Die 15 wichtigsten Wirtschaftsindikatoren, die Ihr Trading beeinflussen können
Wirtschaftsindikatoren können signifikante Auswirkungen auf die Kurse an den internationalen Finanzmärkten haben. Aus diesem Grund behalten viele Trader den wirtschaftlichen Kalender genau im Auge, um jederzeit auf Unregelmäßigkeiten im Markt vorbereitet zu sein.
In diesem Artikel wollen wir Ihnen erklären, was Wirtschaftsindikatoren sind und welche davon die 15 wichtigsten für Ihr Trading sein könnten.
Inhaltsverzeichnis
Was sind Wirtschaftsindikatoren?
Regierungen, Institutionen und Unternehmen auf der ganzen Welt veröffentlichen ständig wichtige Wirtschaftsdaten. Diese Berichte kommen in den verschiedensten Formen vor: Von monatlichen Verkaufsberichten aus bestimmten Wirtschaftszweigen bis hin zu Umfragen und statistischen Aufarbeitungen existierender Daten.
Manche ökonomische Indikatoren geben Auskunft über die aktuelle Situation der Wirtschaft, während andere vergangene Bewegungen dokumentieren und wieder andere zukünftige Schwingungen prognostizieren. Insbesondere letztere - auch als wirtschaftliche Leitindikatoren bekannt – sind dabei besonders interessant für Trader, da sie direkten Aufschluss über zukünftige Tendenzen liefern.
Jene, die die aktuellen Ereignisse beschreiben, werden gleichlaufend genannt, während volkswirtschaftliche Indikatoren, die sich auf vergangene Ereignisse beziehen, als nachlaufend bezeichnet werden. Alle drei Arten von makroökonomischen Indikatoren haben ihre Daseinsberechtigung und beeinflussen die Märkte auf verschiedene Arten.
Die große Schwierigkeit für Trading Anfänger liegt darin, die für sie wichtigsten wirtschaftlichen Indikatoren herauszufiltern. Es ist wichtig, zu erkennen, welche ökonomischen Indikatoren den größten Einfluss auf die Kurse haben, da auf täglicher Basis zu viele Daten veröffentlicht werden, um wirklich alle im Auge zu behalten.
Um Ihren Einstieg ein wenig abzufedern, haben wir in diesem Artikel eine Liste der wichtigsten Wirtschaftsindikatoren zusammengestellt. Hierbei handelt es sich um jene Indikatoren, denen wir die größte Bedeutung beimessen, weil sie starke Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben können.
Da die US-Wirtschaft die weltweit größte Wirtschaft ist und sich global auf die Märkte auswirkt, liegt unser Fokus besonders auf US-Daten, anhand derer wir die signifikantesten volkswirtschaftlichen Indikatoren identifizieren.
Welche Wirtschaftsindikatoren gibt es?
1. Bruttoinlandsprodukt (BIP)
Das BIP ist eine grobe Kennzahl, um die allgemeine "Gesundheit" der Wirtschaft eines Landes zu messen. Es dauert einige Zeit, bis diese Kennzahl veröffentlicht werden kann, wodurch ihr direkter Einfluss auf die Wirtschaft häufig eher gedämpft ausfällt - zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung sind viele der Kennzahlen, aus denen sich das BIP berechnet, bereits bekannt, das Ergebnis ergo selten überraschend.
Fällt es allerdings entgegen der Erwartungen aus, so hat das BIP durchaus das Potenzial, signifikante Kursbewegungen auszulösen. Auch wenn es kein übermäßig pünktlicher Wirtschaftsindikator ist, so ist es doch ein wichtiger Indikator, den jeder Trader verstehen und im Auge behalten sollte. Zusätzlich gibt er Aufschluss darüber, an welchem Punkt innerhalb des Wirtschaftskreislaufes sich der Markt befindet.
Der Wirtschaftskreislauf ist ein Schlüsselkonzept moderner Wirtschaftswissenschaft. Er besteht aus einer Expansionsphase, in der mehrere Bereiche der Wirtschaft zur gleichen Zeit heranwachsen, sowie einer Rezessionsphase, in der sich die wirtschaftliche Aktivität verringert.
Da das BIP eine so umfassende Kennzahl für den wirtschaftlichen Gesundheitszustand eines Marktes ist, identifizieren Wirtschaftswissenschaftler die aktuelle Phase des Wirtschaftskreislaufs häufig anhand dieses Indikators. Die technische Definition einer Rezession ist ein Rückgang des BIP in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen. Sie wird als beendet betrachtet, sobald wir ein Quartal mit Wachstum des BIP verzeichnen.
