Swap ist nicht gleich Swap - Definitionen, Unterschiede, Tipps
Den meisten Tradern ist der Begriff „Swap" schon einmal untergekommen – spätestens beim Blick auf die Abrechnung des Brokers. In diesem Artikel werden wir die folgenden und weitere Fragen beantworten:
- Was ist die richtige Swap Definition?
- Wie lassen sich Swap Kosten und Swap Geschäfte unterscheiden?
- Wie kann ich als Trader meine Swaps minimieren?
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Swap?
In der simpelsten Definition ist ein Swap (engl.: „to swap" – vertauschen) eine vertragliche Vereinbarung zwischen zwei Parteien über den Austausch von in der Zukunft liegenden Zahlungsströmen (cash flows) für eine vorher bestimmte Zeit.
Diese angeblich simple Definition ist natürlich nicht einfach zu verstehen. Die Zusammenhänge rund um Swaps sind weiter erklärungsbedürftig. Lassen Sie uns also zusammen dem Geheimnis von Swaps, dem Swap Geschäft und der Rolle des Swaps im Trading auf die Spur kommen.
Gleich vorweg, um mögliche Verwirrung auszuschließen: Neben der oben erwähnten Bedeutung von Swaps als ein Typ von Finanzmarktgeschäft kommt der Begriff auch häufig in der Trading Praxis vor.
Dort bezeichnet er aber die Kosten für das Halten von Positionen, zum Beispiel im Forex Trading über Nacht. Darauf gehen wir weiter unten im Text näher ein.
Die unterschiedlichen Swap Typen
Abhängig von den Umständen können Swaps zwei unterschiedlichen Zwecken dienen:
- Um finanzielle Risiken wie unzureichende Liquidität, ungünstige Marktpreise und Kreditausfälle abzufedern.
- Um Vorteile aus günstigen Kapitalmarktbedingungen zu erzielen, wie zum Beispiel das Aufnehmen hoher Beträge ausländischer Währung ohne die Aufnahme eines Bankkredits.
Die erste formale Swap-Vereinbarung wurde 1981 zwischen IBM und der Weltbank geschlossen. Die Weltbank musste sich damals zur Finanzierung ihrer Geschäftstätigkeit D-Mark und Schweizer Franken leihen.
Das Problem war aber, dass aufgrund bestimmter währungspolitischer Erwägungen beide Regierungen der Weltbank untersagten, sich weiteres Geld in ihren Währungen zu leihen.
IBM hingegen saß bereits auf großen Mengen an Krediten, die auf D-Mark und Franken lauteten. Das Unternehmen benötigte aber US-Dollar in einer Zeit, in der die Zinsen für Unternehmenskredite in den USA sehr hoch waren.
Sowohl IBM als auch die Weltbank hatten also etwas, was die jeweils andere Seite brauchte - eine klassische Handelssituation.
Die Investmentbank Salomon Brothers kam daher auf die Idee, dass die beiden Parteien ihre Schulden tauschen. IBM „swapte" also seine geliehenen Franken und D-Mark gegen die Dollars der Weltbank.
Seit dieser ersten formellen Transaktion ist der Swap Markt exponentiell auf ein Volumen von mehreren Billionen Dollar pro Jahr gewachsen.
Dieser „Ur-Swap" war sozusagen aus der Not geboren. In der Regel dienen Swaps aber der Absicherung von Risiken, die dadurch entstehen, dass es schwer abzuschätzen ist, wie sich Märkte zukünftig verhalten werden.
Dabei gehen die Swap Geschäftspartner von unterschiedlichen Entwicklungen aus und versuchen, ihre Position mit einer Wette auf die Zukunft abzusichern.
Lassen Sie uns dazu konkrete Beispiele anschauen. Übrigens werden Swaps auf zwei Arten ausgeführt:
- Außerbörslich, also im Over the Counter Trading (OTC), es handelt sich dann um individuell ausgehandelte und nicht standardisierte Verträge.
- Über eine Swap Execution Facility (SEF), einem zentralisierten, regulierten Markt.
Die Bandbreite denkbarer Swap Geschäfte ist riesig, da praktisch alle möglichen Zahlungsströme getauscht werden können. Die drei meist verbreiteten Arten von Swaps sind:
Swap Typ 1: Zinsswap
Ein Zinsswap ist eine Vereinbarung, bei der die Zinszahlungen auf einen bestimmten Nennbetrag getauscht werden. Beziehen sich die Zinszahlungen auf Verbindlichkeiten, handelt es sich um einen Liability Swap. Beim Asset Swap bilden Finanzanlagen die Basis.
Üblicherweise sagt eine Vertragspartei einen fixen Zinssatz zu, die andere allerdings einen flexiblen.
