Gold Analyse: Weiter ohne besondere Impulse – Seitwärtsphase setzt sich fort

Mai 12, 2020 12:45
  • Aktuelle Gold Analyse: Chartanalyse, Wochenausblick, Set-Ups und mehr – für aktive Trader

Überblick: Gold, das große Bild

Seit mittlerweile gut vier Wochen bewegt sich Gold in einem breiten Band von etwa 70 US-Dollar seitwärts. Eine Auflösung dieser Situation, hin zu einem neuen Trend, lässt weiter auf sich warten, aktuell handelt das Edelmetall sehr entspannt um die $1.700er-Marke, dem mittleren Bereich der angesprochenen Range. Maßgebliche äußere Impulse fehlen derzeit, der Blick auf Märkte mit „Übersprungshandlungspotenzial", wie S&P 500 oder US-Dollar, zeigt dort eine ähnliche Situation.

Größere Preissteigerungen werden momentan vom relativ hohen US-Dollar-Niveau gedämpft. Auch die weltweit nun langsam wieder einsetzenden wirtschaftlichen Neustarts sprechen eher nicht für direkt bevorstehende Höhenflüge, lassen damit einhergehend doch auch die ökonomischen und finanziellen Unsicherheiten nach. Beachten Sie zudem die, zumindest in den USA, merklich lauter werdende Opposition gegen zusätzliche, aggressive virusbedingte Stimulationsausgaben. Hier zeichnet sich ein Stimmungswechsel ab, der die bisherigen, genau darauf beruhenden, bullishen Argumente deutlich schwächt.

Für Aufsehen sorgten zur Mitte der vergangenen Woche die aktuellen Importzahlen Indiens. Das Land ist für Gold einer der bedeutendsten Retailmärkte. Die dortige Goldimportmenge lag im Monat April bei sage und schreibe 50 kg (!), womit sich der Trend des ersten Quartals diesen Jahres, minus 36 Prozent versus Q1 2019, nahtlos fortsetzt. Damit lässt der Ausblick auf das laufende Quartal ganz und gar nichts Gutes erahnen, bleibt doch auch der Mai ein weitgehender Lockdown-Monat.

Die von Bloomberg beobachteten Gold-ETFs verzeichnen zwar wieder Zuflüsse, nach dem kurzen, in der vergangenen Woche erwähnten Bruch dieses Trends. Insgesamt liegen deren diesjährige Nettozukäufe nun bei bemerkenswerten 440 Tonnen. Die Interpretation dessen als Ausdruck von Skepsis gegenüber den Preisentwicklungen an den Aktienmärkten ist nicht allzu abwegig. Dennoch, obwohl die Investmentseite wieder zugreift, wird es eine größere Herausforderung werden, die beschriebene negative physische Nachfragesituation überzukompensieren, insbesondere, da neben Indien auch China den Beweis für die Idee wieder anziehender Nachfrage schuldig bleibt (dort immerhin ein Schmucknachfrageminus von 65 Prozent im Q1). Die abermals desaströsen US-Arbeitsmarktdaten vom vergangenen Freitag schlagen in die gleiche Kerbe, wenngleich derartige Daten immer auch Raum für spekulatives Zukäufe bieten können. Das Gespenst namens „negativer Zins" geistert schließlich auch durch die USA. Bedenklich stimmen die aktuellen Entwicklungen in Sachen Corona-Infektionen aus China und Korea. So zeigen die Daten vom Wochenende erneut Anstiege, was besonders alarmierend ist, da die Situation dort doch als bereits unter Kontrolle galt.

Angebotsseitig mehren sich die Zeichen für durchaus umfangreiche Neustarts der ebenfalls shutdown-geplagten Förderunternehmen. Diese starten jedoch von ausgesprochen niedrigem Niveau, einzelne Staaten fördern aktuell nur ein Drittel ihrer Normalmenge, das Erreichen der jeweiligen Jahresziele bleibt äußerst zweifelhaft. Der normalerweise preisschwächende Effekt gesteigerter Produktion dürfte sich damit in Grenzen halten.

Zudem bleibt auch das Save-Haven-Thema valide. Dabei gilt es insbesondere die beiden ehemaligen Handelsstreithähne USA und China im Blick zu behalten. Der Ton zwischen beiden Staaten nimmt wieder an Schärfe zu, vor dem Hintergrund sorgsam gesetzter Nadelstiche aus Richtung Weißem Haus gen China, Ursprung des und Umgang mit dem Corona-Virus betreffend. Sollte hieraus ein neuerliches Hochkochen des Handelsdisputs oder gar ein weitergehender politischer Konflikt erwachsen, könnte auch dies der Trigger für die nächste Kaufwelle werden.

