Gold Wochenausblick: Märkte drehen in Risk-Off-Modus, Gold profitiert – kommende Fed-Sitzung mit Spannung erwartet

Januar 25, 2022 11:50

Gold hat dem Unbill an den Aktienmärkten gut widerstanden, es wurde kein Opfer von anderswo ergangenen Margin-Calls, sondern erfüllte seinen Zweck als Portfoliostabilisator in unruhigen Zeiten. Der Dollar hat sich von seinem vorwöchentlichen Tief mittlerweile deutlich nach oben absgesetzt und wäre unter normalen Umständen ein merklicher Bremsschuh, momentan stellt er für die laufende „Flucht in Qualität“ jedoch kein Hindernis dar.

  • Aktuelle Gold Analyse 25.01.2022: Chartanalyse, Wochenausblick, Setups und mehr – für aktive Daytrader
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Überblick: Gold, das große Bild

„Raus aus dem Risiko“ lautet die Devise der letzten Tage. Das negative Sentiment, welches seit Jahresbeginn um sich greift, verstärkte sich in der vergangenen Woche noch einmal deutlich und brachte die Märkte ins Straucheln, je grösser der „Growth-Anteil“ der Anlageklasse oder des jeweiligen Sektors, desto stärker. Gold kann von dieser Flucht aus den risikobehafteteren Anlageklassen bisweilen profitieren und spielt seinen Save-Haven-Status aus, die Risiken erhöhen sich nun jedoch auch für das gelbe Edelmetall. Insbesondere ein umfassender Zusammenbruch an anderer Stelle würde auch Gold in Schwierigkeiten bringen. Sollten größere Schieflagen finanziell ausgeglichen werden müssen, wird auch Gold unter die Räder kommen. In einem wirklichen Crash-Szenario ist Cash King, aber ganz so weit ist es noch nicht.

Momentan blicken die Märkte zuvorderst auf die geopolitische Lage, immerhin spitzt sich die Situation im russisch-/ukrainischen Konflikt mehr und mehr zu, sowie auf die bevorstehenden fiskalpolitischen Entwicklungen, speziell in den USA. Dort trifft sich die Notenbank bereits am morgigen Mittwoch wieder, und die routinemäßig für 20:30 Uhr angesetzte Pressekonferenz stellt dann auch das planmäßige ökonomische Highlight der laufenden Handelswoche dar. Erwartet werden dabei klare Aussagen zur Einleitung des angekündigten Zinserhöhungszyklus. Signalisiert wurde ja bereits ein erster 25-Punkte-Schritt im März, wobei die Geldmärkte bereits beginnen, die Möglichkeit einer ersten Zinserhöhung um 50 Basispunkte einzupreisen. Goldman Sachs wies darauf hin, dass die Fed im Laufe des Jahres 2022 möglicherweise eine aggressivere Straffung vornehmen wird als derzeit erwartet. Das Unternehmen geht momentan noch von Zinserhöhungen im März, Juni, September und Dezember aus. Bloomberg Economics brachte bereits insgesamt fünf Erhöhungen in diesem Jahr ins Spiel. Finanzministerin Janet Yellens Inflationsprognose stellt dabei bis Jahresende einen Rückgang auf zwei Prozent in Aussicht (von sieben im Dezember), jedenfalls, „wenn es uns gelingt, die Pandemie in den Griff zu bekommen“. Allerdings vergisst man in den USA nur allzu oft, dass es da mehr gibt, hinter dem Horizont, und so stehen keineswegs alle Zentralbanken auf der gleich Seite. Der Gouverneur der Bank of Japan sagte diese Woche, dass "eine Zinserhöhung undenkbar ist". Beamte der Europäischen Zentralbank traten den Markterwartungen einer Zinserhöhung bereits im September entgegen, und Präsidentin Christine Lagarde sagte, sie habe "allen Grund, nicht so schnell zu reagieren" wie die Fed. In China liegt das Augenmerk ohnehin weiterhin auf dem Bestreben, das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Das Versprechen der People's Bank of China, ihr geldpolitisches Instrumentarium zu öffnen, hat Ökonomen zu der Vermutung veranlasst, dass die Bank zum ersten Mal seit 2017 die Einlagenzinsen senken oder sogar in nennenswertem Umfang am Devisenmarkt intervenieren könnte. Ob es der Fed also gelingen wird, die Inflationsentwicklung im eigenen Land in den Griff zu bekommen ist das eine, wie es in anderen Teilen der Welt aussieht, dann aber nochmal etwas anderes.

