Gold Analyse: Silber ließ den Funken überspringen – nachhaltiges Kaufinteresse fehlt jedoch weiterhin

Februar 02, 2021 11:40
  • Aktuelle Gold Analyse 02.02.2021: Chartanalyse, Wochenausblick, Set-Ups und mehr – für aktive Trader

Überblick: Gold, das große Bild

Im Edelmetallsektor wackelte gestern der Schwanz mit dem Hund, könnte man meinen, denn nachdem am vergangenem Donnerstag zum ersten Mal zum Großangriff auch auf den Silberpreis geblasen wurde, beflügelte die zum Wochenbeginn gestartete Rally des „kleinen Bruders“ auch die Preise sämtlicher weiterer Metalle dieses Sektors, wenn auch weit weniger spektakulär. Mehr als ein Zündfunke scheint dieses Ereignis jedoch nicht gewesen zu sein, die deutliche Korrektur der Bewegung läuft bereits.  Und wenn auch Silber an sich nicht Thema dieses Kommentars ist, aus gegebenem Anlass lohnt doch ein kleiner Exkurs, um die Gesamtsituation möglicherweise ein wenig besser bewerten zu können.

Um die Erfolgsaussichten einer konzertierten Marktmanipulation einschätzen zu können (und um nichts anderes handelt es sich letztendlich) sollte man sich den grundlegenden Unterschied vergegenwärtigen, der zwischen halbtoten Aktiengesellschaften mit überholten Geschäftsmodellen und einem weltwirtschaftsrelevanten Rohstoff besteht. Wenn selbst für vergleichsweise kleine Fonds die Kohlen aus dem Feuer geholt werden, sobald sich dort eine Schieflage abzeichnet, dürfte klar werden, dass mit der GameStop-Situation vergleichbare Exzesse an dieser Stelle sehr schnell mit aller Macht unterbunden werden würden. Hier geht es nicht nur um das Schicksal eines Unternehmens, dem von ein paar Hedge-Fonds oder einer Bank. Silber und Gold sind Zahlungsmittel! Es besteht die Gefahr, dass größere Verwerfungen dort dann ebenfalls zu Verwerfungen im bestehenden Geldsystem führen, das lassen weder Banken noch Regulatoren oder am Ende Regierungen zu. Beispiele aus der Vergangenheit, wie die durch die Gebrüder Hunt ausgelöste Silber-Rally Ende der 1970er-Jahre, zeigen zwar, dass auch diese Märkte gecornered werden können, hinken aber allein auf Grund von Methodik und Beweggrund. Man bedenke zudem, wer hier eigentlich die Marktteilnehmer sind und wie sich diese grundsätzlich positionieren. Es ist keinesfalls so, dass die angeführten Shortpositionen hier irgendjemandem größere Kopfschmerzen bereiten würden, jedenfalls nicht bei moderaten Preisen deutlich unter $50. Laut aktuellem COT-Report vom vergangenen Freitag lag die Netto-Shortposition bei fast 74.000 Kontrakten, auf Seiten der Produzenten wohlgemerkt. Diese sind am Terminmarkt immer short, das ist der natürliche Zustand, da sie über den Verkauf von Futures ihre physisch vorhandene Produktion absichern. Deren Kontrahenten sind Banken, Hedge-Fonds und Swap-Dealer, also die, die Ziel des Angriffs sein sollten, aber die sind unter dem Strich eben gerade long (und profitieren von einem Preisanstieg). Silberverarbeiter, vom Handyhersteller bis zur Solarpanelfabrik, sichern sich ihre Rohstoffe üblicherweise über langlaufende Lieferverträge. Die Erzählung von den gigantischen naked Shorts an den Terminmärkten, die man jetzt squeezen könnte, ist mehr als fragwürdig. Dieses Gerücht existiert zwar seit vielen Jahren und wird auch laufend (und gerade momentan) beharrlich unters Volk gebracht, es lässt sich mit Blick auf die Entwicklung des dortigen Open Interest über die letzten Jahrzehnte jedoch nicht bestätigen. Richtig ist vielmehr, dass einige wenige Banken, mutmaßlich vier, tatsächlich immer wieder bei steigenden Preisen „korrigierend“ eingreifen. Nicht beweisbar zwar, aber mehr als wahrscheinlich und mehr als eine Verschwörungstheorie, geschieht dies im Auftrag der US-Regierung zur Stabilisierung des US-Dollars. Das ist zwar auch manipulativ und kann durchaus beklagt werden, ein Zwergenaufstand ändert daran aber nichts, bestimmte Taschen sind sehr tief.

Dieses System ist in sich sehr widerstandsfähig, nichtsdestotrotz kann es unter den richtigen Umständen in Bedrängnis gebracht werden, wie die Begebenheiten am Goldmarkt im April des vergangenen Jahres zeigen. Nachdem dort erheblich mehr Futures als üblich ausgeübt, sprich, physisch erfüllt, wurden, stand in den Lagerhäusern schlicht zu wenig Gold zur Verfügung, um die Lieferverpflichtungen erfüllen zu können (Coronabedingter, eingeschränkter Flugverkehr, das Gold kam dort nicht an). Wer Futures short war, konnte nicht liefern und musste diese zurückkaufen, was man sich teuer bezahlen ließ. Eine solche Situation ist grundsätzlich auch am Silbermarkt vorstellbar, hat aber nichts mit den aktuellen Vorgängen zu tun.

