Gold Analyse: Mit Flash-Crash in die neue Handelswoche
Sie sieht schon recht spektakulär aus, die lange rote Kerze zum Wochenstart und bereits am Freitag zuvor eingeläutet, realistisch betrachtet sagt sie über die wahre Stimmungslage am Goldmarkt aber nicht viel aus. Nichtsdestotrotz ist das Chartbild angeschlagen, Gold stabilisiert sich zwar weit oberhalb des nächtlichen Tiefs, jedoch auch deutlich unterhalb mehrerer noch in der vergangenen Woche ernstzunehmender Unterstützungsbereiche.
- Aktuelle Gold Analyse 10.08.2021: Chartanalyse, Wochenausblick, Set-Ups und mehr – für aktive Daytrader
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Überblick: Gold, das große Bild
Wer einen Großteil der Nacht zum Schlafen nutzt und seinen Blick für gewöhnlich erst gegen Morgen und gut ausgeruht auf den Börsenticker richtet, den werden die montagmorgentlichen Preise knapp 25 Dollar unter dem Freitagsschluß zwar nicht erfreut, aber auch nicht sonderlich beunruhigt haben. Dernjenige, der so leichtsinnig war, sich den Beginn der neuen Handelswoche live anzuschauen, konnte zu dieser Zeit allerdings bereits von neuen Abenteuern berichten. In den zehn Minuten zwischen 00:45 Uhr und 00:55 Uhr verlor Gold vollkommen unvermittelt knapp 80 Dollar (rund 4,5 Prozent) auf $1.675, die Gegenbewegung auf das frühstückskaffeetauglichere 1.740er-Niveau war dann in gut zweieinhalb Stunden vollzogen. Im weiteren Tagesverlauf oszillierte Gold um diese Marke herum.
Nachdem die vergangene Handelswoche in relativen ruhigen Bahnen verlief, lösten die am frühen Freitagnachmittag veröffentlichten US-Arbeitsmarktdaten (Non-Farm-Payrolls) dann den Bruch der 1.800-Dollar-Marke aus und drückten Gold bis Handelsschluß noch einmal deutlich nach unten, der Schlusspreis lag kurz über $1.760. Mit 943.000 neugeschaffenen Stellen ausserhalb der Landwirtschaft lag der Zuwachs im Juli deutlich über der mittleren Schätzung (858K) und auf dem höchsten Stand seit August 2020. Die Arbeitslosenquote sank gleichzeitig auf 5,4 Prozent, was ebenfalls besser als erwartet war. Die darauffolgenden Reaktionen von Zinsen und insbesondere US-Dollar (grösster Tagesgewinn seit mehr als drei Wochen und ohnehin schon mit positivem Momentum nach Zinserhöhungsandeutungen seitens der Fed zur Wochenmitte) begründeten die dann einsetzende Entwicklung, die sich übrigens nicht auf den Goldmarkt beschränkte sondern weite Teile des Rohstoffsektors betraf. Bekanntlich macht eine Schwalbe aber noch keinen Sommer und in der jüngeren Vergangenheit haben sich die initialen Preisreaktionen in den darauf folgenden Tagen öfter als nicht auch wieder gedreht. Mit dem sich momentan erneut bedrohlich senkenden Damoklesschwert namens „Covid-19“ gewinnt allerdings zeitgleich ein weiterer Belastungsfaktor an Bedeutung. Sich verstärkende Nachfragesorgen auf Grund mittlerweile immer offensichtlicher werdender Hinweise auf die möglicherweise zweifelhafte Wirksamkeit der Impfstoffe („Durchbruchinfektionen“, resistentere Varianten, etc.) lasten latent auf den Rohstoffmärkten und eine gezielte Attacke (persönliche Meinung!), wie die in der Nacht von Sonntag auf Montag, ist in einem solchen Umfeld sehr erfolgversprechend. Gestützt wird diese These weiterhin dadurch, das die ohnehin liquiditätsarmen asiatischen Handelsstunden durch den Feiertag in Japan und Singapur noch weniger Gegenwehr bieten konnten als ohnehin. Zudem trat der Bruch des wichtigen Unterstützungsniveaus um $1.750/$1.755 kurz nach Handelsbeginn eine Stopp-Loss-Welle los, welche auf Grund fehlender Gegenseite zur im Goldmarkt illiquidesten Zeit massgeblich zum genannten Kollaps beitrug. Und das ist die wohlwollende Auslegung. Man könnte auch sagen, wenn Goldkontrakte in dieser Größenordnung (immerhin gut vier Milliarden Dollar Gegenwert) unbedingt in einer Sonntagnacht gehandelt werden müssen, hat das nichts mit „Handel“ zu tun, sondern geht in Richtung Währungsintervention, von wem auch immer initiiert. Jeder reguläre Bankenhändler/Broker, der eine Verkaufsorder über gut 24.000 Kontrakte erhält und in dieser Weise ausführt, verliert sofort alle seine Kunden und seinen Job. Das ist Fakt.
