Gold Analyse: Kein Ende des Zinserhöhungszyklus in Sicht – Gold weiterhin auf Abwärtskurs

September 27, 2022 13:22

Die breiten Rohstoffindizes nähern sich jedenfalls bereits ihren Jahrestiefstständen und implizieren mittelfristig nachlassenden Inflationsdruck aus dieser Richtung. Auch die Edelmetalle haben in diesem Umfeld Federn gelassen, für Dollarausländer, wie beispielweise europäische Anleger, erweist sich ein Anteil Gold im Depot, am besten in physischer Form, aber nach wie vor als (relativ) sicherer Hafen.

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Überblick: Gold, das große Bild

Mit dem Zinserhöhungsschritt der US-Notenbank am vergangenen Mittwoch setzte sich der Ausverkauf über nahezu sämtliche Assetklassen in beeindruckender Weise fort. Zwar blieb der Zinsschritt mit 75 Basispunkten hinter der schon befürchteten 100-Punkte-Erhöhung zurück und traf damit die Mehrheitserwartung, es schreckten jedoch die sogenannten „Dot-Plots“, die die Zinsprognosen der einzelnen Zentralbanker widerspiegeln. Insbesondere im Vergleich zur vorigen Erhebung ist die Neueinschätzung der Fed-Beamten an dieser Stelle gewaltig, 12 von 19 FOMC-Mitgliedern erwarten nun  einen Leitzins zwischen 4,5 Prozent und 5,0 Prozent bis Ende 2023. Die daraus abgeleitete Schlagzeile lautet: keine Zinssenkung im Jahr 2023! Und diese hatten bislang nicht wenige Marktteilnehmer erwartet, angesichts mittlerweile geradezu tiefschwarzer Wolken am Weltwirtschaftshimmel. Blickt man über das kommende Jahr hinaus, zeigen die Prognosen die große Schwierigkeit auf, mit der man sich als Anleger in diesen Zeiten konfrontiert sieht: sowohl für 2024 als auch 2025 liegen die Leitzinserwartungen breit gefächert zwischen 2,5 und 4,5 Prozent. Damit gilt es nun Anlagestrategien zu finden, die sowohl für ein Umfeld robust sind, in dem der Leitzins in den nächsten drei Jahren nahe bei fünf Prozent bleibt, als auch für eines, in dem die Geldpolitik sehr kontinuierlich gelockert wird. Jerome Powell nahm das Wort Rezession in seiner auf den Zinsschritt folgenden Pressekonferenz zwar nicht in den Mund, äußerte aber die Befürchtung, dass das Wachstum eine Zeit lang unter dem Trend liegen dürfte, was durchaus als „Zentralbanksprache“ für Rezession interpretiert werden kann. Unterdessen folgten die Zentralbanken in aller Welt dem Beispiel der Fed und hoben die Zinssätze von der Schweiz bis Indonesien deutlich an. Die Bank of Japan sorgte für Aufruhr an den Devisenmärkten, indem sie zum ersten Mal seit 1998 intervenierte, um den Yen zu stützen.

Größter Profiteur der aktuellen Situation ist dann auch der US-Dollar. Dieser erreichte gestern im Dollar-Index (DXY) den höchsten Stand seit Mai 2002 und setzt die Währungen im Rest der Welt weiter massiv unter Druck. Denkbar wäre zwar ein multilateraler Schritt zur Schwächung des Greenbacks, wie Mitte der 1980er Jahre schon einmal erfolgt („Plaza Abkommen“), jedoch dürften die USA alles daran setzen, ein solches Vorgehen zu verhindern. Denn in der Tat hilft ein starker Dollar, den Inflationsdruck im eigenen Land zu bekämpfen. Somit exportieren die USA über ihre starke Währung die Inflation über den Globus, und die Staaten der restlichen Welt sind im Umgang damit weitestgehend auf sich allein gestellt. Im Euroraum steigt der Druck auf die Währungshüter entsprechend weiter, hier nähert sich die Inflation dem zweistelligen Bereich, und für die EZB gilt es genaustens abzuwägen, im Zielkonflikt zwischen Preisstabilität und Wachstum. Im Laufe der Woche werden mehr als die Hälfte der 19 EU-Zentralbankchefs öffentlich auftreten, was die Volatilität in den Märkten erhalten sollte. Die OECD senkte derweil fast alle Wachstumsprognosen für die Staaten der G- 20 für das kommende Jahr und prognostiziert für Europa die schwierigste Entwicklung.

