Gold Analyse: Sehr standhaft trotz schwieriger Rahmenbedingungen

Februar 18, 2020 12:00
  • Aktuelle Gold Analyse: Chartanalyse, Wochenausblick, Set-Ups und mehr – für aktive Trader

Überblick: Gold, das große Bild

Es handelt sich durchaus um bemerkenswerte Zeiten, in denen ein schon hoher Goldpreis nicht von einem steigenden US-Dollar und Aktienmärkten, die von Allzeithoch zu Allzeithoch eilen, in die Knie gezwungen wird. Offenbar trauen die Marktteilnehmer dem Braten noch nicht ganz, der Schatten des Corona-Virus´ hängt weiterhin als Damoklesschwert über der Weltkonjunktur. Aber wie schon im Marktkommentar der vergangenen Woche angesprochen, ist Gold noch nicht vollständig im Save-Haven-Modus angekommen, dazu müsste sich die Lage in China, möglicherweise weltweit, weiter verschlechtern. Tritt eine solche Situation nicht ein, und danach sieht es zumindest den offiziellen(!!) chinesischen Daten zu Folge ja aus, fehlt das Krisenmetallargument, um die angeschlagene Nachfragesituation dort auszugleichen. Und angeschlagen dürfte sie sein, die Menschen dort haben, auch bei sich entspannender Lage, zunächst erst einmal andere Sorgen, als sich mit Gold einzudecken. Die sich in der vergangenen Woche abermals erhöhte Longposition auf Spekulantenseite (um rund 13.500 auf 358.274 Kontrakte, der Extremwert liegt nicht weit weg bei knapp 402.000 Kontrakten) würde dann zur Belastung werden.

Von diesem, den gesamten Rohstoffbereich derzeit beherrschenden, Thema einmal abgesehen, lohnt ein kurzer Blick nach Russland: zählte die Zentralbank das Landes im vergangenen Jahr vor dem Hintergrund ihrer Abkoppelungsbestrebungen vom US-Dollar noch zu den größten Goldkäufern weltweit, so könnte sich dieses nun ändern. Man wolle „bewusster auf den Preis schauen", bei der Aufstockung der eigene Goldreserven, wurde verlautbart. Dies bedeutet vermutlich, dass Russland sich nun langsam in die Nähe seiner Zielmenge bewegt und grundsätzlich weniger Bedarf hat. Positiv betrachtet dürfte diese neue Einkaufsstrategie aber zumindest einen Floor unter die Preise ziehen, da die russische Zentralbank bei Rücksetzern als Käufer auf den Plan treten könnte.

Bemerkenswert stellt sich die südafrikanische Angebotssituation dar: mit den seit Monaten andauernden rollierenden Black-Outs in Südafrika sind die Probleme für die dortigen Minenbetreiber derart angewachsen, dass diese sehr konkret darüber nachdenken, ihre Minen aufzugeben und das Land zu verlassen. AngloGold hat diesen Schritt bereits vollzogen. Die Profitabilität leidet erheblich, für einige Produzenten beläuft sich der Posten „Strom" mittlerweile auf 16 Prozent der Gesamtkosten, nachdem große Umgestaltungsmaßnahmen der entsprechenden Infrastruktur die Preise in die Höhe trieben. Für den Edelmetallsektor bedeutet das eine drohende Angebotsverknappung auf Grund sinkender Fördermengen.

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Aus technischer Sicht stellt sich die Situation bei Gold sehr aussichtsreich dar. Nachdem am vergangenen Dienstag der seit dem 05. Februar laufende Aufwärtstrendkanal wieder nach unten durchbrochen wurde, korrigierte Gold bis in den Bereich der nächsten Unterstützung um $1.563. Im Anschluss an den tags darauf abermaligen Test dieser Marke lief Gold in einem neuen, kurzfristigen Aufwärtstrend weiter nach oben und handelt nun in der Nähe des nächsten Widerstands um $1.590. Grundsätzlich beobachten wir derzeit im Vierstundenchart eine Anfang Februar begonnene wellenförmige Aufwärtsbewegung, die ein kurzfristiges Preisziel um $1.600 nahelegt und sich mittelfristig bis in den Bereich um $1.650 fortsetzen kann.

Die Gold Setups

Long-Setup: Gold bewegt sich derzeit in einem in der vergangenen Woche initiierten engen Aufwärtstrend sehr stabil weiter nach oben. Wenn man sich an den Verhaltensmustern der jüngeren Vergangenheit orientiert, wäre in der Nähe des Widerstandsbereichs bei $1.590 ein Rücksetzer in die Region um $1.580 denkbar. Dieses Niveau kann als Einstieg genutzt werden, das folgende Kursziel liegt dann bei ca. $1.600. Die nächste Unterstützung findet sich um $1.575, kurz darunter bietet sich dann der Ausstieg an, sollte sich der Trade nicht zeitnah positiv entwickeln. Falls der aktuelle Widerstand unmittelbar überwunden werden kann, spricht auch nichts gegen einen prozyklischen Einstieg, die 1.600er-Marke dürfte dann in unmittelbarer Folge dessen angelaufen werden.

Short-Setup: Für Swingtrader wird jetzt der aktuelle Widerstandsbereich um $1.590 für Verkäufe interessant, wobei das Hoch von Anfang Februar ($1.594) im Falle eines Fehltrades als Stopp dienen kann und das Risiko somit überschaubar bleibt. Die Kursziele eines solchen Trades liegen kurzfristig im Bereich um $1.580, spätestens jedoch an der wichtigeren Unterstützung bei $1.575. Sollte diese Marke fallen, rückt abermals $1.663 in den Fokus, hier verläuft sowohl eine klassische Unterstützung als auch das 61,8-Prozent-Retracement der Aufwärtsbewegung seit dem 5. Februar, was dann für den Start einer neuen Orientierungsphase in diesem Bereich spricht.


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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 4.

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Markus Grüne
Markus Grüne Selbständiger Börsenhändler & Finanzmarktanalyst | Frankfurt am Main | (extern)

Über 14 Jahre Erfahrung als professioneller Händler und Market Maker für Aktien, Derivate und Rohstoffe. Seit 2019 Publikation eigener Börsenbriefe und Analysen mit Fokus auf Rohstoffe.