Gold Analyse: Tapering-Schock bleibt aus - Jackson Hole bringt wenig neues, Gold kann profitieren

August 31, 2021 12:20

Die neu gemeldeten Inflationsraten könnten die Nachfrage nach Gold weiter befeuern. Auf der kurzfristigen Zeitebene befindet sich Gold weiterhin in einer intakten Aufwärtsbewegung, allerdings mit nachlassendem Momentum. 

  • Aktuelle Gold Analyse 31.08.2021: Chartanalyse, Wochenausblick, Set-Ups und mehr – für aktive Daytrader
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Überblick: Gold, das große Bild

Mit spürbarer Spannung erwarteten die Marktteilnehmer die Rede des Vorsitzenden der US-Zentralbank Jerome Powell im Rahmen des Economic Policy Symposiums am vergangenen Freitagnachmittag. Im Grunde lautete das Mantra der Märkte ja bereits den gesamten Sommer über „Warten Sie auf Jackson Hole“, wenn es um die Frage ging, wann und wie die Federal Reserve ihre Wertpapierkäufe reduzieren wird, allgemein erwartet war der Beginn dessen noch vor Ende des laufenden Jahres. Unsicherheit bestand im Wesentlichen darüber, wie konkret sich Powell auf einen Zeitpunkt festlegen will, insbesondere angesichts des nicht enden wollenden Corona-Problems und den damit potenziell verbundenen negativen Auswirkungen auf die wieder angelaufene Wirtschaft.

Die Sorge, dass ein zu beherzt auftretender Powell die Märkte auf Talfahrt schicken könnte, bestand im Vorfeld durchaus, bestätigte sich jedoch nicht, ganz im Gegenteil. Vielmehr stand dessen Rede weiterhin im Einklang mit seinem bisherigen sehr maßvollen und schrittweisen Ansatz und implizierte eine anhaltend lockere Geldpolitik. So bekräftigte der Fed-Chef zwar das Vorhaben, die monatlichen Anleihekäufe noch in diesem Jahr reduzieren zu wollen, wies aber gleichzeitig darauf hin, dass man es jedoch nicht eilig habe, auch die Zinsen zu erhöhen. Unter dem Strich deutete Jerome Powell nicht mehr als einen zaghaften Schritt in Richtung einer Reduzierung der geldpolitischen Stimulierung an, unterließ es dabei merklich, Signale zu senden, die die Märkte verschrecken könnten und sagte in Bezug auf den wahrscheinlichen geldpolitischen Kurs der Fed nichts Neues. Möglicherwiese waren es die Kombination aus der kurz zuvor erteilte Zustimmung des Repräsentantenhauses zu Joe Bidens 3,5-Milliarden-Dollar-Haushaltsplan sowie der Ankündigung Chinas, zusätzliche umfangreiche Kredite bereitzustellen. Beides lässt viel Geld in die Wirtschaft fließen. Dem gegenüber zeigt sich bislang weder die Lage am Arbeitsmarkt noch die Corona-Situation so, als dass nun in Sachen Tapering aus dem Vollen geschöpft werden müsste. Hinsichtlich ersterem wird man am kommenden Freitag wieder auf die dann veröffentlichen Non-Farm-Payrolls schauen, die Prognosen liegen aktuell bei 728.000 neu geschaffenen Stellen im August, etwa 200.000 weniger als im Monat zuvor. Hinsichtlich Covid bleibt die Lage „dynamisch“, jedoch mit Zug zum negativen. Um die die Auswirkungen dieser Gemengelage vernünftig bewerten zu können, braucht es möglicherweise einfach mehr Zeit. Auf die Finanzmärkte wirkte Powells Auftritt jedenfalls so beruhigend, dass S&P 500 und Nasdaq den Tag auf neuen Rekordmarken beendeten, Gold gewann ebenfalls kräftig hinzu.