Politiker, politische Entscheidungsträger und Wirtschaftsanalysten konzentrieren sich insbesondere auf diesen Wirtschaftsindikator, da er umfassende Informationen liefert. Auch Investmentbanken stützen sich bei ihren Prognosen zur wirtschaftlichen Stimmung in der Regel zuerst auf das BIP.
Als Trader ist es empfehlenswert, diesen Wirtschaftsindikator zu verfolgen - dabei aber nicht zu vergessen, dass es sich um einen nachlaufenden Indikator handelt. Sein Hauptnutzen liegt darin, bereits existierende Erwartungen zu bestätigen. Durch seine verzögerten Reaktionen ist der Wirtschaftsindikator nur begrenzt für kurz- und mittelfristiges Trading anwendbar. Das BIP der USA wird nur vierteljährlich veröffentlicht, und selbst zeitnahe Erwartungsberichte betrachten Daten, die bereits Monate zurückliegen.
Aus diesem Grund wird häufig auf einen Wirtschaftsindikator zurückgegriffen, der dem BIP sehr ähnlich ist, aber in kürzeren Abständen veröffentlicht wird, wie der folgende Indikator.
2. Non Farm Payrolls (NFP)
Für die meisten Forex und CFD Trader sind die Non Farm Payrolls der wichtigste Wirtschaftsindikator des ganzen Monats. Sie werden immer am ersten Freitag des Monats vom Bureau of Labor Statistics (BLS) zusammen mit der Arbeitslosenrate (dem nächsten Indikator auf unserer Liste) als Teil des Employment Situation Report veröffentlicht.
Dieser Wirtschaftsindikator wird genau verfolgt, weil er die Tendenz hat, signifikante Wellen in den Märkten zu schlagen. Das folgende Ein-Minuten-Chart des Währungspaars EUR/USD verdeutlicht diesen Umstand. Die gelbe Umrandung markiert die Veröffentlichung des Employment Situation Report am 5. Juni 2020. Das Chart zeigt die deutliche Kursbewegung zum Zeitpunkt der Veröffentlichung, sowie die deutlich höheren durchschnittlichen Bewegungen danach:
Quelle: MetaTrader 5 EURUSD M1 Chart, Datenspanne: 5. Juni 2020 14.15 Uhr bis 5. Juni 2020 17.14 Uhr, abgerufen am 11. Juni 2020 um 16.06 Uhr. Bitte beachten Sie: Vergangene Performances sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Ergebnisse.
Warum hat dieser Bericht einen so signifikanten Einfluss auf die Kurse?
Dies liegt teilweise an seiner verlässlichen Pünktlichkeit. Die Beschäftigungszahlen und der Wirtschaftskreislauf sind eng miteinander verbunden. Es ist historisch erwiesen, dass sich Änderungen in den NFPs oft auch im BIP wiederspiegeln - die beiden Wirtschaftsindikatoren korrelieren und sind damit sozusagen austauschbar. Der wichtige Unterschied zwischen den beiden ist jedoch, dass die Non Farm Payrolls monatlich veröffentlicht werden und sich auf den gerade abgelaufenen Monat beziehen, damit also bedeutend aktueller sind als die Daten des BIP.
Ein weiterer Grund für die große Bedeutung der Non Farm Payrolls ist der unweigerliche Einfluss auf die Geldpolitik. Niedrige Arbeitslosenquoten und stabile Preise sind zwei der drei monetären Ziele der Fed. Der Report hat folglich einen signifikanten Einfluss auf die Wahrnehmung des Marktes und die Zukunft der Geldpolitik.
3. Arbeitslosenquote
Die Arbeitslosenquote wird als Prozentsatz der arbeitsfähigen Bevölkerung angegeben, der aktiv arbeitssuchend gemeldet ist. In Zeiten des Aufschwungs agiert dieser Wirtschaftsindikator nachlaufend. Es ist nicht ungewöhnlich, die Arbeitslosigkeit weiter steigen zu sehen, nachdem das BIP während einer Rezession seinen Tiefpunkt bereits durchlaufen hat. Arbeitslosigkeit ist eng mit dem Kaufverhalten der Bevölkerung eines Landes verbunden (siehe auch Wirtschaftsindikator Nummer 5 auf unserer Liste). Langfristige Phasen der Arbeitslosigkeit üben sich hemmend auf das Kaufverhalten der Betroffenen aus, und verringern somit indirekt das wirtschaftliche Wachstum selbst.