Die große Frage bleibt, ob die Zentralbanken bei ihrer konzertierten Aktion in Sachen Zinsen nicht doch über das Ziel hinausschießen werden. Die Fed hat den Greenback bereits auf den höchsten Stand seit 20 Jahren katapultiert, was für die Rohstoffmärkte, von Öl über Getreide bis hin zu den Metallen bekanntlich ein großes Problem darstellt. Zum einen, weil Commodities für den Rest der Welt allein deshalb teurer werden, aber auch auf Grund der sich überall erhöhenden Finanzierungskosten, die sich auch auf diesen Sektor nachfragedämpfend auswirken. Die breiten Rohstoffindizes nähern sich jedenfalls bereits ihren Jahrestiefstständen und implizieren mittelfristig nachlassenden Inflationsdruck aus dieser Richtung. Auch die Edelmetalle haben in diesem Umfeld Federn gelassen, für Dollarausländer, wie beispielweise europäische Anleger, erweist sich ein Anteil Gold im Depot, am besten in physischer Form, aber nach wie vor als (relativ) sicherer Hafen. Mit einem Plus von - in Euro - fast acht Prozent seit Jahresbeginn konnte Gold Euroabwertung und Inflationsentwicklung immerhin mildern und hat gegenüber anderen Assetklassen, wie den Aktien- und Anleihemärkten, Stärke bewiesen. Für Bergbauunternehmen, insbesondere kleine, ist die Kombination aus fallendem Goldpreis, steigenden Zinsen und Rezession Gift. Metallförderung ist ein hochspekulatives und sehr kostspieliges Unterfangen, Finanzierungen sind immer schwieriger zu erhalten und werden zudem erheblich teurer. Je länger der aktuelle Zustand anhält, desto mehr wird dies die zukünftige Angebotssituation beeinflussen. 

Fast schon erwartungsgemäß nutzen die Commercials den nachgebenden Goldpreis, um am Terminmarkt weiter zuzukaufen. Schon per vergangenem Dienstagabend, dem Erhebungszeitpunkt der COT-Daten, lag deren Shortposition so niedrig, wie seit Ende April 2019 nicht mehr. Der kräftige Preisrutsch der letzten Tage dürfte diese noch weiter verringert haben. Dies zeigt natürlich zunächst einmal nicht mehr an als ein positives Sentiment auf Seiten des Smart Moneys. Dass deren Gegenseite, die sogenannten „Large Speculators“, wie Hedge Fonds, etc., auf Mehrjahressicht entsprechend niedrig investiert sind, bietet jedoch ein gutes Unterstützungsargument.

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Mehr als die angedachte Relief-Rally hatte Gold nach dem Zinsschritt der Fed tatsächlich nicht zu bieten. Auch der Bereich um das Vorwochentief hielt dem einsetzenden Verkaufsdruck nur kurz Stand, woraufhin Gold in der umsatzschwachen Montagnacht bis an die, bereits übernächste, Unterstützung bei $1.625 zurückfiel. Gemäß dem bekannten Muster von „zwei Schritte runter, einen Hoch“ handelt das Metall im Laufe des Tages immerhin leicht erholt über der Marke von $1.640. Rückenwind kam kurzzeitig sowohl von der Währungs- als auch der Zinsseite. Beides erwies sich jedoch nicht als nachhaltig, und sowohl Dollar als auch Renditen setzten ihren Höhenflug fort und drückten das Edelmetall bis zum gestrigen Handelsschluss kurzzeitig wieder unter das 1.625er-Niveau. Gold ist auf den längeren Zeiteinheiten (weekly, daily) stark überverkauft, es zeigen sich jedoch noch keine Divergenzen zum Preischart. Auf der kürzeren Zeiteinheit des 4-Stunden-Charts befinden sich die Momentumindikatoren im unteren neutralen Bereich. Angesichts dessen bleibt Vorsicht angeraten, initiales Trading von der Shortseite aus dürfte weiterhin das zu bevorzugende Vorgehen sein. 