Öl ins Feuer gießt übrigens ausgerechnet selbiges: Mittlerweile notiert das schwarze Gold so hoch wie seit 2014 nicht mehr, starke Nachfrage in Verbindung mit Lieferengpässen hat die Benchmark-Rohölpreise seit November in die Höhe getrieben, die 100-Dollar-Marke rückt bereits in greifbare Nähe. Geldpolitische Entscheidungsträger neigen dazu, Energiepreissprünge zu ignorieren und sich auf Inflationsindikatoren zu konzentrieren, die diese ausblenden. Nichtsdestotrotz heizt teureres Öl die Inflationserwartungen erheblich an, über Zweitrundeneffekte, die auf Güter durchschlagen, für die Energiekosten ein wichtiger Input sind. So sorgten die Wirtschaftsexperten von JPMorgan am Freitag für Aufsehen, als sie darlegten, was passieren könnte, wenn ein Scharmützel zwischen der Ukraine und Russland dazu beitragen würde, den Ölpreis in diesem Quartal in die Nähe von150 Dollar pro Barrel zu hieven. Ihrer Einschätzung nach würde ein solcher Schock ausreichen, um das globale Wachstum in der ersten Hälfte dieses Jahres auf 0,9 Prozent zu drücken und die weltweite Inflation auf über sieben Prozent ansteigen zu lassen. Da könnte dann auch Herr Powell nicht viel machen.

Dabei liefert die augenblickliche Pattsituation am Schwarzen Meer ein klassisches Save-Haven-Argument für Gold. Man darf jedoch davon ausgehen, dass trotz Säbelrasselns in Form von schärfer werdender Rhetorik, abgezogenem Botschaftspersonal, Wirtschaftssanktionsdrohungen gen Russland und beiderseitigen Muskelspielen per Aufstocken des jeweils vor Ort vorhandenen Militärapparats, im Hintergrund feinste Diplomatie betrieben wird. Es steht für alle Beteiligten zu viel auf dem Spiel und insbesondere Europa kann es sich überhaupt nicht leisten, in einen Konflikt mit Russland hineingezogen zu werden. Durch dessen Abhängigkeit von russischen Energielieferungen schließt sich dann auch der Kreis: steigende Öl- und Gaspreise führen zu steigender Inflation. Im Grunde ergibt sich daraus (Kriegsgefahr plus Aussicht auf explodierende Energiepreise) der perfekten Sturm für Gold, nur allzu realistisch ist eine wirkliche Eskalation glücklicherweise nicht.

Damit bleibt eine mögliche aggressive Straffung der Geldpolitik durch die Zentralbanken das größte Risiko für die Märkte. Dies dürfte nach den Entwicklungen der letzten Tage jedoch bereits zu einem Großteil eingepreist sein, sodass die Erläuterungen Jerome Powells in der morgigen Pressekonferenz eher zu einem umgekehrten „Buy-the-Rumors-Sell-the-Facts-Moment“ werden und den Risikomärkten wieder neues Leben einhauchen könnte. Wie allein die Ankündigung, gleichzeitige Maßnahmen bei Zinssätzen und der Zentralbankbilanz vornehmen zu wollen die Märkte verunsichert, haben die vergangenen Tage gezeigt. Jerome Powell wird ebenfalls diplomatisch agieren müssen, um nicht an dieser Stelle deutliche Schäden anzurichten. Gold hat dem Unbill an den Aktienmärkten gut widerstanden, es wurde kein Opfer von anderswo ergangenen Margin-Calls, sondern erfüllte seinen Zweck als Portfoliostabilisator in unruhigen Zeiten. Von der Fähigkeit der Zentralbanker, die Inflation, wie prognostiziert, in den Griff zu bekommen, ist der Goldmarkt nicht restlos überzeugt. Dieses Thema bleibt interessant (und bullisch), insbesondere, wenn Jerome Powell angesichts nervöser Aktienmärkte nun vorsichtigere Töne anschlagen sollte.

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Angesichts des günstigen fundamentalen Umfelds trotzt der Goldpreis derzeit sogar dem wieder erstarkenden US-Dollar. Dieser hat sich von seinem vorwöchentlichen Tief mittlerweile deutlich nach oben absgesetzt und wäre unter normalen Umständen ein merklicher Bremsschuh, momentan stellt er für die laufende „Flucht in Qualität“ jedoch kein Hindernis dar. Unter im Wochenvergleich leicht erhöhter Volatilität pendelt Gold seit vergangenem Mittwoch innerhalb seiner durch die Marken $1.830 und $1.850 klar definierten Seitwärtszone, als erwartbarer Auslöser für die Auflösung dieses Bereichs sollte der morgigen FOMC-Pressekonferenz (20:30 Uhr) große Aufmerksamkeit gewidmet werden. Sowohl oberhalb wie unterhalb dieser Marken ist einiges an Luft, und die spürbare Nervosität anderer Sektoren dürfte bei entsprechendem Trigger auch den Goldmarkt erfassen und für einen kräftigen, mittelfristig richtungsweisenden, Schub sorgen.

