Aktiv traden oder passiv investieren? Ein Leitfaden für Privatanleger
In der Finanzwelt stehen Anleger oft vor einer Frage, die weitreichender ist, als es auf den ersten Blick scheint: Sollen sie aktiv traden oder passiv investieren?
Die Antwort auf diese Frage kann einen erheblichen Einfluss auf Ihre finanzielle Zukunft haben. Der aktive Handel, das Trading, bietet zwar die Möglichkeit, beträchtliche Gewinne zu erzielen, birgt aber auch erhebliche Risiken, insbesondere für diejenigen, die neu auf den Finanzmärkten sind. Passives Investieren hingegen ist weniger zeitaufwendig, weniger stressig, aber potenziell auch weniger lukrativ.
Dieser Artikel geht näher auf beide Ansätze ein, wägt die Vor- und Nachteile ab und kann Anlegern bei ihrer Entscheidungsfindung helfen.
Inhaltsverzeichnis
Grundlagen der Geldanlage
Bevor wir uns mit den spezifischen Strategien des aktiven Tradings und des passiven Investierens befassen, ist es wichtig, einige Grundlagen zu verstehen. Für den sachkundigen und geschickten Anleger bieten die Finanzmärkte das Potenzial zur Vermögensmehrung. Aber sie können auch unberechenbar und komplex sein.
Privatanleger sind Personen, die Geld in verschiedene Arten von Finanzinstrumenten anlegen, darunter Aktien, Anleihen, Investmentfonds, Derivate und andere.
Im Gegensatz zu institutionellen Anlegern, die große Kapitalbeträge verwalten, investieren Privatanleger ihr eigenes Geld und verfügen in der Regel über weniger Ressourcen und einen eingeschränkteren Zugang zu Informationen als ihre institutionellen Gegenstücke.
Die Finanzmärkte wiederum umfassen ein breites Spektrum von Märkten, einschließlich, aber nicht beschränkt auf Aktien-, Anleihe-, Devisen- und Warenmärkte. Diese Märkte ermöglichen den Kauf und Verkauf von Finanzinstrumenten, wobei die Preise durch Angebot und Nachfrage bestimmt werden.
Das Ziel der Anleger, die Vermögensmehrung, wird – einfach gesagt - erreicht, wenn man zu höheren Preisen verkauft, was man zuvor zu einem niedrigeren Preis gekauft hat.
Unabhängig davon, ob Sie aktiv traden oder passiv investieren, ist eine Anlagestrategie von entscheidender Bedeutung. Sie ist Ihr Leitfaden, der Ihnen hilft, konsistente Entscheidungen zu treffen, die Ihre finanziellen Ziele unterstützen. Ohne eine klare Strategie sind Anleger anfällig für häufige Fehler, wie emotional getriebene Entscheidungen oder eine unzureichende Risikostreuung.
Dies bringt uns zu einem wichtigen Punkt, dessen Sie sich als Anleger immer bewusst sein sollten: Es gibt keine risikofreien Anlagen. Das Geschehen auf den Finanzmärkten ist dynamisch, die Kurse können sowohl steigen als auch fallen. Im Extremfall kann das investierte Geld komplett verloren gehen.
Daher ist es entscheidend, sich nicht nur mit den Chancen der Märkte zu beschäftigen, sondern auch auf ein effektives Risikomanagement zu achten. Dazu gehören als Mindestanforderung die Diversifizierung des Portfolios und der Einsatz von Limit-Orders wie der Stop-Loss-Order.
Was ist aktives Trading?
Aktives Trading ist eine Methode, die darauf abzielt, kurzfristige Marktchancen zu nutzen, um Gewinne zu erzielen. Dieser Ansatz erfordert eine aktive Beteiligung, ständige Marktbeobachtung und die Fähigkeit, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren.
