitablen Trades resultierte, je nachdem, wie Sie gehandhabt wurden.
Price Action Strategie 5: Price Trap
Ein Price Trap (englisch für Preisfalle) beschreibt auf den Finanzmärkten eine Situation, in der Händler eine Position eingegangen sind, der Markt sich jedoch in die entgegengesetzte Richtung bewegt. Das führt dann dazu, dass die Marktteilnehmer nicht in der Lage sind, ihre Positionen zu schließen, ohne einen Verlust zu erleiden.
Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Price Traps:
- Bullenfalle: Dies ist der Fall, wenn Händler sich in einen Markt einkaufen, in der Erwartung, dass der Preis steigt (sie gehen long), aber stattdessen fällt der Preis. Wenn der Preis weiter fällt, sind diese Händler in ihren Positionen "gefangen". Sie müssen entweder mit Verlust verkaufen oder abwarten, in der Hoffnung, dass der Kurs irgendwann wieder steigt.
- Bärenfalle: Dies ist das gegenteilige Szenario: Händler verkaufen in der Erwartung, dass der Kurs fällt (sie gehen leer aus), aber der Kurs steigt stattdessen. Die Händler sitzen dann in der "Falle" und müssen ihre Positionen zu einem höheren Preis zurückkaufen, um ihre Leerverkäufe zu decken, oder warten, bis der Preis wieder fällt.
Die Price Trap Strategie ist ein Handelsansatz, der von Händlern verwendet wird, um potenzielle Wendepunkte auf dem Markt zu identifizieren. Sie basiert auf dem Prinzip, dass sich die Kurse oft in einer Spanne oder einem Kanal bewegen, bevor sie eine bedeutende Bewegung entweder nach oben (Breakout) oder nach unten (Breakdown) machen.
Dies sind die zentralen Aspekte der Price Trap Strategie:
Identifizierung einer Preis-Range
Der erste Schritt bei der Strategie besteht darin, eine Preisspanne zu ermitteln, in der sich der Vermögenswert zeitweilig bewegt hat. Diese Spanne wird durch ein Unterstützungsniveau (das Preisniveau, bei dem der Vermögenswert Kaufinteresse findet) und ein Widerstandsniveau (das Preisniveau, bei dem Verkaufsinteresse besteht) definiert.
Warten auf die Falle
Sobald die Handelsspanne festgelegt ist, warten die Händler darauf, dass sich der Kurs dem Unterstützungs- oder Widerstandsniveau nähert. Die "Falle" wird ausgelöst, wenn der Kurs scheinbar aus der Spanne ausbricht oder nach unten ausbricht, dann aber schnell die Richtung wechselt.
Bestätigung der Wendemarken
Bevor man in einen Price Trap Handel einsteigt, ist es wichtig, nach Signalen zur Bestätigung der Wende zu suchen. Ein nur scheinbarer Breakout, bei dem sich der Kurs außerhalb der Spanne bewegt, dann aber schnell wieder zurückkehrt, kann für Händler schnell ein Problem werden. Eine Bestätigung kann vorab in Form eines Candlestick-Musters, eines Volumenanstiegs oder anderer technischer Indikatoren erfolgen.
Einstiegszeitpunkt
- Bei einem Ausbruch: Wenn der Kurs über das Widerstandsniveau ausbricht und sich dort hält, könnten Händler in der Erwartung eines weiteren Kursanstiegs eine Long-Position (Kauf) in Erwägung ziehen.
- Bei einem Breakdown: Wenn der Kurs unter das Unterstützungsniveau bricht und sich dort hält, könnten Händler in der Erwartung, dass der Kurs weiter fallen wird, eine Verkaufstransaktion in Erwägung ziehen (verkaufen).
Stop Loss und Take Profit
Es ist wichtig, einen Stop-Loss-Auftrag zu erteilen, um mögliche Verluste zu begrenzen, falls der Handel gegen Sie läuft. Mit einer Take-Profit-Order können Sie Gewinne sichern, sobald der Kurs ein bestimmtes Niveau erreicht.
Vorteile der Price Trap Strategie
- Die Strategie kann klare Einstiegs- und Ausstiegspunkte bieten.
- Sie kann in verschiedenen Zeitrahmen eingesetzt werden, vom Intraday- bis zum längerfristigen Handel.
Nachteile der Price Trap Strategie
- Falsche Ausbrüche oder Zusammenbrüche können zu Verlusten führen.
- Die Strategie erfordert Geduld, da der Händler möglicherweise auf das Eintreten der richtigen Bedingungen warten muss.
Ein weiterer Aspekt der Price Traps hat mit dem weiter oben in diesem Artikel erwähnten Verhalten der übrigen Positionshalter zu tun. In der Price Trap gefangene Händler („trapped traders“) können anderen Händlern Chancen bieten.
Wenn ein Händler beispielsweise eine Situation erkennt, in der es viele Trapped Traders geben könnte, kann er in der Erwartung, dass deren Reaktionen, etwa der Verkauf ihrer Long-Positionen oder der Kauf zur Deckung von Short-Positionen, die Kursbewegung beschleunigen, in die entgegengesetzte Richtung handeln.
Zu beachten gilt: Wie alle Handelsstrategien ist auch die Price-Trap Strategie nicht narrensicher. Es ist wichtig, sie in Verbindung mit anderen technischen Analyseinstrumenten einzusetzen und das Risiko stets angemessen zu steuern.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Wissen um Price Traps Ihnen helfen kann¸ Erfolgschancen zu erkennen. Indem sie eine Handelsspanne identifizieren und auf eine Bestätigung eines Wendepunkts warten, können sich Händler in Position bringen, um von bedeutenden Kursbewegungen zu profitieren.
Um dem Markt immer einen Schritt voraus zu sein und Chancen optimal zu nutzen, müssen Sie Ihre Strategien ständig üben und verbessern. Ein gutes Verständnis der Marktpsychologie und die Fähigkeit zur Analyse und Interpretation von Preisbewegungen und Markttrends ist zum erfolgreichen Einsatz dieser Strategie sehr hilfreich.
Ist das Price Action Trading für mich geeignet?
Das Price Action Trading können Sie sehr gut nutzen, wenn Sie Bar Charts verwenden. Bei einer Anwendung auf Candlestick-Formationen, Positionssystemen, Wellen oder Tick-Strategien wird ein sehr sicherer Umgang mit der Price Action vorausgesetzt. Die Price Action Strategie ist für Trader geeignet, die an den Standard-Indikatoren und an Marktanalysen keinen Gefallen finden. Mit der richtigen Erfahrung und etwas Übung ist das Price Action Trading eine interessante Strategie für Ihr Trading.
In jedem Fall sollten Sie das Price Action Trading in einem kostenlosen Demokonto üben, bevor Sie damit ins Live Trading einsteigen.
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