Gold Analyse: Aussichtreicher Wochenstart mit Chance auf Trendwende

April 20, 2021 12:45
  • Aktuelle Gold Analyse 20.04.2021: Chartanalyse, Wochenausblick, Set-Ups und mehr – für aktive Daytrader

Überblick: Gold, das große Bild

Für Gold begann die aktuelle Handelswoche unter ausgesprochen guten Voraussetzungen. Nachdem der durchaus ernstzunehmende Widerstand im Bereich von $1.755 schon am vergangenen Donnerstag erstaunlich leicht überwunden werden konnte, geriet das Edelmetall auf dem Weg zur Oberkante des langfristigen, seit Anfang August 2020 laufenden Abwärtstrends nicht mehr nennenswert ins Stocken und beendete den Handel am Freitag auch nur knapp darunter. Maßgeblich getrieben wurde diese Entwicklung durch ein sich abzeichnendes Ende der diesjährigen Dollarstärke. Mit dessen kräftiger Abwärtsbewegung gestern unter die 91,30 Punkte-Marke im Dollar-Index und dem damit verbundenen Shortsignal zum Wochenstart, gelang Gold dann der Sprung über genannten Abwärtstrend hinaus. Der wichtige Tagesschluss oberhalb dessen misslang zwar, angesichts der Bedeutung dieser Region sind grössere Schwierigkeiten an dieser Stelle jedoch auch erwartbar.

Die jüngste Entwicklung deutet in jedem Fall darauf hin, dass der seit geraumer Zeit etwas blutleer daherkommende Goldmarkt wieder zu erwachen scheint. Man beachte zudem das sehr besondere Umfeld, welches Inflationszeichen zeigt, die in dieser Geballtheit wohl tatsächlich nur die wirklich Älteren unter uns erinnern können. Angefangen bei im Jahresvergleich im zweistelligen Prozentbereich steigenden Preisen von Energierohstoffen und Strom, über Nahrungsmittel (mit Getreidepreisen auf Achtjahreshochs), in den USA geradezu explodierenden Preisen für Bauholz, dort ebenfalls kräftig steigenden Kosten im Bereich der medizinische Versorgung bis hin zu denen für Gebrauchtwagen, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Nebenbei wächst der Kryptomarkt unter extremer Volatilität sehr kraftvoll weiter. Selbst die gängigen „Standard-Inflationsmesser“, wie Verbraucherpreis- und Produzentenpreisindizes oder beispielsweise die Preise für Industriemetalle, haben weltweit ihren Weg in höhere Gefilde angetreten. Allein in China stiegen die Produzentenpreise im März so stark, wie seit Juli 2018 nicht mehr. Man sollte diese Situation zwar nicht reisserisch überbewerten, da China coronabedingt im Vergleichszeitraum eben auch von tiefem Niveau aus kommt. Aber auch der vierteljährliche BIP-Anstieg von 0,6 Prozent ist bezogen auf eine 14 Billionen Dollar schwere Wirtschaft nicht wenig und zeigt die Tendenz.  Da China ein großer Exporteur ist, könnten höhere Preise dort schon bald auf die Verbraucher auch in anderen Regionen dieser Welt durchschlagen. In den USA selbst sieht es ähnlich aus, auch hier überraschten die Daten aus März mit dem stärksten Anstieg der Verbraucherpreise seit neun Jahren (aber auch hier mit Corona-Effekt). Die Fed hält weiterhin unbeirrt an ihrer Niedrigstzinspolitik fest und liefert weiteren Treibstoff. Diese Gemengelage werden wir später einmal rückblickend als eine historisch sehr besondere Situation erinnern.

Die Suche nach einem Schutz vor dem Verfall des Geldwertes rückt also wieder verstärkt in den Fokus, nun, da sich die seit längerem schon befürchtete Inflationsgefahr, trotz nicht auszuschliessendem abermaligen Corona-Nachfrageschock, tatsächlich zu manifestieren scheint. Und diesbezüglich bleibt die Situation fragil und weltweit gesehen sehr uneinheitlich. In den USA haben bereits die Hälfte der Erwachsenen mindestens eine Impfdosis erhalten, was, Wirksamkeit vorausgesetzt, schon zeitnah Nachfrage- wie Inflationsdruck erhöhen sollte. Das globale Bild scheint sich jedoch deutlich zu verschlechtern, nachdem mit den in der vergangenen Woche weltweit gemeldeten 5,2 Millionen positiven Testergebnissen ein Rekordwert erreicht wurde. Zudem hat die Gesamtzahl der mit dem Virus in Verbindung gebrachten Todesfälle die Drei-Millionen-Marke überschritten. Die Ausprägung der zukünftig umgesetzten Bewältigungsversuche dieser Situation können die Nachfrageseite abermals entscheidend beeinflussen. Corona, beziehungsweise eben die dagegen ergriffenen staatlichen Maßnahmen, bleibt der entscheidende Unsicherheitsfaktor.

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Darüberhinaus wir die Welt derzeit nicht gerade ärmer an Spannungen, seien sie wirtschaftlicher Natur oder militärischer Art. Auffällig aggressiv agieren dabei die USA, Joe Biden scheint derzeit kein Brennpunkt zu heiss, er wirkt geradezu unter Zeitdruck stehend, nach seinen aussenpolitisch eher unspektakulären ersten drei Amtsmonaten. Und mit Atomstreit und essenziellen territorialen Fragestellungen sind es keine kleinen Themen, um die es in den Auseinandersetzungen mit Iran, China und Russland geht. Das alte Spiel der gegenseitigen Sanktionierungen von Institutionen und Personen hat schon begonnen. Setzt sich hier ein neuer Zyklus der Eskalationen in Gang, könnte Gold wieder als wohlbekannter „sicherer Hafen“ profitieren.

