Gold Analyse: US-Arbeitsmarktbericht hält Gold auf Kurs – aber kurzfristig droht Abkühlung

September 07, 2021 12:50

Der positive Preistrend bei Gold läuft zwar weiterhin, jedoch wird sowohl die interne Struktur fragiler als auch die äußeren Einflussfaktoren wie Zinsen, US-Dollar und der Herr Powell, der jederzeit für Überraschungen sorgen kann. Somit bleibt long zwar langfristig richtig, Positionen sollten jedoch zunehmend „engmaschig überwacht“ werden.

  • Aktuelle Gold Analyse 07.09.2021: Chartanalyse, Wochenausblick, Set-Ups und mehr – für aktive Daytrader
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Überblick: Gold, das große Bild

Nach Jackson Hole in der Vorwoche stand bereits am vergangenen Freitag mit der monatlichen Veröffentlichung der Non-Farm-Payrolls als wichtigsten US-Arbeitsmarktdaten das nächste Großereignis hinsichtlich der dort zukünftig zu erwartenden Geldpolitik ins Haus. Nach den relativ starken Vormonatszahlen hätte wohl schon ein Wert im Bereich der für August bereits deutlich niedriger angesetzten Erwartungen die Tapering-Hoffnungen (bzw. Sorgen, je nach Sichtweise) weiter gestützt, die Realität von nur 235.000 neugeschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft, der niedrigste Zuwachs der vergangenen sieben Monate und deutlich unterhalb der Prognose von 750.000, dürfte ein derartiges Ansinnen nun jedoch wieder weiter in die Zukunft geschoben haben. Für Jerome Powell, der eine positive Entwicklung am Arbeitsmarkt immer als unabdingbare Voraussetzung für ein Zurückfahren der Stimulationsmaßnahmen genannt hat, bedeutet ein solcher Wert erheblichen Sand im Getriebe. Erwartbar war dies angesichts überdurchschnittlich hohen Lohnwachstums sowie der im Zuge der wieder kräftig angelaufenen Binnenwirtschaft großen Nachfrage nach Arbeitskräften nicht. Möglicherweise hielten die im Rahmen des „Pandemie-Sicherheitsnetzes“ ausgezahlten Sonderleistungen zur Arbeitslosenunterstützung weiterhin nicht wenige davon ab, überhaupt wieder eine Beschäftigung aufnehmen zu wollen. Diese Zahlungen, von denen immerhin beinahe neun Millionen Amerikaner profitierten, liefen nun am gestrigen Montag aus (fast schon zynischer weise am „Tag der Arbeit“), was sich in den Arbeitsmarktdatendaten der kommenden Monate niederschlagen dürfte und dann auch das Thema Tapering wieder zum Bedenkenträger der Rohstoff- und Finanzwelt machen könnte. Am vergangenen Freitag ermöglichte die Aussicht auf eine geldpolitisch wohl weiterhin offensiv agierende Fed dem S&P 500 zumindest untertägig ein frisches Allzeithoch, und der nachgebende US-Dollar beflügelte vor allem den Edelmetallbereich.

Dabei bleibt allgemeine Großwetterlage durchaus besorgniserregend und eine Änderung der aktuellen Geldpolitik eher schwer vorstellbar. Neben jenen Daten aus den USA bietet auch der schwächere ifo-Index der vergangenen Woche hierzulande wenig Erbauliches, der chinesische Dienstleistungssektor bricht geradezu zusammen und das verarbeitende Gewerbe schwächt sich weltweit ab. Darüber hinaus beeinträchtigen die global ergriffenen Maßnahmen gegen das Coronavirus weiterhin die Lieferketten und schränkt die weltweite Versorgung mit wichtigen Gütern ein. Dieser Schock, der sich gerade jetzt vor Weihnachten verstärkt, droht auch die Inflation in die Höhe zu treiben. Die wachsende Sorge gilt nun zunehmend einer toxischen Mischung aus steigenden Preisen bei gleichzeitig schwacher Nachfrage. Es droht der Rutsch in Stagflationsgefilde, mit Preissteigerungsraten deutlich oberhalb des Wachstums. Rückblickend findet sich ein solches Szenario in den 1970er-Jahren. In der Periode zwischen 1973, dem Jahr der Aufhebung der Goldpreisbindung an den US-Dollar, bis Anfang 1980 verachtfachte sich der Goldpreis schließlich. Inflationsbereinigt gilt der damalige Preis von 850 Dollar übrigens als das reale Allzeithoch, nach heutigem Geldwert entspricht dieser Kurs etwa 2.350 Dollar. Da die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Europa etwas besser läuft als in anderen Teilen der Welt, besteht die Erwartung hiesiger Wirtschaftsexperten darin, dass die EZB ihre pandemiebegründeten Anleihekäufe im vierten Quartal verlangsamen und möglicherweise nicht das gesamte 1,85-Billionen-Euro-Programm ausschöpfen wird, bevor es dann im nächstes Jahr ausläuft. So recht glauben mag manch einer an einen dafür ausreichend stabilen Aufschwung noch nicht, immerhin, der Winter naht, und damit einhergehend ist reichlich Unbill aus Richtung der Corona-Situation zu erwarten. Zwar schließt die Politik derzeit großräumige wirtschaftshemmende Maßnahmen aus, die Erfahrungen aus der jüngeren Vergangenheit bezüglich derartiger Aussagen rechtfertigt jedoch eine gesunde Skepsis.

