Gold Analyse: Gold mit neuem Lebenszeichen – Abwärtstrend bleibt jedoch intakt

Oktober 05, 2021 12:20

Wesentliche Impulse erhielt Gold in den vergangenen Tagen vom US-Dollar, der seinen kräftigen Aufwärtstrend punktgenau zum Monatsende beendete .Der Trend beim Dollar weist trotz kürzlicher 180-Grad-Wende weiterhin aufwärts und bleibt damit problematisch für die Goldbullen.

  • Aktuelle Gold Analyse 05.10.2021: Chartanalyse, Wochenausblick, Setups und mehr – für aktive Daytrader
    ✅ Gold News ✅ Gold Aktuell ✅ Gold Prognose

Überblick: Gold, das große Bild

Nachdem Gold seine aktuelle Schwächephase zunächst bis Mittwochabend in Folge des zeitgleich erfolgten Dollar- und Renditeanstiegs fortsetzte und dabei den ersten tiefer liegenden Zielbereich um 1.725 Dollar erreichte, führte die tags darauf einsetzende Gegenbewegung sehr beeindruckend direkt wieder über den gut 25 Dollar darüber liegenden Widerstand und bis beinahe an die zu diesem Zeitpunkt bei ca. $1.765 liegende Oberseite des laufenden Abwärtstrends heran. Dieser Bereich wurde noch zum Wochenschluss getestet und konnte am gestrigen Montagnachmittag schließlich überwunden (wenn auch nicht gehalten) werden, wodurch sich die aus technischer Sicht grundsätzlich bärische Ausrichtung bei Gold zumindest auf den kurz- bis mittelfristigen Zeiteinheiten leicht verbessert hat. Interessanterweise scheint „der Markt“ nun die Inflationsargumente ernster zu nehmen und sich entsprechend zu positionieren. Während die Aktienmärkte unter der dadurch zu befürchtenden Ertragsschwäche zu leiden haben, schwenkt der Rohstoffsektor um. Agrar-, Energie- und der Industriemetallbereich setzen ihre angebotsseitig induzierten Rallys fort, der Edelmetallsektor scheint diesen nun zu folgen, mit lauter werdenden verweisen auf das Inflationsschutzargument und der Suche nach dem vielzitierten „sicheren Hafen“. Wie nachhaltig dieses Thema nun gespielt werden wird, muss sich erst noch zeigen, dieser Fokuswechsel ist aber grundsätzlich positiv.

Bezüglich des Inflationsthemas eskalieren die Daten weiter, hierzulande liegt die Preissteigerungsrate im Jahresvergleich mit über vier Prozent so hoch, wie seit der ersten Hälfte der 1990er Jahre nicht mehr, die Realzinsen befinden sich seit nunmehr fünf Jahren durchgängig im negativen Bereich, in ähnlicher Größenordnung. Im Euroraum und in den USA ist die Tendenz die gleiche. Dort zeigt der zu diesem Zweck wichtigste statistische Wert, der Core-PCE (Kernrate der persönlichen Konsumausgaben), mit 3,62 Prozent im August den im Jahresvergleich höchsten Anstieg seit Mai 1991 und den fünften Monat in Folge einen Zuwachs von über drei Prozent.  Momentan kauft die Fed noch Staatsanleihen und andere Wertpapiere im Gegenwert von rund 120 Milliarden US-Dollar pro Monat, angesichts der realen Gefahr eines möglicherweise doch weniger vorübergehenden als bislang prognostizierten Inflationsszenarios, wird dessen Rückführung zurzeit mit merklich zunehmendem Tempo von den dortigen Zentralbankmitgliedern kommentiert. Dabei zeichnet sich der November als Start des Reduzierungsprogramms ab. Wichtig dabei bleibt auch die Entwicklung des US-Arbeitsmarktes. Für Jerome Powell war dies bislang einer der wichtigsten Faktoren, wenn es um des Ergreifen von Gegenmaßnahmen ging und bislang zeigen sich dort bestenfalls verhaltene Fortschritte. Nachdem in der vergangenen Woche nun schon zum dritten Mal in Folge mehr Menschen als erwartet Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung gestellt hatten, und die absolut hohe Zahl dessen eine eher ungesunde Arbeitsmarktlage kennzeichnen, wird die Veröffentlichung der Non-Farm-Payrolls am kommenden Freitag (14:30 Uhr) wohl das wichtigste Ereignis dieser Woche darstellen. Nachdem die Covid-bedingten Sonderzahlungen zur Arbeitslosenhilfe vor gut vier Wochen ausgelaufen sind, wird sich nun zeigen, ob dies die Menschen motivieren konnte, die Rekordzahl von offenen Stellen neu zu besetzen. Wenn auch Jerome Powell sowie seine Amtskollegen anderer wichtiger Zentralbanken weiterhin das Mantra der vorübergehenden Inflation verkünden (oder sich diesbezüglich zumindest vorsichtig optimistisch äußern) bereiten sich die Märkte zunehmend auf eine längere Episode vor.  Eine Umfrage der Citigroup unter Kunden ergab, dass die meisten auf eine "hartnäckige" Inflation gefasst sind, während es Anzeichen dafür gibt, dass die europäischen Anleiheinvestoren sich zunehmend Sorgen über einen Anstieg der Renditen machen.

