Gold Analyse: Ausbruch aus Korrekturflagge schafft eine gute Ausgangslage

November 05, 2019 11:00
  • Aktuelle Gold Analyse: Chartanalyse, Wochenausblick, Set-Ups und mehr – für aktive Trader

Überblick: Gold, das große Bild

Knapp 35 US-Dollar liegen zwischen Tief und Hoch der vergangenen Woche, ein Zeichen für weiterhin reges Interesse am Goldmarkt. Umsatzrückgänge von beinahe 40 Prozent zur indischen Hochzeitssaison und etwa zehn Prozent in China schickten Gold zunächst gen Süden. Gerüchte, die USA würde doch einige ihrer gegen China verhängten Importzölle fallen lassen, lasteten ebenfalls auf dem Markt.

Für Volatilität sorgte natürlich das erneute Hin und Her der Entwicklungen im Handelskonflikt. Nach den zunächst hoffnungsvollen News aus dieser Richtung folgte der nächste Dämpfer, als China sich ungewöhnlich deutlich zur den aus seiner Sicht schlechten Aussichten auf eine langfristige Einigung äußerte. Interessanterweise begründet mit der Personalie Trump selbst, zu impulsiv wäre er, das Risiko, dass Vereinbarungen nicht eingehalten würden sei zu groß. Tags darauf zeigte sich die Welt diesbezüglich schon wieder vollkommen rosig. Den Herren Mnuchin und Kudlow zu Folge gebe es große Fortschritte, man arbeite hart an einem Abschluss, und die meisten fraglichen Themen seien „praktisch erledigt". Interessanterweise reagierten die Edelmetallmärkte insbesondere darauf gelassen.

Von der Unberechenbarkeit dieses Themas einmal abgesehen, sieht die fundamentale Ausgangslage weiterhin gut aus: das Muster hoher ETF-Aufstockungen an Verkaufstagen lässt sich nun schon eine ganze Weile beobachten (am schwachen Montag der vergangenen Woche beispielsweise plus rund 32.000 Unzen). Investoren kaufen also im fallenden Markt zu. Die Bestände der Gold-ETFs liegen mittlerweile schon 16 Prozent über dem Vorjahresniveau. Der Zinssenkungsschritt der Fed um 25 Basispunkte war genauso erwartet worden. Die Aussage Jerome Powells, die Zinsen nun auf diesem Niveau einfrieren zu wollen, sorgte zwar zunächst für Unruhe, es setzte sich aber schnell die Erkenntnis durch, dass eben bis auf weiteres auch nicht mit Zinserhöhungen zu rechnen sei. Die nach wie vor problematische Lage der Weltwirtschaft zeigt sich auch im nun zum sechsten Mal in Folge schwachen chinesischen PMI (China Einkaufsmanagerindex der Hersteller - China Manufacturing Purchasing Managers Index), den japanischen Baudaten und sinkenden Einzelhandelsumsätzen hierzulande.

Die direkte Reaktion auf die US-Arbeitsmarktdaten von Freitag erwies sich nur als kurzer Schluckauf, und ob die USA der neuesten Forderung Chinas nachkommen und, als Zeichen des guten Willens, tatsächlich eine Reihe Strafzölle aussetzen werden, darf doch bezweifelt werden. Unter dem Strich ist die Ausgangslage für die kommenden Tagen positiv, insbesondere mit dem Wochenschluss über Widerstand und Abwärtstrend.

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Nach eher „zögerlichem" Wochenstart und beinahe Test der Unterstützung um $1.480 gelang am vergangenen Donnerstag abermals der Ausbruch über den wichtigen Widerstandsbereich bei $1.497/$1.500. Dass Gold nicht mit einem deutlichen Abverkauf auf die freitäglichen Meldungen sowie auf die der vergangenen Nacht hinsichtlich des Handelskonflikts reagiert hat ist sehr bemerkenswert und zeigt innere Stärke und/oder Misstrauen gegenüber den politischen Entwicklungen. Der Wochenschluss über dem seit Anfang September bestehenden Korrekturkanal sowie oberhalb eben dieses wichtigen Widerstandsbereichs schaffte aus technischer Sicht eine gute Ausgangslage für die kommenden Tage. Gold hält sich stabil in aussichtsreicher Position.

Long-Setup: Nachdem Gold nun die seit Anfang September ausgebildete Korrekturflagge seiner langfristigen Aufwärtsbewegung nach oben verlassen hat, dürfte sich das Edelmetall zunächst im Bereich zwischen rund $1.500 und $1.515 einpendeln. Die Region zwischen $1.508 und eben $1.515 zu überwinden, wird noch einmal Kraft erfordern. Sollte dies gelingen, ein möglicher Trigger wäre eine harte Haltung Washingtons gegenüber China, liegt das nächste Ziel um $1.520, dann $1.535. Gleichermaßen bieten Zukäufe im Bereich der derzeitigen Unterstützung um $1.497/$1.500 Chancen, betrachtet man auch die nach wie vor gute fundamentale Ausgangslage.

Short-Setup: Beachtenswert bleibt die Positionierung der Non-Commercial-Fraktion am Terminmarkt. Deren Long von insgesamt knapp 329.000 Kontrakten hängt als Damoklesschwert über dem Markt, das, im Falle des Falles, zu einer massiven Verkaufswelle führen kann. Wichtig ist nun, dass sich die Region um $1.500 als Unterstützungszone nachhaltig etabliert. Kann sie das nicht, dürfte die Unterseite der bisherigen Seitwärtszone um $1.480 ein realistisches (und schnelles) Ziel sein.

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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 4.

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Roman Krutyanskiy
Roman Krutyanskiy Mitglied des Management Boards der Admiral Markets Group

Roman Krutyanskiy ist seit 2011 bei Admirals beschäftigt und war von 2017 bis 2021 Country Manager des Deutschen Teams. Seit 2021 ist er als Chief Service Officer und Chief Sales Officer Teil des Management Boards der Admiral Markets Group.