Skepsis gegenüber der kurz- bis mittelfristigen Goldpreisentwicklung zeigt sich weiterhin im Investorenverhalten. Zwar ist das Interesse an physischen Barren und Münzen nach wie vor groß (siehe auch die vorige Ausgabe), diese dienen jedoch eher als langfristiges strategisches Investment dem Vermögenserhalt. Der Blick auf den ETF-Bereich, der einen sehr unkomplizierten Zugang zum Goldmarkt bietet und daher von vielen gerade auch für kurzfristige Engagements genutzt wird, verzeichnete auch in der vergangenen Woche wieder Abflüsse. Hier begeben sich die Investoren schon seit gut einem Jahr konsistent an die Seitenlinie, allein der weltgrößte Gold-ETF rutschte in der vergangenen Woche unter die 1.000 Tonnen-Marke und hält damit den geringsten Bestand seit April 2020.   

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Auf der kurzfristigen Zeitebene setzt sich die Entwicklung aus der Vorwoche fort, die seit dem 11. August laufende Aufwärtsbewegung zeigt sich nach wie vor stabil. Preisfolgeindikatoren, wie RSI und Momentum, quittieren die innerhalb dieses Trends erreichten wöchentlichen Hochs jedoch bereits mit einer leicht fallenden Tendenz, was auf nachlassenden Kaufdruck hindeutet. Allerdings ist mit den schwachen US-Arbeitsmarktdaten der vergangenen Woche die akute Tapering-Gefahr erst einmal vom Tisch, in dieser Situation wird so schnell niemand riskieren, die Märkte aktiv einzubremsen. Für den Dollar frischt der Gegenwind dadurch wieder auf, was wiederum Unterstützung für einen so währungssensiblen Rohstoff, wie Gold, liefert. Die zehnjährigen US-Staatsanleihen haben im Renditebereich um 1,35 Prozent wieder ein kritisches Niveau erreicht. Erwartbar ist hier ein abermaliger Rücksetzer um ca. 0,2 Prozentpunkte, was Gold ebenfalls Auftrieb böte. Als Fazit bleibt zu sagen, dass der positive Preistrend bei Gold zwar weiterhin läuft, jedoch sowohl die interne Struktur fragiler wird als auch die äußeren Einflussfaktoren, wie Zinsen, Dollar und Herr Powell, die jederzeit für Überraschungen sorgen können. Somit bleibt long zwar richtig, Positionen sollten jedoch zunehmend „engmaschig überwacht“ werden.

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Gold: Die Trading Setups

Long-Setup: Mit Erreichen des im vergangenen Long-Setup anvisierten Ziels um 1.830 Dollar verlor Gold an Kraft und fiel wieder auf den vorigen Widerstand (jetzt Unterstützung) bei $1.815 zurück. Dieses Niveau ist ein guter Einstiegsbereich für frische Longs, auch, da hier die aufsteigende Trendlinie der seit gut vier Wochen andauernden Aufwärtsbewegung verläuft. Von dort ausgehend ist ein abermaliger Test des Bereichs um das Freitagshoch (der 1.830er-Bereich) zu erwarten, sollte dieses überschritten werden, liegt das nächste Ziel um $1.850. Hält die Unterstützung um $1.815 nicht, ist mit einer schnellen Verkaufswelle bis in den Bereich um $1.800 zu rechnen. Ein kurzer Stopp unterhalb von $1.815 bietet sich an, wenn man einen möglichen 15-Dollar-Rutsch nicht aussitzen kann oder möchte. Das Niveau um $1.800 ist dann die nächste logische Basis für neue Longpositionen, bzw. zum Aufstocken bereits bestehender.

Short-Setup: Gut 110 Dollar konnte Gold im Verlauf der bestehenden Aufwärtsbewegung in der Spitze zulegen, regelmässig auftretende Gegenbewegungen gewährten jedoch auch den Bären Chancen, gutes Risikomanagement vorausgesetzt. In der vergangenen Woche konnte Gold den Widerstand um $1.830 abermals nicht überwinden, was bei einem erneuten Anlaufen dieser Region einen weiteren Shortversuch rechtfertigt. Das erste Ziel eines solchen Trades liegt dann wieder bei $1.815. Dieser Bereich erwies sich in der Vergangenheit als hartnäckig, hält er nicht, dürfte sich Gold schnell in der Region um $1.800 wiederfinden. Das nächste Ziel um $1.790 dürfte kurzfristig jedoch nur bei einer grundsätzlichen Änderung des fundamentalen Umfelds erreicht werden können, daher bietet sich die 1.800er-Marke mindestens für eine vollständige Positionsschließung, wenn nicht sogar einen Wechsel in das Long-Setup, an. Oberhalb des Freitagshochs ($1.834) sollten auch sehr kurz darunter aufgebaute Shortpositionen zügig aufgegeben werden, hier ist eine unmittelbare Fortsetzung der Aufwärtsbewegung bis in den Bereich um $1.850 zu erwarten.  

 

Handelsoptionen für Gold in beide Marktrichtungen mit CFD

Geht man von steigenden Kursen bei Gold aus, kann der risikobewusste Trader eine BUY-Position aufgeben. Geht man von fallenden Kursen aus, tätigt man eine SELL-Order. Wenn die Handelsstrategie aufgeht und der Händler auf der richtigen Marktseite ist, können in beiden Richtungen des Marktes Tradinggewinne erzielt werden. Geht die Handelsstrategie nicht auf, macht der Trader Verluste. Der Hebel bis zu 1:20 im Gold CFD multipliziert dabei die möglichen Gewinne oder Verluste.

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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 4.

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Markus Grüne
Markus Grüne Selbständiger Börsenhändler & Finanzmarktanalyst | Frankfurt am Main | (extern)

Über 14 Jahre Erfahrung als professioneller Händler und Market Maker für Aktien, Derivate und Rohstoffe. Seit 2019 Publikation eigener Börsenbriefe und Analysen mit Fokus auf Rohstoffe.