Wie mit den zuvor behandelten Non Farm Payrolls gewährt die Arbeitslosenquote Tradern Einblick in wichtige Kenngrößen, die von der Fed verfolgt werden. Starke Abweichungen von den erwarteten Werten bedeuten auch hier starken Einfluss auf die Forex- und Aktienmärkte. Beispielsweise würden auf geringere Werte als erwartet in der US-Wirtschaft bärische Kurse für Aktien und den US-Dollar folgen.
4. Leitzins
Das Federal Open Markets Committee (FOMC) trifft sich planmäßig 8 Mal im Jahr, um wichtige Entscheidungen zur US-Geldpolitik zu treffen. Die Ergebnisse eines solchen FOMC-Meetings können sich spürbar auf die Forex Märkte auswirken - insbesondere, wenn diese vom erwarteten Kurs abweichen.
Ein fundamentaler Schlüsselwert, der die Devisenkurse antreibt, sind die Zinssätze in den zwei betrachteten Ländern sowie die Erwartungen der Marktteilnehmer an diese Zinssätze. Wenn die Fed Änderungen am Leitzins vornimmt oder auch nur die öffentliche Wahrnehmung zukünftiger geldpolitischer Entscheidungen verändert, wirkt sich das auf den US-Dollar-Kurs aus. Und dass die wichtigste Währung der Welt Einfluss auf alle anderen Forex Märkte ausübt, ist nicht überraschend.
Als Teil der offiziellen Bekanntmachungen dieser FOMC-Meetings gibt die Fed auch immer die Richtung zukünftiger geldpolitischer Entscheidungen an. Dies geschieht, um Transparenz zu bieten und potenzielle Volatilität an den Märkten zu minimieren. Hierdurch werden diverse geldpolitische Entscheidungen bereits im Voraus angekündigt, um die Reaktionen der Märkte abzufedern. Natürlich haben diese Ankündigungen einen ähnlich signifikanten Einfluss wie die Entscheidungen selbst.
Forex und CFD Daytrader behalten deswegen die Termine für die Meetings der FOMC im Auge.
5. Inflation
Der Begriff Inflation beschreibt ein stetiges Wachstum der Geldmenge einer Währung in einem Wirtschaftskreislauf, das wiederum eine Erhöhung von Konsum und Produktion von Gütern und Dienstleistungen unterstützt. Inflation ist einer der wichtigsten wirtschaftlichen Indikatoren, da sie direkt widerspiegelt, wie gesund ein Wirtschaftssystem ist.
Es ist wichtig zu verstehen, dass die Regierung eines Landes trotz dem entscheidenden Einfluss durch die Zentralbank den Inflationsgrad nie völlig unter Kontrolle hat. Die Menge an gesunder Inflation ist für jedes Land individuell und hängt von den Anforderungen seiner Wirtschaft ab. Eine entwickelte Wirtschaft setzt diesen Wert in der Regel bei ungefähr 2% (pro Jahr) an, während Entwicklungsländer bis zu 7% jährlich haben können, ohne Panik bei ihren Investoren auszulösen.
Abhängig davon, ob die tatsächliche Inflationsrate über oder unter dem Zielwert liegt, kann das Land in einen ungewünschten Zustand übergehen. Man spricht von Hyperinflation, wenn zu viel Geld in den Kreislauf gerät, und von negativer Inflation (Deflation), wenn das Gegenteil der Fall ist. Beide Zustände richten ökonomischen Schaden an und stellen als deutliche ökonomische Indikatoren dar, dass die Wirtschaft des Landes nicht gesund ist.
Die Inflation zu kontrollieren, ist kompliziert, da es viele verschiedene Quellen gibt, aus denen neues Geld in den Kreislauf geraten, aber auch aus ihm abfließen kann. Währungen unterliegen keinen Währungsstandards, wodurch selbst Privatbanken Geld durch das Mindestreserve-Banksystem in den Kreislauf einfügen können (das sogenannte Quantitative Easing). Zudem ignorieren finanzielle Aktivposten jegliche Landesgrenzen, wodurch es ausländischen Institutionen möglich ist, größere Mengen von Währungen nach Belieben "in Beschlag" zu halten und nach eigenem Ermessen zurück in den Kreislauf fließen zu lassen. All dies macht es nicht gerade einfacher, eine geplante Fiskalpolitik kontrolliert durchzuführen.
Für den Devisenhandel bedeutet das zum Beispiel: Je höher die Inflationsrate, desto schneller sinkt der Wert der Währung und desto unverlässlicher ist die Währung als Aktivposten für Investoren, was sich beides schwächend auf die Währung im Forex Markt auswirkt.
