Gold Wochenausblick: Jerome Powell erhält zweite Amtszeit – Goldmarkt taucht ab

November 23, 2021 12:00

Powell bleibt, Gold rauscht ab nach unten. Dies die Kurzform vom gestrigen Handelstag betreffend Gold. Der gestern Nachmittag erfolgte Rücksetzer negierte praktisch sämtliche Bemühungen der vergangenen 2 ½  Wochen, einen neuen, stabilen Aufwärtstrend zu etablieren. 

  • Aktuelle Gold Analyse 23.11.2021: Chartanalyse, Wochenausblick, Setups und mehr – für aktive Daytrader
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Überblick: Gold, das große Bild

Nachdem der  Goldmarkt in der vergangenen Woche seinen vorangegangenen steilen Aufwärtstrend beendet und sich in einer 25 Dollar breiten Seitwärtszone oberhalb des um $1.850 befindlichen wichtigen Widerstands eingependelt hatte, löste die Nachricht von der neuerlichen Nominierung Jerome Powells zum US-Notenbankchef am frühen Montagnachmittag einen massiven Preisrutsch aus. Dessen initiale Bewegung wurde zwar zunächst im Bereich der nächsten Unterstützung bei $1.815 wieder gebremst, wirklich eingefangen jedoch erst an der nächsten, auch „psychologisch“ wichtigen, 1.800er-Marke.

Dabei blies Gold der Wind schon in den Tagen zuvor entgegen, jedoch ohne das grundsätzlich positive Sentiment wirklich gefährden zu können. So sorgte die Ankündigung Washingtons, eine international koordinierte Aktion zur Freisetzung eines Teils der strategischen Erdölreserven verschiedener Staaten durchzuführen, für spürbare Preisrückgänge im Energiesektor. Ein solcher Angriff auf sozusagen das „Herzstück der Inflation“ lässt Schutz-Assets, wie Edelmetalle, nicht kalt, wenn auch der Effekt einer solchen Maßnahme bei weitem weniger dramatisch und vor allem weniger nachhaltig ist als gemeinhin angenommen wird. Man darf nicht vergessen, dass es sich eben um „strategische“ Reserven handelt, die für den Fall wirklicher Notlagen vorgehalten werden (Naturkatastrophen, Kriege, etc.). Sprich, die jetzige Situation erlaubt zum einen lediglich die Entnahme relativ geringer Mengen, was den Preisimpact begrenzt, und zum anderen müssen diese Reserven auch relativ zügig wieder aufgefüllt werden, womit die zeitliche Dauer dessen ebenfalls überschaubar bleibt (man bedenke, dass der gesamte, für diesen Zweck von der USA vorgehaltene, Lagerbestand die heimische Versorgung für gerade einmal vier Wochen sicherstellt). Immerhin signalisiert US-Präsident Joe Biden damit Handlungsbereitschaft und wirkt dem Unmut der Bevölkerung über den, sich insbesondere in steigenden Energiekosten manifestierenden, Preisdruck entgegen. Dabei liefert die Entwicklung an der Corona-Front wieder ungewollt Hilfestellung und bremst die Nachfrageseite. Österreich geht mit seinen Gegenmaßnahmen kompromisslos (und umstritten) voran. Dabei wären die Auswirkungen selbst eines dort länger andauernden Komplettlockdowns auf das internationale Inflationsgeschehen nur gering. Sollten andere europäische Länder diesem Beispiel jedoch folgen, bestünde erneut große Gefahr für die Nachfrageseite. Und die Risiken für ein solches Szenario sind jetzt höher als noch vor ein paar Monaten, zumindest in Deutschland und den Niederlanden, schließlich sind die Wahlen in beiden Ländern gelaufen, was der Politik wieder größere Spielräume ermöglicht, ohne den Zorn des bisweilen lästigen Wählers fürchten zu müssen. Es bleibt aus verschiedenen Gründen zu hoffen, dass es in diesen Ländern bei lokal angepasste Vorschriften bleiben wird.

