Gold Analyse: Gold verlässt zum Wochenschluss seinen Abwärtstrend – Bullen schöpfen wieder Hoffnung

November 08, 2022 12:51

Abermals hat Gold den erneuten Rutsch unter die 1.620-Dollar-Marke abwehren und sich von dort ausgehend praktisch ohne Unterbrechung bis über den wichtigen Widerstandsbereich bei $1.675 schwingen können. Damit wurde auch der langfristige, Anfang März begonnene Abwärtstrend nach oben verlassen, wenn auch sehr knapp. 

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Überblick: Gold, das große Bild

Die auch für Gold sehr ereignisreiche vergangene Woche schloss das gelbe Metall mit einer positiven Note: der Wochenschluss kurz oberhalb des seit Anfang März laufenden und vielbeachteten langfristigen Abwärtstrends liefert den Bullen jetzt ein wichtiges Argument. Zudem kann nun, nach abermaligem Test der Unterstützungszone im Bereich von rund $1.615, von einem wirklich ernstzunehmenden Boden an dieser Stelle gesprochen werden. Mittel- bis langfristig sieht die Lage aus technischer Sicht wieder besser aus. Nur „besser“, weil der am Freitag erfolgte Ausbruch tatsächlich denkbar knapp ausfiel, in trockenen Tüchern ist hier noch nichts.

Mit der Fed-Entscheidung am Mittwoch und dem Bericht über die US-Arbeitsmarktdaten (Non Farm Payrolls) am Freitagmittag war die vergangenen Woche sicher eine der wichtigsten „Makrowochen“ seit Langem. Und diese beiden großen Ereignisse passten eigentlich recht gut zusammen. Erstens verkündete die Fed, dass sie bereit sei, das Tempo der Zinserhöhungen in naher Zukunft zu verringern. Dabei legte Notenbank-Chef Jerome Powell Wert darauf, deutlich zu machen, dass es sich dabei eben nicht um einen Schwenk oder eine Abkehr vom bisherigen Kurs handelt und betonte, dass ein langsameres Tempo bezüglich der kommenden Zinserhöhungen wahrscheinlich mit einem höheren Endkurs einhergehen würde. Eine Verlangsamung der Straffung verschafft der Wirtschaft jedoch etwas Zeit, um sich anzupassen und disinflationäre Impulse zu entfalten. In der Theorie erhöht dies die Chancen auf die angestrebte „weiche Landung“. Und damit erhöht sich ebenfalls die Chance auf einen weniger weit gehenden Straffungszyklus, da man abwarten kann, ob schon mit kleineren Kalibern Wirkungstreffer gelandet werden können und so das Feuer gegebenenfalls schon früher eingestellt werden kann. Ob man ohne die große Keule eine Chance gegen die laufende Inflationsentwicklung hat wird sich zeigen, angesichts der Alternative eines harten Wirtschaftscrashs scheint es den Versuch jedoch Wert. Zumal man konstatieren muss, dass es tatsächlich immer mehr Gründe für einen gewissen „Inflationsoptimismus“ gibt, eine Reihe von Indikatoren, von den Preisen im verarbeitenden Gewerbe bis hin zu den Rohstoffmärkten, sehen mittlerweile besser aus. Zweitens zeigte der US-Beschäftigungsbericht zwar einen soliden Zuwachs, jedoch erhöhte sich die Arbeitslosenquote über die Erwartungen. Und es gab weitere Anzeichen dafür, dass sich das Lohnwachstum insgesamt abkühlt, wenn auch von einem sehr hohen Niveau aus. Die Märkte interpretierten Jerome Powells Ausführungen, die sich mit „langsameres Tempo, höheres Ziel“ zusammenfassen lassen als sehr negativ. Dass mit den NFP bereits zwei Tage später jedoch ein entscheidender Einflussfaktor auf die amerikanische Zinspolitik auch ein insgesamt geringeres Ausmaß in Aussicht stellte, brachte den Märkten abermals ihren Optimismus zurück (wobei die Arbeitslosenquote nach wie vor historisch niedrig und so etwas wie ein eindeutiger Abschwächungstrend nach wie vor nicht zu erkennen ist). Es scheint aber zumindest so, als würde sich nun der Konsens verschieben. Mehr und mehr Marktteilnehmer und -beobachter sehen die weltweit aggressivste und synchronste geldpolitische Straffung seit 40 Jahren offenbar in eine neue Phase eintreten, in der sich die Zentralbanken darauf vorbereiten, das Tempo der Zinserhöhungen bereits wieder zu verlangsamen. Die Chefin des IWF, Kristalina Georgieva stieß ins gleiche Horn. Ihrer Einschätzung nach könnte sich der Anstieg der Verbraucherpreise im aktuellen Zyklus nun seinem Höhepunkt nähern (das erreichte Nivaeu allerdings noch als hartnäckig erweisen). Als Sonderfaktor kamen am vergangenen Freitag noch Gerüchte hinzu, nach denen China plante, einige seiner harten Covid-Zero-Beschränkungen aufzuheben, was die Rohstoffpreise insgesamt teilweise extrem antrieb.