Trading bedeutet also den Kauf und Verkauf von Finanzinstrumenten innerhalb kurzer Zeiträume, wie Tage, Stunden oder sogar Sekunden. Es gibt verschiedene Strategien, die aktive Händler anwenden, darunter Daytrading (Halten von Positionen innerhalb eines einzigen Handelstages), Swing Trading (Halten von Positionen über mehrere Tage oder Wochen) und Scalping (Ausführen von Dutzenden oder Hunderten Transaktionen innerhalb eines Tages, um von kleinen Kursbewegungen zu profitieren).
Natürlich hat das Traden sowohl Vor- als auch Nachteile. Einer der Hauptvorteile ist das Potenzial für hohe Renditen. Erfolgreiche Händler können beträchtliche Gewinne erzielen, oft in einem viel kürzeren Zeitrahmen als traditionelle Anleger.
Allerdings ist dies auch mit einem hohen Risiko verbunden. Trading ist von Natur aus sehr dynamisch und kann zu erheblichen Verlusten führen, insbesondere wenn mit Hebelwirkung gehandelt wird.
Auch der Zeitaufwand ist nicht zu unterschätzen. Beim aktiven Handel müssen die Anleger die Märkte ständig beobachten, um Chancen zu erkennen und schnell auf Veränderungen zu reagieren.
Grundsätzlich benötigen Sie eine Reihe von Hilfsmitteln, um Marktchancen überhaupt erst einmal zu erkennen. Das wichtigste Instrument beim aktiven Handel ist die technische Analyse. Sie befasst sich mit den Handelsvolumina und -preisen vergangener Transaktionen und basiert in erster Linie auf dem Studium von Kurscharts (daher wird sie üblicherweise auch als Chartanalyse bezeichnet).
Technische Analysten hoffen, Muster zu erkennen, die auf künftige Kursbewegungen hindeuten. Es werden verschiedene Werkzeuge und Indikatoren wie gleitende Durchschnitte, RSI (Relative Strength Index) oder Fibonacci Retracements verwendet.
Was bedeutet passives Investieren?
Passives Investieren ist ein Ansatz, der darauf abzielt, langfristig Vermögen aufzubauen, indem man in ein diversifiziertes Portfolio möglichst solider Finanzwerte investiert und dieses über einen längeren Zeitraum hält.
Das ist mit der bekannten Strategie des Buy and Hold gemeint. Ziel ist es, stetige Renditen zu erzielen, die im Laufe der Zeit durch den Zinseszinseffekt noch weiter wachsen. Um es mit den Worten der im deutschsprachigen Raum immer noch legendären Börsenlegende André Kostolany zu sagen:
"Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie 20 Jahre lang Schlaftabletten und schauen Sie nicht mehr in die Zeitung. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie werden reich sein."
Eine gängige passive Anlagestrategie besteht darin, neben traditionellen Aktien auch in Indexfonds oder börsengehandelte Fonds (Exchange Traded Funds, ETFs) zu investieren, die einen bestimmten Marktindex abbilden. Diese Fonds bieten eine breite Marktabdeckung und sorgen für Diversifizierung bei relativ niedrigen Gebühren.
Das Hilfsmittel, das der langfristige Anleger bevorzugt, ist die Fundamentalanalyse. Während sich Charttechniker auf die Kursentwicklung konzentrieren, befasst sich die Fundamentalanalyse mit den wirtschaftlichen Grundlagen eines Unternehmens oder einer Volkswirtschaft. Dazu gehören Kennzahlen wie Umsätze, Gewinnmargen, Wachstumsraten und makroökonomische Indikatoren wie die Inflationsrate oder das BIP (Bruttoinlandsprodukt).
Auch passives Investieren hat Vor- und Nachteile. Im Gegensatz zum Trading erfordert es weniger Engagement und Zeit seitens des Anlegers. Einmal eingerichtet, erfordert ein passives Portfolio im Sinne von Kostolany nur noch wenig Aufmerksamkeit.