Wozu aber das Ganze? Jede Vertragspartei hat unterschiedliche Erwartungen: Die Seite, die für den Zeitraum des Zinsswaps den fixen Zins zahlt, rechnet damit, dass die Zinsraten während der Laufzeit des Zinsswaps steigen, weshalb sie sicherstellen will, dass sie in Zukunft festen Zinskosten hat. Die Seite, die der Zahkung eines flexiblen Zinssatzes zugestimmt hat, erwartet indes, dass die Zinsraten während der Laufzeit des Zinsswaps nicht steigen oder sogar sinken.
Meistens werden beim Zinsswap nur die Zinszahlungen getauscht, nicht jedoch die zugrundeliegende Kapitalsumme. Beim Währungsswap ist das anders.
Swap Typ 2: Währungsswap
Bei einem Währungsswap sind zwei unterschiedliche Währungen involviert. Dabei werden äquivalente Nennbeträge in unterschiedlichen Währungen getauscht und künftige Zahlungen angenommen, die aus Zinsunterschieden und Veränderungen des Nennwertes stammen.
Swap Typ 3: Devisenswap
Im Devisenhandel sind immer zwei Währungen betroffen: eine, die gehandelt, und eine, mit der bezahlt wird. Beim Devisenswap vereinbaren die Parteien daher den Handel (als Kauf und Verkauf) eines Währungspaares zum Kassakurs und gleichzeitig die umgekehrte Rückabwicklung zum Terminkurs.
Der Unterschied zwischen Swap Geschäften und Swap Kosten
Kommen wir zu der schon am Anfang des Artikels erwähnten Unterscheidung von Swap Geschäften (also dem Finanzprodukt) und Swap Kosten (Übernacht-Haltekosten). Für den Trader sind es nämlich die Swap Kosten, die relevant sind.
Obwohl in beiden Fällen derselbe Begriff verwendet wird, haben sie nichts miteinander zu tun. Swap Geschäfte sind zum Beispiel die oben beschriebenen Zins-, Währungs- oder Devisenswaps.
Außerdem sind Swaps derivative Finanzinstrumente. Oft werden Derivate im Daytrading gehandelt. Das bedeutet, dass eine entsprechende Handelsposition am selben Tag geöffnet und wieder geschlossen wird.
Wird die Position aber über Nacht oder ein ganzes Wochenende gehalten, fallen Haltekosten an. Diese Kosten werden als Swap Kosten, Rollover Kosten oder Swap-Zinssätze bezeichnet.
Je nachdem, welches Instrument Sie handeln und ob Sie eine Kaufposition eingehen, also Long gehen, oder ob Sie shorten, werden Ihnen diese Kosten vom Broker berechnet. Es kann aber auch sein, dass Sie eine Gutschrift erhalten (dazu mehr im nächsten Abschnitt).
Sie werden sich fragen, wieso überhaupt Haltekosten anfallen. Der Grund ist die Margin. Da Sie beim Trading von Hebelprodukten nur eine Sicherheitsleistung auf Ihr Handelskonto einzahlen, die ein Bruchteil des Kontraktwertes darstellt, „leiht" der Broker Ihnen die Differenz. Dafür fallen selbstverständlich Finanzierungskosten an.
Welche Konsequenzen kann das für Ihre Tradingresultate haben?
So beeinflussen Swap Kosten Ihre Tradingresultate
Um die Bedeutung von Swaps für Ihre Trades zu verstehen, bleibt es Ihnen nicht erspart, in die Details der jeweiligen Konditionen einzusteigen.
Broker können Swap-Sätze in unterschiedlichen Konstellationen erheben, wie zum Beispiel:
- Swap in Pips
- Swap in der Basiswährung
- Swap nach jährlichem Zinssatz
Eröffnen und schließen Sie eine Position am gleichen Handelstag, fallen für Sie keine Swap-Kosten an. Diese kommen erst ins Spiel, wenn Sie eine Position über Nacht halten. Aber auch dabei gibt es Besonderheiten, zum Beispiel im Forex Trading: Im Devisenhandel wird die Valuta meistens zwei Tage nach der eigentlichen Transaktion gestellt (t+2). Ausnahmen sind zum Beispiel Paare mit dem Rubel (RUB) oder der türkischen Lira (TRY) mit t+1. Wenn ein Feiertag dazwischenfällt, beträgt die Valuta t+3.
Wenn Sie zum Beispiel montags einen Trade machen und bis Dienstag halten, wird dieser am Mittwoch wertgestellt. Das bedeutet: Ihnen werden Swaps für zweimal Haltekosten über Nacht berechnet.
Aber Achtung: Halten Sie eine Forex-Position in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag offen, wird der dreifache Swap berechnet.
Der Grund ist, dass der Valuta-Tag für Donnerstag-Trades automatisch der folgende Montag ist. Sie sind also gezwungen, Ihre Position über das Wochenende, an dem kein Handel stattfindet, offenzuhalten. Wenn dann der Montag vielleicht auch noch ein Feiertag ist, steigen die Swap Kosten noch weiter.
