Darum brauchen Sie eine Tagesgeld Alternative
Wohin mit dem Kapital, das zum Investieren gedacht ist? Hat man heutzutage etwas Kapital übrig, fällt die Antwort nicht leicht. Tagesgeld hat zwar den Vorteil, dass man schnell darüber verfügen kann. Aber die Verzinsung ist momentan sehr niedrig. Welche Alternativen zum Tagesgeldkonto gibt es also? Dieser Frage gehen wir in diesem Artikel nach.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Tagesgeld überhaupt?
Jahrzehntelang war das gute alte Sparbuch des Deutschen liebstes Sparvehikel. Aber auch wenn es immer noch viele davon gibt, erhält man mit einem Sparbuch keine gute Rendite mehr. Das liegt neben den niedrigen Zinsen auch an diversen Fristen, die zu beachten sind.
Besser geht es mit Tagesgeld, das so heißt, weil Sie ohne Wartezeit täglich über Ihr Guthaben verfügen können. Ein Tagesgeldkonto ist ein guter Platz für Geld, das Sie in absehbarer Zeit benötigen könnten und welches Sie getrennt von Ihren laufenden Einnahmen und Ausgaben (also dem Girokonto) aufbewahren wollen.
Warum eröffnen Sparer ein Tagesgeldkonto?
- Tagesgeld bietet höhere Zinssätze als ein Sparbuch oder Girokonto.
- Ein Tagesgeldkonto unterliegt der gesetzlichen Einlagensicherung von 100.000 Euro pro Person.
- Sie können jederzeit über Ihr Geld verfügen - jeden Tag. Wie viel Sie anlegen möchten, bleibt Ihnen überlassen.
- Tagesgeldkonten können einfach und bequem über das Internet eröffnet und verwaltet werden.
Tagesgeld kann für Sparer infrage kommen, die besonderen Wert auf Sicherheit und Flexibilität legen.
Tagesgeld ist die richtige Wahl, wenn Sie:
- Eine kurz- bis mittelfristige Anlage suchen.
- Jederzeit flexibel über Ihr Geld verfügen wollen.
- Keine Kontoführungsgebühr zahlen möchten.
- Mit Zinsen zufrieden sind, die nur unwesentlich höher als bei einem herkömmlichen Sparkonto liegen.
Mit anderen Worten: Auf dem Tagesgeldkonto kann eine gewisse Notreserve für Reparaturen oder andere unerwartete Ausgaben gehalten werden. Ihr Geld vermehren können Sie damit aber, in Anbetracht der seit Jahren sehr niedrigen Zinsen, nur sehr schwerlich und langsam.
Darum sollten Sie über eine Tagesgeld Alternative nachdenken
Es gibt zwei gewichtige Gründe, warum Sie wirklich nur so viel Kapital auf dem Tagesgeldkonto halten sollten, wie Sie flüssig benötigen:
- Negativzinsen: Das sind Strafzinsen, die in Zeiten sehr niedriger Kapitalmarktzinsen immer mehr Banken auf die bei ihnen gehaltenen Guthaben ihrer Kunden erheben. In der Regel geht es um -0,5 bis -1%. Allerdings gibt es meist auch Freibeträge, die je nach Bank zwischen 25.000 und 100.000 Euro liegen können.
- Inflation: Anfang 2022 liegt die Inflationsrate in Deutschland sehr hoch. Eine Inflationsrate von deutlich mehr als 5% gilt vielen Marktbeobachtern auf Monate hinaus als sicher. Eine hohe Inflation gekoppelt mit niedrigen Zinsen bedeutet schnell einen negativen Realzins. Das ist der Zinssatz, der unter Berücksichtigung der Inflation (oder auch Deflation) berechnet wird. Eine Studie der DZ-Bank für das Jahr 2021 hat einen durchschnittlichen Realzins von minus 2,3% ergeben. Bezogen auf 5,1 Billionen Euro Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland bedeutet das einen Inflationsverlust in Höhe von 116 Milliarden Euro innerhalb von nur 12 Monaten.
Unter solchen Umständen ist das Tagesgeldkonto für längerfristiges Sparen also weniger geeignet. Bei anderen Anlageformen haben Sie wahrscheinlich bessere Chancen.
Wenn Sie davon ausgehen, dass die Zinsen weiter sinken oder niedrig bleiben werden, sollten Sie mit einem Teil Ihres Guthabens als Minimallösung auf ein Festgeldkonto wechseln. Das gibt Ihnen Zinssicherheit zumindest für den gewählten Zeitraum.