Zu guter Letzt sei noch auf die aktuelle Positionierung der Spekulantenseite hingewiesen: diese haben ihre Netto-Longposition mittlerweile erheblich reduziert, mit unter 309.000 Kontrakten befindet sich diese nun wieder in der Nähe des Niveaus vom 17. März. Vor diesem Hintergrund besteht genügend Raum auch für umfangreichere Zukäufe.

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Ganz ähnlich wie in der vergangenen Woche zeigt sich auch das aktuelle Chartbild. Dem Absacken bis in den Bereich der unteren Begrenzung der derzeitigen Seitwärtszone um $1.680 folgte abermals die schnelle Erholung, diesmal bis in die Gegend des kurzfristigen Widerstands bei $1.720. Diesen zu überwinden misslang jedoch, und so rutschte Gold wieder in Richtung der 1.700-Dollar-Marke, um die das Metall seit Wochenbeginn eher unaufgeregt pendelt.

Gold - Die Trading Setups:

Long-Setup: Wie schon in den vergangenen beiden Woche zur gleichen Zeit handelt Gold dicht an der 1.700er-Marke, also ziemlich mittig in der aktuellen Seitwärtszone zwischen $1.670 und $1.740. Auf dem Weg nach oben in Richtung des knapp darüber liegenden April-Hochs haben sich in den letzten vier Wochen eine Reihe von Widerstandsbereichen herausgebildet, diese liegen ziemlich genau in zehn-Dollar-Abständen um $1.710, $1.720, $1.730 und eben $1.740. Bleibt ein neuer, von außen kommender Trigger aus, dürfte ein direkter Durchmarsch hin zu alten Höhen schwierig werden, zu viele Bremspunkte liegen auf dem Weg dorthin. Da sich die Signifikanz der angesprochenen Widerstände jedoch nach oben hin abschwächt, kommt dem Momentum einer eventuellen Bewegung besondere Bedeutung zu. Je kräftiger sie startet, desto größer die Chance auf eine erfolgreiche Fortsetzung. Klingt eigentlich logisch, es sei an dieser Stelle jedoch noch einmal erwähnt, dass eher nicht von einem langsam steigenden Markt auszugehen ist, sondern eher von einer impulsiven, sich beschleunigenden Entwicklung. Oberhalb eines jeden der genannten Widerstände wird der nächste zum darauf folgenden Ziel, Preise über $1.750 dürften zügig in Richtung $1.800 führen. Falls Gold zunächst weiter nachgibt, bietet sich die Region zwischen $1.685 und $1.670 für neue Zukäufe an. Hier verläuft die Unterseite der derzeitigen Seitwärtszone, die, noch ergänzt um ein um $1.680 befindliches Fibonacci-Cluster, eine gute Ausgangsbasis bildet.

Short-Setup: Wenn sich das Muster der vergangenen zwei Wochen fortsetzt und sich der Bereich um $1.700 kurzfristig nicht als haltbare Unterstützung erweist, dürfte sich der Goldpreis recht schnell wieder im Bereich der Unterseite der oben angesprochenen Seitwärtszone wiederfinden. Des Weiteren gelten die Aussagen des Marktkommentars vom 05. Mai weiter: die Region um $1.680 hat sich seit Anfang April als haltbar erwiesen, hier wäre mindestens an Gewinnmitnahmen zu denken oder bereits in Longrichtung zu switchen, mit kurzem Stopp darunter. Unterhalb dieses Bereichs liegt das nächste Ziel bei $1.650 und, noch wichtiger, zwischen $1.640 und $1.630. Hier finden sich wieder Fibonacci-Cluster, die die Bedeutung dieser Unterstützungszone noch erhöhen. Oberhalb des aktuellen Niveaus könnte im Bereich des nächsten Widerstands um $1.710 antizyklisch verkauft werden, die nächste Möglichkeit darüber findet sich an den im Long-Setup genannten Marken bei rund $1.720, $1.730 und $1.740. Enge Stopps bleiben sinnvoll, insbesondere, falls die Erwartung einer sich nach oben beschleunigenden Entwicklung eintritt.

 

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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 4.

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