Das Ziel bei der Bekämpfung von zu hoher Inflation ist die Preisniveaustabilität. Nur stabile, verlässliche Preise schaffen in einer Wirtschaft Vertrauen. Und Vertrauen ist der Anfang von allem.
6. Konsumklimaindex/Verbraucherstimmung
Platz 5 auf unserer Liste gebührt zwei verschiedenen Berichten. Der Konsumklimaindex, bereitgestellt durch das "Conference Board", und die Verbraucherstimmung, ermittelt durch die University of Michigan. Es existieren verschiedene Verbraucheruntersuchungen, aber diese beiden sind die unter Forex und CFD Tradern bekanntesten und angesehensten Optionen.
Diese Berichte sind wichtig, da die US-Wirtschaft durch nichts so stark angetrieben wird wie seine Verbraucherausgaben. Das Konsumklima gibt Aufschluss darüber, wie die Stimmung unter den Verbrauchern aussieht. Wenn sich diese ihrer Jobs sicher fühlen, so steigt auch deren Bereitschaft, Ausgaben zu tätigen. Dies wiederum treibt das wirtschaftliche Wachstum an. Das Verbraucherverhalten hat somit maßgeblichen Einfluss auf den Auf- oder Abschwung der Wirtschaft, weswegen diese Berichte eine derart wichtige Position als Wirtschaftsindikatoren einnehmen.
Der Consumer Confidence Index wird gegen Ende des Monats veröffentlicht, während die University of Michigan ihren Bericht halbmonatlich aufstellt. Dies umfasst eine vorläufige Aufstellung am vorletzten Freitag des Monats sowie einer finalen Version zwei Wochen darauf. Diese Berichte haben in der Regel den größten Einfluss auf den Finanzmarkt, wenn sich der Wirtschaftszyklus einem Wendepunkt zuneigt. Eine starke Verbraucherstimmung zeigt einen möglichen Aufschwung für die Wirtschaft an, was bullische Aktienkurse bedeuten würde. Umgekehrt deutet eine schwache Verbraucherstimmung auf einen Abschwung und bärische Signale für den Aktienmarkt hin.
Der Bericht der University of Michigan wird in kürzeren Intervallen herausgebracht, während der Bericht des Conference Board einen größeren Berichtskreis verwendet, was stärkere statistische Verlässlichkeit der Ergebnisse bedeutet. Beide korrelieren mit den größeren Wendepunkten des Wirtschaftskreislaufes, sind aber stark vom Arbeitsmarkt beeinflusst. Anhaltende Arbeitslosigkeit kann die Berichte negativer einfärben, als die Gesamtsituation tatsächlich ist, selbst wenn sich die anderen Bereiche in der Erholungsphase befinden.
7. Verbraucherpreisindex (VPI) & Erzeugerpreisindex (PPI)
Der VPI misst die Kosten von Gütern und Dienstleistungen, bezogen auf einen festgelegten Startpunkt. Dies gibt uns einen messbaren Wert, wie schnell Preise steigen oder fallen. Wie bereits zuvor erwähnt, ist Preisstabilität ein wichtiger Punkt auf der Fed-Agenda. Wenn die Inflation innerhalb eines Zielwerts liegt (derzeit bei 2%), so wird diese als normal oder gar erwünscht betrachtet. Wenn sie aber zu weit von diesem Wert abweicht und dies über einen zu langen Zeitraum der Fall ist, so kann das negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben. Wirtschaftswissenschaftler der Fed beziehen sich bevorzugt auf den Preisindex für private Konsumausgaben, der ein Teil des BIP-Berichts ist. Dieser Bericht findet allerdings nur 4 Mal im Jahr statt, sodass Forex und CFD Trader stattdessen häufig den VPI verfolgen, der durch seine höhere Frequenz schneller auf Fluktuationen der Inflation reagiert.
Der Nutzen des VPI als Leitindex ist begrenzt. Historisch betrachtet ist er nicht sehr präzise bei der Voraussage von Wendepunkten im Wirtschaftszyklus, trotz natürlicher und logischer Zusammenhänge zwischen wirtschaftlichem Wachstum, Nachfrage und Preisentwicklung. In den 70ern und frühen 80ern war zu hohe Inflation ein großes Problem in der US-Wirtschaft. Im Vergleich dazu gab es in den Nachwehen der globalen Finanzkrise die Gefahr einer Deflation (anhaltende Preissenkungen). Deflation schadet der Wirtschaft ebenfalls, da sie die Verbraucher dazu motiviert, mit geplanten Käufen zu warten, bis die Preise weiter fallen. Da Verbraucherausgaben so einen wichtigen Teil des BIP ausmachen, hemmt dieses Verhalten das Wirtschaftswachstum und schafft somit einen Teufelskreis.