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Während die Fed weiterhin von einem vorübergehenden Inflationsszenario ausgeht, deutet sich an, dass der herrschende Engpass in den Lieferketten, der bislang ebenfalls als vorübergehend eingeschätzt wird, nun wohl bis weit ins kommende Jahr hinein andauern dürfte. Hersteller, die unter Engpässen bei wichtigen Bauteilen und höheren Rohstoff- und Energiekosten leiden, sind gezwungen, sich einen Bieterkrieg um Schiffsraum zu liefern, was die Frachtraten von Rekord zu Rekord treibt und einige Exporteure bereits dazu veranlasst hat, Preise zu erhöhen oder Lieferungen ganz zu streichen. Diese Situation befeuert die Inflation von der Angebotsseite und könnte dazu führen, dass sich die seit geraumer Zeit zu beobachtenden Preissteigerungen eben doch als weit weniger vorübergehend erweisen könnten als von den Experten bisher angenommen. Trifft die Prognose für die heute zur Veröffentlichung anstehende europäische Inflationsrate zu (11:00 Uhr), dann läge diese mit 2,8 Prozent so hoch, wie seit 2012 nicht mehr. Hierzulande stieg der Verbraucherpreisindex im August auf 3,9 Prozent (+0,1 Prozentpunkte gegenüber Juli) auf den höchsten Stand seit 1993. Dass die Deutschen wohl geschichtsbedingt ein besonders feines Gespür für die Risiken einer solchen Entwicklung haben, zeigen die jüngsten Daten des World Gold Council. Denen nach war die Nachfrage nach physischem Gold in Deutschland in der ersten Jahreshälfte so hoch, wie seit gut 12 Jahren nicht mehr, allein um über 35 Prozent erhöhte sich diese im Vergleich zu den vorangegangenen sechs Monaten. Die Nachfrage nach Barren und Münzen nahm in diesem Zeitraum zwar auch im Rest der Welt zu, lag dort mit einer Steigerung um 20 Prozent allerdings bei weitem darunter. Fragt man nach den Gründen für das zunehmende Interesse am gelben Metall, wird bei uns zuvorderst der Schutz vor Kaufkraftverlust genannt, spekulative Motive bleiben zweitrangig.

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Auf der kurzfristigen Zeitebene befindet sich Gold weiterhin in einer intakten Aufwärtsbewegung, allerdings mit nachlassendem Momentum. Preisfolgeindikatoren, wie RSI und Momentum, weisen bereits Divergenzen zum Kursverlauf auf, was nach dem mittlerweile rund drei Wochen andauernden, kräftigen Anstieg zur Vorsicht mahnt. Ohne Schützenhilfe von Dollar und Zinsen wird die Luft aus technischer Sicht dünner. Dabei könnte die Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten am kommenden frühen Freitagnachmittag ein richtungsweisender Schlüsselmoment werden, insbesondere, wenn sie unterhalb der ohnehin schon schwachen Erwartungen blieben. Diese dürften deutlichen Druck auf den US-Dollar ausüben und das gesamte Tapering-Thema wieder weiter in die Zukunft schieben, was die Edelmetallpreise, auch nachhaltig, beflügeln würde. Dabei gilt das Umgekehrte bei erheblich besseren Daten, daher „Schlüsselmoment“. Ohne Anstoss von aussen ist der Übergang in eine im Bereich zwischen $1.800 und $1.830 verlaufende Seitwärtszone kurzfristig das  wahrscheinlichste Szenario, sozusagen als „schöpferische Pause“.

