Gold Analyse: Konsolidierung setzt sich fort – Chartbild zeigt sich vorsichtig optimistisch

Oktober 20, 2020 13:15
  • Aktuelle Gold Analyse: Chartanalyse, Wochenausblick, Set-Ups und mehr – für aktive Trader

Überblick: Gold, das große Bild

Nachdem die Hoffnungen auf eine Einigung bei den Verhandlungen um einen weiteren US-Stimulus-Deal am vergangenen Wochenende wieder frische Nahrung erhalten hatten, konnte Gold, unterstützt durch einen erneut schwächelnden US-Dollar, mit leichtem Zug nach oben in die neue Handelswoche starten.

Wie derzeit so vieles darf aber auch dieses Thema dem grossen Oberbegriff „Unsicherheit" zugeordnet werden, denn auch die in Aussichtstellung einer Lösung durch die Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi bedeutet keinesfalls, dass man sich hier tatsächlich endlich auf der Zielgeraden befindet. Die Möglichkeit einer entsprechenden Einigung noch vor der in zwei Wochen anstehenden US-Präsidentschaftswahl wird allseits als äusserst gering eingeschätzt, und es verstärkt sich zunehmend er Eindruck, dass dort weniger die Bedürfnisse der Bürger des Landes zählen, als die Politik um ihrer selbst willen. Bis zur Wahl selbst, mindestens, wird auch die Nachrichtenlage volatil bleiben, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Finanz- und Rohstoffmärkte. Passend dazu auch der Zeitpunkt der Enthüllungen um die potenziellen Verstrickungen von Herausforderer Joe Biden in die Geschäfte seines Sohnes mit ukrainischen und chinesischen Unternehmen, die Vorwürfe Vorteilsnahme und Korruption stehen hier im Raum. Gleichzeitig tauchen Donald Trump entlastende Hinweise auf, die, wenn sie sich denn bewahrheiten und medial entsprechend berücksichtigt würden, sein Impeachment-Verfahren und die Beschuldigungen hinsichtlich einer russischen Einflussnahme auf die Wahl 2016 zu seinen Gunsten zum Boomerang für die Demokraten werden lassen könnten. Angesichts dessen dürfte der Wahlausgang unberechenbar bleiben und die derzeit besseren Umfrageergebnisse für Herausforderer Biden kaum belastbar sein.

Auch die Lage an der Corona-Front bleibt unberechenbar, nimmt in jüngster Zeit aber durchaus wieder unerfreuliche Züge an. Nicht nur, dass die WHO eines der Schlüsselmedikamente (Remdesivir) nun mit „wenig effektiv" bewertet und zwei Impfstofftestreihen auf Grund von gesundheitlichen Komplikationen bei Probanden gestoppt wurden. Auch ziehen die Regierungen insbesondere in Europa die Zügel in Sachen Gegenmaßnahmen kräftig an. Die harten Lockdowns in Irland und Wales dürften nur der Anfang sein, gleiches deutet sich europaweit und in Übersee an, Kanada hat seine Grenzen zu den USA bereits geschlossen. Dieses Damoklesschwert schwebt als sehr reale Gefahr über den Märkten, die Folgen dessen lassen sich leicht an den Entwicklungen im März diesen Jahres abschätzen. Angesichts nach wie vor angeschlagener Volkswirtschaften, mit weiterhin hohen Arbeitslosenzahlen und nur geringer Konsumneigung, wird sogar eine noch stärkere Reaktion vorstellbar. Positive Wirtschaftsdaten kommen derzeit einzig aus China und, mit Abstrichen, da weiterhin voll im Corona-Griff, Indien. China zumindest vermeldet wieder Zuwächse bei GDP und im Immobiliensektor sowie einen steigenden Privatkonsum. Die indischen Import-/Exportdaten zeigen für September im Jahresvergleich zum ersten Mal seit sieben Monaten wieder positive Zahlen, möglicherweise ist auch die dortige Volkswirtschaft im Begriff, die Kurve zu kriegen und in den kommenden Monaten für steigende inländische Goldnachfrage zu sorgen. In den USA selbst stimmen die offiziellen Daten noch nicht hoffnungsvoll, „halboffizielle", wie getrackte GPS-/Mobilfunkinformationen, die Rückschlüsse auf Nutzeraktivitäten zulassen, weisen jedoch auch dort auf Erholung hin.

