Gold Analyse: Charttechnik und fundamentaler Gegenwind bremsen den jüngsten Aufschwung

November 22, 2022 12:49

Bereits am vergangenen Dienstag verließ Gold an der unteren Grenze des zwischen $1.785 und $1.800 verlaufenden starken Widerstandsbereichs die Kraft. Versuche, in diese zumindest einzudringen, scheiterten mehrfach. Die sich dort herausbildende Konsolidierungszone lief tags darauf quasi per Zeitablauf aus dem steilen Aufwärtstrend der vorigen zwei Wochen heraus, und mit der folgenden Abwärtsbewegung konnte Gold seine auf der kurzen Zeitebene des 4-Stunden-Charts seit längerem ausgebildete überkaufte Situation nun wieder vollständig abbauen.

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Überblick: Gold, das große Bild

Angesichts der schnellen und weiten Aufwärtsschübe seit Monatsbeginn ging dem gelben Edelmetall zur Mitte der vergangenen Woche die Kraft aus. Dies kam nicht unerwartet, aus technischer Sicht war auch auf den langen Zeitebene im Bereich der erreichten Preise mit Widerstand zu rechnen, auf den kürzeren zeigte sich Gold ohnehin schon länger überkauft. Der laufende Rücksetzer ist technisch betrachtet nicht weiter beunruhigend (zumindest bis jetzt noch nicht), die fundamentalen Argumente und Gegebenheiten bleiben gewohnt wechselhaft.   

So haben sich die sehr unerwarteten positiven Impulse, die zu Beginn der vergangenen Woche aus Fernost kamen, bereits wieder zerschlagen. So hatte China noch am vorvergangenen Freitag die bedeutendste Änderung seiner strengen Null-Covid-Politik seit Beginn der Pandemie vermeldet und mit einer Vielzahl von Erleichterungen des bisherigen Maßnahmenkataloges Nachfrageoptimismus wecken sowie die Sorge vor einer weltweiten Rezession dämpfen können. Nachdem nun eine Stadt in der Nähe von Peking, nach dem ersten Todesfall im Zusammenhang mit dem Virus nach gut einem halben Jahr, Schulen suspendiert, Universitäten geschlossen und die Bewohner aufgefordert hat, fünf Tage lang zu Hause zu bleiben, ist von diesen Hoffnungen nicht mehr viel übrig. Für den US-Dollar, der sich nach seinem kräftigen Kursrutsch vor gut einer Woche bereits wieder gefangen hatte und in den Konsolidierungsmodus übergangen war, bedeutete diese Entwicklung einen weiteren Nachfrageschub, auf Grund der zunehmenden Attraktivität der USA als Anlageziel bei Problemen dessen größten Konkurrenten. Darüber hinaus helfen dem Greenback aktuell auch neue zinsbullische Kommentare der US-Notenbank. So hob der Präsident der Fed von St. Louis, James Bullard, seine Einschätzung des Leitzinses um 25 Basispunkte an (auf jetzt fünf bis 5,25 Prozent) und betonte, dass dies seiner Einschätzung nach ein "minimales" Niveau sei. Bullard gehört zu den eher konservativen Mitgliedern des Offenmarktausschusses und war angesichts der Ausrichtung der Politik in diesem Jahr auch eines der einflussreichsten Mitglieder.

Auch die großen Wall-Street-Banken stoßen in dieses Horn und sind sich weitestgehend einig darüber, dass der Zinserhöhungszyklus der Federal Reserve bis ins nächste Jahr andauern und der Leitzins im März bei fünf Prozent liegen wird. Gegen Ende des kommenden Jahres rechnen die meisten Banken bereits wieder mit Zinssenkungen, die Spanne der Erwartungen ist jedoch groß. So geht beispielsweise Nomura davon aus, dass die Notwendigkeit der Inflationsbekämpfung den Leitzins im Mai bis auf 5,75 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit 2001 treiben wird, während Morgen Stanley den Maximalwert bei 4,75 Prozent sieht. Einen Kurswechsel im Laufe des kommenden Jahres erwarten alle. Den mit 175 Basispunkten schärfsten prognostiziert UBS, ihr Hauptargument ist die vielbeschworene harte Landung mit einem massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit. In der Tat hat die Fed in der Vergangenheit recht schnell den Kurs gewechselt, sobald ein deutlicher Stellenabbau zu verzeichnen war, wobei die durchschnittliche Zeitspanne zwischen dem Erreichen des Zinshöchststandes und der Zinssenkung nur viereinhalb Monate betrug. Im Jahr 1984 vollzog sich die Kehrtwende innerhalb von nur sechs Wochen. Natürlich sind Prognosen eine heikle Angelegenheit. In einer ähnlichen Umfrage vom Januar diesen Jahres ging keine der großen Banken davon aus, dass die Zinssätze in diesem Jahr die Zwei-Prozent-Marke überschreiten würden.