Im Mittelpunkt der weltweiten Wirtschaftsnachrichten wird in der laufenden Woche der US-Inflationsbericht stehen. Die Daten zum Verbraucherpreisindex für Oktober werden am Donnerstag in Washington veröffentlicht werden (14:30 Uhr) und hinsichtlich der für die Fed entscheidenden Kerninflationsrate voraussichtlich eine leichte Abschwächung gegenüber dem Vormonat zeigen. Hinsichtlich der heute stattfindenden Zwischenwahlen in den USA darf abermals mit langwierigen Stimmauszählungen gerechnet werden. Sollten die Republikaner die Kontrolle über Senat und Repräsentantenhaus gewinnen können, dürfte dies marktübergreifend für Optimismus sorgen. Der wichtigste Moment für die Finanzmärkte wird jedoch eindeutig die Veröffentlichung der US-Verbraucherpreisindexdaten für Oktober am Donnerstag sein.

Neben den gewohnten Wirtschaftsdaten wurde der Goldmarkt in der vergangenen Woche durch einen normalerweise eher trockenen Forschungsbericht aufgerüttelt, der auf massive, aber bisher nicht identifizierte staatliche Käufer hinwies. Nach Angaben des World Gold Council kauften  Zentralbanken im dritten Quartal 399 Tonnen Gold, fast doppelt so viel wie der bisherige Rekord. Davon ging etwa ein Viertel an öffentlich bekannte Institutionen, die Identitäten der restlichen Käufer sind, bislang, unbekannt. Die meisten Zentralbanken informieren zwar den Internationalen Währungsfonds darüber, wenn sie Gold zukaufen, andere halten sich dabei jedoch eher bedeckt. Davon haben wiederum nur wenige überhaupt die Kapazitäten, um derartige Mengen erwerben zu können. Laut World Gold Council, das für seine Rückschlüsse unter anderem sowohl öffentliche Daten, als auch Handelsstatistiken und Feldforschungserkenntnisse Dritter nutzt, nennt als wahrscheinlichste Käufer, China, Russland, Indien und, vor allem, die arabischen Ölexporteure (Saudi Arabien, Kuweit, VAR), die massiv von der diesjährigen Energiekrise profitiert haben und nun ihre Devisenreserven diversifizieren könnten. In jedem Fall scheint der Goldmarkt derzeit durch potente Nachfrager „unter dem Radar“ gut unterfüttert zu sein.

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Abermals hat Gold den erneuten Rutsch unter die 1.620-Dollar-Marke abwehren und sich von dort ausgehend praktisch ohne Unterbrechung bis über den wichtigen Widerstandsbereich bei $1.675 schwingen können. Damit wurde auch der langfristige, Anfang März begonnene Abwärtstrend nach oben verlassen, wenn auch sehr knapp. Noch ist die Situation sehr fragil, ein Sicherheitspolster ist praktisch nicht vorhanden, was zum jetzigen Zeitpunkt von allzu großen Enthusiasmus abraten lässt. Auf der kurzen Zeitebene ist Gold trotz laufender Seitwärtsbewegung am oberen Ende der Rally immer noch leicht überkauft und hat Rückschlagspotenzial. Spannend wird der Wochenschluss. Gelingt dieser über der 1.675-Dollar-Marke dürfte sich auch die Seitenlinie zu Gunsten frischer Käufe zunehmend leeren, gelingt er nicht, wird sich abermals Enttäuschung breitmachen.