Gold: Die Trading Setups

Long-Setup: Nach der bemerkenswerten „Powell-Kerze“ vom vergangenen Freitag, die sowohl den Widerstand bei $1.800 als auch den noch einmal 15 Dollar darüber liegenden problemlos hinter sich lassen konnte, bemüht Gold sich nun, sich im Bereich um die 1.815er-Marke zu etablieren. Wie schon Eingangs erwähnt, steht das Edelmetall an dieser Stelle jedoch auf zunehmend wackeligen Beinen, vorauseilender Gehorsam in Sachen neuer Longs scheint hier fehl am Platze. Sollte Gold seinen Weg ohne nennenswerte äussere Impulse jedoch spontan über das gestrige Tageshoch ($1.823) fortsetzen, ist Reaktionsschnelligkeit gefragt, das nächste Ziel bei $1.830 dürfte unmittelbar danach erreicht werden, jedoch auch schon wieder ein gutes Niveau zur Gewinnmitnahme sein. Interessanter wird Gold bei einem gesunden Rücksetzer in den Bereich der Unterstützung um 1.800 Dollar (in deren Nähe auch die eingezeichnete, jedoch zugegebenermaßen weniger aussagekräftige, aufsteigende Trendlinie verläuft). Dieses Niveau dient als valide Ausgangsbasis für einen frischen Positionsaufbau, von der sich die laufende Bewegung dann abgekühlt fortsetzen kann.

Short-Setup: Ein sinnvolles Short-Setup ergibt sich im Grunde schon aus dem oben gesagten: Mit Erreichen des um 1.815 Dollar befindlichen Widerstandsbereiches tut sich Gold an dieser Stelle schwer, das Momentum der laufenden Aufwärtsbewegung aufrecht zu erhalten. Für kurzfristig orientierte Marktteilnehmer bietet sich dieser Bereich für neue Shorts an, mit erstem Ziel um $1.800 (und Stopp über dem gestrigen Tageshoch bei $1.823), dann $1.790. Sollte Gold nicht zeitnah weiter nachgeben, sondern seinen Weg gen Norden fortsetzen, wird schon der Bereich um $1.830 wieder für neue Verkäufe interessant, das erste Ziel läge dann ebenfalls 15 Dollar tiefer. Bis $1.830 bleibt ein antizyklischer Ansatz aussichtsreich, oberhalb dieser Marke sollte ein solcher jedoch aufgegeben und wieder mit dem Trend agiert werden. Wirklich bärisch wird Gold erst unterhalb von $1.790, mit einem wahrscheinlichen Test der 1.770-Dollar-Marke. Ein Bruch dieser würde dann gen $1.750 leiten.

An dieser Stelle sei noch kurz auf die saisonale Beobachtung hingewiesen: Gold zeigt in den Monaten September bis November traditionell eher eine schwache Entwicklung. Betrachtet man die Daten der vergangenen fünf bis 15 Jahre, dann verlor Gold im vorausliegenden Monat im Schnitt zwischen rund 0,8 Prozent (15 Jahre Betrachtung) und drei Prozent (10 Jahre). In den zurückliegenden fünf Jahren gab Gold im September um duchschnittlich rund zwei Prozent nach. Den aktuell durchaus besonderen Rahmenbedingungen trägt eine solche statistische Betrachtung natürlich keinerlei Rechnung.

 

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Geht man von steigenden Kursen bei Gold aus, kann der risikobewusste Trader eine BUY-Position aufgeben. Geht man von fallenden Kursen aus, tätigt man eine SELL-Order. Wenn die Handelsstrategie aufgeht und der Händler auf der richtigen Marktseite ist, können in beiden Richtungen des Marktes Tradinggewinne erzielt werden. Geht die Handelsstrategie nicht auf, macht der Trader Verluste. Der Hebel bis zu 1:20 im Gold CFD multipliziert dabei die möglichen Gewinne oder Verluste.

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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 4.

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Markus Grüne
Markus Grüne Selbständiger Börsenhändler & Finanzmarktanalyst | Frankfurt am Main | (extern)

Über 14 Jahre Erfahrung als professioneller Händler und Market Maker für Aktien, Derivate und Rohstoffe. Seit 2019 Publikation eigener Börsenbriefe und Analysen mit Fokus auf Rohstoffe.