Und wenn auch erste Signale auf ein Erreichen des Inflationshöchststandes hindeuten, wie beispielweise die aktuellen Erzeugerpreisindizes in den USA - und auch hierzulande -, ist der Jubel darüber verfrüht. Sicher, die deutschen Erzeugerpreise fielen im Oktober um 4,2 Prozent im Monatsvergleich, was seit Mai 2020 die erste Ermäßigung gegenüber dem Vormonat war und darüber hinaus sogar der größte monatliche Rückgang in der Geschichte des Index. Aber eben jener liegt im Jahresvergleich immer noch bei plus 34,5 Prozent! Sinkender Inflationsdruck ist zweifellos gut, man darf jedoch auch das mittlerweile erreichte Niveau nicht vergessen. Will man eine Chance haben, die Inflation zu senken, muss man, zumindest einer allgemein anerkannten Theorie nach, die Zinssätze über die Inflationsrate hinaus anheben. Demnach sind diese bei weitem noch nicht hoch genug. In der Praxis dürfte ein solches Vorgehen jedoch unrealistisch sein, bedenkt man die Folgen, die dies angesichts der beispiellosen Schuldenlast für die betroffenen Staaten hätte.

Ich hatte ja kürzlich schon auf die enormen Zentralbankkäufe im vergangenen Quartal hingewiesen, von diesen 399 Tonnen ist ein erheblicher Teil der Käufer immer noch nicht bekannt. Läuft das vierte Quartal auch nur annähernd ähnlich, könnten Zentralbanken in diesem Jahr gut 750 Tonnen Gold zugekauft haben, was ein neues Allzeithoch markieren würde. Deren durchschnittliche Zukaufsmenge lag in den letzten zehn Jahren übrigens bei 513 Tonnen pro Jahr. Man darf sich schon fragen, was dahinter steckt, wenn sich die Fiatgeldalternativen offiziell eher ablehnend gegenüberstehenden Zentralbanken derart massiv engagieren. Retailseitig bleibt die Nachfrage weiterhin gedämpft. So berichtet der Schweizer Zoll über deutlich nachlassende Exporte, vor allem in Richtung Indien, was ja das weltweit zweitgrösste Abnehmerland ist. Knapp 160 Tonnen betrug die Ausfuhrmenge im Oktober insgesamt, nach 174 Tonnen im September, wobei die LIeferungen in das asiatische Land um beachtliche 36 Prozent fielen.

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Bereits am vergangenen Dienstag verließ Gold an der unteren Grenze des zwischen $1.785 und $1.800 verlaufenden starken Widerstandsbereichs die Kraft. Versuche, in diese zumindest einzudringen, scheiterten mehrfach. Die sich dort herausbildende Konsolidierungszone lief tags darauf quasi per Zeitablauf aus dem steilen Aufwärtstrend der vorigen zwei Wochen heraus, und mit der folgenden Abwärtsbewegung konnte Gold seine auf der kurzen Zeitebene des 4-Stunden-Charts seit längerem ausgebildete überkaufte Situation nun wieder vollständig abbauen. Aktuell bleibt der Abwärtsdruck der laufenden Konsolidierung jedoch noch erhalten, für ein neuerliches Durchstarten wird abermals Schützenhilfe von Dollar und Staatsanleihen nötig sein. Die laufende Thanksgiving-Woche kann auf Grund eines großen Teils abwesender Marktteilnehmer und der dadurch stark ausdünnenden Liquidität durchaus für Überraschungen gut sein.  


