Gold Analyse: Gold mit Gegenwind – kann die Fed es wieder richten?
Es gelingt Gold nach wie vor nicht, beginnende Rallys in nachhaltige Aufwärtsbewegungen zu überführen. In den vergangenen Wochen misslang dies trotz eines grundsätzlich bullischen fundamentalen Umfelds, nun, bei sich vermeintlich eintrübender Gemengelage, fehlt die Kraft dafür gänzlich.
- Aktuelle Gold Analyse 21.09.2021: Chartanalyse, Wochenausblick, Set-Ups und mehr – für aktive Daytrader
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Überblick: Gold, das große Bild
Durchaus vielversprechend startete Gold in die vergangene Handelswoche, und dessen Richtung für die weiteren Tage schien bereits am Dienstag klar zu sein, allerdings folgte der heftige Dämpfer bereits kurz darauf. 51 Dollar lagen zwischen Tageshoch und Tagestief am Donnerstag, mit einem Schlusspreis nur kurz oberhalb der Unterstützungszone um 1.750 Dollar. Maßgeblich verantwortlich für die kräftige Bewegung des Goldpreises war dabei das Wiederanspringen des US-Dollars in Richtung der 93-Punkte-Marke im Dollar-Index, nachdem sich die fundamentale Gesamtsituation für das Edelmetall bereits in den Tagen zuvor eingetrübt hatten.
Insbesondere die schwachen Verbraucherpreisindizes enttäuschten den Goldmarkt. Zwar zeigte Gold im Zuge des aktuellen Preissteigerungszyklus vergleichsweise wenig von seiner Eigenschaft als Inflationsschutz-Asset, auf gegenläufige Indikationen reagiert es jedoch sensibel. So stieg der US-Verbraucherpreisindex, der einen Korb gängiger Produkte sowie verschiedene Energiegüter misst, im Vergleich zum Vorjahr um 5,3 % und um 0,3 % gegenüber Juli, beides weniger als erwartet. Vor einem Monat waren die Preise im Monatsvergleich noch um 0,5 % gestiegen. Lässt man die schwankungsanfälligen Lebensmittel- und Energiepreise außer Acht, so stieg der Verbraucherpreisindex im August nur um 0,1 %. Damit hält sich die Inflation zwar immer noch auf dem höchsten Stand seit 13 Jahren, der Markt interpretierte dieses Daten jedoch als Indiz für eine Verringerung des Tempos und eine Abkühlung der Inflation. Kann man so sehen, muss man aber nicht, schließlich hängt es davon ab, was man in seiner Erhebung eigentlich betrachtet. Würden die Inflationsstatistiken beispielsweise die tatsächlichen Hauspreise zugrunde legen, und nicht das Äquivalent der Mieten der Eigentümer, wäre der Verbraucherpreisindex im Jahresvergleich um 12 Prozent angestiegen. Die Annahme, diese Thema sei nun bereits vom Tisch, dürfte irrig sein. Forscht man ein wenig in den aktuellen Einschätzungen der großen Investmentbanken, so findet man auch dort keine Änderungen der bisherigen Prognosen, auch dort wartet man auf den nächsten Datenpunkt.
Mit besonderer Spannung erwartet wird auch die Heute und Morgen anstehende Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Fed, samt Zinssatzentscheidung und daran anschließender Pressekonferenz (Mittwoch, 20:30 Uhr). Dessen Vorsitzender Jerome Powell dürfte dabei durchaus vor einer kommunikativen Herausforderung stehen, da er sich einerseits für eine Reduzierung der Stimulierungsmaßnahmen aussprechen dürfte und gleichzeitig versuchen wird, Spekulationen darüber zu vermeiden, dass eine solche Veränderung auch künftige Zinserhöhungen bedeuten könnten. Von Bloomberg befragte Ökonomen gehen davon aus, dass es Morgen zunächst bei einer Andeutung einer Drosselung des Anleihekaufprogramms bleiben wird, auf die dann im November eine offizielle Ankündigung folgt. Die Entscheidung der US-Notenbank am Mittwoch könnte also den Grundstein für eine Reduzierung der Konjunkturmaßnahmen legen. Weitere politische Kopfschmerzen bereitet derzeit Finanzministerin Janet Yellen, die jüngst in einem Meinungsartikel im Wall Street Journal davor warnte, dass der US-Regierung bereits im Oktober das Geld ausgehen könnte. Ihren Worten nach stünden die USA vor einer „weitreichenden wirtschaftlichen Katastrophe“, wenn diese die bestehende Schuldenobergrenze nicht anheben oder aussetzen würde. Das Repräsentantenhaus stimmt diese Woche darüber ab, es ist aber unwahrscheinlich, dass der Vorschlag den Senat passieren wird. Zinsen und Dollar dürften diese Ereignisse wieder in Bewegung halten, Gold infolgedessen reagieren.
