Gold Analyse: Ausbruch aus Konsolidierungszone ermutigt die Goldbullen

August 24, 2021 13:30

Nach den großen Kursschwankungen in den vergangengen Wochen scheint sich der Gold-Markt beruhigt zu haben. Eine langfristige Einschätzung scheint fast unmöglich. Ist das die Ruhe vor dem großen Sturm? 

  • Aktuelle Gold Analyse 24.08.2021: Chartanalyse, Wochenausblick, Set-Ups und mehr – für aktive Daytrader
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Überblick: Gold, das große Bild

Ein Großteil der Aufmerksamkeit der Märkte wird sich in dieser Woche auf die für Freitag angesetzte Rede des Vorsitzenden der US-Zentralbank, Jerome Powell, im Rahmen des Economic Policy Symposium in Jackson Hole richten. Powell, der interessanterweise am vergangenen Wochenende die Unterstützung von Finanzministerin Janet Yellen für eine weitere Amtszeit ausgesprochen bekam, wird dort, zum Ende einer der grössten und bedeutendsten Zentralbankkonferenzen dieses Jahres, zur wirtschaftlichen Entwicklung der USA, den globalen ökonomischen Aussichten und selbstverständlich zu seinen Vorstellungen bezüglich der US-Geld- und Fiskalpolitik Stellung beziehen. Blickt man zurück auf die gleiche Veranstaltung im letzten Jahr, so hat sich bis heute doch einiges getan. Insbesondere die massive Aufstockung des US-Haushalts um 1,9 Billionen Dollar hat der Wirtschaft zu rasantem Aufschwung und merklich anziehenden Verbraucherpreisen verholfen. Man darf gespannt sein, wie die Fed hinsichtlich dessen weiter vorzugehen gedenkt, steuert sie zu beherzt gegen, entgleist der Aufschwung wieder, agiert sie zu langsam, ebnet sie möglicherweise den Weg für einen anhaltenden Preisanstieg. Erschwerend kommt hinzu, dass die Zentralbankpolitik seinerzeit an Annahmen ausgerichtet wurde, die sich als falsch erwiesen haben. Ging man im vergangenen Jahr von einer kommenden unzureichenden Gesamtnachfrage aus und strebte auf Grund dessen sogar ein zeitweises Überschiessen des Inflationsziels an (was auch erreicht wurde), muss man nun feststellen, dass das eigentliche Problem auf der Angebotsseite liegt und stattdessen reichlich Nachfrage vorhanden ist. Dies könnte zu einem typischen Stagflationszenario führen, mit steigenden Preisen und nachlassendem Wirtschaftswachstum. Darauf scheint die bislang Fed gar nicht bis maximal schlecht vorbereitet zu sein. Global gesehen trübt sich sich das Bild hinsichtlich der Wirtschaftslage zunehmend ein. So fielen beispielsweise die gestern veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes Japans, Europas und Großbritanniens durch die Bank, sowohl im Diensteistungssektor als auch im verarbeitenden Gewerbe. Teilweise so schnell, wie seit 15 Monaten nicht mehr, und stets unter die jeweiligen Prognosen. Die Beschränkungen zur Bekämpfung des Corona-Virus treffen die Unternehmen nach wie vor (und Besserung ist hier eher nicht in Sicht), Engpässe bei Grundstoffen und Komponenten sowie Transportschwierigkeiten tun ihr Übriges. Speziell für Deutschland warnte die Bundesbank gestern: nachdem die Aktivität im ersten Halbjahr 2021 enttäuschte, könnte das BIP-Wachstum im Jahr 2021 "etwas niedriger" ausfallen als die im Juni prognostizierten 3,7 Prozent. Die Konsensprognosen sanken auf 3,3 Prozent, hingegen wurde die Inflationserwartung für das laufende Jahr auf vier bis fünf Prozent erhöht. Für die USA wird für dieses Jahr noch mit einem Wachstum um 6 Prozent gerechnet, nach zuvor 6,4 Prozent (laut Goldman Sachs). Hinsichtlich der zukünftigen Wirtschaft- und Inflationsentwicklung bleibt kurz zu konstatieren, dass die Fed-Mitglieder in diesen Fragen wenigstens uneins, wenn nicht gar zerstritten zu sein scheinen. Einigkeit besteht allein darin, dass monatliche 120 Milliarden schwere Anleihekaufprogramm bis zum Jahresende zurückfahren zu wollen. Ansonsten schwanken die Meinungen der Beamten von andauernder und steigender Inflationserwartung bis Abwärtsdruck, von der Erwartung eines Überbietens bis Unterschiessens des angepeilten Inflationsziels, über die Dauer dieses Zustandes gibt es ebenfalls mehr als zwei Meinungen und bei der Einschätzung zur Entwicklung des Arbeitsmarkts sieht es nicht anders aus. All dies geht aus dem zumindest in dieser Hinsicht tatsächlich recht unterhaltsamen Protokoll der Juli-Sitzung hervor.

