Gold Analyse: Oktober-Inflationsdaten zünden Kursturbo – Gold im Höhenflug, aber die Luft wird dünner

November 15, 2022 12:26

Die am vorletzten Freitag begonnene kräftige Preisschub bis leicht über die obere Begrenzung des bis dahin laufenden Abwärtstrends konnte sich in der vergangenen Woche in einem bis jetzt andauernden „Aufwärts-Crash“ fortsetzen. US-Staatsanleihen und der Dollar liefern dabei kräftig Schützenhilfe.

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Überblick: Gold, das große Bild

Nachdem Gold die Vorwoche mit seinem Wochenschluss leicht oberhalb seines langfristigen Abwärtstrendkanals beenden konnte, witterten die Goldbullen seit langem wieder Morgenluft, wenn sich auch die Situation auf Grund der geringen Marge zu dieser vielbeachteten Marke als noch sehr fragil darstellte. Der Verlauf der US-Zwischenwahlen lasteten leicht auf Dollar und Anleiherenditen, was den Markt weiter unterstützte. Als wichtigstem Moment für die Finanzmärkte wurde jedoch eindeutig die Veröffentlichung der US-Verbraucherpreisindexdaten für Oktober am vergangenen Donnerstag erwartet. Mit diesen Platze dann geradezu eine Bombe, die auch Gold regelrecht explodieren lies und das gelbe Metall auf den höchsten Stand seit Mitte August katapultierte.

Jener Bericht über die die Verbraucherpreisinflation im Oktober fiel besser aus als im Vormonat und viel besser als erwartet. Verschiedene statistische Hilfsgrößen („getrimmter Mittelwert“, „sticky“ Inflation, Verschiebung von Waren- zu Dienstleistungsinflation, etc.) deuten zudem darauf hin, dass sich der daraus abzuleitende Inflationshöhepunkt im Gegensatz zu früheren Entwicklungen nun nicht abermals als Illusion erweisen könnte. Die heftige Marktreaktion mit beeindruckenden Kursrallys sowohl bei Anleihen als auch bei Aktien und Rohstoffen dürfte vor diesem Hintergrund grundsätzlich gerechtfertigt sein, wenn diese im Einzelnen möglicherweise auch zu weit gingen. So ist sowohl die Gesamt- als auch die Kerninflationsrate (Jahresvergleich: 6,3% nach 6,6%; Monatsvergleich: 0,3% nach 0,6%), die die stark schwankenden Preise für Lebensmittel und Kraftstoffe ausklammert, erneut gesunken. Letztere ist für die Fed zur Beurteilung des Erfolges ihrer Zinspolitik maßgeblicher, da Lebensmittel- und Energiepreise durch Zinsmaßnahmen grundsätzlich kaum zu beeinflussen sind. Der alarmierende und fast konstante Anstieg, der Anfang letzten Jahres begann, scheint damit zunächst beendet. Die heftige Marktreaktion ist darauf zurückzuführen, dass es sich dabei um eine echte positive Überraschung handelte, nach einer Reihe sehr negativer. Das letzte Mal, dass die Kerninflation so weit unter der Konsenserwartung lag, war Anfang 2020, gerade als die Corona-Pandemie ausbrach. Das Problem scheint sich nun also endlich besser zu entwickeln, als man befürchtet hatte. Das Ergebnis war eine sofortige Verschiebung der Erwartungen für die zukünftige Geldpolitik der US-Notenbank, die an den US-Zinsmärkten abzulesen war (und ist). Das daraus hervorgehende Ausmaß, in dem die Händler nun darauf vertrauen, dass die Fed die Zinsen doch nicht über die Fünf-Prozent-Marke anheben und bereits Ende nächsten Jahres wieder Lockerungen vornehmen wird, ist sehr bemerkenswert. Die Marktrichtung ist nach diesen Daten, nach denen eine Straffung der Geldpolitik weniger notwendig sein könnte, als bisher gedacht, zweifellos richtig, die Frage ist natürlich, ob die Märkte nicht ein wenig zu weit in die richtige Richtung gelaufen sind. Die Inflationszielmarke der Fed liegt schließlich immer noch bei zwei Prozent, viele Messgrößen für die Inflation liegen nach wie vor dreimal so hoch. Es ist weiterhin gut möglich, dass die Fed im nächsten Monat die Zinsen noch einmal um 75 Basispunkte anhebt. Das Signal einer Verlangsamung, auf beispielsweise 50 Basispunkte, wäre das eines baldigen Stopps. Und ein Stopp kann sinnvollerwiese nur dann erfolgen, wenn sich die Wirtschaft wirklich verlangsamt und die Arbeitslosigkeit steigt. Die jüngsten Arbeitsmarktdaten zeigten zwar eine wachsende Arbeitslosenquote, jedoch befindet sich diese immer noch auf historisch niedrigem Niveau, und so etwas wie ein eindeutiger Abschwächungstrend ist nach wie vor nicht zu erkennen. Man sollte auch nicht vergessen, dass die Fed vor ihrer letzten Sitzung in diesem Jahr noch einen weiteren CPI-Bericht (und auch einen Arbeitslosenbericht) zu berücksichtigen hat. Die Fed dürfte mit ihren Zinserhöhungen noch einen längeren Weg vor sich haben. Eine Abkühlung des Preiswachstums muss sich zu einem Trend entwickeln, bevor daran gedacht werden kann, den Fuß von der Bremse zu nehmen.