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Gold: Die Daytrading Setups

Long-Setup: Aktuell konsolidiert Gold seine schnelle Aufwärtsbewegung der vergangenen Woche. Immerhin 65 Dollar gewann das Edelmetall in nur anderthalb Tagen dazu, nun baut sich die überkaufte Lage langsam wieder ab. Die Schwierigkeiten am 1.675-Dollar-Level waren zu erwarten, immerhin fallen hier der „reguläre“ horizontale Widerstand mit dem 50-Prozent-Retracement der vorangegangenen Zwischenrally sowie der Oberseite des langfristigen Abwärtstrends zusammen. Auch ohne dies wäre eine technische Gegenreaktion in Folge der vorangegangenen kräftigen Aufwärtsbewegung absolut nicht ungewöhnlich. Ein zwischenzeitliches Absinken in den Bereich um $1.660 wäre vollkommen gesund, selbst ein Rutscher bis auf rund $1.640 fiele noch unter den Oberbegriff „Korrektur“. Angesichts der speziellen Chartsituation ist ein Wiederanstieg über das jüngste Hoch bei rund $1.682 bis zum Freitagsschluss notwendig, um die bullische Stimmung zu erhalten. Hält Gold lediglich oberhalb der fallenden Trendlinie, bleibt das Sentiment allenfalls neutral. Käufe ergeben sich somit beinahe zwingend bei einem erneuten Aufwärtsschwung über jenes Zwischenhoch hinaus, das darauf folgende Ziel liegt bei $1.700, dann $1.720. Die relevanten Marken der laufenden Zwischenkorrektur liegen bei $1.660, $1.650 und $1.640. Antizyklische Käufe bieten sich bei Rücksetzern an diese Bereiche an. Das Ziel liegt in diesen Fällen zunächst wieder am Widerstand bei $1.675, der Wiedereinstieg würde dann oberhalb des Hochs bei $1.682 erfolgen.   

Short-Setup: Nach der kräftigen Aufwärtsbewegung der vergangenen Tage verliert Gold an nun an Kraft, womit die Chancen für ein „reinigendes Gewitter“ bis in den Bereich um $1.640 gegeben sind. Angesichts der wieder optimistischer gewordenen Stimmung wäre dies ohne überraschende äussere Einflüsse (z. B. wieder kräftig anziehender US-Dollar, auf dessen Kappe geht ein Gutteil der jüngsten Rally) aber auch das Maximalziel. Verkäufe am nächtliegenden Widerstand bei $1.675 ergeben auf Grund dessen grosser Bedeutung Sinn, das erste Ziel liegt etwa 15 Dollar tiefer und das Risiko kann mit einem Stopp kurz oberhalb des jüngsten Hochs ($1.682) recht eng begrenzt werden. Zeigt Gold im Bereich von $1.660 keine Stärke, wird ein Durchreichen bis knapp $1.640 wahrscheinlich, die dazwischen liegende Unterstützungszone um $1.650 hat in der jüngeren Vergangenheit nicht viel Halt geboten. 

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Handelsoptionen für Gold in beide Marktrichtungen mit CFD

Geht man von steigenden Kursen bei Gold aus, kann der risikobewusste Trader eine BUY-Position aufgeben. Geht man von fallenden Kursen aus, tätigt man eine SELL-Order. Wenn die Handelsstrategie aufgeht und der Händler auf der richtigen Marktseite ist, können in beiden Richtungen des Marktes Tradinggewinne erzielt werden. Geht die Handelsstrategie nicht auf, macht der Trader Verluste. Der Hebel bis zu 1:20 im Gold CFD multipliziert dabei die möglichen Gewinne oder Verluste.

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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 5. 

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Markus Grüne
Markus Grüne Selbständiger Börsenhändler & Finanzmarktanalyst | Frankfurt am Main | (extern)

Über 14 Jahre Erfahrung als professioneller Händler und Market Maker für Aktien, Derivate und Rohstoffe. Seit 2019 Publikation eigener Börsenbriefe und Analysen mit Fokus auf Rohstoffe.