Kurzer Exkurs und explizit subjektive Meinung des Verfassers:
Während das Thema Regulierung im Krypto-Bereich bei den Währungshütern dieser Welt ja ganz oben auf der Agenda steht, im Wesentlichen aus Angst vor dem eigenen Bedeutungsverlust, wird es endlich einmal Zeit, dass sich jemand derartigen Vorgängen im Edelmetallsektor widmet. Man kann nicht auf der einen Seite so tun, als lägen einem Anlegerschutz und faire Marktverhältnisse am Herzen und an anderer Stelle offensichtlicher Marktmanipulation tatenlos zuschauen. Das dies jedoch seit Jahren Gang und Gäbe ist, lässt auch auf einen gewissen politischen Willen schliessen.
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Interessanterweise befindet sich China bereits in einem Dilemma, welches die möglichen zukünftigen Probleme in anderen Teilen der Welt bereits anzeigen könnte: die Situation aus steigender Inflation und sich ausbreitender Delta-Variante stellt die Entscheidungsträger vor Probleme. Einerseits müsste man den ansteigenden Rohstoff- und Verbraucherpreisen geld- und/oder fiskalpolitisch begegnen, andererseits haben einige Banken, von Goldman Sachs bis JPMorgan, die dortigen Wachstumsprognosen schon wieder deutlich nach unten korrigiert, was für weitere Lockerungen spräche. Auch dort muss man sich wohl entscheiden, ob man von einem vorübergehenden Inflationszenario ausgeht oder nicht. Die USA haben sich diesbezüglich ja seit geraumer Zeit festgelegt, den Goldpreis belastet die Sorge vor einer früher als erwarteten Drosselung seitens der Zentralbank zusätzlich. Die Frage ist, ob sich die Falken der Fed wirklich durchsetzen können, wenn die Covid-Fälle auch in den USA wieder zunehmen. Neben der Fed zeigt sich auch die BOE beunruhigt über die Entwicklung der Verbraucherpreise und signalisiert ein bevorstehendes Gegensteuern. Verschiedene Schwellenländer, wie Brasilien und Mexiko, sind unmittelbar im Begriff, ihre Zinssätze wieder zu erhöhen.
Davon einmal abgesehen, zeigt sich seitens der Zentralbanker ein wieder durchaus gesunder Appetit auf das gelbe Edelmetall. Nach Angaben des World Gold Council stiegen die weltweiten Goldreserven in der ersten Jahreshälfte um 333,2 Tonnen, damit lagen deren Zukäufe gut 39 Prozent über dem Fünfjahresdurchschnitt für diesen Zeitraum. Investorenseitig zeichnete sich schon in der vergangenen Woche nachlassendes Interesse ab, die Anlageklasse der Gold-ETFs verzeichnete in diesem Zeitraum unter dem Strich geringe Abflüsse. Der COT-Report vom vergangenen Freitag zeigt eine leichten Ausbau der Netto-Shortposition seitens der Commercials (mit minus 2.500 Kontrakten allerdings wirklich nur leicht). Diese Daten sind am Tage ihrer Veröffentlichung aber bereits drei Tage alt, in diesem Zeitraum gab Gold weitere 50 Dollar nach, bis Montagmorgen folgten bekanntlich weitere 90. Per Freitag befindet sich der COT-Index im neutralen Bereich, jedoch mit leichtem Zug nach unten. Interessant wird der kommende Report, da sich dann Rückschlüsse darauf ziehen lassen, ob das sogenannte „Smart Money“ in diesen Crash hinein verkauft oder ihn zur Verringerung seiner Shorts genutzt hat.
Sollte der Index in die Verkaufszone abrutschen, spricht dies in Kombination mit dem angeschlagenen Chartbild und der drohenden Stagflationsgefahr dafür, dass der Goldpreis mittelfristig weiter in die Defensive gerät.
Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage
Sie sieht schon recht spektakulär aus, die lange rote Kerze zum Wochenstart, realistisch betrachtet sagt sie über die wahre Stimmungslage am Goldmarkt aber nicht viel aus. Nichtsdestotrotz ist das Chartbild angeschlagen, Gold stabilisiert sich zwar weit oberhalb des nächtlichen Tiefs, jedoch auch deutlich unterhalb mehrerer noch in der vergangenen Woche ernstzunehmender Unterstützungsbereiche. Auf aktuellem Niveau sollten auch die bisherigen Erkenntnisse hinsichtlich bevorstehender US-Tapering-Maßnahmen und die Erwartungen aus der Covid-Situation eingepreist sein und sich die Marktteilnehmer entsprechend positioniert haben. Dollar und Anleiherenditen verharren nach ihren kräftigen Anstiegen der vergangenen Woche derzeit an Widerstandsbereichen, sollte hier wieder Bewegung einsetzen, dürfte Gold noch einmal kräftig reagieren. Das aktuelle Niveau ist tatsächlich ein kritisches. Der heftige Abverkauf rechtfertigt zum einen eine kräftige Gegenbewegung bis auf das Vorwochenniveau über die 1.800er-Marke, bei ungünstiger Entwicklung des Umfelds spricht aber auch nichts gegen einen schnellen Rücksetzer hinein in den nächsten Unterstützungsbereich um $1.680/$1.675. Für beide Szenarien gibt es Triggerpunkte, an denen sich lukrative Gelegenheiten ergeben können.
Gold: Die Trading Setups
Long-Setup: Das momentane Handelsniveau im Bereich der 1.740-Dollar-Marke dürfte kurzfristig den Mittelpunkt einer neuen Konsolidierungszone zwischen $1.750 und $1.730 darstellen. „Erholungsgebiet“ nach dem Schock zum Wochenstart sozusagen. Das Chartbild stellt sich dabei ganz offensichtlich nicht bullish dar. Betrachtet man „das große Ganze“ und berücksichtigt die Umstände des beginnenden Abverkaufs schon am letzten Freitag, wird jedoch eine Rückkehr in den Bereich um $1.760/$1.770 nicht unwahrscheinlich, hier herrschte nach Verarbeitung der NFPs Konsens. Ohne Hilfe von aussen, sprich Dollar und Zinsen, ist allerdings auch nicht viel mehr an Aufwärtspotenzial zu erwarten. Sollte Gold nochmal in Richtung seiner aktuellen Unterstützung bei rund $1.725 zurückfallen, lohnt der Longeinstieg vor diesem Hintergrund. Möchte man prozyklisch handeln, sollte ein Überschreiten des gestrigen „Gegenreaktionshochs“ ($1.753) abgewartet werden. Oberhalb von $1.770 befindet sich eine 20 Dollar breite Zone, die sich in der jüngeren Vergangenheit bereits mehrfach als valider Seitwärtsbereich bewiesen hat. Sollte ein Anstieg über diese Marke gelingen, wird ein Test des Widerstands um 1.790 Dollar sehr wahrscheinlich. Bei diesem Widerstandsbereich handelt es sich jedoch um einen harten Brocken, was die Glattstellung der kompletten Longposition an dieser Stelle nahelegt.
Short-Setup: Gold steht weiterhin auf wackeligen Beinen und befindet sich noch am Beginn einer Stabilisierung, momentan dürfte relativ wenig Einsatz nötig sein, um einen weiteren Schub nach unten auszulösen. Sollte der Bereich um $1.725 nicht halten und das gestrige Tief der noch sehr jungen Konsolidierungszone ($1.723) wieder unterschritten werden, ist viel Luft nach unten. Das Tief des gestrigen Flash-Crashs bei $1.675 fällt „zufällig“ sehr exakt mit den Tiefs des letzten bedeutenden Abwärtstrends von August 2020 und März 2021 zusammen. Diese Region wäre in diesem Fall das Hauptziel, Zwischenstopps im Bereich um $1.710/$1.700 können für Teilschliessungen genutzt werden. Falls sich Gold vom aktuellen Niveau aus erholen sollte, bieten sich Shorts an den nächsten Widerständen um $1.750, $1.770 und $1.790 an. Die Ziele liegen dabei jeweils 20 Dollar unterhalb der Einstiege.
Handelsoptionen für Gold in beide Marktrichtungen mit CFD
Geht man von steigenden Kursen bei Gold aus, kann der risikobewusste Trader eine BUY-Position aufgeben. Geht man von fallenden Kursen aus, tätigt man eine SELL-Order. Wenn die Handelsstrategie aufgeht und der Händler auf der richtigen Marktseite ist, können in beiden Richtungen des Marktes Tradinggewinne erzielt werden. Geht die Handelsstrategie nicht auf, macht der Trader Verluste. Der Hebel bis zu 1:20 im Gold CFD multipliziert dabei die möglichen Gewinne oder Verluste.
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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 4.
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