 

Auch daraus wird ersichtlich, wie schwierig sich derzeit eine langfristige Markteinschätzung gestaltet, nicht nur für Gold, sondern ganz allgemein. Im Wesentlich hängt alles an einer, im wahrsten Sinne des Wortes, Winzigkeit, beziehungsweise am Umgang mit eben diesem Virus. Fragt man die Verbraucher, so zeigt sich Pessimismus. Das Verbrauchervertrauen liegt in den USA so niedrig wie seit fast einem Jahrzehnt nicht mehr, die Arbeitslosigkeit bleibt trotz steigender monatlicher Beschäftigungszahlen hoch, noch immer stehen mehr als fünf Millionen mehr Menschen auf der Straße als 2019. Zudem bleiben die Lohnsteigerungen deutlich hinter dem sich erhöhenden Preisniveau zurück, das stieg bereits zwei Monate in Folge um mehr als fünf Prozent, was der höchste Wert seit über zehn Jahren ist. Nicht unbedingt ein Umfeld, in dem des Durchschnittsbürgers erster Gang zum Juwelier oder Edelmetallhändler führt.

 

Für verschiedene Märkte, wie Aktien und auch Gold, dürfte es insbesondere dann schwierig werden, wenn die Fed in diesem Jahr mit der Drosselung der Konjunkturmaßnahmen beginnt, obwohl die Delta-Virus-Variante (oder welche auch immer) das globale Wachstum weiter untergräbt. Für Anzeichen auf letzteres folgen in der laufenden Woche noch eine Reihe weiterer Daten, darunter Berichte über das verarbeitende Gewerbe, Hausverkäufe, langlebige Güter sowie persönliche Einkommen und Ausgaben.  Die Zahlen werden weitere Hinweise auf die Stärke des Aufschwungs und die Auswirkungen der zunehmenden Covid-19-Fälle sowie der anhaltenden Engpässe in den Lieferketten liefern. Hierzulande wird die Europäische Zentralbank das Protokoll ihrer Juli-Sitzung veröffentlichen.

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Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Nachdem die vergangene Woche die steile 70-Dollar-Aufwärtsbewegung der vorangegangenen Tage in einer ruhigen, leicht nach unten gerichteten, Flaggenkonstellation konsolidierte, durchbrach Gold am frühen Montagnachmittag dessen Oberseite und überwand damit zugleich den um $1.790 befindlichen Widerstand. In der folgenden impulsiven Bewegung fiel auch die 1.800er-Marke, über welcher sich Gold nun bemüht, eine neue Basis aufzubauen. Ein spezieller Auslöser für diesen spontanen Schub lässt sich nicht herausdeuten, einmal abgesehen von einem in zeitlicher Nähe dazu leicht nachgebenden US-Dollar und sich ebenso leicht abschwächenden Anleiherenditen. Laut aktuellem COT-Report vom vergangenen Freitag hat die Gruppe der Commercials gut die Hälfte ihrer im Zuge des vorausgegangenen Flash-Crashs zugekauften Futures während des Preisanstieges vom 10. bis 17.08. wieder abgebaut. Auch daran zeigt sich die im Markt herrschende Unsicherheit über die weitere Entwicklung (nicht nur) dieses Sektors, denn üblicherweise neigt gerade diese Marktteilnehmergruppe nicht dazu, jede Zwischenbewegung kurzfristig auszutraden. Angesichts des bedeutendsten Zentralbankmeetings des Jahres ist bis zur Rede Jerome Powells (Freitag, 16:00 Uhr) eher volatilitätsarmes Seitwärtsgeplänkel zu erwarten. Währenddessen und danach dürfte zum Wochenausklang noch einmal Bewegung in Dollar und Zinsen kommen, mit entsprechenden Auswirkungen auch auf Gold & Co.