Solche Investitionen, insbesondere in Form von börsengehandelten Fonds, bieten eine natürliche Diversifizierung, da sie häufig in eine breite Palette von Vermögenswerten investieren. Dies kann zu einer Risikominderung beitragen, da das Portfolio nicht von der Wertentwicklung eines einzelnen Werts abhängig ist.
Da passive Anlagen weniger Handelsaktivitäten erfordern, sind sie zudem häufig mit geringeren Transaktionskosten und Verwaltungsgebühren verbunden. Dennoch sind sie nicht ohne Risiko. So kann sich der Wert selbst großer und bekannter Aktien praktisch in Luft auflösen, wie der Wirecard-Skandal in Deutschland vor nicht allzu langer Zeit zahlreichen Privatanlegern schmerzhaft vor Augen führte.
Vor diesem Hintergrund kann es ratsam sein, ein diversifiziertes Portfolio aufzubauen und die Risiken breit zu streuen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, verschiedene Anlageklassen auszuwählen. Neben Aktien und ETFs sind auch CFDs, also Differenzkontrakte, eine Option.
Ohne an dieser Stelle ins Detail zu gehen: Beim CFD-Handel ist es möglich, sogenannte Short-Positionen einzugehen und auf fallende Kurse zu setzen. Auf diese Weise könnte ein Anleger eine Investition in Aktien bis zu einem gewissen Grad absichern und mit seiner Short-Position einen möglichen Kursrückgang von Aktien, die er in seinem Portfolio hält, zumindest teilweise kompensieren.
Aktives Traden vs. passives Investieren: Ein Vergleich
Beide Strategien haben ihre eigenen Vor- und Nachteile und können je nach den individuellen Zielen, der Risikotoleranz und den Präferenzen des Anlegers auf unterschiedliche Weise geeignet sein.
Grundsätzlich kann Trading das Potenzial für höhere Renditen bieten, ist aber auch mit einem höheren Risiko und einer größeren Volatilität verbunden. Passive Anlagen sind oft weniger riskant, weisen aber häufig geringere Renditen auf.
Trader müssen daher proaktiv handeln und in der Lage sein, die Marktvolatilität zu ihrem Vorteil zu nutzen und schnell auf Kursbewegungen zu reagieren. Passive Anleger sitzen die kurzfristige Volatilität aus und konzentrieren sich auf langfristiges Wachstum.
Was die Transaktionskosten im Vergleich der beiden Ansätze betrifft, so kommt es natürlich auf die konkrete individuelle Situation an. Generell können die Kosten beim Trading, insbesondere beim sogenannten Hochfrequenzhandel, höher sein. Immerhin werden viele Transaktionen durchgeführt, die dem Broker mit Gebühren oder Provisionen zu vergüten sind.
Nicht zuletzt erfordert das Trading nicht nur ein hohes Maß an finanztechnischem Wissen, sondern auch viel Zeit und emotionale Disziplin. Anleger, die vor der Wahl zwischen Trading und Investieren stehen, sollten sich daher im Vorfeld über ihre eigenen Fähigkeiten und finanziellen sowie zeitlichen Ressourcen im Klaren sein.