Die derzeitigen Entwicklungen an den internationalen Aktienmärkten deuten weiteres Ungemach an, mit, zumindest zwischenzeitlich, Risiken auch für die Goldpreisentwicklung. Die Datenlage von den USA über China bis nach Deutschland zeigt schon seit längerem eine Mischung aus verlangsamtem (und hinter den Erwartungen zurückbleibendem) Wachstum und anhaltender Inflation. Einzelhandelsumsätze, Industrieproduktion, Investitionen, überall ist eine Verlangsamung zu beobachten, und es steht zu befürchten, dass die Märkte diese bisher unterschätzt haben. Nun mehrere zeitgleich auftauchende mindestens dunkelgraue Schwäne, Chinas unerbittliche regulatorische Maßnahmen am heimischen Aktienmarkt, ein erhebliches Kreditproblem im chinesischen Immobiliensektor sowie explodierende Energiekosten in Europa mit potenziell weitreichenden Folgen für die Ergebnissituation der Branche und natürlich die Verbraucher, haben durchaus das Potenzial, die Aktienblase zum Platzen zu bringen. Der Rekordanstieg der Gas- und Strompreise in Europa zwingt bereits einige Fabriken zur Einstellung der Produktion. Bei anderen werden die höheren Inputkosten die Gewinne beeinträchtigen, was die Erholung der Aktienmärkte untergraben könnte. Zudem dürften die höheren Kosten über kurz oder lang auch zu höheren Preisen der Endprodukte führen. Inflation bei gleichzeitig verlangsamtem Wachstum ist eine gefährliche Mischung.
Gold ist als Depotbeimischung ideal, da es das Risiko eines Portfolios insgesamt senkt, bei gleichbleibender Renditeerwartung. Es ist jedoch kein Crash-Schutz, insbesondere nicht, da wir derzeit vor der Mutter aller Blasen stehen. Man darf jedoch davon ausgehen, dass sich die Notenbanker dieser Welt zur Stunde den Kopf darüber zerbrechen, wie sie eben genau deren Platzen verhindern können. Bislang ist ihnen dieses Kunststück regelmäßig gelungen, das Beispiel aus März 2020 zeigt allerdings auch eindrücklich, wie Gold in einem Szenario reagiert, in dem die Dämme anderswo brechen.
Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage
Es gelingt Gold nach wie vor nicht, beginnende Rallys in nachhaltige Aufwärtsbewegungen zu überführen. In den vergangenen Wochen misslang dies trotz eines grundsätzlich bullischen fundamentalen Umfelds, nun, bei sich vermeintlich eintrübender Gemengelage, fehlt die Kraft dafür gänzlich. Dabei zeigt sich seit gut drei Wochen ein Muster aus Plateau-Bildung, Rally, Konsolidierung und darauf folgendem Crash. Sollte sich dieses Muster fortsetzen, befänden wir uns derzeit in dessen erster Phase, mit der Aussicht auf eine treppenförmige Fortsetzung der seit dem 03. September laufenden Abwärtsbewegung. Gefahr geht kurzfristig insbesondere von den unruhigen Aktienmärkten aus, die im Falle des Falles auch Gold mit sich ziehen könnten. Bislang gelang es Herrn Powell stets, sich dort andeutendes Unheil mit allerlei verbaler Akrobatik abzuwenden, in diesem Fall ist er aber nur ein Teil der Lösung, da sein Einfluss auf die Entwicklungen in Asien bestenfalls gering ist. Die derzeit herrschende Unsicherheit lässt größere Preisbewegungen erwarten.