Ganz nebenbei, und hierzulande kaum thematisiert, nähern sich die USA zumindest augenscheinlich dem ersten Zahlungsausfall ihrer Geschichte. Finanzministerin Yellen hatte den 18. Oktober als Frist für eine Einigung über die Frage bezüglich der Anhebung der Schuldenobergrenze gesetzt, andernfalls drohten der Zahlungsausfall samt „katastrophaler Folgen“ für das Land. Tatsächlich rechnen aber die wenigsten unter den Profis an der Wall Street oder in Washington damit, dass diese Situation eintritt, sie wäre im Übrigen auch leicht durch einen buchhalterischen Winkelzug abzuwenden. Googlen Sie einmal „Trillion Dollar Platinum Coin“, Sie werden sehen, der Zahlungsausfall ist ein sehr theoretisches Szenario. Nichtsdestotrotz sorgt auch die zumindest in den USA darüber medial dramatisch aufbereitete Berichterstattung für verstärktes Interesse an soliden, möglichst werterhaltenden Investments, und unterfüttert den Goldpreis derzeit (noch).

Wesentliche Impulse erhielt Gold in den vergangenen Tagen vom US-Dollar, der seinen kräftigen Aufwärtstrend punktgenau zum Monatsende beendete und nun im Begriff ist, in seine von Juni bis Mitte September andauernde Seitwärtsphase zurückzufallen. Die Entscheidung darüber ist jedoch noch nicht endgültig getroffen, der Trend weist trotz kürzlicher 180-Grad-Wende weiterhin aufwärts und bleibt damit problematisch für die Goldbullen. Wenig erbauliches zeigt derzeit sowohl die Nachfrage nach Münzen und Barren als auch die Entwicklung im ETF-Bereich. So bleibt die Endkundennachfrage in beiden Segmenten schwach. Vor allem in den USA sank die Nachfrage nach physischem Gold, im September lag diese nochmals um rund die Hälfte unter dem schon nicht berauschenden Vormonatswert. Zudem sanken die ETF-Bestände in der vergangenen Woche abermals um fast 600.000 Unzen.

NEU: jetzt auch für GOLD tägliche Analysen hier:

Unter dem Strich bleibt zu sagen, dass sich das Sentiment in der vergangenen Woche wieder zum positiven verschoben hat, im Wesentlich begründet mit den an Kraft gewinnenden Argumenten sicherer Hafen und Inflationsschutz. Angebotsseitige Neuigkeiten sind jedoch fehlend bis maximal neutral und wirklich starke Nachfrageerwartungen ebenfalls nicht vorhanden. Gegenwind liefert die Aufwärtstendenz im US-Dollar (die aus fundamentaler Sicht allerdings eher fragwürdig ist). Im großen Gesamtbild stellt die derzeitige Aufwärtsbewegung lediglich eine Gegenbewegung im vorherrschenden Abwärtstrend dar, kann innerhalb dessen aber durchaus noch den ein oder anderen Dollar laufen, die obere Begrenzung liegt aktuell im Bereich von 1.850 Dollar.

