Gold Analyse: US-Dollar gerät unter Druck – Gold kann profitieren

September 13, 2022 14:45

Der Goldpreisanstieg der vergangenen Woche spiegelt sich bisweilen noch nicht in frischem Investoreninteresse wieder. Nach abermaligen Test der Region um das Vorwochentief konnte Gold auf der kurzen Zeitebene einen neuen Aufwärtstrend ausbilden und sich auch über die obere Begrenzung der seit nun einem Monat laufenden Abwärtsbewegung absetzen. 

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Überblick: Gold, das große Bild

Weltweit sind die Zentralbanker damit beschäftigt, die rasche Straffung ihrer Geldpolitik umzusetzen, die sie bei ihrem Treffen in Jackson Hole jüngst vollmundig angekündigt hatten. Am auffälligsten war vielleicht die EZB, die in der vergangenen Woche, ebenso, wie ihr kanadisches Pendant, die Zinsen um einen dreiviertel Prozentpunkt anhob. Bemerkenswerterweise vollzog die Europäische Zentralbank einen Schritt in dieser Größenordnung zum ersten Mal überhaupt. Die Währungshüter ließen sich darüber hinaus die Möglichkeit offen, dies bei ihrer nächsten Sitzung im Oktober erneut zu tun, falls die Inflation weiter anhalten sollte. Fed-Chef Jerome Powell hielt nur wenige Stunden nach der EZB-Entscheidung eine Rede, in der er deutlich machte, dass die US-Notenbank durchaus die Absicht hat, noch in diesem Monat ebenso weit zu gehen, auch, um die Führungsrolle in der weltweiten Flut von übergroßen Zinserhöhungen zu behalten. Infolgedessen setzte sich die Talfahrt im Anleihesektor fort. Eine Reihe von Renditen kletterten auf neue Höchststände, wobei der Zinssatz für 30-jährige Staatsanleihen den höchsten Stand seit 2014 erreichte.

Der Dollar reagierte auf die ungewöhnlich große Zinserhöhung der EZB deutlich verschnupft und gab kräftig nach, womit der Euro nun immerhin wieder über Parität notiert. Weiteren Druck auf die US-Währung könnten die heute Nachmittag zur Veröffentlichung anstehenden US-Verbraucherpreise bringen (14:30 Uhr). Erwartet wird eine Verlangsamung der Inflation von im Jahresvergleich 8,5 auf 8,1 Prozent. Wenn dem so wäre, wäre dies der zweite Rückgang in Folge, was der US-Notenbank einen kleinen Strich durch ihren Zinserhöhungsplan machen könnte. Das ist allerdings sehr theoretisch, etwas anderes als ein weiterer 75-Basispunkte-Schritt am 21.09. bleibt unwahrscheinlich, angesichts dessen, dass auch dieser Wert immer noch weit über dem angepeilten Zwei-Prozent-Ziel liegt. Darüber hinaus zeigen weitere Daten ein gesundes Beschäftigungswachstum sowie einen sehr robusten Konsum, auch dies werden Powell und Kollegen berücksichtigen müssen. Generell deutet die anstehende Datenlage auf eine aus Handelssicht interessante Woche hin. Neben den morgigen Inflationsdaten stehen noch die Veröffentlichung von Erzeugerpreisen, Industrieproduktion, Einzelhandelsumsätzen und der Verbraucherstimmung an. Nichtsdestotrotz gewinnen die anhaltenden Bedenken, dass eine rasche Straffung der Geldpolitik zu Rezessionen führen könnte, bei einigen Zentralbankern an Boden. Vorerst aber bleiben die großen Zinserhöhungen in Mode, auch wenn mehr und mehr namhafte Analysten vor dem Schaden warnen, den insbesondere der Kampf der US-Notenbank um die Eindämmung der Inflation im In- und Ausland anrichten kann. Unterdessen bemerkte Finanzministerin (und Berufsoptimistin) Janet Yellen, dass die US-Wirtschaft eine Rezession noch vermeiden könne, auch wenn dies "etwas Glück" erfordern würde. Gegenüber CNN erklärte sie, dass sich das Wirtschaftswachstum zwar verlangsame, der Arbeitsmarkt aber weiterhin "außergewöhnlich stark" sei, da auf jeden Arbeitssuchenden fast zwei freie Stellen kämen. Das ist jedoch auch nur halb richtig, vermeldete doch das US-Statistikamt erst in der Vorwoche seit langem wieder einen Anstieg der Arbeitslosenquote. 