Da die Inflation so eng mit der Geldpolitik zusammenhängt, hat der VPI-Bericht potenziell starken Einfluss auf Kurse im Anleihe-, FX- und Aktienmarkt. Wie immer ist die größte Volatilität zu erwarten, wenn die tatsächlichen Ergebnisse von den Erwartungen abweichen. Wird beispielsweise ein bedeutend höherer VPI erreicht als erwartet, so ändert dies das Ansehen der geldpolitischen Fed-Entscheidungen, und verursacht sehr wahrscheinlich bullische Kurse für den US-Dollar. Gleichfalls kann ein Trader solche Inflationsdaten als bärisches Signal für den Aktienmarkt betrachten, da eine engere Geldpolitik allgemein die Risikobereitschaft verringert.
Seit der Finanzkrise 2008 und besonders der Corona Krise 2020 befinden sich die Märkte in einer leicht inflationären Lage, wodurch die Federal Reserve zu einer relativ lockeren Geldpolitik gezwungen wird. Diese ist teilweise für den anhaltend bullischen US-Markt verantwortlich.
Der Erzeugerpreisindex (Producer Price Index) funktioniert analog dem VPI, misst aber die Produktionskosten der Güter, die vom VPI betrachtet werden. Der PPI vernachlässigt die Kosten volatiler Güter wie Strom und Nahrung, um ein "saubereres" Ergebnis zu erhalten. Die Produktionskosten zu verfolgen, kann dabei helfen, den Erzeugerpreisindex im Auge zu behalten, was es Tradern wiederum erleichtert, mögliche Einflüsse auf die Wirtschaft zu verstehen und vorherzusehen.
8. Industrieproduktionsindex
Der Industrieproduktionsindex (IPI) misst die Produktion in den USA (bezogen auf die produzierte Menge, nicht den Produktionswert in Dollar), relativ im Vergleich mit einem Basiswert pro Jahr in drei weiten Produktionsbereichen: Warenherstellung, Bergbau und Gas & Elektrizität. Der Bericht wird von der Federal Reserve zusammengestellt und jeden Monat zur Monatsmitte veröffentlicht. Die Daten werden teilweise direkt aus der Industrie bezogen, teilweise durch Handelsorganisationen oder Befragungen erhoben, wobei die Anteile hier monatlichen Schwankungen unterliegen. Um die Lücken zu füllen, schätzt die Fed bestimmte Werte wie Arbeitsstunden, Arbeitsmarktlage oder ungefährer monatlicher Energieverbrauch des jeweiligen Industriezweigs.
Der detaillierte Berechnungsprozess für den Index wird auf der Webseite der Fed ausführlich beschrieben.
Es gibt hunderte von Daten und Kennzahlen, aus denen sich ein Index zusammensetzt und die das Index-Level ergeben. Beispielsweise betrug der IPI im Mai 2020 92.6. Das ist ein Ausdruck, der sich relativ zum jeweiligen Basiswert verhält. Zum jetzigen Zeitpunkt benutzt die Fed 2012 als sein Basisjahr. Der Wert von 92.6 im Mai 2020 bedeutet, dass die Produktion im Mai 2020 um 7,4% niedriger war als der Monatsdurchschnitt 2012. Die industrielle Produktion fiel alleine im April 2020 um 11,2 Prozent, was den größten monatlichen Rückgang in der 101-jährigen Geschichte des Index bedeutet (Stand: 11. Juni 2020).
Die Warenproduktion macht nur ca. 20% der US-Wirtschaft aus, wird aber genau von FX und CFD Tradern beobachtet. Dieser Industriesektor ist deshalb so wichtig, da er zusammen mit dem Baugewerbe den stärksten Einfluss auf den Zyklus der US-Wirtschaft hat. Der Industrieproduktionsindex ist pro-zyklisch. Das bedeutet, dass seine Bewegungen mit denen des Wirtschaftszyklus' im Zusammenhang stehen. Die Korrelation zwischen diesem Wirtschaftsindex und wirtschaftlicher Bewegungen ist für viele Analysten Grund genug, den Index als Richtungsanzeiger für das BIP zu betrachten.
