Gold Analyse: Mit frischem Schwung in die neue Handelswoche, aber nun wichtiger Widerstandsbereich erreicht

Dezember 08, 2020 11:45
  • Aktuelle Gold Analyse 08.12.2020: Chartanalyse, Wochenausblick, Set-Ups und mehr – für aktive Trader

Überblick: Gold, das große Bild

Durchaus ermutigend verlief bereits die vergangenen Woche für die Goldanhänger. Frische Abverkäufe des US-Dollars und weitere positive Wirtschaftsdaten aus China boten den Edelmetallen seit den Tiefs von Anfang vergangener Woche ein aussichtsreiches Umfeld. Der kurze Blick über den Tellerrand deutet auf eine dort gut voranschreitende ökonomische Erholung hin, für die fortgesetzte Stärke bei Aluminium, dem Siebenjahres-, respektive Dreijahreshoch bei Kupfer und Kohle zeichnet sich das Land ganz maßgeblich verantwortlich (um seinen Kohlebedarf zu decken, importiert China nun sogar Cargos aus Australien, trotz der zwischen beiden Staaten herrschenden massiven Spannungen im Handelsbereich). Insbesondere die Preisentwicklung bei Kupfer verdient Beachtung, stützt diese, mit dem Industriemetall als quasi lehrbuchmäßigem Inflationsindikator, die These von einem bevorstehenden deutlichen Anstieg eben dieser. Die abermalige Bekräftigung der chinesischen Zentralbank, in absehbarerer Zeit nicht von den auf die Covid-Situation ergriffenen ökonomischen Stimulationsmaßnahmen abrücken zu wollen, taten zum gestrigen Wochenstart ihr übriges. Damit stellt sich die zukünftig zu erwartende Nachfrage aus China, dem wichtigsten Goldkonsumenten der Welt, weiter positiv dar. Der Verlauf des gestrigen Nachmittags, den sich weiter zuspitzenden Entwicklungen in Sachen Brexit geschuldet, schob das Edelmetall dann endgültig in bullishe Gefilde. Ein sich nun immer deutlicher abzeichnender ungeregelter EU-Austritts Großbritanniens zum Ende des Jahres sorgt für Unruhe (nicht nur bei Jürgen Klopp) und erhöht auch den Bedarf nach klassischen Save-Haven-Assets, wie Gold. Diese Funktion, als sicherer Hafen, hat in der jüngeren Vergangenheit mehr und mehr abgenommen, zuletzt lag der Fokus hier deutlich stärker auf den Eigenschaften als physischem Rohstoff, beides ergänzt sich nun.

Die großen Edelmetall-ETFs verzeichnen allerdings weiterhin merkliche Abflüsse, zumindest ein Teil des Investorensentiments bleibt somit negativ. Allein in der vergangenen Woche ermäßigten sich die Bestände Im Gold-Segment um gut 1,35 Millionen Unzen, Freitag war der zehnte Tag in Folge mit Nettoverkäufen. Nicht wenige nutzen die Informationen, die Zu- und Abflüsse in und aus Exchange Traded Funds liefern, als Indikator, allerdings sollte man dabei bedenken, dass dieser dann trendfolgend (sprich: verzögert) reagiert. Steigende Goldpreise führen zu Zuflüssen bei ETFs, nicht umgekehrt, somit dürften die seit einiger Zeit zu beobachtenden Abflüsse aus diesen Produkten auch als Reaktion auf die negative Preisentwicklung des Edelmetalls zu verstehen sein und nicht die zukünftige Entwicklung vorausnehmen. Mit den sich nun kräftig erholenden Preisen dürfte auch hier in Kürze eine Trendumkehr erfolgen und neuerliches Investmentinteresse zu verzeichnen sein. Während der aktuelle Commitments-of-Traders-Report im Wochenvergleich wieder eine Zunahme der spekulativen Longpositionen um knapp 11.000 Kontrakte zeigt, so haben sich diese seit dem Allzeithoch im August jedoch konstant verringert. Derzeit liegt die Nettoposition gut 100.000 Kontrakte unterhalb des damaligen Wertes und selbst das war noch rund 13 Prozent niedriger als im Februar diesen Jahres, wo der bisherige Rekordwert markiert wurde. Es warten somit zum einen nicht wenige an der Seitenlinie, um sich wieder in Richtung Norden zu positionieren, zum anderen liegt nur moderat Pulver trocken, um übermäßigen Preisdruck erzeugen zu können.