Beides, Ölpreisgeraune, wie Coronamaßnahmen, hielten Gold bis gestern Nachmittag in Schach. Das selbst abermals „heiße“ Konsumenten- und Verbraucherpreisindizes aus den USA, Europa und Asien keinen frischen Schub liefern konnten, zeigte deutlich, dass der Goldmarkt mittlerweile mindestens ein Zwischenhoch erreicht hatte.  Der folgende, in seiner Ausprägung durchaus überraschende, Einbruch schließlich wurde ausgelöst durch die amtliche Verkündung der Entscheidung Joe Bidens, Jerome Powell für eine zweite vierjährige Amtszeit zum Vorsitzenden der US-Notenbank zu ernennen. Biden wahrt damit die personelle Konsistenz in der Zentralbank angesichts der dramatischsten Inflationsentwicklung seit drei Jahrzehnten. Der Markt leitet daraus eine erhöhte Wahrscheinlichkeit dafür ab, dass die Fed nun das Tempo der bereits angekündigten Tapering-Maßnahmen erhöhen könnte. Einige Beamte äußerten bereits, dass die Notenbank ihr massives Programm zum Ankauf von Vermögenswerten schneller als geplant zurückfahren müsste. Zum anderen könnte auch der Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung vorverlegt werden. Denn während der Zentralbankchef dafür nach wie vor die Entwicklung am Arbeitsmarkt zum entscheidenden Kriterium macht, sprachen sich die Mitglieder des entsprechenden, von Powell geführten, Ausschusses jüngst jedenfalls mehrheitlich für eine schnellere Anhebung der Zinssätze aus, mehr oder weniger unabhängig von dieser Bezugsgröße. Zeitgleich mit dem Abverkauf am Goldmarkt zogen Anleiherenditen und US-Dollar auf Grund dieser Personalentscheidung deutlich an.

Der Blick auf den jüngsten Commitment-of-Traders-Report zeigt die größte Longpositionierung der Spekulantenfraktion seit Februar diesen Jahres. Unter der Annahme, dass daran im relativ ruhigen Fahrwasser zwischen Dienstag und Freitag der Vorwoche (den Erhebungs- und Veröffentlichungstagen dieser Daten) keine wesentlichen Änderungen vorgenommen wurden, dürfte diese Gruppe auch hauptverantwortlich für die gestrige Verkaufswelle sein. Auch der massive Anstieg des Open Interest an der Comex (auf über 612.000 Kontrakte, plus mehr als 100.000 in den vergangenen 14 Tagen) weist auf den Aufbau neuer Longpositionen bis zum vergangenen Dienstag hin, und das zudem auf relativ hohem Preisniveau. Nicht wenige davon dürften gestern aus dem Markt gespült worden sein. Aufschluss darüber wird der nächste COT-Report geben (Freitag 21:30 Uhr). Möglicherweise war dies bereits das reinigende Gewitter. Die Ausprägung des Abverkaufs dürfte vornehmlich der Marktstruktur selbst geschuldet sein und weniger neuen Erwartungen bezüglich der politischen oder medizinischen Umstände.

A propos Politik:  Wie am vergangenen Wochenende zu lesen war, zeigen aktuelle Geheimdienstinformationen der USA offenbar eine bemerkenswerte Aufstockung russischer Truppen an der ukrainischen Grenze. Interpretiert wird diese Entwicklung als Vorbereitung auf einen schnellen, groß angelegten russischen Vorstoß in das Nachbarland, von mehreren Standorten aus. Der Kreml dementierte seine militärische Präsenz nicht, erklärte jedoch, dass seine Truppen keinerlei Bedrohung darstellten, und beschuldigte die Ukraine seinerseits einer "alarmierenden" militärischen Aufrüstung. Nun ja, man weiß es nicht, aber möglicherweise wird Gold zukünftig auch wieder von seiner Funktion als klassisches Krisenmetall profitieren können. 

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Der gestern Nachmittag erfolgte Rücksetzer negierte praktisch sämtliche Bemühungen der vergangenen 2 ½  Wochen, einen neuen, stabilen Aufwärtstrend zu etablieren und warf Gold wieder in seinen vorigen, Anfang August 2020 begonnen Abwärtstrend zurück. In der Nähe dessen Oberseite, kurz oberhalb der wichtigen 1.800-Dollar-Marke, verdaut der Markt nun den gestrigen „Powell-Schock“ und bemüht sich, eine neue Basis auszubilden. Wie schon oben erwähnt, deutet die bis vorherrschende Marktstruktur darauf hin, dass ein Gutteil der Bewegung auf die Positionierung der Spekulantenseite zurückzuführen ist (vermutlich, genaueres wird man erst am kommenden Freitag sehen), die sich mit neuen Longs auf zu hohem Niveau schlicht verspekuliert hat und gestern aufgeben musste. Wenig verwunderlich, dass im Zuge dieser Bewegung  Momentumindikatoren, wie der RSI, tief in den überverkauften Bereich abgerutscht sind. Allein dieser Umstand lässt noch keinen Rückschluss über den möglichen weiteren Verlauf zu, bislang waren Extremwerte hier jedoch gute Einstiegspunkte. Achten Sie auf Divergenzen zwischen solchen Indikatoren und dem Preisverlauf!   