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Gold: Die Daytrading Setups

Long-Setup: Nicht wenige Goldbullen begrüßen die aktuelle Preisentwicklung, bietet sich nun doch noch die Gelegenheit, zum günstigeren Einstieg. Black Friday auch an dieser Stelle, sozusagen. Zwar handelt Gold seit letztem Mittwoch nicht mehr im überkauften Bereich und generierte mit seinem Rutsch unter die 1.750-Dollar-Marke indikatorseitig Kaufsignale. Bleibt es jedoch unterhalb dieses Preisniveaus, kann die laufende Konsolidierung noch nicht als abgeschlossen angesehen werden. Gelingt dessen abermalige Überwindung, stehen die Chancen auf ein neuerliches Anlaufen des bekannten Widerstands bei $1.785 gut. Das wahrscheinlichste Szenario ist dann die Ausbildung einer Seitwärtszone zwischen $1.785 und $1.750, bevor eine weitere Richtungsentscheidung getroffen wird. Kann Gold den nächstliegenden Widerstand bei $1.750 nicht zügig klären, dürfte sich die Reise zunächst in Richtung der nächsten Unterstützung bei $1.720 fortsetzen. Hier ist eine weitere Orientierungsphase zu erwarten - auch auf Grund des dort zusätzlich verlaufenden 38,2-Fibonacci-Retracements der vorangegangenen Rally - die für Zukäufe genutzt werden kann. Unterhalb dieses Niveaus sollten neue Longs jedoch konsequent aufgegeben werden, bis zur nächsten, bedeutenden Unterstützung wären gut 45 Dollar Luft.   

Short-Setup: Wie schon oben erwähnt ist die laufende Abkühlung der vorangegangenen Rally zwar schon weit fortgeschritten, technisch betrachtet aber noch nicht beendet. Das aktuelle Niveau um $1.750 bietet auf Grund des dort befindlichen Widerstands und in Kombination mit den äusseren Umständen (wieder steigender Dollar und Renditen) eine interessante Verkaufsgelegenheit mit Ziel um $1.720. Das Chance-/Risiko-Verhältnis ist zudem sehr vernünftig, wenn man sich mit seinem Stopp-Level an der genannten 1.750-Dollar-Marke orientiert. Steigt Gold jedoch zeitnah über diese Niveau an, ist mit einem schnellen Lauf bis an das Top der vorangegangenen Bewegung zu rechnen, dort, bei $1.785, bietet sich dann der nächste Short-Versuch an. Bei einem Rückfall bis auf $1.720 sind Gewinnmitnahmen angeraten, ein neuer Einstieg dann unterhalb dieses Niveaus. Der Endpunkt des dann zu erwartenden Rutsches liegt bei $1.675. Ein Zwischenstopp dürfte auf dem Weg dorthin nocheinmal im Bereich der, vor allem „psychologisch“, wichtigen 1.700er-Marke eingelegt werden. In der jüngsten Aufwärtsbwegung verharrte Gold dort jedoch nur kurz.

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Handelsoptionen für Gold in beide Marktrichtungen mit CFD

Geht man von steigenden Kursen bei Gold aus, kann der risikobewusste Trader eine BUY-Position aufgeben. Geht man von fallenden Kursen aus, tätigt man eine SELL-Order. Wenn die Handelsstrategie aufgeht und der Händler auf der richtigen Marktseite ist, können in beiden Richtungen des Marktes Tradinggewinne erzielt werden. Geht die Handelsstrategie nicht auf, macht der Trader Verluste. Der Hebel bis zu 1:20 im Gold CFD multipliziert dabei die möglichen Gewinne oder Verluste.

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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 5. 

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Markus Grüne
Markus Grüne Selbständiger Börsenhändler & Finanzmarktanalyst | Frankfurt am Main | (extern)

Über 14 Jahre Erfahrung als professioneller Händler und Market Maker für Aktien, Derivate und Rohstoffe. Seit 2019 Publikation eigener Börsenbriefe und Analysen mit Fokus auf Rohstoffe.