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Gold: Die Trading Setups
Long-Setup: Blickt man auf das aktuelle Chartbild, so fällt eine grosse Ähnlichkeit zur Situation der vergangenen Woche auf. Auch dort folgte auf einen kräftigen Einbruch eine längere Konsolidierungsphase, die dann jedoch, nach einem Fehlausbruch auf der Oberseite, in einen umso stärkeren Preisrutsch über ging. Zieht man die Möglichkeit einer nun folgenden ähnlichen Entwicklung in Betracht, schliesst dies neue Longpositionen auf aktuellem Niveau aus. Sehr wahrscheinlich ist ein Rücksetzer hinein in den Unterstützungsbereich um 1.750 Dollar, mit einem darauf folgenden weiteren Test der Oberseite der sich gerade herausbildenden Seitwärtsphase (rund $1.770). Ein Durchbruch unter die 1.750er-Marke bleibt unter der beschriebenen Annahme möglich, entsprechend kurz angelegte Stopps ergeben daher Sinn (jedoch möglichst nicht über Nacht, siehe Kerze vom 09.08.!). Unterhalb dessen ergibt sich die nächste Longmöglichkeit um 1.725 Dollar, auch hier sollte einer Verlustposition nicht allzuviel Raum gegeben werden, der nächste technische Haltepunkt befindet sich erst etwa 50 Dollar tiefer. Ähnlich spannende werden prozyklische Engagements. Diese sind derzeit sinnvoll oberhalb der Konsolidierungshochs im Bereich des nächsten Widerstands um $1.770 mit Ziel rund 15 Dollar höher. In jüngerer Vergangenheit waren derartige Ausbruchsversuche bekanntlich nicht von Dauer, daher auch hier an die Risikobegrenzung denken. Grundsätzlich ähnelt der Aufbau von Longpositionen derzeit dem berühmten Tanz auf dem Vulkan, was die Sache für den ein oder anderen natürlich auch besonders interessant macht.
Short-Setup: Bisweilen läuft die zum Monatsbeginn begonnene Abwärtsbewegung mit kurzen zwischenzeitlichen Einbremsern sehr intakt weiter. Das aktuelle Preisniveau im oberen Bereich der aktuellen Konsolidierungsphase könnte daher schon als neuer Shorteinstieg genutzt werden. Sollte Gold nach oben abdrehen, bietet es sich an, zunächst oberhalb der $1.770er-Marke den kleinen Verlust zu realisieren und abzuwarten, ob sich diese Bewegung tatsächlich fortsetzen kann oder dieser Ausbruchsversuch erneut scheitert. In diesem Fall würde der erneute Rutsch unter die genannte Marke einen abermaligen Shortversuch triggern, mit Ziel um $1.750. Auch an dieser Stelle ist ein Rebound zu erwarten, der, bei abermaligem Rückfall, zu einem Ausbau der Position genutzt werden kann, die dann bis in den Bereich um $1.725 aktiv bleiben sollte. An dieser Stelle bietet sich ein ähnliches Vorgehen an, bei entsprechend „günstigem“ Umfeld (behalten Sie die Gesamtsituation auch ausserhalb dieses Marktes im Auge) ist auch von hier aus noch einige Luft nach unten. Das nächste Ziel läge dann um 1.675 Dollar.
Handelsoptionen für Gold in beide Marktrichtungen mit CFD
Geht man von steigenden Kursen bei Gold aus, kann der risikobewusste Trader eine BUY-Position aufgeben. Geht man von fallenden Kursen aus, tätigt man eine SELL-Order. Wenn die Handelsstrategie aufgeht und der Händler auf der richtigen Marktseite ist, können in beiden Richtungen des Marktes Tradinggewinne erzielt werden. Geht die Handelsstrategie nicht auf, macht der Trader Verluste. Der Hebel bis zu 1:20 im Gold CFD multipliziert dabei die möglichen Gewinne oder Verluste.
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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 4.
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