9. Kapazitätsauslastung
Dieser Indikator misst, zu welchem Grad der US-Warenherstellungssektor im Vergleich zu seiner Maximalauslastung arbeitet. Die genaue Definition für Maximalauslastung ist das höchste Maß an Produktionsoutput, das innerhalb eines realistischen Rahmens durchführbar ist. Anders ausgedrückt, berücksichtigt sie natürliche Ausfälle wie normale Pausenzeiten. Der Wirtschaftsindikator wird aus dem Industrieproduktionsindex, dividiert durch einen selbigen Index bei voller Auslastung errechnet.
Hierdurch erhalten wir einen zeitnahen ökonomischen Indikator für die Lage des Produktionssektors sowie Einsicht in sich gegebenenfalls herausbildende Trends. Sogar Hinweise auf die Entwicklung der Inflation können abgeleitet werden. Wenn die Industrie ausgelastet ist, so kann davon ausgegangen werden, dass die Produzenten ihre Preise erhöhen werden. Laufen die Fabriken ungefähr auf Höchstleistung, so ist zu erwarten, dass dies zu Maschinenausfällen durch Verschleiß führen wird. Maschinen abzuschalten, birgt das Risiko, der Nachfrage nicht gerecht werden zu können. Ergo werden Hersteller eher ihre Preise erhöhen, um die Maschinenkosten wieder einzufahren, was wiederum die Verbraucherkosten erhöht und so zu einem Anstieg der Inflation führen kann.
Auf der anderen Seite kann man bei geringer Auslastung des Produktionssektors wirtschaftliche Schwäche schlussfolgern. Im Allgemeinen gelten Auslastungsraten unter 78% als historisches Signal für eine anstehende Rezession - wenn sie nicht bereits im Gange ist.
Dieser Wirtschaftsindikator wird von der Fed benutzt, um Trends im Produktionssektor zu messen, sowie allgemeine Wirtschaftstrends und Inflation. Dadurch wird dieser Indikator auch für Trader interessant, insbesondere für solche, die in Anleihen investiert sind, aber auch für jene, die in den Aktien oder Forex Märkten aktiv sind.
10. Einzelhandelsumsätze
Der vollständige Name dieses Berichtes lautet Advance Monthly Retail Trade Report. Dem allgemeinen Trader ist der Wirtschaftsindikator aber unter dem simpleren Namen Retail Sales (Einzelhandelsumsätze) bekannt. Das amerikanische Statistikamt veröffentlicht diesen Bericht ca. zwei Wochen nach Ende des jeweiligen Monats um 8.30 Uhr ET.
Der Bericht gibt einen frühen Einblick in die ungefähren Nominalwerte im Einzelhandelsbereich (Inflation nicht berücksichtigt). Der Wert wird als prozentuale Änderung im Vergleich zum Vormonat angegeben. Auch dieser Bericht erhält viel Aufmerksamkeit und kann große Wellen in den Märkten werfen, insbesondere wenn die Erwartungshaltung vom Endergebnis abweicht.
Warum ist ausgerechnet dieser Bericht so wichtig? Wegen der Einzelhandelsumsätze, die ein primärer Bestandteil des Wirtschaftswachstums in den USA sind. Es sollte auch in Erwägung gezogen werden, diese Zahlen mit dem Personal Income And Outlays (persönliche Einnahmen und Ausgaben) Bericht des Bureau of Economic Analysis (BEA) zu vergleichen. Dieser beinhaltet explizit einen Abschnitt für die Einzelhandelsumsätze, der dann bei den BIP-Berechnungen herangezogen wird. Der Bericht geht mit seinen Daten etwas tiefer ins Detail als der Bericht zu den Retail Sales, wird aber erst ein paar Wochen später veröffentlicht, wodurch er etwas weniger aktuelle Anwendbarkeit findet.
Wenn die Einzelhandelsumsätze steigen, so deutet dies auf gedeihende wirtschaftliche Gesundheit hin, was einen bullischen Effekt auf die relevanten Märkte hat. Hohe Verkaufszahlen deuten auf steigende Kurse hin, können aber auch auf inflationäre Folgen hindeuten. Dies wiederum wirkt sich in der Regel positiv auf den US Dollar aus, hat aber eher bärische Auswirkungen auf die Kurse von Anleihen. Umgekehrt deuten sinkende Einzelhandelsumsätze auf eine Depression des Aktienmarktes hin und haben daher einen bärischen US Dollar zur Folge, aber auch bullische Anleihen-Kurse.
Einige der Daten des Berichts können ungewollte analytische Volatilität auslösen. Daten, die sich auf Kraftfahrzeuge beziehen, teilen sich häufig ungleichmäßig auf den Monat auf, weswegen Analysten diese oft aus ihren Betrachtungen ausschließen, um die Ergebnisse konsistenter zu halten und Trends besser erkennen zu können.
