Gold Wochenausblick: Omicron sorgt für neue Unsicherheit - Gold als Save-Haven-Asset gefragt

November 30, 2021 13:15

Inflations- und neue Coronasorgen sind die Stimmungsgeber derzeit am Goldmarkt. Die Richtung ist noch nicht ganz klar, wohl aber die zunehmende Volatilität!

  • Aktuelle Gold Analyse 30.11.2021: Chartanalyse, Wochenausblick, Setups und mehr – für aktive Daytrader
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Überblick: Gold, das große Bild

Nach dem sich der  Goldmarkt im Anschluss an den Ausverkauf zu Beginn der vergangenen Woche in den folgenden Tagen relativ ruhig mit dem Thema „Bodenbildung“ beschäftigt hatte, schickte die freitägliche Nachrichtenlage wieder einmal eine überraschende Schockwelle durch die Finanz- und Rohstoffmärkte, durchaus mit dem Potenzial, hier und da abermals eine grundlegende Richtungsänderungen herbeiführen zu können. Inflation, die anstehende Drosselung geldpolitischer Maßnahmen verschiedener Zentralbanken, Zinserhöhungsängste, Engpässe in den Lieferketten, die drohende Haushaltsklippe in den USA - dies alles ist auf der Liste der Sorgen der Weltwirtschaft an jenem Tag eine Stufe nach unten gerutscht, während der Themenkomplex „Coronavirus“ wieder an die Spitze geschossen ist.

Meldungen über eine neue, in Südafrika aufgetauchte, Virusvariante mit dem griffigen Namen B.1.1.159 (mittlerweile allerdings medienfreundlicher „Omicron“ genannt) machten die Runde. Als weitaus ansteckender, tödlicher, zudem gegenwehrresistent wurde sie beschrieben, insgesamt quasi ein reiner Superlativ. Angesichts der plötzlichen Aussicht auf abermals großflächige Ausbrüche in weiteren Ländern, Europa und Asien waren zu diesem Zeitpunkt bereits erreicht, und damit einer neuerlichen Verschärfung der wirtschaftlichen Schwierigkeiten legten den Hebel wieder auf „Risk Off“. Allein diese Befürchtung könnte das Vertrauen der Verbraucher und Unternehmen, welches sich ja gerade erst erholt hatte, wieder schwächen, die Preiseffekte aus der vergleichbaren Situation des Vorjahres sind noch gut in Erinnerung. Und was die koordinierte Freigabe von Öl aus den weltweiten strategischen Reserven jüngst nicht vermochte, nämlich einen deutlichen Rückgang des Rohölpreises auszulösen, schaffte Omicron. Mit einem Tagesverlust von gut 13 Prozent versuchten die Anleger, eine weitere Verlangsamung des internationalen Reise- und Güterverkehrs einzupreisen. Auch die Basismetalle wurden von der Flucht aus wachstumsabhängigen Anlagen erfasst: Kupfer, Nickel und Aluminium gaben im Londoner Handel allesamt spürbar nach, ebenso die Aktienmärkte, der US-Dollar sowie die Anleiherenditen.

Zu der Frage, wie die Zentralbanken nun dem Thema Inflation begegnen werden und vor allem, ob sie wohl am gerade eingeschlagenen Weg bezüglich der Rückführung ihrer Wirtschaftsstimulationsprogramme festhalten wollen und können kam „der Markt“ schnell zu einer Einschätzung:  die Erwartungen für Zinserhöhungen im kommenden Jahr sind am Freitag bei den Zentralbanken der USA, Großbritanniens und Australiens um mindestens zehn Basispunkte gesunken. Händler haben den Zeitpunkt einer Zinserhöhung durch die US-Fed von Juni auf September verschoben. Von der Bank of England wird die nächste Zinserhöhung erst im Februar und nicht mehr im nächsten Monat erwartet, die Chancen für einen solchen Schritt der EZB waren für das nächste Jahr schon zuvor gering. Vor diesem Hintergrund ist die relative Stabilität des Goldpreises gut nachzuvollziehen. Dessen Covid-Crash im vergangenen Frühjahr ist zwar nicht vergessen, vergessen aber wurde auch nicht die darauf folgende 600-Dollar-Rally, angesichts eines geradezu perfekten Sturms aus inflationsfördernden Ereignissen und geld- wie fiskalpolitischen Maßnahmenpaketen. Ob sich das aktuelle Szenario ähnlich ausspielt oder ob Omicron nur ein kurzer Schreck für die Märkte bleibt, wird sich erweisen. Eine wirkliche Umkehr der freitäglichen Flucht in Sicherheit ist jedenfalls noch nicht zu beobachten. So fallen die Renditen der 10-jährigen US-Staatsanleihen weiter, Aktien, Industrierohstoffe und US-Dollar bleiben in der Defensive und Gold handelt stabil kurz unter der 1.800-Dollar-Marke.

