Gold Analyse: Beeindruckender Turnaround nach scharfem Abverkauf - Datenreiche Woche erhält die Spannung
Die beeindruckende Gegenreaktion auf den Einbruch der vergangenen Woche und die unmittelbar darauf erfolgte Rückeroberung des auf sämtlichen Zeitebenen wichtigen Widerstands bei $1.720 ist ein gutes Zeichen für Gold! Momentan kühlt sich der Markt nach am der Donnerstag und Freitag gelaufenen 54-Dollar-Rally im Bereich dieser Marke ab...
- Aktuelle Gold Analyse 26.07.2022: Chartanalyse, Wochenausblick, Setups und mehr – für aktive Daytrader
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Überblick: Gold, das große Bild
Auf die mit Spannung erwartete Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank am vergangenen Donnerstag reagierte Gold mit einer explosiven Rally, nachdem dessen Preis in den Stunden zuvor noch bis nahe an sein nächstes, an der 1.675-Dollar-Marke befindliches langfristiges Unterstützungsniveau, kräftig abgerutscht war. Christine Lagardes 50-Basispunkte-Paukenschlag sorgte dann bis Handelsschluss für eine schnelle 40-Dollar-Rally, in klassischer „Buy-the-Rumors-Sell-the-News“-Manier (hier nur eben umgekehrt). Zusammen mit diesem bemerkenswerten Zinsschritt, immerhin der erste seit 2011, erläuterte die EZB auch weitere Einzelheiten zum TPI (Transmission Protection Instrument), mit dem die Spreads europäischer Staatsanleihen in Schach gehalten und somit den Renditeunterschieden im Euroraum entgegengewirkt werden soll. Über die Frage, was der Auslöser für dessen Aktivierung sein könnte, herrscht allerdings weiterhin Unklarheit. Mit ihrer Jumbo-Erhöhung folgt die EZB den kräftigen Zinsschritten anderer Ländern, insbesondere denen der USA und Kanadas, und befeuert nun auch hierzulande die wachsenden Rezessionsängste. Zwar ist eine Verlangsamung des Wachstums notwendig, um der weltweit galoppierenden Inflation überhaupt Herr werden zu können, jedoch werden die Anleger zunehmend skeptisch, ob den politischen Entscheidungsträgern tatsächlich noch eine sanfte Landung gelingen wird. Laut der monatlichen Umfrage der Bank of America unter Fondsmanagern sind die Rezessionserwartungen der Anleger auf dem höchsten Stand seit dem pandemiebedingten Abschwung im Mai 2020.
Auch die laufende Handelswoche verspricht Spannung, stecken doch wieder eine Reihe marktbewegende ökonomische Veröffentlichungen in der Pipeline. Bereits heute steht das US-Verbrauchervertrauen an (16:00 Uhr), am Donnerstag die Zahlen zum US- Wirtschaftswachstum des letzten Quartals (BIP, 14:30 Uhr) und mit der Verbraucherpreisentwicklung am Freitag wieder europäische Inflationsdaten (11:00 Uhr). Insbesondere der Entwicklung des US-BIP wird große Aufmerksamkeit zuteil werden. Eine negative Überraschung hier, sprich ein abermaliger Rückgang, und damit eine Abschwächung im zweiten Quartal in Folge, würde der technischen Definition einer Rezession entsprechen. Immer mehr Wirtschaftswissenschaftler rechnen genau damit, Finanzministerin Yellen zeigt sich derweil weiterhin optimistisch und vermag keine breit angelegte Schwäche zu erkennen. Zudem umfasst das US-Datenpaket der nächsten Tage weitere inflationsrelevante Zahlen: persönlichen Ausgaben, Einkommen, Beschäftigungskosten, Verbrauchervertrauen und die Auftragseingänge langlebiger Gütern sorgt für eine Flut an Informationen. Meistbeachtet wird selbstverständlich die morgige Zinssatzentscheidung der US-Notenbank werden (20:00 Uhr), beziehungsweise die sich 30 Minuten später anschliessende Pressekonferenz Jerome Powells. Dies ist bereits das fünfte Zusammentreffen der Fed in diesem Jahr, und die Chancen stehen gut, dass auch dieses Mal, analog der letzten Sitzung, die Zinsen um weitere 75 Basispunkte angehoben werden. Das sind schon Riesenschritte, mit denen man hier voranschreiten, im Kampf gegen die Inflation. Und um den Preis einer Rezession. Leider haben die Zentralbanken vieler Industrie- und Schwellenländer kaum eine andere Wahl, als die Zinsen weiter zu erhöhen, da die Inflation ihren Höhepunkt noch gar nicht erreicht haben dürfte. Bloomberg Economics geht davon aus, dass das globale Preiswachstum in diesem Quartal auf beachtliche 9,3 Prozent ansteigen wird. Dabei macht die Geschwindigkeit der Straffung eine sanfte Landung sehr schwierig. Citigroup schätzt die Wahrscheinlichkeit einer weltweiten Rezession auf 50 Prozent.
Wie schon vor kurzem an dieser Stelle erläutert, hängt die Gesamtinflation ganz maßgeblich von der Entwicklung der Rohstoffpreise ab, insbesondere der von Öl und Benzin. Diese sind in der Wahrnehmung besonders präsent und treiben damit die Inflationserwartungen der Verbraucher. Die Fed-Politik ist daher extrem stark mit den Benzin- und Ölpreisen verknüpft, und da der gesamte Markt im Moment sehr empfindlich auf die Fed-Politik reagiert, ist dadurch auch der gesamte Markt mit den Benzin- und Ölpreisen verbunden. Diese haben sich mittlerweile jedoch schon wieder deutlich von ihren Höchstständen entfernt (Benzin/Diesel: -20 Prozent, WTI: -25 Prozent), was dafür spricht, dass sich der Inflationsanstieg zunächst verlangsamen wird (falls die Benzinpreise nicht abermals kräftig durchstarten). Und das wiederum könnte bedeuten, dass die Fed zukünftig nicht mehr so hart durchgreifen müsste, um ihre Ziele zu erreichen (wenn alles andere gleich bleibt). Die Frage ist - und das ist immer noch nicht klar - ob der Preisrückgang bestimmter Rohstoffe einfach eine Folge der sich abzeichnenden Rezession ist, oder ob der Markt gerade ein gewisses Gleichgewicht findet, welches mit einer sanften Landung vereinbar ist. Ob die Rohstoffpreise mittelfristig erniedrigt bleiben ist noch keine ausgemachte Sache. Produzenten müssten nun eigentlich ihre Kapazitäten ausbauen, um kommender Angebotsknappheit vorzubeugen (die Preisentwicklung bei zum Beispiel Ölderivaten, wie Benzin und Diesel, ist genau darauf zurückzuführen), jedoch führen Rezessionen nie zu höheren Investitionen, was bedeutet, dass die aktuelle Situation die Basis für eine kommende Fortsetzung des Rohstoffbooms bilden und auch das Inflationsthema goldpreisförderlich am Leben halten könnte. Vor allem dann, wenn der kommende Abschwung leichter als bereits eingepreist ausfallen sollte.