11. Durable Goods Orders - Auftragseingänge für Gebrauchsgüter
Der Bericht für "Durable Goods Orders" wird ebenfalls vom Statistikamt des US-Handelsministeriums bereitgestellt. Die vorläufige Version dieses Berichtes wird nach ungefähr 18 Werktagen eines laufenden Monats veröffentlicht (der genaue Termin variiert aufgrund anderer, vergleichbarer Veröffentlichungen).
Gebrauchsgüter werden als Gegenstände definiert, die mindestens 3 Jahre lang bestehen/nutzbar sind. Mit anderen Worten handelt es sich hier um kostenintensive Gegenstände, deren Anschaffung nur in größeren Abständen geschieht. Dieses unregelmäßige Einkaufsverhalten bedeutet ein gewisses Grundmaß an Volatilität, weshalb dieser Bericht mit Vorsicht zu genießen ist. Analysten lassen oftmals den Abschnitt der Transportkomponenten außen vor, um diese Volatilität zu verringern. Ein anderer Ansatz ist es, eine Reihe von Berichten dieser Art zu betrachten, um ein Gefühl für das Maß an Volatilität zu entwickeln und ihr zum Trotz mögliche Trends erkennen zu können. Dabei sind insbesondere rückwirkende Korrekturen von Monatsdaten zu beachten.
Wenn die Nachfrage stark genug ist und die Unternehmen allgemein positive Aussichten haben, ist von einer Zunahme der Aufträge für Gebrauchsgüter auszugehen. In einem schwachen Wirtschaftsklima würde man mit einer geringeren Anzahl solcher Aufträge rechnen. Demnach wirken sich starke Zahlen in diesem Bericht bullisch auf die Risikobereitschaft der Industrie aus, schwache Zahlen wiederum bärisch. Was CFD Trader betrifft, so sind starke Zahlen in diesem Wirtschaftsindikator ein positives Zeichen, hauptsächlich für Aktien CFDs. Im Forex Markt bedeutet dies ähnliche Reaktionen für den US Dollar wie bei den Aktien: Starke Zahlen lassen den US Dollar bullisch reagieren.
12. Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe
Dieser wöchentliche Bericht hält fest, wie viele Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gestellt werden. Hiermit wird die Stärke des Arbeitsmarktes widergespiegelt, insbesondere wenn es mit der Woche zusammenfällt, aus der der Bericht über die Beschäftigungssituation seine Daten bezieht.
Dieser Wirtschaftsindikator ist dabei nützlich, ein Gefühl für ein anstehendes Momentum im Non Farm Payrolls Bericht zu entwickeln, auch wenn keine präzise Korrelation zwischen den beiden besteht. Kurzfristige Änderungen im Arbeitsmarkt werden in diesem wöchentlichen Bericht eher ersichtlich als in den monatlichen Beschäftigungsdaten. Es handelt sich auch hier um einen einflussreichen Bericht, der spürbaren Einfluss auf die Forex & CFD Kurse haben kann.
13. Warenpreisverzeichnis
Das Warenpreisverzeichnis überwacht die durchschnittlichen Preisbewegungen für Grundwaren wie Öl, Metalle und Mineralien. Das macht es besonders wichtig für "commodity dollars" - Währungen der Exportländer aus denen die Waren stammen, z.B. Kanada mit seinem kanadischen Dollar. Ein Anstieg dieses Wertes weist auf einen Anstieg der Preise hin, wodurch mehr Profit durch Export erzielt werden kann.
Man beachte hierbei, dass eine Verringerung dieses Wertes gute Neuigkeiten für die Währung der Länder bedeutet, die Waren importieren.
14. Handelsbilanz & Handelsverkehr
Berichte über die Handelsbilanz geben Aufschluss über das Verhältnis zwischen den totalen Mengen an Import und Export. Wenn mehr Export als Import stattfindet, wird von eine positiven Handelsbilanz gesprochen, was wiederum zu einer Stärkung der Währung des betroffenen Landes führt (Beispiel: Deutschland).
Der Handelsverkehr verhält sich ähnlich, wiegt allerdings den gesamten Fluss fremder Investitionen gegen den ausgehenden Fluss an Investitionen auf. Man könnte es auch den Import und Export von Geld nennen. Je mehr Investoren an der Wirtschaft eines Landes interessiert sind, desto mehr internationaler Handel mit positiver Handelsbilanz geschieht und desto mehr neigt der Fluss des Handelsverkehrs zu einer positiven Bilanz. Dabei muss jedoch bedacht werden, dass überwiegend positiver Handelsverkehr über längere Zeit hinweg dazu führen kann, dass eine Wirtschaftsblase entsteht. Güter und Dienstleistungen können nicht einfach "verschwinden", Geld hingegen schon. Ein Beispiel hierfür ist der chinesische Aktienmarkt im Juli 2015.