Fest steht, dass Covid-19 der Joker für Weltwirtschaft und Märkte bleiben wird und die als Reaktion darauf ergriffenen politischen Maßnahmen weiterhin die wesentlichen Unsicherheitsfaktoren darstellen. In seiner gestrigen Anhörung vor dem US-Kongress wies Fed-Chef Jerome Powell bereits auf die neuen Schwierigkeiten hin, in dem er Abwärtsrisiken für die Beschäftigung (seinem Hauptkriterium in Sachen Zinserhöhung) und die Wirtschaftstätigkeit beschrieb, sowie auf mindestens konstanten Inflationsdruck hinwies. Auf die Möglichkeit, das Tempo des Taperings zu ändern, ging er jedoch nicht ein. Nichtsdestotrotz dürfte man es als gesetzt ansehen, dass neue, umfangreiche Lockdowns die aktuellen Pläne zur Rücknahme der geldpolitischen Anreize zunichtemachen und gleichzeitig die Ungleichgewichte verstärken könnten, die die derzeitige Welle steigender Verbraucherpreise angeheizt haben. Damit wären wir wieder bei einem Stagflationszenario angelangt. Gold profitiert derweil von dieser Aussicht und stellt die Sorge vor einer neuerlichen Nachfragezerstörung hinter den Sicherheitsgedanken zurück.

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Nachdem die 1.800er-Marke den in der vorvergangenen Woche auf die Powell-Nominierung begonnenen Absturz nicht stoppen konnte, oszilliert Gold nun seit sieben Tagen zwischen rund $1.780 und $1.800 herum. Für Aufregung sorgte lediglich der Omicron-Schock vom vergangenen Freitag, im Zuge dessen sogar die Oberseite des seit August 2020 laufenden Abwärtstrends angekratzt wurde. Sowohl die Ausprägung dieses Aufwärtsschubs (immerhin fast 30 Dollar) als auch dessen unmittelbar darauf folgende Rückwärtsbewegung (35 Dollar) noch bis unter das Ausgangsniveau der Bewegung zurück, sollte nicht überbewertet werden. Immerhin lag einem Großteil der sonst aktiven Marktteilnehmer noch der Truthahnbraten im Magen, feiertagsbedingt (USA, Thanksgiving) zeigt sich diese Preisbewegung relativ umsatzschwach. Aktuell findet das Handelsgeschehen innerhalb einer engen Bandbreite statt und ist als Findungsphase zu klassifizieren. Der Goldmarkt, wie auch andere Segmente, versucht die neue Informationslage zu interpretieren und wird sich erst auf eine klare Richtung festlegen, wenn darüber ein Konsens gefunden wurde. Zunehmende Volatilität ist erwartbar. 