Neben den US-Inflationsdaten kamen weitere, sehr unerwartete positive Impulse aus Fernost. So vermeldete China am vergangenen Freitag die bedeutendste Änderung seiner strengen Null-Covid-Politik seit Beginn der Pandemie und nähert sich damit nun wieder dem Rest der Welt an. Insgesamt 20 Erleichterungen des bisherigen Maßnahmenkataloges weckten Nachfrageoptimismus und dämpften die Sorge vor einer weltweiten Rezession, wobei weiterhin unklar ist, ob dieser Schritt tatsächlich zu deren endgültiger Aufhebung führen soll. Eine gesunde Skepsis bleibt diesbezüglich also angeraten. Darüber hinaus hat Peking offenbar ein umfassendes Paket zur Rettung des strauchelnden Immobilienmarkts geschnürt. Neben der nachlassenden Auslandsnachfrage ist der Abschwung in diesem Sektor das Hauptproblem der dortigen Wirtschaftsentwicklung. 
 
Fazit: Aus der langfristigen Perspektive betrachtet ist die jüngste Entwicklung des Goldmarkts sehr vielversprechend. Die abgeschlossene Bodenbildung samt darauf folgendem, sehr beindruckendem Ausbruch aus einem achtmonatigen Abwärtstrend zeigen keine Bärenmarktrally mehr, sondern deuten auf einen erfolgten Trendwechsel hin. Entspannung beim Inflationsgeschehen und wieder erwachende Nachfragehoffnung aus dem Reich der Mitte, dem weltgrößten Goldnachfrager, unterstützen die Preise fundamental. Beides bleibt jedoch mit Vorsicht zu genießen, erwartbare Dämpfer von außen dürften das Preisgeschehen „schwungvoll“ halten. Gold hatte seine stärkste Woche seit zweieinhalb Jahren, der Dollar fiel auf den tiefsten Stand seit August und der Markt zeigt sich auf Tagesbasis überkauft, was ihn anfällig macht auch für einen technischen Rücksetzer. Mittel- bis langfristig orientierte Anleger werden dann den Einstieg suchen.

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Die am vorletzten Freitag begonnene kräftige Preisschub bis leicht über die obere Begrenzung des bis dahin laufenden Abwärtstrends konnte sich in der vergangenen Woche in einem bis jetzt andauernden „Aufwärts-Crash“ fortsetzen. US-Staatsanleihen und der Dollar liefern dabei kräftig Schützenhilfe. Für den US-Dollar war der vergangenen Donnerstag der schwächste Tag seit Ausbruch der Corona-Pandemie, die zweijährigen Renditen verzeichneten an diesem Tag den größten Rückgang seit 14 Jahren. Auf der kürzeren Zeitebene des 4-Stunden-Charts bewegt sich Gold nun in einem steilen Aufwärtstrend umsatzstark weiter nach oben. Aktuell sind Rücksetzer innerhalb dessen nicht mehr als Verschnaufpausen, was mit Blick auf das Gesamtbild die Einschätzung rechtfertigt, dass Gold mit Abschluss der Bodenbildung vor eineinhalb Wochen und dem extrem starken Wochenschluss am 04.11. in einen neuen Bullenmarkt eingetreten ist.