Großes Ungemach droht wieder einmal vom Immobiliensektor, ebenfalls begründet in den nun kräftig anziehenden Zinssätzen. Weltweit stellt sich bereits ein spürbarer Nachfragerückgang ein, bestimmte  Immobilienmärkte verzeichnen zweistellige Rückgänge, und Ökonomen gehen davon aus, dass der globale Abschwung erst am Anfang steht. Wenn sich die momentanen Papierverluste in reale Geldverluste für Haushalte und Banken verwandeln, träfe dies auf eine Weltwirtschaft, die sich bereits verlangsamt und am Rande einer Rezession steht. Wenn auch das Ausmaß der laufenden Abkühlung noch nicht wirklich abschätzbar ist, lohnt es sich, auch diesen Sektor im Auge zu behalten, da sich mit ihm möglicherweise in näherer Zukunft ein weiterer Stolperstein zu dem bereits bestehenden Problemfeldern hinzugesellt. 

Viele Goldanleger richten ihren Blick aus gegebenem Anlass derzeit sehr konzentriert in die Ostukraine, einige sogar noch weiter, bis hin zum Kreml selbst. Die überraschenden Erfolge der Ukrainer in den letzten Tagen hat bei vielen die Hoffnung geweckt, dass sich das Momentum nun entscheidend von Moskau wegbewegt, der ein oder andere stellt bereits den auf Grund des Krieges zuvor erklärten Save-Haven-Bedarf in Frage. Dieses Argument scheint noch verfrüht, ganz im Gegenteil könnte diese Entwicklung die Gefahr einer weiteren Eskalation der Situation sogar erhöhen.

Der Goldpreisanstieg der vergangenen Woche spiegelt sich bisweilen noch nicht in frischem Investoreninteresse wieder. Gold-ETFs verzeichneten in den vergangenen zwei Wochen täglich Netto-Abflüsse, allein am Freitag fast 443.000 Unzen. Ganz anders verhält sich die Marktteilnehmergruppe der Commercials, das sogenannte Smart Money. Diese nutzten bereits die gesamte Abverkaufsphase seit Mitte April für Zukäufe am Terminmarkt, auch der jüngste COT-Report verzeichnet wieder Eindeckungen. Aktuell liegt deren Shortposition auf bemerkenswert niedrigen Niveau, gleichzeitig hat das Open Interest mittlerweile ein historisch niedriges Level erreicht, zusammen spricht dies für sehr geringen Hedgebedarf der Produzentenseite. Insbesondere die Kombination aus Positionsentwicklung und Open Interest ist interessant. Ähnliches ließ sich zuletzt Ende April 2019 beobachten, kurz darauf begann dann der Anstieg auf das bisherige Allzeithoch bei 2.075 Dollar. 

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Nach abermaligen Test der Region um das Vorwochentief konnte Gold auf der kurzen Zeitebene einen neuen Aufwärtstrend ausbilden und sich auch über die obere Begrenzung der seit nun einem Monat laufenden Abwärtsbewegung absetzen. Getragen wurde diese Entwicklung in erster Linie durch die infolge der EZB-Zinssatzerhöhung eingeleitete Dollarschwäche. Dessen Aufwärtstrend bleibt jedoch vollkommen intakt, was den Goldpreisanstieg in Grenzen halten dürfte. Weiterer Gegenwind kommt von der Zinsseite. Die nun auch anziehenden realen Renditen steigern die Attraktivität von Gold nicht. Wichtigster Datenpunkt der Woche ist der heute Nachmittag anstehenden US-CPI, Dollar und Zinsen werden darauf reagieren und auch hier die Richtung für die nächsten Tage vorgeben. Bis dahin sollte Gold an seiner Unterstützung bei $1.720 kleben.


