Gold Wochenausblick: US-Fed beschleunigt den Kampf gegen die Inflation – Gold mit Gegenwind

Januar 11, 2022 12:30

Aktuell gibt es Gegenwind für Gold: Die Entwicklungen an der US-Zinsfront gilt es bis auf Weiteres nicht aus den Augen zu verlieren. „Never fight the Fed“?!

  • Aktuelle Gold Analyse 11.01.2022: Chartanalyse, Wochenausblick, Setups und mehr – für aktive Daytrader
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Aktuelle Gold Analyse: Chartanalyse, Wochenausblick, Set-Ups und mehr – für aktive Trader

Überblick: Gold, das große Bild

Nachdem Gold im Zuge einer regelrechten Jahresendrally in den letzten zwei Wochen des vergangenen Jahres noch einmal um beinahe 80 Dollar durchstarten konnte, drehte das Edelmetall dann pünktlich zum diesjährigen Handelsstart wieder gen Süden ab und korrigierte diesen Anstieg in der Spitze sehr volatil um über 60 Prozent. Aktuell notiert Gold im Bereich kurz über 1.800 noch gut 25 Dollar unterhalb des jüngsten Bewegungshochs und damit auch wieder im Bereich der hinlänglich bekannten beachtenswerten Chartmarken. Dabei findet sich der Hauptschuldige am für die Goldbullen eher unerfreulichen Jahresauftakt zur Abwechslung einmal nicht im US-Dollar, dieser läuft seit Wochen in einem relativ engen Band entspannt seitwärts, sondern in der Entwicklung des US-Zinsmarktes, an dem die Renditen insbesondere im kurz- und mittelfristigen Bereich seit Jahresbeginn kräftig anziehen.

Dabei lieferte das am vergangenen Mittwoch publizierte Protokoll der vormonatlichen Fed-Sitzung die wesentlichen Verkaufsargumente, die nicht nur Gold merklich unter Druck setzten. Dessen Inhalt wurde als besonders aggressiv interpretiert, da auf Grund der Inflationsentwicklung nicht nur frühere und schnellere Zinserhöhungen als bislang erwartet in Aussicht gestellt, sondern darüber hinaus auch Maßnahmen zur Reduzierung der Fed-Bilanz ins Spiel gebracht wurden. War bisher im Rahmen eines bevorstehenden Taperings lediglich vom Zurückfahren des wirtschaftsstimulierenden Anleihekaufprogramms die Rede, so bedeutet dieser neue Vorstoß dessen vollkommene Umkehr. Mit anderen Worten: statt die laufenden Anleihekäufe lediglich maximal gänzlich einzustellen, könnte die Fed damit beginnen, aktiv Bestände zu verkaufen. Das wäre die 180-Grad-Wende vom Quantitative Easing (QE) hin zu einem Quantitative Tightening (QT).

Man führe sich dazu nochmal kurz die Chronologie der Fed vor Augen: Erwartung keiner Zinserhöhung in 2022 (Juni) -> Erwartung einer halben Zinserhöhung (mittlere Schätzung) für 2022 und Ankündigung des baldigen Beginns der Rückführung des QE (September) -> Ankündigung einer langsamen Rückführung des QE (November) -> drei Zinserhöhungen und eine beschleunigte Rückführung des QE (Dezember) -> Erörterung einer beschleunigten Bilanznormalisierung für 2022 (Dezember, bekannt geworden durch das vergangene Woche veröffentlichte Protokoll). Innerhalb von sechs Monaten ging die Fed also von der Prognose, dass es bis 2023 keine Zinserhöhungen geben würde zu einer Erwartung von drei Zinserhöhungen, einem beschleunigten Tapering und der Diskussion über eine Normalisierung der Bilanz. Und letzteres war bislang gar nicht auf dem Radar. Darüber hinaus spricht die Fed sogar davon, dies schneller als beim letzten Mal (2018) zu tun. Seit dem Coronacrash des vergangenen Jahres hat die US-Notenbank ihrer Bilanz jeden Monat $120 Milliarden durch QE hinzugefügt. Ein beschleunigtes QT würde das Gegenteil bedeuten, nämlich einen Abzug von mehr als $50 Milliarden pro Monat (dies war der Umfang der QT im Jahr 2018). Aber selbst bei „nur“ $50 Milliarden QT würde die Differenz zwischen den $120 Milliarden, die bisher zusätzlich in die Wirtschaft flossen, und eben jenem Abzug bei $170 Milliarden weniger Liquidität pro Monat bedeuten.

