Was ist der Gewinn pro Aktie (EPS - Earnings per Share)?
Wer in Aktien investieren möchte, muss Aktien auswählen. Und dafür werden Auswahlkriterien wie Finanzkennzahlen benötigt. Die Kennzahl EPS (Earnings per Share) zählt in diesem Zusammenhang zu den wichtigsten Werten, da mit ihr die Ertragskraft eines Unternehmens beurteilt werden kann.
Inhaltsverzeichnis
Was ist EPS bei Aktien?
Der Gewinn pro Aktie (EPS oder Earnings Per Share) wird berechnet als der Gewinn eines Unternehmens geteilt durch die im Umlauf befindlichen Aktien. Die resultierende Zahl dient als Indikator für die Rentabilität des Unternehmens.
Je höher der Gewinn pro Aktie eines Unternehmens ist, als desto rentabler wird es angesehen.
Die Kennzahl des Aktien EPS ist vergleichsweise verlässlich, da ihre Veröffentlichung im Jahresabschluss nach den international üblichen Rechnungslegungsvorschriften (IFRS – International Financial Reporting Standards sowie US-GAAP - United States Generally Accepted Accounting Principles) verpflichtend ist.
Was sagt der Gewinn je Aktie aus?
Der EPS bei Aktien erlaubt Rückschlüsse zur finanziellen Lage und der Rentabilität eines Unternehmens. Damit stellt er eines der zentralen Hilfsmittel bei Investitionsentscheidungen an den Aktienmärkten dar. Die folgenden Punkte zeigen die Bedeutung der Earnings Per Share-Kennzahl.
- Mit dem EPS kann zu einem bestimmten Zeitpunkt die Ertragskraft verschiedener Unternehmen miteinander verglichen werden.
- Der Gewinn pro Aktie kann auch dazu verwendet werden, die finanzielle Lage eines Unternehmens über die Jahre hinweg zu beurteilen. Unternehmen, deren Aktien EPS stetig steigt, können eine Anlageoption sein. Umgekehrt werden Unternehmen mit unregelmäßigem EPS von erfahrenen Anlegern in der Regel nicht bevorzugt.
- Ein höheres EPS bedeutet mehr Rentabilität, was darauf hindeuten kann, dass das Unternehmen die Dividendenausschüttung im Laufe der Zeit erhöhen wird.
Wichtig ist aber, auch zu berücksichtigen, was der EPS nicht aussagt. So ist zum Beispiel der Cashflow ein wichtiger Aspekt bei der Beurteilung der Fähigkeit eines Unternehmens, seine Schulden zurückzuzahlen.
Der Cashflow, der grob gesagt angibt, wie liquide ein Unternehmen ist, wird jedoch bei der Berechnung des Gewinns je Aktie nicht berücksichtigt. Das bedeutet, dass selbst ein hoher EPS nicht unbedingt Rückschlüsse auf die Solvenz eines Unternehmens erlaubt.
Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie Sie als Anleger das Terrain der Börsen sicher navigieren können, lesen Sie unseren ausführlichen Leitfaden, wie Sie richtig in Aktien investieren.
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Wie berechnet man den Gewinn pro Aktie?
Den Gewinn je Aktie zu berechnen ist im Prinzip einfach. Es gilt die Formel:
❓ EPS = Jahresüberschuss / Anzahl der austehenden Aktien ,
jeweils bezogen auf denselben Zeitraum.
Ein einfaches Beispiel: Nehmen wir an, Unternehmen X und Y hatten beide im vergangenen Jahr Umsätze in Höhe von 500 Millionen Euro erzielt. Falls X damit einen Nettogewinn von 100 Mio. Euro macht, Y aber nur von 50 Mio. Euro, würden Sie aus dem Bauch heraus vermutlich denken, dass die Aktien von X ein besserer Kauf sind als die Anteile von Y. Hier kommt das EPS ins Spiel.
Nehmen wir weiter an, dass X 50 Millionen Aktien im Umlauf hat, Y aber nur 10 Millionen. Unter Verwendung der EPS-Formel und unter der Voraussetzung, dass keines der beiden Unternehmen Dividenden ausschüttet, wären der entsprechende Gewinn pro Aktie für Unternehmen X zwei Euro, für Unternehmen Y aber fünf Euro. Damit sieht die Anlageentscheidung schon ganz anders aus.