Diese und weitere Alternativen zum Tagesgeld behandelt der nächste Abschnitt.
Diese Alternativen gibt es zum Tagesgeld
Besonders in Niedrigzinsphasen sollten Sie ein Tagesgeldkonto also höchstens dazu verwenden, um einen Notgroschen griffbereit zu haben. Es gibt aber Alternativen, die nicht nur bessere Renditen versprechen, sondern zum Teil auch genauso liquide sind wie Tagesgeld.
Hier eine Auswahl:
? Festgeld
Eine Festgeldanlage ist ein verzinsliches Bankkonto mit einem Fälligkeitsdatum. Sie legen Ihr Geld also zum Zinssatz X für den Zeitraum Y (Monate oder Jahre) an.
Das Geld auf einem Festgeldkonto muss für die festgelegte Laufzeit gehalten werden, um die vereinbarten Zinsen in voller Höhe zu erhalten. In der Regel gilt: Je länger die Laufzeit, desto höher der Zinssatz, den der Sparer erhält.
Festgelder sind eine äußerst sichere Anlage, da sie bis zu 100.000 Euro durch die gesetzliche Einlagensicherung geschützt sind, aber auch hier ist der Realzins häufig negativ. Außerdem sitzt Ihr Geld im Vergleich zu anderen Anlageformen eben „fest“. Während der vertraglichen Laufzeit haben Sie auf Ihr Kapital keinen Zugriff.
? Immobilien
Deutschland ist das Land der Häuslebauer. Die vorherrschende Meinung ist, dass man mit dem sogenannten Betongold nichts falsch machen kann.
Übersehen wird dabei, dass sich schon viele mit einer missglückten Immobilieninvestition in die Privatinsolvenz gebracht haben. Haus- und Grundstückpreise können nämlich durchaus auch fallen. Und wenn Sie das tun, zum Beispiel in Folge des Platzens einer Immobilienblase, dann finden sich viele Eigentümer mit einer Schuldenlast wieder, die sie nicht mehr stemmen können. Das heißt, ihr Immobiliendarlehen übersteigt den Zeitwert der Immobilie.
Ein weiteres Problem von Immobilien ist ihr Klumpenrisiko. Ein Immobilienerwerb bedeutet ja praktisch immer einen hohen Einsatz von Kapital, welches darüber hinaus auch noch meistens für lange Zeit gebunden ist.
So packen dann viele Privatpersonen ihre sämtliche Ersparnisse in ein einzelnes Investment. Noch dazu in eines, das eben „immobil“ ist. Das bedeutet im schlimmsten Fall, dass die Immobilie dort, wo sie steht, gar nicht verkäuflich ist. Wenn man dann an das gebundene Geld heran muss, hat man keinen Zugang.
? Anleihen
Einfach ausgedrückt ist eine Anleihe ein Darlehen eines Anlegers an einen Kreditnehmer, zum Beispiel ein Unternehmen oder eine Regierung. Der Kreditnehmer verwendet das Geld zur Finanzierung seiner Geschäfte, und der Anleger erhält Zinsen für seine Investition. Der Marktwert einer Anleihe kann sich im Laufe der Zeit ändern.
Anleihen, oft auch als Rentenpapiere bezeichnet (weil sie eine festgesetzte Auszahlung oder „Rente“ mit sich bringen), können zwar durchaus einem Portfolio beigemischt werden. Wenn beispielsweise die Aktienmärkte abstürzen, kann man damit unter Umständen den Crash abfedern.
Allerdings macht neben dem Zinsänderungs- und allgemeinen Inflationsrisiko vor allem das Ausfallrisiko Anleihen nicht wirklich zu einer sicheren Anlage. Wenn nämlich die Bonität des Kreditnehmers in sich zusammenbricht, sehen Sie unter Umständen Ihr Geld nie wieder.
? Crowdlending / Crowdinvestments
Eine Kreditvergabe, die durch eine elektronische Online-Plattform Kapitalsuchende mit einer Vielzahl von Darlehensgebern zusammenbringt, wird als "Crowdlending" bezeichnet. Alternative Namen sind "darlehensbasiertes Crowdfunding", "Peer-to-Peer (P2P)-Lending" oder "Marketplace Lending". Der verwendete Begriff hängt im Allgemeinen von der Rechtsordnung ab, in der die Plattform ansässig ist.