Zu guter Letzt noch ein Wort zu China: obschon Auswirkungen zwar nicht unmittelbar zu erwarten sind, könnte die regierungsseitig nun offiziell ergangene Erlaubnis zum Aufbau signifikanter Goldbestände sowohl für einheimische wie auch für Niederlassungen ausländischer Banken innerhalb Chinas zu einem weiteren, nachhaltig stützenden Faktor werden.

 

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Mit Überwindung der Widerstandsbereichs um 1.755 Dollar hat Gold die Drehung heraus aus seiner Bodenbildung innerhalb des langfristigen Abwärtstrends vollzogen und ist zum direkten Angriff auf die Oberseite dieses Trends übergegangen. Angesichts des sich an dieser Stelle naturgemäß aufbauenden mächtigen Widerstands, immerhin würde eine nachhaltige Überwindung nichts weniger als einen Trendwechsel anzeigen, sind die sich nun ergebenden Schwierigkeiten hinsichtlich der Fortsetzung der begonnenen Bewegung nicht verwunderlich. Die zwischen der oberen Trendbegrenzung (ca. $1.780) und dem kurz darüber befindlichen Widerstand (ca. $1.790) verlaufenden mittel- und langfristigen Moving Avarages (89er und 233er Fibonacci-MAs, siehe Tageschart) bremsen zusätzlich. Strukturell unterstützt wird Gold durch die in der vergangenen Woche laut COT-Report erneute Reduzierung der Shorts auf Seiten der kommerziellen Marktteilnehmer, worauf ebenfalls die abermalige Abnahme des Open Interests am Terminmarkt hindeutet. Insgesamt stellt sich die Situation hier ausgesprochen interessant dar. Zum ersten Mal seit langem stehen die Chancen auf eine wirklich nachhaltige Aufwärtsbewegung sowohl technisch, fundamental, wie auch strukturell, ausgesprochen gut. Bei Überwindung des gestrigen Tageshochs (und Schluss darüber) springt die Ampel hier endgültig auf Grün.

Gold: Die Trading Setups

Long-Setup: Aktuell fällt es nicht leicht, sich hinsichtlich neuer Longs weiter in Geduld zu üben. Es bleibt jedoch auch jetzt vernünftig, solange auf den eigenen Händen sitzen zu bleiben, bis sich die erwartete Entwicklung auch tatsächlich bestätigt. In diesem Fall bedeutet das, zu beobachten, ob der laufende Abwärtstrend abermals nach oben verlassen, der nächste Widerstand bei $1.790 fällt und Gold ein Schlusspreis oberhalb dieser Marke gelingt. Das ist zwar etwas langweilig, erhöht aber die Chance auf eine spätere erfolgreiche Beendigung des Trades enorm. Der Erwartung einer sich in Folge einer solchen Bewegung erhöhenden Volatilität sollte mit weiter ausgelegten Stopps Rechnung getragen werden. Um das Risiko damit nicht unmittelbar zu erhöhen, bietet sich initial eine verringerte Positionsgröße an, aufstocken kann man in der laufenden Bewegung. Das nächste Ziel oberhalb der Ausbruchsmarke liegt um $1.815, dann $1.850. Fällt Gold in den kommenden Stunden jedoch wieder zurück, liegt das nächste Zukaufsniveau um $1.750. Die sich auf der kurzen Zeitebene andeutende Unterstützung im Bereich von $1.765 ist noch wenig aussagekräftig.

Short-Setup: Momentan stehen die Chancen für eine Fortsetzung der begonnen Aufwärtsbewegung gut. Sollte in den nächsten Tagen jedoch, von welcher Seite auch immer, wieder einmal Sand ins Getriebe gestreut werden, ist ein Abrutschen bis in den Bereich der Anfang März begonnenen Bodenbildung denkbar. Eine entsprechende Positionierung wird unterhalb von $1.750/$1.745 sinnvoll, mit nächstem Ziel bei $1.725. Darunter droht ein weiterer, schneller Abverkauf in Richtung der runden Marke bei 1.700 Dollar. Der Bereich zwischen dem aktuellen Preisniveau um $1.770 und $1.750 ist gewissermaßen Niemandsland, sehr kurzfristig spekulativ kann das Unterschreiten der Tagestiefs von Freitag ($1.760) und heute ($1.765) einen schnellen Kursrutsch triggern, mit Ziel bei $1.750. Sollte Gold ansteigen und sich in der wichtigen Widerstandszone zwischen $1.780 und $1.790 erfolglos abarbeiten, wird ein antizyklischer Verkauf mit den genannten Zielen erfolgversprechend. Oberhalb von $1.790 sollte ein solcher Trade dann aber wieder beendet werden.   

 

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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 4.

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Markus Grüne
Markus Grüne Selbständiger Börsenhändler & Finanzmarktanalyst | Frankfurt am Main | (extern)

Über 14 Jahre Erfahrung als professioneller Händler und Market Maker für Aktien, Derivate und Rohstoffe. Seit 2019 Publikation eigener Börsenbriefe und Analysen mit Fokus auf Rohstoffe.