Gold Analyse: Großbritannien und Credit Suisse rufen Safe-Haven-Käufer auf den Plan – UN zündet den Turbo

Oktober 04, 2022 13:45

Nicht nur für Gold verlief die vergangene Woche ausgesprochen Turbulent, zur Abwechslung standen dieses mal jedoch nicht Ereignisse und Daten aus den USA im Mittelpunkt des Geschehens, sondern europäische. Nicht, dass jenseits des Atlantiks die Themen ausgehen würden, jedoch übte in der vergangenen Woche der Verfall der britischen Vermögenswerte die größte Faszination aus.

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Überblick: Gold, das große Bild

Nicht nur für Gold verlief die vergangene Woche ausgesprochen Turbulent, zur Abwechslung standen dieses mal jedoch nicht Ereignisse und Daten aus den USA im Mittelpunkt des Geschehens, sondern europäische. Nicht, dass jenseits des Atlantiks die Themen ausgehen würden, jedoch übte in der vergangenen Woche der Verfall der britischen Vermögenswerte die größte Faszination aus. Ausgelöst wurde dieser durch das Steuersenkungsvorhaben der neuen Regierung, der das Haushaltsdefizit zu einem Zeitpunkt ausweiten wird, an dem die konventionelle Wirtschaftslehre eher eine Einschränkung nahelegen würde. Der in Zeiten galoppierender Inflationsraten ungewöhnliche Schritt schickte Pfund und Gilts auf Talfahrt. Letztere sind in diesem Jahr bereits um mehr als 27 Prozent gefallen, nicht wenige wetteten bereits auf ein Pfund unter Dollarparität – ein Niveau, dass früher praktisch undenkbar war. Im Kern handelt es sich beim Chaos der vergangenen Woche allerdings nicht um eine Währungskrise, sondern um eine Vertrauenskrise auf dem Anleihemarkt. Was allerdings viel gefährlicher ist. Zur akuten Brandbekämpfung intervenierte die  Bank of England entsprechend hart, nicht wenige werten diese Vorgänge bereits als Präzedenzfall auch für andere Volkswirtschaften. Mittlerweile hat Premierministerin Liz Truss ihre Pläne angesichts der, zumindest für sie und ihre Regierungsmannschaft, überraschenden Marktreaktion wieder fallengelassen. Diese Nachricht wurde von den Anlegern zunächst begrüßt, Britisches Pfund und Staatsanleihen erholten sich wieder. Aber die Zukunft bleibt ungewiss - die Optionsmärkte zeigen immer noch Wetten auf rückläufige Kurse an, und man könnte durchaus sagen, dass die Regierung ein gewisses finanzpolitisches Glaubwürdigkeitsdefizit hat. 

Selbiges macht auch Ulrich Körner zu schaffen, seines Zeichens Konzernleiter der bislang gut beleumundeten Credit Suisse Group. Dieser hatte noch am Wochenende versucht, Mitarbeiter und Märkte hinsichtlich der finanziellen Stabilität seines Hauses zu beruhigen, das sorgfältig formuliertes Memo führte jedoch zum gegenteiligen Effekt, der Versuch ging komplett nach hinten los. Während Körner zwar die Kapitalausstattung und die Liquidität der Bank anpries, räumte er zugleich ein, dass das Unternehmen aktuell vor einem "kritischen Moment" stehe, woraufhin die Fünf-Jahres-Credit-Default-Swaps der Credit Suisse - ein Indikator für das Kreditrisiko - auf einen Rekordwert stiegen und die Aktie der Bank einen neuen Tiefstand erreichte. Lehman ist auch nach 14 Jahren noch sehr präsent in den Köpfen. Beides, die Ereignisse in Großbritannien und der drohende Credit-Suisse-Untergang, haben zwar ganz konkret nicht miteinander zu tun, führen die Risiken in den aktuell in vielerlei Hinsicht chaotischen Zeiten aber sehr deutlich vor Augen. Es schwelt sozusagen an allen Ecken, und es besteht erhebliche Brandgefahr. Die Goldpreisentwicklung scheint diese Einschätzung lange Zeit geflissentlich ignoriert zu habe, zumindest auf der „Papiergoldseite“, wie an Terminbörsen oder bei ETFs. Beim Blick auf den physischen Markt zeigt sich hingegen ein anderes Bild, dort wachsen die Aufschläge für Münzen und Barren gegenüber den Börsenpreisen seit geraumer Zeit. Als in der vergangenen Woche die  Finanzmarktstabilität Großbritanniens in Frage stand, flüchteten sich die Briten geradezu in diesen sicheren Hafen. Als die britische Währung am frühen Montag der vergangenen Woche auf ihr Allzeittief rutschte, kletterte der Goldpreis in Pfund auf ein Rekordniveau. Normalerweise würde dies zu Verkäufen ermutigen und Käufer abschrecken, doch dieses Mal verstärkten die Turbulenzen auf den britischen Anleihe- und Devisenmärkten die Anziehungskraft des Edelmetalls noch. Vor Ort ansässige Edelmetallhändler berichteten von Engpässen bei Barren und Münzen. Bei BullionVault, einem im Vereinigten Königreich ansässigen Maklerunternehmen, eröffneten britische Kunden in jener Woche mehr als doppelt so viele Konten zum Kauf von Edelmetall, wie üblich.