Gold: Die Trading Setups

Long-Setup: Auf der kurzen Zeitebene handelt Gold aktuell im Niemandsland kurz oberhalb seiner langfristigen 200- und 90-Tage Moving Averages. Für Engagements, egal ob long oder short, sollte zunächst eine klarere Situation abgewartet werden. Aussichtreich werden frische Käufe wieder oberhalb der 1.800-Dollar-Marke, hier verlaufen der „alte“ Widerstandsbereich sowie die Hochpunkte der vergangenen sieben Tage. Erwartbar ist dann ein zügiger Durchmarsch in Richtung $1.815. Hier dürften die dort verlaufende Abwärtstrendlinie (des langen Trends seit 08.2020) und der Hochpunkt des Omicron-Spikes von Freitag bremsen, bei entprechenden Rahmenbedingungen jedoch einer Fortsetzung der Aufwärtsbewegung nicht im Wege stehen. Der nächste schwere Widerstand findet sich dann erst um $1.850. Bedenken Sie, dass der jüngste Absturz zwischen rund $1.850 und $1.815 praktisch im freien Fall erfolgte und der Markt in diesem Bereich keinen Konsensbereich ausbilden konnte. Nicht selten erfolgt in solchen Situationen eine Rückkehr in den vorigen Wohlfühlbereich, das wäre dann um und über $1.850. Im Falle einer weiteren Rückwärtsbewegung bieten sich erste Käufe in der Region um $1.780, der Unterseite der laufenden Konsolidierungsbewegung, an. Die nächsten darunter befindlichen Unterstützungen liegen um $1.770 und $1.750. Der fragilen Situation kann mit relativ engen Stopps Rechnung getragen werden, vergegenwärtigen Sie sich jedoch immer mal wieder, dass diese insbesondere in den Nachtstunden schon des öfteren zu fatalen Ergebnissen geführt haben. Möglicherweise sind reduzierte Positionsgrößen derzeit die bessere Wahl, um das Risiko zu begrenzen.

Short-Setup: Analog zum Long-Setup biete sich auch für neue Short-Positionen mindestens der Ausbruch aus der aktuellen Seitwärtszone an, beziehungsweise bei antizyklischem Vorgehen das Erreichen einer der nächsten Widerstandsmarken. Die erste verläuft in der Nähe des aktuellen Preisniveaus bei 1.800 Dollar. Sollte diese jedoch nach oben durchstoßen werden, dürfte schnelle Reaktion gefragt sein, um einen Fehltrade nicht aus dem Ruder laufen zu lassen. Aussichtsreicher stellt sich das Niveau um $1.815 dar, mit erstem Ziel dann wieder bei $1.800. Es ist also ein wenig Geduld gefragt. Oberhalb $1.815 ist Vorsicht angeraten, ich gehe in diesem Fall von einer sehr schnellen Fortsetzung der Bewegung aus (siehe Long-Setup). Ein Abbruch der Aufwärtsbewegung wäre im Bereich um $1.830 denkbar, die Zeichen dafür sollten aber klar erkennbar sein und vorauseilendem Gehorsam eher widerstanden werden. Falls Gold unter das Freitagstief ($1.778) zurückfällt, gerät die 1.750-Dollar-Marke in den Fokus, mit Zwischenziel bei $1.770. Kurz oberhalb von $1.750, bei rund $1.755, verläuft das 78,6-Prozent-Retracement der jüngsten Aufwärtsbewegung (vom 30.09. bis 16.11.). Dieses Marke gilt grundsätzlich als „letzte Verteidigungslinie“, Preise darunter führen nicht selten zum Beginn der entsprechenden Bewegung zurück. Dieser liegt bei 1.725 Dollar. Hält die letztgenannte Unterstützung also nicht, kann dieses Argument eine weitere Shortposition rechtfertigen.   

 

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Geht man von steigenden Kursen bei Gold aus, kann der risikobewusste Trader eine BUY-Position aufgeben. Geht man von fallenden Kursen aus, tätigt man eine SELL-Order. Wenn die Handelsstrategie aufgeht und der Händler auf der richtigen Marktseite ist, können in beiden Richtungen des Marktes Tradinggewinne erzielt werden. Geht die Handelsstrategie nicht auf, macht der Trader Verluste. Der Hebel bis zu 1:20 im Gold CFD multipliziert dabei die möglichen Gewinne oder Verluste.

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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 4. 

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Markus Grüne
Markus Grüne Selbständiger Börsenhändler & Finanzmarktanalyst | Frankfurt am Main | (extern)

Über 14 Jahre Erfahrung als professioneller Händler und Market Maker für Aktien, Derivate und Rohstoffe. Seit 2019 Publikation eigener Börsenbriefe und Analysen mit Fokus auf Rohstoffe.