Außerdem noch zu beachten: Werden unterschiedliche Dividenden für bestimmte Aktiengattungen wie zum Beispiel Stamm- und Vorzugsaktien gezahlt, müssen diese bei der Berechnung des Gewinns pro Aktie wie folgt berücksichtigt werden. Dabei wird zwischen ausgeschüttetem und einbehaltenem (thesauriertem) Gewinn abgegrenzt:
❓ EPS nach Gattung = thesaurierter Jahresüberschuss/Anzahl der Aktien je Gattung + Dividende je Aktie der Gattung je Aktie der Gattung
✅ EPS bei Stammaktien
Stammaktien gewähren dem Inhaber neben möglichen Dividendenzahlungen auch ein Stimmrecht auf der Hauptversammlung der Aktiengesellschaft. Vorzugsaktien besitzen kein Stimmrecht, erhalten zum Ausgleich aber höhere Dividenden.
Um das EPS von Stammaktien zu berechnen, muss allerdings die auf Vorzugsaktien zusätzlich gezahlte Dividende abgezogen werden. Die entsprechende Formel sieht dann so aus:
❓ EPS Stammaktie = Nettogewinn pro Stammaktie − Dividende für Vorzugsaktien / Anzahl der Stammaktien
✅ EPS bei Vorzugsaktien
Für Anleger, denen das Stimmrecht nicht wichtig ist, sind Vorzugsaktien attraktiv. Um deren EPS zu berechnen, wird zuerst der Nettogewinn, der auf die ausstehenden Vorzugsaktien entfällt, ermittelt, zu dem dann noch die (zusätzliche) Dividende hinzuaddiert wird.
❓ EPS Vorzugsaktie = Nettogewinn pro Vorzugsaktie + Dividende für Vorzugsaktie / Anzahl der Vorzugsaktien
Wie aus den Formeln leicht ersichtlich, hängt die Höhe des EPS wesentlich von der Anzahl der ausstehenden Aktien ab. Würde ein Unternehmen neue Aktien ausgeben, zum Beispiel weil es eine Kapitalerhöhung plant, würde sich der rechnerische Gewinn je Aktie deutlich verringern. Der EPS wäre sozusagen „verwässert“.
In diesen Fällen ist die entscheidende Größe für die Anleger also der sogenannte verwässerte Gewinn. Der so berechnete EPS zeigt dann an, um wie viel der Gewinn geringer ausfällt, kommt es tatsächlich zur Ausgabe neuer Aktien.
Übrigens: Wenn Sie Ihr Investment in Aktien breit streuen, also Ihr Portfolio diversifizieren möchten, gibt es neben dem Kauf von ETF-Anteilen neuerdings bei Admirals eine weitere Möglichkeit: Fractional Shares.
Mit Fractional Shares kaufen Sie nur Bruchteile von Aktien. Einmal wird dadurch der Kauf sehr teurer Aktien, wo ein Stück bereits mehrere tausend Euro kosten kann, überhaupt erst möglich. Außerdem können Sie auf diesem Weg bei einem gegebenen Anlagekapital zusätzliche Einzeltitel in das Portfolio nehmen und es so wirksam diversifizieren.
Das EPS in der Fundamentalanalyse
Für viele Zwecke ist der Gewinn eines Unternehmens als Gradmesser für den Erfolg ausreichend. Aber für Sie als Aktieninvestor können tiefergehende Kennzahlen der Fundamentalanalyse wie der Gewinn pro Aktie viel wichtiger sein.
Dies sind einige Faktoren, die bei der Durchführung einer Fundamentalanalyse zu berücksichtigen sind:
- Wie hoch sind die Umsätze des Unternehmens?
- Ist Wachstum zu verzeichnen?
- Werden Gewinne erzielt?
- Wie erheblich ist die Verschuldung des Unternehmens? Werden Schulden getilgt?
- Wie hoch ist die Fluktuationsrate der Mitarbeiter?
- Kümmert sich die Unternehmensleitung um die Mitarbeiter?
Die Berechnung des Gewinns pro Aktie ist nur ein Ausgangspunkt für eine umfassende Strategie der Fundamentalanalyse. Sie ist jedoch ein wichtiger Teil, da andere fundamentale Kennzahlen davon abgeleitet werden.