Hier eine Tabelle mit hypothetischen Forex Swaps zur Verdeutlichung:
Währungspaar |
Long Swap |
Short Swap |
EUR/AUD |
-1,04 |
+0,72 |
AUD/CHF |
+0,48 |
-0,74 |
Die Finanzierungskosten in diesem Fall bestimmen sich in Abhängigkeit vom im jeweiligen Währungsgebiet geltenden Zins. Wie man sieht, erhält ein Trader bei bestimmten Zinsunterschieden zwischen den Währungen eines Paars eine Gutschrift.
Im sogenannten Carry Trading versucht man von diesem Umstand zu profitieren und handelt nur Instrumente mit positiven Swaps. So können Sie Ihre Gewinne durch die Kursentwicklung ausbauen oder Verluste zumindest etwas abmildern.
Um die Swaps für Ihre Trades im Vorhinein zu kennen, bieten einige Broker einen Handelsrechner an. Hier als Beispiel der Handelsrechner von Admirals:
Anhand dieses Beispiels lässt sich der Unterschied von Long und Short Swaps erklären: Seit geraumer Zeit sind die Leitzinsen in den USA bedeutend höher als im Euroraum.
Wenn Sie jetzt auf das Währungspaar EURUSD Long gehen, also Euro kaufen möchten, bedeutet das im Gegenzug, dass Sie USD verkaufen. Da der Dollar aber höher verzinst ist, wird der Broker Ihnen für eine Übernachtposition Finanzierungskosten, den Swap Long, berechnen. Im gewählten Beispiel wären das immerhin 10,63 EUR, die Sie zu zahlen hätten.
Gehen Sie Short, verkehrt sich das Ganze ins Gegenteil: Sie bekommen eine (geringere) Gutschrift.
So halten Sie die Swap Kosten niedrig
Abgesehen von einem islamischen Handelskonto, welches zwar null Swap Kosten mit sich bringt, aber auch nur unter bestimmten Bedingungen und für eine bestimmte Tradingform zur Verfügung steht, haben Sie weitere Optionen, um die Swaps zu minimieren.
Eine offensichtliche Strategie ist die, Ihre Positionen nicht über Nacht offen zu halten. Das Daytrading hat überdies den Vorteil, dass Sie schneller auf unvorhergesehene Kurssprünge reagieren können.
Außerdem spielt die Lot-Größe, also der Wert des jeweiligen Kontrakts, eine Rolle: Je höher sie ist, desto höher auch der Swap-Satz.
Die Konditionen des Brokers Ihrer Wahl sollten Sie sich diesbezüglich stets genau anschauen. Die Swapsätze auf dasselbe Währungspaar können sich von Broker zu Broker im Zweifel erheblich unterscheiden.
Trading ohne Swap für Muslime
Zum Schluss noch der Hinweis auf eine Besonderheit von Swaps für Trader islamischen Glaubens. Die Überzeugungen gläubiger Muslime beinhalten auch ein Zinsverbot. Zinsen dürfen weder eingenommen noch gezahlt werden.
Damit auch muslimische Trader Forex Positionen über Nacht offenhalten können, gehen mehr und mehr Online Broker dazu über, sogenannte islamische beziehungsweise Swap-freie Handelskonten anzubieten.
Admirals stellt Swap-freie Tradingkonten zur Verfügung, die genutzt werden können, wenn die Bedingungen auf unserer Seite zum islamischen Handelskonto erfüllt sind.
Fazit: Denken Sie beim Trading immer an mögliche Swaps
Sind Sie im Forex oder CFD Bereich aktiv, sollten Sie Swaps unbedingt in Ihre Kalkulation einbeziehen. Gerade wenn Sie große Positionen traden und diese dann auch noch längere Zeit halten, können die dabei entstehenden Swap-Kosten Ihren Gewinn schmälern. In manchen Fällen können Sie Ihren Gewinn aber auch steigern, denn es gibt auch positive Swap-Sätze. Ein aktuelles Beispiel (Stand: Februar 2020) ist die Short Position auf Arabica Coffee CFDs, die über einen järhlichen Zinssatz von 8,7% verfügt.
Insbesondere unerfahrenen Tradern kann es leicht passieren, dass Sie sich plötzlich dem 3-fachen Swapsatz gegenübersehen. Der Grund dafür kann sein, dass sie donnerstags eine Position eröffnet haben, die im Forex Handel aber erst am folgenden Montag wertgestellt wird.
Wie eigentlich immer in der Welt des Tradings gilt daher: Eröffnen Sie zunächst ein Demokonto, in dem Sie Ihre Trading Strategien völlig risikofrei in realistischer Marktumgebung auf die Probe stellen können, bevor Sie zum Live Trading wechseln.
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