Gegenwind erzeugen derzeit allerdings weiterhin die stockenden Verhandlungen um ein weiteres US-Wirtschaftsstimulationspaket. Nicht nur, dass sich das Zeitfenster für die Umsetzung des Programms noch in diesem Jahr nun zügig schließt, es scheinen sich auch die Einsätze zu erhöhen, was einen Fortschritt nicht wahrscheinlicher macht. Der Vorstoß Joe Bidens, nun auch Regeln hinsichtlich sauberer Energien mit dem Deal verknüpfen zu wollen, hat beide Parteien noch einmal weiter auseinander getrieben. Eine der Folgen des politisch tief gespaltenen, sich wirtschaftlich weiter abwärtsbewegenden und nach wie vor mit wenig erbaulichen Daten hinsichtlich des Corona-Virus aufwartenden Landes (die vergangene Woche blieb sogar ohne wesentliche Impfstoffmeldungen) zeigt sich auch im sich weiter etablierende Abwärtstrend des US-Dollars. Auch diese Entwicklung sollte aggressive Verkaufsbewegungen, wie sie sich seit dem Augusthoch mehrfach gezeigt haben, im Zaum halten.

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Nachdem die Erholung zu Beginn der vegangenen Handelswoche wieder nachhaltig über die wichtige 1.800-Dollar-Marke führte und sich Gold bis Montagmittag im Bereich zwischen rund $1.825 und $1.850 solide etablieren konnte, erreichte das Edelmetall dann gestern Nachmittag nach einem abermaligen kräftigen Aufwärtsschub den nächsten Widerstandsbereich um 1.870 US-Dollar. Hier verläuft nun zum einen die Oberseite des im Tage- wie Vierstundenchart gut erkennbaren, Mitte August begonnenen, Abwärtstrends, zum anderen bremsen zwei Fibonacci-Levels diese Bewegung ab. Für Optionsnutzer wäre dies „Straddle-Niveau", an dem sowohl eine kräftige Fortsetzung des laufenden Aufwärtsschubs denkbar ist, als auch eine deutlichere Korrektur der kurzfrsitig etwas heissgelaufenen Situation. Futures- und CFD-Händler sollten hier zunächst inne halten und beobachten, für welche Variante sich „der Markt" entscheidet und bei Wiederaufnahme des jüngsten Aufwärtstrends bzw. dessen Abwehr am aktuellen Niveau, entsprechend der jeweiligen Richtung reagieren.

Gold: Die Trading Setups

Long-Setup: Seit dem letzten Marktkommentar vom Dienstag der vergangenen Woche ist Gold sehr gut gelaufen, zwischen dem Beginn der Bewegung und dem Hoch bei knapp über $1.870 heute Morgen liegen fast 90 Dollar. Das jetzige Niveau bietet genügend Widerstand, vorauseilender Gehorsam, im Sinne frischer Longs, wäre an dieser Stelle unvernünftig, besser ist es die weitere Entwicklung in Ruhe abzuwarten und neue Positionen erst im Bereich um $1.875 einzugehen. Dort wäre sowohl das jüngste Hoch der Bewegung überwunden als auch die an dieser Stelle verlaufenden Fibonacci-Levels aus der Aufwärtsbewegung seit Anfang Juni (50%) und dem Abschwung ab dem 09. November (ebenfalls 50%), zudem befände sich Gold dann auch wieder oberhalb seines seit Mitte August laufendenden übergeordneten Abwärtstrends. Das nächste Kursziel liegt dann um $1.900, darüber bei $1.920. Sollte Gold den aktuellen Aufwärtsschub korrigieren, bietet sich ein erster Longeinstieg im Bereich zwischen $1.850 und $1.840 an, die kurzfristig wichtigste Unterstützungszone findet sich in der Region um $1.825/$1.815. Hier wäre dann auch im fallenden Markt ein beherzteres Zugreifen zu rechtfertigen, da die dann sinnvollen Stopps schon nahe am Einstiegsniveau lägen.

Short-Setup: Die in Teilen sehr impulsive Aufwärtsbewegung der vergangenen Woche hat heute, wie schon oben beschrieben, einen sehr bedeutsamen Widerstandsbereich erreicht. An dieser Stelle liegt das bessere Chance-/Risikoverhältnis auf Seiten der Bären, zumindest eine Korrektur ist, trotz sich verbessernden Sentiments, erwartbar und sollte mindestens bis in den Bereich um 1.850 Dollar führen. Dieses Szenario wird umso Wahrscheinlicher, je länger Gold auf dem jetzigen Niveau verharrt und den begonnen Aufwärtstrend nicht weiter fortführt. Gegen vorsichtige Shorts an dieser Stelle spricht nichts, mit kurzem Stopp im Bereich um $1.875. Ausgebaut werden kann eine erste Position dann bei einem tatsächlichen Anlaufen des Preises in Richtung Süden, ein Unterschreiten des Tiefs der letzten Vierstundenkerze des gestrigen Tages (bei $1.857) gäbe eine erste Bestätigung des vermuteten Konsolidierungsversuchs. Als Zielmarken gelten dann die im Long-Setup genannten Unterstützungsniveaus.

 

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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 4.

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Roman Krutyanskiy
Roman Krutyanskiy Mitglied des Management Boards der Admiral Markets Group

Roman Krutyanskiy ist seit 2011 bei Admirals beschäftigt und war von 2017 bis 2021 Country Manager des Deutschen Teams. Seit 2021 ist er als Chief Service Officer und Chief Sales Officer Teil des Management Boards der Admiral Markets Group.