Es werden drei verschiedene Arten von EPS-Zahlen verwendet, die sich nach der Quelle der Daten, aus denen sie berechnet werden, unterscheiden:
- Trailing oder nachlaufendes EPS: Verwendet die Zahlen des Vorjahres und wird als das eigentliche EPS angesehen.
- Aktuelles EPS: Verwendet die Zahlen des laufenden Jahres, ist aber eine Hochrechnung.
- Forward oder voraussichtliches EPS: Geschätzte EPS-Zahlen für die folgenden Jahre auf der Grundlage des aktuellen Trends.
Was bedeutet ein negatives EPS?
Unternehmen erwirtschaften natürlich nicht immer einen Gewinn. Wenn Verluste auflaufen, ist auch das EPS negativ. Ein negatives EPS sagt Ihnen genau, wie viel Geld das Unternehmen pro ausstehender Aktie verloren hat, weshalb man es auch als "Nettoverlust pro Aktie" bezeichnen kann.
Allerdings muss ein negatives EPS nicht immer von Nachteil sein. So verbringen zum Beispiel Biotech-Unternehmen oft Jahre damit, Geld zu verlieren, während sie kommerziell lebensfähige Produkte entwickeln. Oder Start-ups brauchen oft Zeit, um Umsatz und Rentabilität zu steigern. Wenn ein solches Unternehmen seine Verluste schrittweise verringert und sich auf ein positives EPS zubewegt, ist das ein gutes Zeichen.
Ähnlich verhält es sich mit bereits etablierten Unternehmen, die einmalige erhebliche Ausgaben wie Abschreibungen auf wichtige Investitionen stemmen müssen. Wenn dadurch ihre Gewinne für ein Quartal oder länger in die roten Zahlen rutschen und der EPS negativ ist, muss das auf mittlere Sicht dennoch keine schlechte Nachricht sein.
Handelt es sich bei einem negativen EPS also um eine Anomalie und nicht um einen anhaltenden Trend, ist das nicht unbedingt ein Grund zur Panik.
So interpretieren Sie den EPS Wert richtig
Wie man sieht, ist auch der Aktien EPS nicht die absolute Wahrheit. Manchmal gibt es einen Interpretationsspielraum, den es auszufüllen gilt. Hier zum Schluss zwei Grundregeln, die Sie dabei beachten sollten.
- ❗ Nicht Unvergleichbares vergleichen: Wenn Sie ein Unternehmen relativ zu anderen beurteilen möchten, sollten Sie auf die Vergleichbarkeit achten. Zum Beispiel betrachtet man in der Regel den EPS von Unternehmen derselben Branche, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sie im Vergleich zur Konkurrenz abschneiden.
Stellen Sie außerdem sicher, dass Sie die EPS-Werte verwenden, die auf identische Weise berechnet wurden (s. Abschnitt Wie berechnet man den Gewinn pro Aktie?). So vermeiden Sie beispielsweise, Stamm- und Vorzugsaktien zu vergleichen.
- ❗ Nicht nur auf Momentaufnahmen verlassen: Am besten ist es, die Entwicklung des EPS von Aktien im Zeitverlauf zu betrachten. So können Anleger sich ein besseres Bild davon machen, wie profitabel ein Unternehmen in der Vergangenheit war und ein Gefühl für seine Zukunftsaussichten entwickeln. Ein Unternehmen mit einem stetig steigenden EPS kann dabei als zuverlässigere Investition gelten als eines, dessen EPS rückläufig ist oder stark schwankt.
FAQs
Was ist EPS bei Aktien?
EPS steht für Earnings per Share (Deutsch: Gewinn je Aktie). Es ist eine wichtige Kennzahl in der Fundamentalanalyse von Aktienunternehmen.
Was sagt das Aktien EPS aus?
EPS (Earnings per Share oder Gewinn je Aktie) wird als Indikator für die Rentabilität eines Unternehmens verwendet. Dabei gilt grundsätzlich, dass je höher der Gewinn pro Aktie, desto besser die Ertragskraft.
Ist ein negativer EPS schlecht?
Nicht unbedingt. Zum Beispiel bei Startup-Unternehmen ist es nicht ungewöhnlich, in der Gründungsphase Verluste zu machen, was auch zu einem negativen Gewinn je Aktie (EPS – Earning per Share) führt. Aber das Geschäftsmodell kann dennoch solide sein und die Gewinne in der Zukunft sprudeln lassen.
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