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die wichtigsten Unterschiede zwischen Trading und Investitionen:
Trading | Investment | |
---|---|---|
Zeitliche Perspektive | Kurzfristig: Die Positionen werden in der Regel nur für wenige Minuten bis wenige Tage gehalten. | Langfristig: Investitionen können über mehrere Jahre oder sogar Jahrzehnte gehalten werden. |
Risikoprofil | Höheres Risiko aufgrund der kurzfristigen Marktvolatilität. Die Bereitschaft, Verluste zu erleiden und schnell zu reagieren, ist erforderlich. | Geringeres Risiko durch langfristige Investitionen, die vorübergehenden Marktschwankungen standhalten können. |
Methoden der Analyse | Technische Analyse: Analyse von Preisbewegungen, Mustern und anderen marktbezogenen Variablen. | Fundamentalanalyse: Bewertung des inneren Werts eines Unternehmens anhand von Unternehmensbilanzen, Gewinnberichten und anderen Wirtschaftsindikatoren. |
Zielsetzung und Philosophie | Profitieren von kurzfristigen Kursbewegungen. Weniger Interesse an den Fundamentaldaten der Unternehmen, Konzentration auf Marktstimmung und Dynamik. | Identifikation von unterbewerteten Wertpapieren, profitieren von deren langfristiger Entwicklung. Aktienanleger zum Beispiel suchen nach soliden Unternehmen, die unter ihrem wahren Wert gehandelt werden. |
Kapitalerhaltung | Nutzen von Instrumenten des Risikomanagements, um Verluste zu begrenzen. Dennoch kann das Kapital schnell erodieren, wenn viele Transaktionen unrentabel sind. | Investitionen in Unternehmen mit soliden Fundamentaldaten, die dazu beitragen können, das Kapital im Laufe der Zeit zu erhalten und zu vermehren. |
Lernkurve und Erfahrung | Die Lernkurve ist steiler und oft sind umfangreiche Kenntnisse der technischen Analyse und der Marktmechanismen erforderlich. | Einfacher zu verstehen für Anleger, die bereit sind, die Grundlagen der Unternehmens- und Fundamentalanalyse zu erlernen. |
Sollte ich aktiv traden oder passiv investieren?
Sowohl der aktive Handel als auch das passive Investieren haben ihre eigenen Vor- und Nachteile. Welcher Ansatz für Sie der richtige ist, muss immer von Fall zu Fall entschieden werden. Die Antwort hängt stets von Ihren persönlichen Zielen, Ihrer Risikotoleranz, Ihrem Zeithorizont und Ihrer finanziellen Situation ab.
Bevor Sie an den Finanzmärkten aktiv werden, sollten Sie Ihre Anlagephilosophie festlegen. Streben Sie nach schnellem Wachstum oder ist Ihr Hauptziel der Kapitalerhalt?
Mehrere persönliche Faktoren können Ihre Anlageentscheidungen beeinflussen. Dazu gehören Alter, Einkommen, finanzielle Verpflichtungen und Zukunftspläne. Jüngere Anleger können beispielsweise ein höheres Risiko eingehen, während Anleger, die kurz vor dem Ruhestand stehen, gut beraten sind, eine konservativere Strategie zu wählen.
Im Rahmen eines übergreifenden, soliden Finanzplans ist es auch immer eine gute Idee, nur Gelder in die Märkte zu stecken, deren (Teil-)Verlust Sie im Falle des Falles auch verkraften könnten. Behalten Sie also immer einen Notgroschen für unvorhergesehene Ausgaben wie medizinische Notfälle oder Erwerbslosigkeit.
Und noch ein Hinweis: Es ist in jedem Fall ratsam, in Geldangelegenheiten mit einem Online-Broker zusammenzuarbeiten, der über die Ausführung von Handelsaufträgen hinaus Unterstützung bietet.
Dazu gehört neben einem umfassenden Weiterbildungsangebot und einem kompetenten Kundenservice auch das Angebot eines kostenlosen Demokontos. Damit können alle wichtigen Abläufe risikolos geübt werden - egal, ob man sich für den aktiven Handel oder das passive Investieren entscheidet.
Dieses Material beinhaltet keine und sollte nicht als Investmentberatung, Investmentempfehlung, Angebot oder Werbung für jegliche Art von Transaktion mit Finanzinstrumenten aufgefasst werden. Bitte seien Sie sich bewusst, dass Artikel wie dieser keine verlässlichen Voraussagen für gegenwärtige oder zukünftige Entwicklungen darstellen, da sich die Umstände jederzeit ändern können. Bevor Sie irgendeine Art von Investment tätigen, sollten Sie einen unabhängigen Finanzberater konsultieren, um sicherzustellen, dass Sie die vorhandenen Risiken richtig verstehen und einschätzen können.