Crowdlending umfasst Verbraucherkredite, Unternehmenskredite und Immobilienkredite in Form von besicherten oder unbesicherten Schuldtiteln wie Darlehen, Anleihen oder andere Arten von Schuldscheinen.
Crowdlending-Plattformen bieten Privatpersonen, Unternehmen und anderen Einrichtungen alternative Online-Finanzierungs- und Investitionsmöglichkeiten durch individuelle und institutionelle Anleger.
Funktionsweise
Der Crowdlending-Prozess beginnt damit, dass sich ein potenzieller Kreditnehmer bei einer P2P-Plattform für einen Kredit bewirbt. Dafür gibt er Kreditinformationen an und durchläuft eine Reihe von Prüfungen und Bewertungen, um das Risiko und die Eignung des Kredits zu ermitteln.
Die Plattformen unterstützen in der Regel den Kreditauswahlprozess der Investoren und liefern eine Kreditrisikobewertung der Kredite und Projekte. Dies geschieht in Form von Kredit-Scores, die von dritten Kreditbüros bezogen oder von internen Bewertungssystemen erstellt werden.
Wenn ein Kredit zum Produkttyp einer Plattform passt und das Kreditrisiko akzeptabel ist, geben die Plattformen den Preis für den Kredit vor.
Quelle: Eigene Darstellung
Risiken
Das Problem von Crowdlending ist, dass gleich mehrere Risiken bestehen, die noch dazu durch den privaten Kleinanleger kaum einzuschätzen sind. Als da wären:
- Plattformrisiko: Die Möglichkeit eines Verlustes, der dadurch entsteht, dass eine P2P-Plattform nicht ordnungsgemäß funktioniert oder ihren Betrieb gänzlich einstellt. Hinzu kommt das allgemeine Betrugsrisiko.
- Regulatorisches Risiko: Anleger müssen sich auch des fehlenden staatlichen Schutzes bewusst sein. Die meisten Rechtsvorschriften, einschließlich derer der Europäischen Union, sehen keinen Versicherungsschutz für Crowdlending vor. Es liegt dann allein in der Verantwortung der Kreditplattform, die Parteien bei der Lösung ihrer Probleme zu unterstützen, falls der Kreditnehmer den Kredit nicht zurückzahlen kann.
Insgesamt gesehen sollte man sich bewusst machen, dass der potentiell attraktiven Rendite beim Crowdlending Risiken wie vorab unsichere Erträge und nicht zuletzt Anfälligkeit für Hackerangriffe gegenüber stehen.
? ETFs
Exchange Traded Funds, also börsengehandelte Fonds, sind eine gute Alternative zum Tagesgeld. ETFs bilden meist einen Aktienindex nach. Steigt der Index, gewinnen die Fondsanteile an Wert und der Anleger erzielt einen Gewinn. Sinkt der Index, macht der Anleger Verlust.
ETFs bringen mehrere Vorteile mit sich. Einmal wird durch die Investition in einen kompletten Index das Risiko breit gestreut. Außerdem stellt die Liquidität, also die Möglichkeit, über das angelegte Geld jederzeit verfügen zu können, durch den täglichen Börsenhandel der Fondsanteile auch kein Problem dar.
Schließlich sollte in aller Regel die Rendite von ETFs die Verzinsung von Tagesgeld deutlich schlagen, zumindest mittel- bis langfristig. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass immer wieder auftretende Börsencrashs natürlich auch bei ETFs zu – meist vorübergehenden – Wertverlusten führen. Und monate- oder sogar jahrelange Seitwärtsbewegungen an den Aktienmärkten hat es in der Geschichte auch schon mehrfach gegeben.
Trotzdem können ETF-Investitionen gerade für Privatanleger, die keine aktive Rolle als Trader einnehmen können oder möchten, eine geeignete Alternative zu Tagesgeld sein.
? Aktien
Auf lange bis sehr lange Sicht können sich Aktien als verlässliche Renditebringer erweisen. Wer Anteile von guten Unternehmen kauft und sie lange genug hält, kann eine gute Rendite erzielen.
Allerdings gilt das Sprichwort: "Hin und her macht Taschen leer." Das bedeutet, dass sich ein Aktiendepot nicht zum kurzfristigen Parken von Kapital eignet. Bei ständigen An- und Verkäufen fressen die Gebühren die Rendite auf.