Diese Beobachtung steht im Gegensatz zu der schlechten Stimmung, die dazu geführt hat, dass die Dollarpreise für das Edelmetall seit ihrem Höchststand im März um mehr als 20 % eingebrochen sind, da die aggressive Straffung der Geldpolitik durch die US-Notenbank das unverzinsliche Gut im Vergleich zu anderen Anlegeklassen weniger attraktiv macht. Der Status von Gold als Absicherung gegen Inflation und Währungsabwertung hält die Nachfrage jedoch aufrecht. Die Börsenpreise geben in diesem Fall tatsächlich nur ein unzureichendes Bild wieder, und das Beispiel aus Großbritannien zeigt gut, wohin sich die Anleger wenden, wenn die Lage wirklich brenzlig wird. Kritiker werfen an dieser Stelle gerne ein, dass die britischen Goldfans keinen großen Einfluss auf die weltweiten Preise haben werden. Nach Angaben des World Gold Council kauften die britischen Verbraucher im vergangenen Jahr 15,5 Tonnen Barren und Münzen, was nur etwas mehr als einem Prozent der weltweiten Gesamtmenge entspricht. Das ist zwar richtig, geht jedoch am Thema vorbei. Wer sich beispielsweise vor den Folgen nicht gänzlich durchdachter fiskalpolitischer Paukenschläge oder den möglicherweise weitreichenden Auswirkungen „kritischer Momente“ einzelner Großbanken schützen möchte, den interessiert die kurzfristige Dollar-Preisentwicklung seiner Goldposition zuletzt. Zudem kann es auch hilfreich sein, sich gelegentlich die Entkopplung von Papier- und physischem Markt bewusst zu machen, und auch zu hinterfragen, welche Akteure an welcher Stelle welches Interesse verfolgen. 

Zum Ende dieses etwas anderes als üblich geratenen Marktkommentars ohne „die üblichen Verdächtigen“ Dollar, Zinsen, Rezession und Jerome, noch ein kurzer Blick auf die wichtigsten - klassischen – Daten der Woche:  diesen Freitag stehen wieder die US-Non-Farm-Payrolls an, erwartete wird ein Zuwachs von 250.000 Arbeitsplätzen. Das wäre ein moderater, aber immer noch gesunder Stellenzuwachs, der die Fed dazu veranlassen dürfte, die Zinsen weiter anzuheben. Außerdem werden diese Woche die JOLTS-Zahlen (heute) und die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung (Donnerstag) veröffentlicht. Des weiteren liegen die US-Handelsbilanz (Mittwoch) sowie die US- und EU-Einkaufsmanagerindizes im verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor (beides Mittwoch) an. In Europa schaut man auf die Erzeugerpreisindizes (heute) und die Einzelhandelsumsätze (Donnerstag). 

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Nachdem der US-Dollar am vergangenen Mittwoch deutlich von seinem 20-Jahreshoch zurücksetzte und auch Staatsanleihen wieder Käufer fanden, gelang Gold, unterstützt von genereller Risk-On-Stimmung in den meisten physischen Rohstoffmärkten, der Turnaround im Bereich der wichtigen Marke bei 1.610 Dollar. Weiter nachgebende Anleiherenditen und der schwächelnde Dollar hielten Gold bis zum Wochenbeginn über dem nächsten Widerstandsniveau bei $1.660. Die Sorgen um Credit Suisse, bei denen der ein oder andere schon einen „Lehmann-Moment“ herbeischrieb, sorgten für Save-Haven-Käufe (wobei man an dieser Stelle die Kirche im Dorf lassen sollte, bestünde ernste Gefahr, wären Dollar und Anleihen bereits deutlich angezogen). Die gestrige Einlassung der UN führte Asset-Klassen-übergreifend zu Kursfeuerwerken, möglicherweise ziehen die Geldpolitikexperten (??) der Vereinten Nationen nun die Reißleine im kaum angelaufenen Zinserhöhungszyklus. Man muss sich schon fragen, wie nahe die Weltwirtschaft dem Kollaps eigentlich ist, und, ob man auf Grund dieses Vorgangs tatsächlich Aktien kaufen muss. Für Gold allerdings ist der Warnschuss durchaus ein Argument. 


