PMI-Wachstum in der Eurozone vor dem EZB-Zinsentscheid im Juli rückläufig

Juli 06, 2022 16:00

Trader preisen das jüngste Risiko für die europäische Wirtschaft ein, nachdem der jüngste S&P-Einkaufsmanagerindex für Juni von 54,8 im Mai auf 52 gesunken ist. Technisch gesehen befindet sich die Wirtschaft zwar immer noch im Wachstumsbereich, doch die Nachricht von der Verlangsamung kommt im Vorfeld der Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) am 21. Juli, bei der die Geldpolitiker ihren Leitzins von 0 auf 0,25 Prozent anheben dürften.   

Die wichtigste Frage ist, ob die europäische Wirtschaft zu einem stärkeren Wachstum zurückkehren kann, sobald die Straffung der Geldpolitik beginnt. Der Zugang zu Krediten für Unternehmen und Haushalte wird teurer werden, was sich auf Investitionen und Ausgaben auswirkt. Bestehende Kredite werden höhere Rückzahlungsraten aufweisen, was bedeutet, dass bei einer zu schnellen Anhebung der Leitzinsen durch die EZB die Gefahr von Zahlungsausfällen im Banken- und Finanzsektor besteht. Eine Anhebung der Zinssätze würde jedoch auch bedeuten, dass der Finanzsektor nach vielen Jahren niedriger Zinssätze mehr Einnahmen erzielt, was den Anlegern mittel- bis langfristig Dividendenerträge bescheren könnte. 

Zusätzlich zu diesen Herausforderungen sorgen die geopolitischen Ereignisse in der Ukraine weiterhin für inflationären Gegenwind, und sollte Europa in eine Rezession abgleiten, die sich negativ auf die Beschäftigung auswirkt, könnte dies zu einer Phase der Stagflation führen. 

Der EUR steht unter starkem Druck durch den USD, da die Safe-Haven-Stimmung und die Positionierung vor dem NFP die Währung in dieser Woche stärkten. Die Einheitswährung der Eurozone sank am 5. Juli auf einen Tiefstand von 1,0239, was erneut die Möglichkeit einer Parität zum USD aufkommen ließ. 

Positiv zu vermerken ist, dass die Spotpreise für Rohöl seit Ende Juni um fast 20 Dollar gesunken sind und sich zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts um die 100 Dollar pro Barrel bewegen. Jeder Abwärtsdruck auf die Inflation ist eine gute Entwicklung für die europäische Wirtschaft. Sobald die Zinssätze in Europa nach oben gehen, besteht außerdem eine bessere Chance, die Inflation einzudämmen. 

Zu den marktbewegenden Handelsnachrichten gehören heute die Einzelhandelsumsätze der Eurozone für Mai. Es wird erwartet, dass die Benchmark von 3,9% auf 5,4% auf Jahresbasis gestiegen ist. Jegliche Überraschungen nach oben oder unten könnten die EUR-Währungspaare in dieser für die europäische Wirtschaft sensiblen Zeit bewegen. 

Im weiteren Verlauf des Tages wird das Protokoll des FOMC veröffentlicht, das Einblicke in die Analyse der US-Zentralbank zur Wirtschaft und zu den Zinserwartungen gibt. Je nachdem, wie die Anleger auf den Inhalt des Protokolls reagieren, könnten sich die USD-Währungspaare bewegen. Schließlich gibt es weitere Daten aus den USA mit den Ergebnissen des ISM Services PMI für Juni, der voraussichtlich von 55,9 auf 54,5 gesunken ist. 

Kurzer Tipp 

Wann spricht man von einer Stagflation? 

Für eine Stagflation müssen drei Bedingungen erfüllt sein: hohe Arbeitslosigkeit, geringes Wachstum und hohe Inflation. Wenn nur zwei Bedingungen gegeben sind, z. B. geringes Wachstum und hohe Inflation, sind die Chancen auf eine Verbesserung der Wirtschaft größer. Wenn alle drei Bedingungen gleichzeitig gegeben sind, bedarf es in der Regel massiver fiskal- und geldpolitischer Anreize, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln.    

 

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Sarah Fenwick
Sarah Fenwick Content Writer, Admirals, London

Sarah Fenwick hat einen Hintergrund in Journalismus und Massenkommunikation. Sie hat 15 Jahre lang als Korrespondentin für die Schweizer Börse gearbeitet und über Finanzen und Wirtschaft geschrieben.