Wenn die Investmentnachfrage nach Gold in der vergangenen Woche auch leicht schwächelte, aus den durch Bloomberg beobachteten ETFs flossen immerhin fast 59.000 Unzen ab (netto liegen deren Zuflüsse in diesem Jahr aber immer noch bei sehr bemerkenswerten 28,3 Millionen Unzen), soll zum Abschluss die neuerliche äusserst positive Preisprognose der Analysten von Citigroup nicht unerwähnt bleiben: gemäß deren Basisszenario wird des gelben Metall im kommenden Jahr durchschnittlich 2.275 US-Dollar kosten, in den verbleibenden knapp zweieinhalb Monaten diesen Jahres stünde zudem noch ein weiteres Allzeithoch an. Beides nicht unrealistisch vor dem Hintergrund der an dieser Stelle schon vielfach beschriebenen möglichen Folgen weiterhin unter Volldampf laufender Gelddruckerpressen, staatlichen Anleihekaufprogrammen und möglichen Bargeldgeschenken. Man darf dabei jedoch nicht übersehen, dass Edelmetalle im frühen Stadium einer wirtschaftlichen Erholung nicht unbedingt ganz oben auf den Einkaufslisten stehen, schon gar nicht auf denen der sogenannten „breiten Masse". Und ein neuerliches konzertiertes Abwürgen der globalen Wirtschaft würde diese Szenarien wohl komplett erschüttern.

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Nach wie vor bewegt sich Gold im unteren Bereich seiner breiten Konsolidierungszone zwischen rund $2.015 und $1.850, von diesem Tiefpunkt ausgehend seit Ende September allerdings stetig ansteigend. Momentan kämpft das Edelmetall abermals um die 1.900er-Marke, die zum einen sowohl über eine gewisse psychologische Bedeutung verfügt, zum anderen aber auch über eineinhalb Monate als valide technische Unterstützung diente und die bisherige Seitwärtszone bis zum 23. September nach unten begrenzte. Für den längerfristig orientierten Trendfolger drängt sich an dieser Stelle aus technischer Sicht noch kein Trade auf, jedoch werden diejenigen, die gerne Seitwärtszonen handeln und Tools wie Regressionskanäle, Fibonacci-Levels oder Stochastik-Oszillatoren nutzen, in diesem Umfeld weiterhin gute Möglichkeiten finden.


Gold: Die Trading Setups

Long-Setup: Die derzeitige Goldpreisentwicklung kann wohl am besten mit „vorsichtig optimistisch" beschrieben werden, seit Ende September bewegt sich das Edelmetall in einem gut 50 Dollar breiten Trendkanal eher sanft nach oben. Vernünftigerweise bieten sich auf der kurzfristigen Zeitebene initiale Trades in Richtung dieses Trends an, und das aktuelle Niveau um 1.900 US-Dollar sollte eine gute Basis für neue Longs bieten. Zum einen hat sich dieses Level in den vergangenen zwei Monaten bereits mehrfach als valide Chartmarke erwiesen, zum anderen befindet es sich nur kurz oberhalb der Unterseite des eingezeichneten Trendkanals, die als Orientierung für die dazu passende Stopp-Marke dienen kann. Von hier aus liegt das nächste Ziel im Bereich von 1.930 Dollar, auch an dieser Marke hat sich in den vergangenen Monaten mehrfach gute Unterstützung beziehungsweise hartnäckiger Widerstand gezeigt.

Short-Setup: Für neue Shorts sollte nicht nur abgewartet werden, ob die 1.900-Dollar-Marke tatsächlich überzeugend überwunden werden kann, sondern zusätzlich der Bruch des kurzfristigen Aufwärtstrends. Momentan verläuft dessen Unterseite bei rund 1.890 US-Dollar (in meinem Chart bei $1.889, ich nutze dafür einen Regressionskanal mit jeweils 1,5 Standardabweichungen, beginnend am 24.09.. „Freihändig" gezeichnet liegt das Level etwas höher). Unterhalb dessen ist die Wahrscheinlichkeit für ein Erreichen des September-Tiefs kurz unter $1.850 sehr hoch, bricht dieser Bereich, wäre dies äußerst bearish, insbesondere da hier auch das 78,6-Retracement des Anstiegs seit Mitte Juli verläuft. Ein unmittelbares Abrutschen bis auf 1.795 Dollar wäre dann das wahrscheinlichste Szenario. Der nächste für Shortpositionen nutzbare Widerstandsbereich liegt um $1.930/$1.935, mit erstem Ziel bei $1.915, dann wieder $1.900.

Grundsätzlich lassen die kommenden zwei Wochen mit Blick auf die in den USA anstehende Präsidentschaftswahl ein laufendes Hin und Her an wirtschaftlich mehr oder weniger relevanten (aber vermutlich vielfach widersprüchlichen) Meldungen erwarten, und neu gestartete Trends können insbesondere deshalb kurzlebig sein. Es ist vor diesem Hintergrund vernünftig, den Bogen nicht zu überspannen, und auch nicht, stets noch den letzten Tropfen aus einer gut laufenden Position herausquetschen zu wollen.


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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 4.

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