Fraglich ist, ob der initiale Edelmetall-Push zum Wochenstart ausreichen wird, um konsistent Nachfrage zu erzeugen und die Preise auf dem erreichten Niveau oder darüber zu halten. Für Gold gilt es nun, nicht nur an der Oberseite des laufenden Abwärtstrends zu kratzen, sondern diesen auch nachhaltig zu überwinden. Förderlich ist das derzeit in verschiedenen europäischen Ländern und den USA zu beobachtenden deutliche Absinken der täglichen positiven Corona-Testungen, jedoch bremsen der sich stabilisierende US-Dollar sowie die ausgebliebenen Impulse des letztwöchigen Fed-Meetings. Hinzu kommt, dass man sich im US-Kongress nun zwar der Einigung auf ein neues Stimulus-Paket nähert, der Kompromissvorschlag mit insgesamt 618 Milliarden USD und nur $1.000 statt $1.400 Direktzahlung pro Person jedoch deutlich niedriger liegt als im von Joe Biden zuvor angekündigten Paket. Zudem ist die Auszahlungen der Softhilfen an Bedingungen hinsichtlich Einkommen und steuerlicher Situation geknüpft. Bullish äußerte sich das World Gold Council. In ihrem aktuellen Report beschreibt die Organisation bereits jetzt spürbare Nachfragesteigerungen in China und Indien und sieht für 2021 eine deutliche Erholung der weltweiten Goldnachfrage nach dem im vergangenen Jahr markierten Nachfragetief.  

 

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Man kann schon fast etwas Mitleid bekommen mit dem Goldpreis (und dem ein oder anderen Händler…), wenn man beobachten muss, wie sich das Edelmetall mit Ausbruchsversuchen aus seiner mittlerweile fast vier Wochen bestehenden Seitwärtszone abmüht. So wurde gestern erneut die um $1.875 verlaufende Oberseite der laufenden Seitwärtszone erreicht und die Grenze des an dieser Stelle ebenfalls verlaufenden Abwärtstrendkanals angekratzt, der Rückfall auf die wohlbekannte 1.850-Dollar-Marke, ließ jedoch nicht lange auf sich warten. Damit ist Gold im Vergleich zur letzten Woche keinen Schritt weitergekommen, die charttechnische Situation bleibt damit ebenfalls unverändert.

Gold: Die Trading Setups

Long-Setup: Nach abermals gescheitertem Ausbruchsversuch und neuerlichem Rückfall genau in die Mitte der aktuellen Seitwärtszone ist weiterhin Geduld gefragt. Neue Longpositionen bieten sich an dieser Stelle nicht an, weiterhin gilt es abzuwarten, bis entweder die untere Begrenzung der aktuellen Seitwärtszone um $1.825 erreicht wird oder endlich der Ausbruch über die 1.875-Dollar-Marke gelingt. Im ersten Fall würde ein passender Stopp kurz unter $1.815 platziert werden, dort wäre sowohl das signifikante Tief vom 11.01. unterschritten als auch eine klassische, im Juli des vergangenen Jahres erstmals etablierte Unterstützung (damals Widerstand). Marktteilnehmer mit größerer Risikoneigung können einen ersten Einstieg schon im Bereich von $1.835 wagen, hier deutet sich die Ausbildung einer weiteren Unterstützung zumindest an. Die obere Begrenzung des seit Anfang August letzten Jahres laufenden Abwärtstrends verläuft mittlerweile bei rund $1.870 und damit kurz Unterhalb des nächsten wichtigen Widerstands, an gleicher Stelle deckeln zudem zwei Fibonacci Levels. An dieser Stelle sollte man mit existierenden Longs dringend über Gewinnmitnahmen nachdenken und selbst bei einem neuerlichen Überschreiten dieser Marke nichts überstürzen. Üblicherweise treiben kurz über derart wichtigen Niveaus liegende Stopp-Orders den Preis zwar unmittelbar höher, sind diese abgearbeitet erfolgt jedoch meist ein Rutsch zurück mit neuerlichem Test dieses Bereichs. Hält die Marke dann, würde dies den Einstieg triggern, mit nächstem Ziel um $1.900.

Short-Setup: Der gestern abermals gescheitere Ausbruchsversuch auf der Longseite führt Gold zurück mitten ins Niemandsland der laufenden Seitwärtszone. Hohe Erfolgsaussichten ergeben sich für Shortpositionen erst wieder nach einem Preisanstieg in den schon oben genannten wichtigen Bereich um $1.875, mit kurzem Stopp darüber und nächstem Ziel auf jetzigem Niveau bei $1.850. Wirklich bearish wird Gold erst wieder bei einem Unterschreiten des Tiefs vom 11. Januar, damit läge der aussichtsreiche Einstiegspunkt in Bewegungsrichtung knapp unterhalb von $1.815. Ein schnelles Abrutschen in die Region um $1.795/$1.790 ist dann sehr wahrscheinlich, dass darauffolgende Ziel befindet sich schon deutlich tiefer, um $1.750.

 

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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 4.

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Die Autoren können ganz oder teilweise in den besprochenen Werten investiert sein. Diese Inhalte stellen keine Finanzanalyse dar: Es handelt sich um eine Werbemitteilung, welche nicht allen gesetzlichen Vorschriften zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit von Finanzanalysen genügt und keinem Handelsverbot vor der Veröffentlichung der Analysen unterliegen.

Markus Grüne
Markus Grüne Selbständiger Börsenhändler & Finanzmarktanalyst | Frankfurt am Main | (extern)

Über 14 Jahre Erfahrung als professioneller Händler und Market Maker für Aktien, Derivate und Rohstoffe. Seit 2019 Publikation eigener Börsenbriefe und Analysen mit Fokus auf Rohstoffe.