Gold Wochenausblick: Liquiditätsengpass setzt auch Gold zu, dennoch bleibt 2.000 USD ein Thema
Die 2.000er USD-Kursmarke in Gold bleibt ein Thema! Die jüngste Volatilität bzw. Abschläge in Gold sind meiner Einschätzung nach vor allem als „Rauschen“ einzuschätzen und sollte nicht überinterpretiert werden, zumindest nicht so lange Gold sich über 1.900 USD halten kann.
- Aktuelle Gold Analyse 26.04.2022: Chartanalyse, Wochenausblick, Setups und mehr – für aktive Daytrader
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Das übergeordnete Bild für Gold
Während in der vergangenen Handelswoche das Bild für Gold noch „goldig“ aussah, dauerte es am Dienstag nur wenige Stunden, bis sich dieses (zumindest kurzfristig technisch) zunächst eintrübte.
Am Dienstagnachmittag gegen 14:30 Uhr (ohne konkrete, global-makroökonomische News) kam es zu einem kurzen Spritzer 10-jähriger US-Zinsen über 2.90% - dem höchsten Niveau seit Dezember 2018.
Der ein oder andere erinnert sich eventuell: es war jenes Marktumfeld, in welchem damals die FED rhetorisch die Marktteilnehmer auf einen restriktiveren geldpolitischen Kurs vorbereitete und diesen wenige Tage später dann auch verkündete. Demnach plante sie die Reduktion ihrer damals bereits über 4 Billionen US-Dollar aufgeblähten Bilanz auf „Auto-Pilot“ laufen zu lassen, resultierend in verstärkter Unsicherheit unter den Marktteilnehmern, scharfen Abschlägen in Aktien, Risikoaversion und einer nur einen Monat später dann erfolgenden 180-Grad-Wende, gipfelnd in einer Zinssenkung im Juli 2019 und einer erneuten Ausdehnung ihrer Bilanz im September, um die damaligen Liquiditätsengpässe am Repo-Markt in den Griff zu bekommen.
Spannenderweise war die resultierende Risikoaversion und die Hand in Hand mit dieser gehenden Nachfrage nach US-Staatsanleihen/nachgebenden US-Zinsen der Beginn eines Aufwärtstrends in Gold, nur kurz unterbrochen durch den Deflationsschock durch Corona im März 2020, der das gelbe Edelmetall im Sommer 2020 auf neue Allzeithochs führte.
Was das mit den aktuellen Entwicklungen zu tun hat? Ich denke, eine Menge. Zwar wiederholt sich Geschichte an den Finanzmärkten nicht unbedingt, aber: sie reimt sich.
Das bedeutet angewendet auf die aktuellen Entwicklungen in Gold und mit Aussicht auf die am 04. Mai tagende US-Notenbank FED bzw. in der gleichen Woche zu veröffentlichenden US-Wirtschaftsindikationen wie den Non-Farm Payrolls, dass diese die Initialzündung für die bereits vergangene Woche thematisierte und zu erwartende Attacke bzw. den Rücklauf über die 2.000 USD Marke fungieren könnten.
Wie es zu einer solchen Entwicklung kommen könnte? Nun, nach den Kommentaren des FED-Chairman Jay Powell vergangene Woche Donnerstag auf einer Veranstaltung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington, bekräftigte Powell, dass es „absolut wichtig“ sei, zurück zu stabilen Preisen zu gelangen.
Infolgedessen preist der Markt nun nicht nur für die am 04. Mai anstehende FED-Sitzung eine Zinsanhebung von 50 Basispunkten ein, sondern ebenfalls für Juni, Juli und September.
Die Folge: sowohl Aktien, als aber auch eigentlich als sichere Häfen geltende Assets wie Gold sehen Abgabedruck, da die Marktteilnehmer durch die austrocknende Liquidität im übertragenen Sinne alles zu Geld machen, was sich zu Geld machen lässt um ihre Verbindlichkeiten weiter bedienen zu können (ähnlich, wie bspw. auch rund um Corona-Lockdowns im Februar/März 2020).
Sollte die FED nun auf der anstehenden Zinsentscheidung den Leitzins um 50 Basispunkte anheben und weitere Zinsanhebungen dieser Größenordnung zwecks Eindämmung der galoppierenden Inflation in Aussicht stellen (was eigentlich bearish für Gold wäre), aber zeitgleich kommunizieren, dass man von einer solch restriktiven Haltung abrücken würde, provozierte dies (zu) starke Schwankungen an den Aktienmärkten (wie wir sie ja nun bereits zu sehen bekommen) könnte genau dies die Gold-Bullen auf den Plan rufen und zügig die 2.000er Region in den Mittelpunkt des Geschehens rücken.
Oder etwas anders: die jüngste Volatilität bzw. Abschläge in Gold sind meiner Einschätzung nach vor allem als „Rauschen“ einzuschätzen und sollte nicht überinterpretiert werden, zumindest nicht so lange Gold sich über 1.900 USD halten kann.
Eine Einschätzung, die scheinbar auch von den „Big Playern“ und den jüngsten Daten zum Commitment of Traders Report (CoT) geteilt wird: die trendfolgend agierenden Großspekulanten (Hedge Funds, Vermögensverwalter, CTAs) sind weiter bullish für das gelbe Edelmetall und gehen scheinbar davon aus, dass die Anfang März erfolgte Attacke auf das Allzeithoch im Bereich um 2.070 USD ein erster Test war, neue Allzeithochs schon zügig folgen dürften.