Gold: Die Trading Setups

Long-Setup: Nach dem freien Fall aus seinem seit Ende September aktiven Aufwärtstrend zurück in den langfristigen Abwärtstrendkanal von Mitte des letzten Jahres befindet sich Gold derzeit in der Nähe des nächsten bedeutenden Unterstützungsbereich bei $1.800 geradezu in Schockstarre. Der asiatische Handel hat sich in der vergangnen Nacht zu keinerlei Aktion hinreissen lassen, weder in die eine, noch die andere Richtung. Für neue Longpositionen bietet es sich an, zunächst eine tatsächliche Bodenbildung abzuwarten, denn trotz des schnellen Kursrutsches, der kurzfristig mindestens eine technische Gegenreaktion provozieren sollte, bleibt die Lage fragil. Blickt man über den Tellerrand, zeigen sich diverse Märkte angeschlagen, neben den Rohstoffen auch Aktien und der Krytobereich. Prozyklisch bietet sich ein erster Einstieg oberhalb von $1.815 an, hier verläuft neben dem nächsten horizontalen Widerstand auch die obere Begrenzung des genannten Abwärtstrends. Gelingt dessen Überwindung dürfte der Weg zügig in Richtung $1.830 (nächster Widerstand), danach ca. $1.845 führen, um dort den gestern verlassenen Aufwärtstrend abermals zu testen. Die nächsten Unterstützungsbereiche unterhalb des aktuellen Preisniveaus finden sich bei $1.790 und $1.770. An ersterem verlaufen zudem die 90- und 200-Tage gleitenden Durchschnitte, was üblicherweise zusätzliche Bremswirkung hat.

Short-Setup: Darauf, dass sich der Goldmarkt im Begriff befindet ein Top auszubilden und anfällig für mindestens eine beruhigende Konsolidierung wird, habe ich in der vergangenen Ausgabe an dieser Stelle hingewiesen, allerdings ging ich von einer Kurskorrektur bis maximal $1.830 aus, eher bis lediglich $1.850. Die Wucht, mit der Gold auf tatsächlich ja keinerlei personelle Änderung an der Fed-Spitze reagiert hat, ist schon mehr als erstaunlich. Die aktuelle Konsolidierung beinahe 50 Dollar unterhalb des Vormeldungs-Niveaus könnte nun das Ende der Fahnenstange für die Bären bedeuten, neue Shorts dürften auf aktuellem Level kein gutes Chance-/Risiko-Profil bieten. Dies ändert sich jedoch, falls Gold sich an dieser Stelle nicht kurzfristig stabilisieren kann und unter die 1.790-Dollar-Marke zurückfällt. Preise dann sowohl unter der dortigen Unterstützung  als auch unter den beiden schon erwähnten längeren gleitenden Durchschnitten dürften weitere Verkäufer auf den Plan rufen und Gold zügig in Richtung $1.750 drücken. Hier befindet sich ein starker Unterstützungsbereich, was für auch umfangreichere Gewinnmitnahmen spricht. Bricht auch dieser, ist Luft bis rund $1.725, dem Beginn des gestern verlassenen Aufwärtstrendkanals. Sollte sich Gold vom jetzigen Niveau aus erholen, bietet der Bereich um die 1.815-Dollar-Marke Gelegenheit für antizyklische Shortpositionen. Die hier verlaufende Oberseite der langfristigen Abwärtstrends bietet neben dem „regulären“ Widerstand dort zusätzlich Gegendruck. Ein Stopp kurz darüber begrenzt dann das Risiko.

 

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Geht man von steigenden Kursen bei Gold aus, kann der risikobewusste Trader eine BUY-Position aufgeben. Geht man von fallenden Kursen aus, tätigt man eine SELL-Order. Wenn die Handelsstrategie aufgeht und der Händler auf der richtigen Marktseite ist, können in beiden Richtungen des Marktes Tradinggewinne erzielt werden. Geht die Handelsstrategie nicht auf, macht der Trader Verluste. Der Hebel bis zu 1:20 im Gold CFD multipliziert dabei die möglichen Gewinne oder Verluste.

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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 4. 

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Markus Grüne
Markus Grüne Selbständiger Börsenhändler & Finanzmarktanalyst | Frankfurt am Main | (extern)

Über 14 Jahre Erfahrung als professioneller Händler und Market Maker für Aktien, Derivate und Rohstoffe. Seit 2019 Publikation eigener Börsenbriefe und Analysen mit Fokus auf Rohstoffe.