Goldman Sachs geht übrigens davon aus, dass die Fed die Zinsen in diesem Jahr viermal anheben und mit dem Abbau ihrer Bilanz spätestens im Juli beginnen wird. Gemäß der alten Börsenweisheit „Never fight the Fed“ (die eben auch bei umgekehrtem Vorzeichen gilt) verdunkeln sich die Aussichten an den Märkten damit, je weiter rechts auf der Risikoskala, desto mehr. Vor diesem Hintergrund werden die Morgen anstehenden US-Inflationsdaten (CPI, 14:30 Uhr) besonders interessant werden. Erwartet wird eine Steigerung der Verbraucherpreise um 7,0 Prozent im Jahresvergleich. Sollte der CPI auf der Oberseite überraschen, dürften an der ein oder anderen Stelle weitere Lichter ausgehen (Krypto, Tech-Aktien). Auch für Gold wird es einem solchen Umfeld schwieriger, insbesondere, da die bereits deutlich angezogenen Anleiherenditen darauf abermals mit einem Aufwärtsschub reagieren dürften.

Hinter diesem Thema fallen die üblicherweise vielbeachteten US-Arbeitsmarktdaten beinahe als Randnotiz zurück. Die wichtigen Non Farm Payrolls vom vergangenen Freitag verfehlten mit nur 199.000 neugeschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft die Prognose (447K) deutlich und zeigten keine inflationstreibende Tendenz. Allerdings geht aus dem jüngsten FOMC-Protokoll auch hervor, dass die politischen Entscheidungsträger die Wirtschaft bereits als nahe an der Vollbeschäftigung betrachten, womit diese Zahl für sich genommen nur wenig Dampf aus dem hawkishen Kessel nehmen sollte. Man darf bei alledem jedoch nicht vergessen, dass die USA natürlich wichtig sind, jedoch auch nicht der alleinige Richtungsweiser. Das Inflationsthema ist global betrachtet durchaus heterogen und so ist es wahrscheinlich, dass 2022 ein Jahr der unterschiedlichen Zentralbankpolitiken werden wird, wobei die Europäische Zentralbank und die Bank of Japan die Zinssätze voraussichtlich auf einem sehr niedrigen Niveau halten werden, und auch China eher schwächere Zinsen bevorzugen dürfte.

Unter dem Strich bleibt der Optimismus im Edelmetallsektor gedämpft, angesichts des zunehmenden Marktkonsens bezüglich im laufenden Quartal anziehender Renditen. Die Entwicklungen an der US-Zinsfront gilt es bis auf Weiteres nicht aus den Augen zu verlieren. Erwähnenswert ist auch das im Zuge des Preisrutsches deutlich angezogene Handelsvolumen in Kombination mit angestiegenem Open Interest (beides Comex), was bärisches Handelsinteresse nahelegt. Wenig überraschend brach auch bei den durch Bloomberg beobachteten Gold-ETFs die laufende Serie von Tagen mit Nettozuflüssen, womit nun der ein oder andere Privatinvestor wieder an der Seitenlinie steht. Wichtigstes Datenereignis in der laufenden Woche ist, wie schon oben erwähnt, der morgige US-CPI, der durchaus als Katalysator für eine nachhaltige Bewegung dienen kann. Schon heute wird sich Notenbankchef Jerome Powell vor dem US-Kongress äußern (ab 16:00 Uhr, Livestream gibt es auf YouTube). Er dürfte seine Worte mit Bedacht wählen, auch, um ein Asset-übergreifendes Crash-Szenario zu vermeiden.

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Der gestrige Renditerücksetzer am US-Anleihemarkt brachte dem Goldmarkt spürbare Erleichterung. Nachdem bereits der Handelsschluß knapp oberhalb wichtigen 1.800-Dollar-Marke lag, konnte sich das Edelmetall im Laufe der Nacht weiter nach oben absetzen und befindet sich nun auf dem Weg zum nächsten, bei rund $1.815 befindlichen Widerstand. An der übergeordneten Abwärtstendenz hat sich auf Grund dessen zwar nichts geändert (das wäre erst über $1.850 der Fall), auf der kürzeren Zeitebene des Vier-Stunden-Charts sollten sich auf Grund der heutigen Powell-Anhörung und der Morgen anstehenden Inflationsdaten interessante Handelsmöglichkeiten in beide Richtungen ergeben. Die dafür sinnvollen Niveaus sind durch etablierte Chartmarken gut definiert.