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Gold: Die Daytrading Setups

Long-Setup: Seit dem Vorwochentief vom 07.09. bei rund $1.691 läuft Gold auf der kurzen Zeitebene des Vierstundencharts sauber in einem gut definierten Aufwärtstrend nach oben und handelt aktuell oberhalb des wichtigen Widerstands bei $1.720. Das ist positiv, aber die Situation ist nach wie vor fragil und extrem von der Entwicklung des US-Dollars bestimmt. Möchte man sich bereits im Vorfeld der US-Inflationsdaten auf der Longseite positionieren, dann drängt sich das jetzige Niveau um die 1.720er-Marke herum geradezu auf. Nicht nur, auf Grund der großen Bedeutung dieses Levels als jetzt Unterstützung, sondern auch, da hier die Unterseite des aktuell laufenden kurzfristigen Aufwärtstrends verläuft, an welche Gold nun planmäßig, und geradezu punktgenau, zurückgefallen ist. Kurz unterhalb dessen, bei $1.715, befindet sich zudem das erste Retracement der vorigen Abwärtsbewegung, hier ließe sich naheliegenderweise die dazu passende Stopp-Marke setzen. Das Ziel befindet sich am nächsten Widerstand bei $1.750, dort hätte Gold dann auch die Oberseite seines Aufwärtstrends erreicht. Kurz unterhalb des genannten Fibonacci-Levels verlaufen die gestrigen Tiefs. Werden diese unterschritten, bietet sich ein direkter Wechsel zum Short-Setup an. 

Short-Setup: Mit der Preisentwicklung der letzten Tage hat sich Bild für die Goldbullen aufgehellt, jedoch handelt Gold aktuell an einer wichtigen Chartmarke, und sollte der heutige Datenpunkt überraschen könnte über den dann anziehenden Dollar auch schnell wieder Verkaufsdruck entstehen. Für prozyklische Shorts sollte bis unterhalb der gestrigen Tiefs ($1.712) gewartet werden, dort wäre Gold auch wieder in seinen mittelfristigen Abwärtstrend zurückgefallen. Das erste Ziel einer dort eröffneten Short-Position liegt im Bereich des Tiefs der genannten Abwärtstrends um $1.690, die eigentliche Unterstützungszone befindet sich jedoch tiefer, zwischen $1.680 und $1.675. Je nach Momentum der Abwärtsbewegung kann auch noch auf deren Erreichen gewartet werden. Dort ist in jedem Fall mit starker Gegenwehr zu rechnen, dieser Bereich hat sich seit Anfang 2020 immer wieder als signifikant erwiesen. Hält dieser Unterstützungsbereich nicht, liegt das nächste Ziel bei $1.640, danach bei $1.625. Kann Gold auf Grund günstiger Daten durchstarten, ergibt ein Shortversuch im Bereich des nächsten Widerstands bei $1.750 Sinn. Dort verläuft momentan auch die Oberseite das kurzfristigen Aufwärtstrends, die durch das kurz darunter befindliche 50-Prozent-Retracement des letzte Woche überwundenen Abwärtstrends noch verstärkt wird.

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Handelsoptionen für Gold in beide Marktrichtungen mit CFD

Geht man von steigenden Kursen bei Gold aus, kann der risikobewusste Trader eine BUY-Position aufgeben. Geht man von fallenden Kursen aus, tätigt man eine SELL-Order. Wenn die Handelsstrategie aufgeht und der Händler auf der richtigen Marktseite ist, können in beiden Richtungen des Marktes Tradinggewinne erzielt werden. Geht die Handelsstrategie nicht auf, macht der Trader Verluste. Der Hebel bis zu 1:20 im Gold CFD multipliziert dabei die möglichen Gewinne oder Verluste.

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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 5. 

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Markus Grüne
Markus Grüne Selbständiger Börsenhändler & Finanzmarktanalyst | Frankfurt am Main | (extern)

Über 14 Jahre Erfahrung als professioneller Händler und Market Maker für Aktien, Derivate und Rohstoffe. Seit 2019 Publikation eigener Börsenbriefe und Analysen mit Fokus auf Rohstoffe.