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Gold: Die Daytrading Setups

Long-Setup: Auch ohne UN war der Abpraller am in der vergangenen Woche im Short-Setup beschriebenen Kursziel im Bereich der 1.610er-Marke durchaus beeindruckend. Äußere Faktoren (Dollar, Renditen, Credit Suisse, Russland-Referenden) passen seitdem zur Preisentwicklung. Die UN zündeten dann gestern den Nachbrenner, was das Chartbild mittlerweile jedoch ein wenig ungesund aussehen lässt. Neue Longs haben auf aktuellem Niveau ein schlechtes Chance-/Risiko-Verhältnis. Ein Test des nächsten Widerstands bei $1.720 liegt zwar in der Luft, das Rückschlagspotenzial bis in die Nähe der stabilen Unterstützung um $1.675 ist jedoch groß (zumal sich in den nächsten Stunden/Tagen sicher auch der ein oder andere Notenbanker zu Wort melden wird, und nicht jeder spricht so verklausuliert diplomatisch wie Jerome Powell). Mit anderen Worten: die direkte Überwindung des 1.720er-Niveaus ist unwahrscheinlich, wer den Einstieg bis jetzt verpasst hat, warte sinnvollerweise auf die kommende Konsolidierungsphase. Diese kann, wenn alles optimal läuft, oberhalb von $1.720 liegen, dann hätte ein prozyklischer Einstieg schnelles Potenzial bis etwa $1.750. Auf Grund des enorm steilen Anstiegs der vergangenen Tage liegt ein entspannender Rücksetzer bis zunächst rund $1.690 in der Luft. Hier könnte ein erster Teil einer neuen Position aufgenommen werden. Sollte Gold bis an die nächste Unterstützung bei $1.675 zurückfallen, kann dort der restliche Teil zugekauft werden. An dieser Stelle wäre auch die auf der kurzen Zeitebene momentan stark überkaufte Situation wieder abgebaut.

Short-Setup: Wie oben schon beschrieben wirkt das Chartbild angesichts des massiven Preisanstiegs der letzten Tage ungesund, und der hier dargestellte kurze Zeithorizont täuscht über die weiterhin nicht günstige technische  Situation hinweg. Zoomt man ein wenig hinaus (vom 4-Stunden-Chart über den Tageschart bis hin zum Wochenchart) wird der Bärenmarktrally-Charakter dieser Bewegung sehr deutlich. Im Bereich des nächsten Widerstands um $1.720 drängen sich spekulative Shorts geradezu auf. Geht Gold schon kurz darunter die Kraft aus, sollte man auf das Erreichen dieser Marke nicht unbedingt warten sondern bereits in vorauseilendem Gehorsam zur Tat schreiten. Dieses Level stellt zudem ein gutes Stopp-Loss-Niveau dar, neben dem horizontalen Widerstand findet sich dort auch die Oberseite des seit Anfang März aktiven übergeordneten Abwärtstrends. Kurzfristiges Ziel eines solchen Trades ist $1.690, mittelfristiger die starke Unterstützung bei $1.675. Sollte Gold wirklich parabolisch weiterlaufen findet sich die nächste Shortgelegenheit bei $1.750. Jedoch wird Gold oberhalb von $1.720 grundsätzlich bullischer und löst seine Bärenmarktrally-Situation auf.

Frische Analyse Tages-Updates, jeden Morgen vor 09 Uhr neu für aktive Daytrader:

Handelsoptionen für Gold in beide Marktrichtungen mit CFD

Geht man von steigenden Kursen bei Gold aus, kann der risikobewusste Trader eine BUY-Position aufgeben. Geht man von fallenden Kursen aus, tätigt man eine SELL-Order. Wenn die Handelsstrategie aufgeht und der Händler auf der richtigen Marktseite ist, können in beiden Richtungen des Marktes Tradinggewinne erzielt werden. Geht die Handelsstrategie nicht auf, macht der Trader Verluste. Der Hebel bis zu 1:20 im Gold CFD multipliziert dabei die möglichen Gewinne oder Verluste.

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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 5. 

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Markus Grüne
Markus Grüne Selbständiger Börsenhändler & Finanzmarktanalyst | Frankfurt am Main | (extern)

Über 14 Jahre Erfahrung als professioneller Händler und Market Maker für Aktien, Derivate und Rohstoffe. Seit 2019 Publikation eigener Börsenbriefe und Analysen mit Fokus auf Rohstoffe.