Gold: Die Trading Setups

Long-Setup: Auf der kurzfristigen Zeitebene zeigt sich ein intakter Aufwärtstrend, der seine am 10.08. begonnene erste Phase im Laufe der vergangenen Woche lehrbuchmässig konsolidiert hat und seinen Weg seit gestern wieder fortsetzt. Dabei bietet das aktuelle Niveau um 1.800 US-Dollar eine interessante Einstiegsmöglichkeit auf der Longseite, mit nächstem Ziel um $1.815, dann $1.830. Sollte die 1.800er-Marke nicht halten, droht ein Rutsch bis in den starken Unterstützungsbereich um $1.790, der ebenfalls entsprechend genutzt werden kann. Hohe Erfolgsausichten hat in diesen unsicheren Zeiten ein sukkzessiver Positionsaufbau, beginnend mit einem Teil auf aktuellem Niveau und dem Rest entweder bei einem erneuten Rückfall in die Region um $1.790 oder, bei Fortsetzung der Aufwärtsbewegung, oberhalb des gestrigen Tageshochs ($1.806). Unterhalb von $1.790 dürfte der gestrige Ausbruchsversuch als gescheitert betrachtet werden und sich Gold abermals zwischen dieser Marke und $1.770 einpendeln. 

Short-Setup: Nach dem kräftigen Aufwärtsschub zum Wochenstart verliert Gold nun an Schwung, hält sich jedoch stabil oberhalb der 1.800-Dollar-Marke. Sollte diese als Unterstützung nicht halten, droht ein schneller Rutsch in den Bereich um $1.790. Um hier den Einstieg nicht zu verpassen, kann man sich einen solchen Trade auch per Stopp-Order einbuchen lassen. Mindestens eine Teilschliessung bietet sich dann an genannter Unterstützung an. Dieser Bereich hat sich zwischen Juli und August als valide Unterstützung erwiesen, mit einem unmittelbaren Durchbrechen ist eher nicht zu rechnen. Sollte diese Region jedoch nicht halten, dürfte Gold zügig weitere 20 Dollar abrutschen. Im Bereich um $1.770 verläuft sowohl eine weitere „klassische“ Unterstützung als auch die Unterseite der Konsolidierungszone aus der vergangenen Woche. Falls Gold seinen Aufwärtstrend fortsetzen kann, bieten sich antizyklische Einstiege im Bereich der nächsten Widerstände um $1.815 und $1.830 an, diese haben dann jeweils gut 15 Dollar Potenzial.

Grundsätzlich dürfte bis kommenden Freitag ein Swing-Trading-Ansatz der erfolgversprechenste Handelsstil sein, bevor sich mit den dann anstehenden Verlautbarungen aus Jackson Hole wieder ein Trend herauskristallisieren könnte.

 

Handelsoptionen für Gold in beide Marktrichtungen mit CFD

Geht man von steigenden Kursen bei Gold aus, kann der risikobewusste Trader eine BUY-Position aufgeben. Geht man von fallenden Kursen aus, tätigt man eine SELL-Order. Wenn die Handelsstrategie aufgeht und der Händler auf der richtigen Marktseite ist, können in beiden Richtungen des Marktes Tradinggewinne erzielt werden. Geht die Handelsstrategie nicht auf, macht der Trader Verluste. Der Hebel bis zu 1:20 im Gold CFD multipliziert dabei die möglichen Gewinne oder Verluste.

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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 4.

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Markus Grüne
Markus Grüne Selbständiger Börsenhändler & Finanzmarktanalyst | Frankfurt am Main | (extern)

Über 14 Jahre Erfahrung als professioneller Händler und Market Maker für Aktien, Derivate und Rohstoffe. Seit 2019 Publikation eigener Börsenbriefe und Analysen mit Fokus auf Rohstoffe.