Eine attraktive und noch vergleichsweise neue Möglichkeit, um in Aktien zu investieren, sind die sogenannten Fractional Shares. Dabei handelt es sich um den Kauf von Aktienbruchteilen, also zum Beispiel einem Zehntel einer Aktie von BASF (BAS) oder Allianz (ALV).
Die Vorteile liegen auf der Hand: Investieren können Sie auch, wenn Sie nur wenig frei verfügbares Kapital haben. Und dieses können Sie über eine größere Zahl von Teilaktien streuen, und so Ihr Risiko diversifizieren.
Für viele Kleinanleger eröffnet sich mit Fractional Shares eine Alternative, die sich dem sichereren Risikoprofil von Tagesgeld annähert.
▶️ Contracts for Difference
Eine weitere Alternative zu Tagesgeld bietet sich mit Differenzkontrakten, den sogenannten Contracts for Difference oder CFDs. Der Grund dafür ist, dass man mit CFDs auf transparente und relativ kostengünstige Art und Weise indirekt in die Tagesgeld-Alternativen ETFs, Aktien und andere Basiswerte investieren kann.
Indirekt deshalb, weil CFDs zu den Finanzderivaten gehören, die sich von diesen Basiswerten (Underlyings) ableiten. Dabei bezieht sich der Kontrakt auf die Preisentwicklung des jeweiligen Underlyings zwischen Kauf- und Verkaufszeitpunkt.
CFDs verfügen über die folgenden Vor- und Nachteile:
- Man kann damit auch auf fallende Kurse spekulieren, also sogenannte Short-Positionen eingehen. Natürlich bedeutet dies auch, dass man beim Shorten einen Verlust machen kann, wenn sich der Kurs nach oben entwickelt.
- Da CFDs Hebelprodukte sind, müssen Anleger beim Kauf nicht den gesamten Kontraktwert zahlen, sondern lediglich eine anteilige Margin als eine Art Sicherheitsleistung. Das macht es möglich, auch schon mit kleinem Kapital CFDs zu traden. Allerdings vervielfacht der Hebel nicht nur die potenziellen Gewinne, sondern auch die potenziellen Verluste eines Trades.
- Die Transaktionskosten beim CFD Trading in Form von Spreads und Kommissionen sind im Vergleich zu anderen Anlageformen in der Regel günstig.
Allerdings sind Charakteristika von CFDs auch dafür verantwortlich, dass diese Instrumente eher für erfahrene Anleger mit hoher Risikobereitschaft geeignet sind. Insbesondere der erwähnte Hebeleffekt hat zur Folge, dass sich nicht nur die Gewinnchancen, sondern auch die Risikoexposition potenzieren.
Wenn Sie also entweder nicht bereit oder in der Lage sein sollten, Ihre Gelder aktiv zu managen, wozu das entsprechende Fachwissen und Zeitkontingent notwendig ist, sollten Sie zunächst besser auf (Teil-) Aktien und ETFs setzen.
Welche Tagesgeld Alternative eignet sich am besten für mich?
Wie stets in der Welt der Geldanlage gibt es auf diese Frage keine allgemeingültige Antwort. Individuelle Anleger unterscheiden sich bezüglich ihrer Anlageziele und Risikobereitschaft, ihres Anlagehorizonts, des verfügbaren Kapitals und ihrer Fachkenntnisse.
Ein weiterer Punkt, der nicht zu unterschätzen ist, bezieht sich darauf, wie gut Sie Ihre Emotionen im schnelllebigen Tradingalltag kontrollieren können. Preise verändern sich häufig im (Milli-)Sekundentakt, die Stimmungen an den Märkten schwanken parallel dazu hin und her. Der Anleger muss dabei schnelle Entscheidungen treffen, und Angst ist ein ebenso schlechter Berater wie Gier.
Natürlich gilt für alle, dass nur Kapital, welches frei verfügbar ist, dessen Verlust Sie im Extremfall also auch verschmerzen könnten, für die Geldanlage eingesetzt werden sollte. Aber wie viele Risiken Sie dabei eingehen, wie aktiv Sie am Tradinggeschehen teilnehmen möchten und wie lange Sie bereit sind, auf die Erfüllung ihrer Renditewünsche zu warten, wird individuell ganz verschieden sein.
Deshalb ist es wichtig, dass sich jeder Anleger diese Punkte bewusst macht und einzeln für sich klärt. Unterstützung dabei finden Sie bei dem Weiterbildungsangebot eines guten Brokers.
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