Gold: Die Trading Setups

Long-Setup: Nach dem neuerlichen Preisrutsch der vergangenen Woche scheint Gold im Bereich der alten Unterstützung bei rund $1.790 abermals einen belastbaren Boden gefunden zu haben. Nachdem nun, mit Unterstützung von der Zinsfront, der Ausbruch über die 1.800-Dollar-Marke gelang, dürfte einem Durchlaufen der zumindest in diesem Jahr bislang umsatzschwachen Zone bis $1.815 nicht viel im Wege stehen. Zum aktuellen Zeitpunkt ist ein frischer Longeinstieg jedoch nicht interessant, zumindest, wenn man ein aussichtsreicheres Chance-/Risikoverhältnis als bestenfalls 25:75 erwartet. Wer die Gelegenheit nach dem 1.800er-Ausbruch verpasst hat sollte jetzt nicht dem Markt hinterherrennen, sondern geduldig entweder auf einen neuerlichen Rücksetzer in die Region um $1.803/$1.800 warten, oder bei einer Fortsetzung der Bewegung oberhalb des nächsten wichtigen Widerstands bei $1.815 prozyklisch agieren. Sollte Herr Powell und/oder der US-CPI positiv überraschen ist ein schneller Sprint bis rund $1.830 durchaus drin. Für mehr müsste in jedem Fall auch der Dollar wieder mitspielen, der befindet sich allerdings seit Wochen im Dornröschenschlaf. Zumindest handelt dieser nahe seines unteren Ausbruchsniveaus, was, im Fall des Falles, den entsprechenden Schub liefern könnte.

Short-Setup: Der jüngste Preisanstieg bei Gold dürfte zum einen eher auf eine technische Reaktion nach den beiden kurz aufeinanderfolgenden schnellen Abverkäufe dieses Jahres sowie die leichte Abkühlung der laufenden Renditerally zurückzuführen sein, als auf eine fundamental begründete wiederentdeckte Freundschaft. Vor diesem Hintergrund werden bei einsetzender Verlangsamung des Aufwärtsschubs auch Shortpositionen wieder interessant. Der Bereich des nächsten Widerstands um 1.815 Dollar ist bereits in greifbare Nähe gerückt, hier bietet sich ein erstes Verkaufslimit an, mit relativ kurzem Stopp darüber. Das Ziel liegt dann leicht oberhalb der wichtigen Unterstützung bei $1.800. Taktisch kann hier auch nur ein Teil der Position geschlossen werden, da, bei einem Bruch dieses Bereichs, ein schneller Rutsch auf das nächste, in jüngerer Vergangenheit ebenfalls sehr bedeutsame Niveau um $1.790 wahrscheinlich wird. Im Bereich zwischen $1.790 und $1.800 verlaufen zudem die 200- , 90- und 30- Tage gleitenden Durchschnitte, was die Bedeutung dieser Zone nochmals verstärkt. Bei rund $1.790 befindet sich darüber hinaus derzeit die Oberseite des seit August 2020 laufenden langfristigen Abwärtstrends. Oberhalb von $1.815 ist ein zügiger Durchmarsch in Richtung $1.830 zu erwarten. Shorts in der Nähe des dort befindlichen diesjährigen Doppeltops drängen sich dann geradezu auf, mit Ziel um $1.815.

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Geht man von steigenden Kursen bei Gold aus, kann der risikobewusste Trader eine BUY-Position aufgeben. Geht man von fallenden Kursen aus, tätigt man eine SELL-Order. Wenn die Handelsstrategie aufgeht und der Händler auf der richtigen Marktseite ist, können in beiden Richtungen des Marktes Tradinggewinne erzielt werden. Geht die Handelsstrategie nicht auf, macht der Trader Verluste. Der Hebel bis zu 1:20 im Gold CFD multipliziert dabei die möglichen Gewinne oder Verluste.

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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 4. 

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Markus Grüne
Markus Grüne Selbständiger Börsenhändler & Finanzmarktanalyst | Frankfurt am Main | (extern)

Über 14 Jahre Erfahrung als professioneller Händler und Market Maker für Aktien, Derivate und Rohstoffe. Seit 2019 Publikation eigener Börsenbriefe und Analysen mit Fokus auf Rohstoffe.