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Gold: Die Daytrading Setups

Long-Setup: Seit Anlaufen der aktuellen Preisrally stehen die heimlichen Goldbullen, nämlich die, die zwar angesichts des fundamentalen Umfelds stets positiv gestimmt waren, aber auf Grund der tatsächlichen Kursbewegungen an der Seitenlinie ausharrten, vor einem Dilemma: endlich passt die Praxis zur Theorie, nur in den Markt kommt man nicht mehr, zumindest nicht ohne Bauchschmerzen. In der Tat ist der laufende Aufwärtsschub mit einem Crash zu vergleichen, nur eben nach oben. Einen sinnvollen Einstieg zu finden ist schwierig, nach zehn Prozent Plus in sieben Handelstagen, allein seit vergangenem Donnerstag lief Gold gut 80 Dollar. Rücksetzer sind relativ klein und zeitlich kurz, die folgenden Aufwärtsschübe wieder sehr schnell und kraftvoll. Aus technischer Sicht lohnt sich der Einstieg für den, der ihn bisher verpasst hat, auf aktuellem Niveau nicht, die nächste starke Widerstandszone befindet sich in unmittelbarer Nähe, im Bereich zwischen $1.785 und $1.800. Wenn es im Eifer des Gefechts und angesichts der überall vernehmbaren Euphorie auch nicht so scheint, aber die nächste Konsolidierung kommt auf jeden Fall. Das heißt nicht unbedingt, dass der Einstieg dann zu besseren Preisen erfolgen muss, aber es heißt, dass sich das Chance-/Risiko-Verhältnis verbessern wird, und Käufe, trotz eventuell absolut gleichem Niveau, höhere Erfolgsaussichten haben. Die nächste technische Gegenbewegung dürfte im Bereich um $1.750 ihr Ende finden, hier verläuft zudem das erste stützende Fibonacci-Retracement. Abzuwarten wäre dann, ob Preis schnell wieder in den an dieser Stelle nach unten verlassenen Aufwärtstrendkanal zurückfinden wird. In diesem Fall ist von einem fehlgeschlagenen Abwärtstest und einem unmittelbaren Weiterlaufen der Bewegung auszugehen. Andernfalls dürfte die Luft zunächst einmal raus sein und Gold mindestens seitwärts laufen, wenn nicht bis in die Region um $1.720 abkühlen. Gelingt kurzfristig der Durchmarsch bis über $1.800, liegt das nächste Ziel bei $1.830. Trailing-Stopps (bei Gold jedoch nur im Geiste, auf Grund des oftmals „eigenwilligen“ Handelsgebarens bestimmter Marktteilnehmer zur illiquidesten Börsenzeit!) ergeben dann Sinn, da der dann schon parabolische Anstieg ungesund und die Wahrscheinlichkeit für ein schnelles Abkippen sehr groß wird.   

Short-Setup: Seit dem 04. November handelt Gold beinahe ununterbrochen im überkauften Bereich, seit heute Nacht zeigt sich eine erste zaghafte Divergenz zwischen Preis und RSI. Am aktuellen Niveau bei rund $1.785 liegt ein wichtiger Widerstand, der sich bis an die auch „psychologisch wichtige“ $1.800er-Marke heranzieht. Der Markt nimmt diesen Bereich offenbar auch jetzt ernst und verliert hier an Kraft. Verkäufe an dieser Stelle haben aus diesen beiden Gründen, trotz starkem übergeordnetem Trend, Potenzial, das erste Gewinnmitnahmeniveau liegt im Bereich um $1.750. Kann sich Gold an dieser Stelle nicht stabilisieren, ein Grund dafür könnte der stark unter die Räder gekommene US-Dollar sein, der ebenfalls nach einer Gegenbewegung ruft, bietet sich die Chance auf einen weiteren Rutsch in Richtung $1.720. Die Aufwärtschübe sind momentan sehr schnell und werden bislang nur schwach korrigiert, fehllaufende Trades sollten demnach konsequent aufgegeben werden. Short-Trades sind derzeit riskante Spiele, die Hauptrichtung läuft entgegengesetzt. 

Frische Analyse Tages-Updates, jeden Morgen vor 09 Uhr neu für aktive Daytrader:

Handelsoptionen für Gold in beide Marktrichtungen mit CFD

Geht man von steigenden Kursen bei Gold aus, kann der risikobewusste Trader eine BUY-Position aufgeben. Geht man von fallenden Kursen aus, tätigt man eine SELL-Order. Wenn die Handelsstrategie aufgeht und der Händler auf der richtigen Marktseite ist, können in beiden Richtungen des Marktes Tradinggewinne erzielt werden. Geht die Handelsstrategie nicht auf, macht der Trader Verluste. Der Hebel bis zu 1:20 im Gold CFD multipliziert dabei die möglichen Gewinne oder Verluste.

Möchten Sie Gold als Daytrader aktiv handeln? Dann eröffnen Sie ein Demo-Handelskonto bei Admirals oder starten Sie mit einem Live-Handelskonto unter realen Bedingungen. 

 

Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 5. 

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Markus Grüne
Markus Grüne Selbständiger Börsenhändler & Finanzmarktanalyst | Frankfurt am Main | (extern)

Über 14 Jahre Erfahrung als professioneller Händler und Market Maker für Aktien, Derivate und Rohstoffe. Seit 2019 Publikation eigener Börsenbriefe und Analysen mit Fokus auf Rohstoffe.