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Gold: Die Daytrading Setups

Long-Setup: Aus dem Chartbild lässt sich für Gold wahrlich kein Kaufargument konstruieren, sowohl die langfristigen als auch der 4-Stunden-Chart zeigen aktuell eher den „Freifallmodus“ als ernstzunehmende Anzeichen einer Bodenbildung. Seit Beginn der aktuellen, innerhalb des übergeordneten Trends laufenden, Abwärtsbewegung am 12. August lässt sich ein kaskadierendes Muster beobachten, nach dem jede Abwärtswelle nach rund 70 Dollar Minus in eine mehrtägige Seitwärtsphase übergeht, um dann den Weg entsprechend fortzusetzen. Demnach läge das Ziel des laufenden Rutsches im Bereich der nächsten Unterstützung um $1.610. Unterstützung und potenzielles Wellenende rechtfertigen dort spekulative Käufe mit Ziel bei $1.625, maximal $1.640. Die Chance auf verbrannte Finger ist jedoch auch an dieser Stelle weiterhin hoch, und Erholungen dürften Strohfeuer belieben. Die Longseite lebt derzeit von schnellen Gegenbewegungen, die mit 20 bis 30 Dollar Umfang jedoch durchaus lukrativ sein können. Dabei haben sich die eingezeichneten horizontalen Chartniveaus bislang als valide Orientierungsmarken erwiesen. Die nächsttieferen Abstauberlimits bieten sich im Bereich von $1.585 und $1.560 an. Beide Niveaus sind starke, klassische Unterstützungen.

Short-Setup: Die Konsequenz, mit der seit geraumer Zeit Luft aus dem Goldmarkt gelassen wird, ist beeindruckend, und so bieten sich technische Gegenreaktionen (in Aufwärtsrichtung) und instablie Unterstützungsniveaus weiterhin als gute Verkaufsgelegenheiten an. Bis auf weiteres bleibt das Mitschwimmen in diesem klaren Trend die aussichtsreichste Möglichkeit von der gegebenen Situation zu profitieren. Die Gegenbewegung in Reaktion auf das nächtliche Tief könnte bereits am gerade erreichten Widerstand bei $1.640 auslaufen. Verkäufen an dieser Stelle sollte etwas Luft gegeben werden, ein Stopp bietet sich erst oberhalb des gestrigen Hochs bei $1.650 an. Das nächste antizyklische Verkaufslevel findet sich dann bei $1.660. Sollte Gold seine laufende Gegenbewegung umkehren, wird ein Test des aktuellen Tiefs bei $1.620 wahrscheinlich. Finden sich an dieser Stelle keine Käufer, liegt das nächste Ziel bei $1.610. Auf Grund der dort auf mehreren Zeitebenen und mit verschiedenen Methoden auszumachenden Unterstützungszone empfehlen sich an dieser Stelle  Gewinnmitnahmen und gegebenenfalls ein Wechsel in das Long-Setup, mit kurzem Zeithorizont.  Bricht auch dieses Niveau ist bis $1.585 kein Widerstand mehr zu erwarten.

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Handelsoptionen für Gold in beide Marktrichtungen mit CFD

Geht man von steigenden Kursen bei Gold aus, kann der risikobewusste Trader eine BUY-Position aufgeben. Geht man von fallenden Kursen aus, tätigt man eine SELL-Order. Wenn die Handelsstrategie aufgeht und der Händler auf der richtigen Marktseite ist, können in beiden Richtungen des Marktes Tradinggewinne erzielt werden. Geht die Handelsstrategie nicht auf, macht der Trader Verluste. Der Hebel bis zu 1:20 im Gold CFD multipliziert dabei die möglichen Gewinne oder Verluste.

Möchten Sie Gold als Daytrader aktiv handeln? Dann eröffnen Sie ein Demo-Handelskonto bei Admirals oder starten Sie mit einem Live-Handelskonto unter realen Bedingungen. 

 

Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 5. 

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Markus Grüne
Markus Grüne Selbständiger Börsenhändler & Finanzmarktanalyst | Frankfurt am Main | (extern)

Über 14 Jahre Erfahrung als professioneller Händler und Market Maker für Aktien, Derivate und Rohstoffe. Seit 2019 Publikation eigener Börsenbriefe und Analysen mit Fokus auf Rohstoffe.