Positiver Handelsfluss bedeutet in der Regel, dass mehr Geld in die Wirtschaft einfließt als aus ihr herausfließt, was auf eine gesunde Wirtschaftssituation hinweist, in der die Nachfrage nach ihrer Währung steigt.
15. Anleihengewinne
Eine Anleihe ist eine Schuldverpflichtung/Schuldverschreibung. Eine Regierungsanleihe ist demnach eine Schuldverpflichtung des Staates. Wenn Menschen, Unternehmen oder Banken Staatsanleihen kaufen, so erstehen sie nicht wirklich physisches Geld. Stattdessen leihen sie ihr vorhandenes Geld der Regierung, und erhalten dafür eine Bescheinigung, die besagt, dass die Regierung ihnen Geld schuldet.
Regierungen sind nicht die einzigen, die Anleihen vergeben können. Unternehmen können das auch, nur nennen diese ihre Anleihen "Aktien" und handeln sie auf dem Aktienmarkt. Wenn die Wirtschaft ins Wanken gerät, bewegen Investoren ihr Kapital in der Regel von einem weniger zuverlässigen Schuldner zu einem zuverlässigeren, um ihr Geld zu schützen. Und wer ist schon zuverlässiger als die Regierung selbst? Ergo kaufen die Investoren Staatsanleihen.
Je mehr solcher Anleihen gekauft werden, desto höher ihr Wert und desto weniger Gewinn werfen sie ab, aufgrund ihres umgekehrten Verhältnisses. Die den Investoren ebenfalls zur Verfügung stehende Alternative ist die nationale Währung. Wenn man also die 10-jährigen Staatsanleihen-Auktionen betrachtet, so kann eine Erhöhung des Wertes durchaus eine Stärkung der Währung bedeuten.
Verfolgen Sie die Wirtschaftsindikatoren aufmerksam
Zu wissen, welche Wirtschaftsindikatoren die Finanzmärkte beeinflussen, ist wichtig, aber diese Indikatoren im Auge zu behalten ist noch viel wichtiger. Um jederzeit auf dem neuesten Stand zu bleiben, müssen Sie Ihren News-Feed sorgsam planen. Nutzen Sie dazu unseren Forex Kalender, der Sie jederzeit über anstehende, wichtige Daten informiert. Ein hochqualitativer News-Feed ist in unserer kostenlosen MetaTrader Supreme Edition enthalten, die Sie für MetaTrader 4 oder 5 nutzen können - über 60 nützliche Zusatz-Tools direkt in Ihrer Handelsplattform. Um sich die Supreme Edition gleich herunterzuladen, klicken Sie einfach auf das folgende Banner:
Abschließendes zu den wichtigsten Wirtschaftsindikatoren
Wir hoffen, dass Ihnen diese Definitionen dabei helfen, Wirtschaftsindikatoren besser zu verstehen. Selbstverständlich umfasst unsere Liste nicht alle verfügbaren volkswirtschaftlichen Indikatoren, sondern nur eine Auswahl, die wir für besonders einflussreich halten.
Beachten Sie dabei, dass der in diesem Artikel beschriebene Einfluss der ökonomischen Indikatoren auf die Märkte unter sonst gleichen Bedingungen zu betrachten ist. Die tatsächlichen Ergebnisse können durchaus sehr viel nuancierter ausfallen, da selten nur eine einzige Variable im Spiel ist. Ein starker Payrolls-Bericht würde normalerweise einen bullischen USD bedeuten, aber Forex Trader betrachten das Gesamtbild, welches womöglich zeitgleich durch inflationäre Geldpolitik beeinflusst wird.
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Dieses Material beinhaltet keine und sollte nicht als Investmentberatung, Investmentempfehlung, Angebot oder Werbung für jegliche Art von Transaktion mit Finanzinstrumenten aufgefasst werden. Bitte seien Sie sich bewusst, dass Artikel wie dieser keine verlässlichen Voraussagen für gegenwärtige oder zukünftige Entwicklungen darstellen, da sich die Umstände jederzeit ändern können. Bevor Sie irgendeine Art von Investment tätigen, sollten Sie einen unabhängigen Finanzberater konsultieren, um sicherzustellen, dass Sie die vorhandenen Risiken richtig verstehen und einschätzen können.