Gold: Die Trading Setups

Long-Setup: Auf aktuellem Niveau, ziemlich genau mittig zwischen den oben genannten Begrenzungen der aktuellen Seitwärtszone, drängt sich kein Trade auf, weder Long noch Short. Es gilt also wieder einmal ruhig abzuwarten, bis aussichtsreichere Niveaus angesteuert werden. Gut erkennbar zeigt sich auf der kurzen Zeitebene des 4-Stunden-Charts die seit Mitte Dezember zwar volatile, aber grundsätzlich aufwärts gerichtete Bewegungsrichtung des Goldpreises. Sollte sich diese Bewegung vom aktuellen Sentiment beflügelt fortsetzen, bietet sich, nach Überwindung des Widerstands bei 1.850 Dollar, ein prozyklischer Longeinstieg an. In diesem Bereich verläuft zudem die Oberseite des genannten Aufwärtstrends, und auch das Bewegungshoch der jüngsten Rally findet sich hier. Gelingt der Bruch dieser Marke, werden frische Longs aussichtsreich, das Ziel liegt dann um $1.875. Sollte Gold seinen Weg nicht zügig zumindest bis an diesen Bereich heran fortsetzen, wird ein neuerlicher Test der unteren Begrenzung der laufenden Konsolidierungszone wahrscheinlich ($1.830). Zumindest ein Teil der geplanten Gesamtposition könnte an dieser Marke zugekauft werden, mit erstem Ziel um $1.850. Die nächste kauflimitwürdige Unterstützung verläuft gut 15 Dollar tiefer bei rund $1.815. Hier findet sich zudem die Unterseite des mittelfristigen Aufwärtstrends sowie dessen 38,2-Retracement-Level.      

Short-Setup: Beim nächstgelegen Widerstand um die 1.850-Dollar-Marke handelt es sich um einen harten Brocken, an dieser Stelle kommt, wie oben schon erwähnt, Verschiedenes zusammen (klassischer Widerstand, Bewegungshoch, obere Begrenzung des Aufwärtstrends). Sollte Gold in diese Region vordringen, bieten sich, trotz grundsätzlich bullischem Umfeld, antizyklische Verkäufe an. Dabei sollten solche Positionen dann eher kleinteilig gemanaged werden, sprich, auch an weniger deutlichen Unterstützungsniveaus zumindest Teilgewinne mitgenommen und die Position dann gegebenenfalls schnell wieder aufgebaut werden, falls der Preis doch weiter sinkt. Solche übergeordnet weniger relevanten aber für diese Taktik sinnvollen Levels verlaufen um $1.842 und $1.836, die nächste offensichtliche Unterstützung liegt dann bekanntermaßen bei $1.830. Dies wäre auch das eigentliche Ziel einer um $1.850 eröffneten Shortposition. Bei einem Fehltrade an der 1.850-Dollar-Marke sollte mit dessen Glattstellung nicht gezögert werden, oberhalb dieses Bereichs dürfte sich der Aufwärtschub sehr zügig fortsetzen. Hält die Unterstützung um das 1.830er-Niveau nicht, ist mit einem schnellen Rutsch in Richtung $1.815 zu rechnen. Unterhalb dessen droht der Ausbruch aus dem seit gut sechs Wochen laufenden Aufwärtstrend. Dieses Niveau dürfte aggressiv verteidigt werden, fällt es, übernehmen wieder die Bären das Zepter.

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Handelsoptionen für Gold in beide Marktrichtungen mit CFD

Geht man von steigenden Kursen bei Gold aus, kann der risikobewusste Trader eine BUY-Position aufgeben. Geht man von fallenden Kursen aus, tätigt man eine SELL-Order. Wenn die Handelsstrategie aufgeht und der Händler auf der richtigen Marktseite ist, können in beiden Richtungen des Marktes Tradinggewinne erzielt werden. Geht die Handelsstrategie nicht auf, macht der Trader Verluste. Der Hebel bis zu 1:20 im Gold CFD multipliziert dabei die möglichen Gewinne oder Verluste.

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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 4. 

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Markus Grüne
Markus Grüne Selbständiger Börsenhändler & Finanzmarktanalyst | Frankfurt am Main | (extern)

Über 14 Jahre Erfahrung als professioneller Händler und Market Maker für Aktien, Derivate und Rohstoffe. Seit 2019 Publikation eigener Börsenbriefe und Analysen mit Fokus auf Rohstoffe.