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Ebenso wie auf der langen Zeitebene läuft auch auf der kurzen seit geraumer Zeit ein Abwärtstrend. Dieser wurde zum Wochenstart zwar überwunden, Gold konnte sich oberhalb dessen jedoch bislang nicht wirklich überzeugend festsetzen und drehte nach seiner Punktlandung am Widerstand bei $1.770 wieder nach unten ab. Momentan fungiert die obere Trendlinie als Unterstützung, der Wert solcher nicht-horizontalen Linien ist aber grundsätzlich eher gering („Schräge Linien sind für schräge Vögel“, frei nach Rüdiger Born). Immerhin nutzte die Produzentenseite die fallenden Preise bis vergangenen Dienstagabend (aktuellere Daten werden erst heute erhoben und am Freitag veröffentlicht), um am Terminmarkt kräftig einzukaufen, was zu einer Erhöhung des COT-Index auf seinen Maximalwert von 100 Punkten führte.  Damit konnte zumindest das „Smart Money“ vom unmittelbar danach erfolgten Preisanstieg profitieren, der nächste Datenpunkt wird zeigen, ob diese Marktteilnehmergruppe auch weiterhin an Bord ist.

Die Ausbildungsoffensive 2021 für alle! Börse & Trading für Anfänger

Gold: Die Trading Setups

Long-Setup: Wie gesagt, schräge Trendlinien sind mit etwas Vorsicht zu geniessen, die vorliegende Preisentwicklung zeigt dennoch geradezu lehrbuchmäßig einen passenden Longeinstieg an: nach dem eben jene Linie ein einer kräftigen Bewegung nach oben durchbrochen wurde stoppte diese erst am zehn Dollar darüber liegenden Widerstand und korrigierte dann bis an die Trendlinie zurück. Das ist ein Klassiker und rechtfertigt, an dieser Stelle die erste Portion der geplanten Gesamtposition einzukaufen. Der Rest würde dann bei Überschreitung des Widerstands bei $1.770 erfolgen, der zugleich auch das Hoch der vorausgegangenen Bewegung darstellt. Das darüberliegende Ziel liegt im Bereich zwischen $1.790 und $1.800, ein Stopp für die Gesamtposition könnte kurz unter der 1.770-Dollar-Marke liegen, so würde selbst ein Fehlausbruch an dieser Stelle nicht im Minus enden. Sollte sich die Korrekturbewegung zunächst fortsetzen, bietet sich ein Einstieg an der bei $1.750 naheliegenden Unterstützung an. Hier ist ein relativ kurzer Stopp sinnvoll, da bei einer Unterschreitung des gestrigen Tiefs ($1.747) von einer Wiederaufnahme des seit Anfang September laufenden Abwärtstrends auszugehen ist, mit Preisen zumindest kurzfristig auch merklich unter $1.725.

Short-Setup: Die Preisentwicklung der vergangenen Woche stellt selbstverständlich eine positive Entwicklung im Sinne der Goldbullen dar, sollte jedoch nicht darüber hinweg täuschen, das der übergeordnete Abwärtstrend weiterhin besteht und dieser auf der kurzen Zeitebene damit noch nicht überzeugend aufgelöst worden ist. Sollte sich Gold nicht unmittelbar weiter nach oben bewegen, wird ein Rückfall in diesen Trend sehr wahrscheinlich, mit erheblichem Potenzial auf der Shortseite. Erhöhte Aufmerksamkeit sollte bei einem Rückfall unter die obere Trendlinie gelten und der prozyklische Verkauf dann unter dem gestrigen Tief ($1.747) erfolgen. Das erste Ziel liegt bei $1.725, wo auf Grund der an dieser Stelle sehr kräftigen Unterstützung Teilschliessungen (mindestens) Sinn ergeben. Hält diese nicht, dürfte sich die Abwärtsbewegung sehr dynamisch fortsetzen. Der Bereich unterhalb dieser Marke ist im wesentliche Niemandsland, das folgende Ziel liegt erst um 1.675 Dollar. Falls Gold in den Rally-Modus übergehen sollte, liegen die nächsten aussichtsreichen Shortmöglichkeiten im Bereich der zwischen $1.790 und $1.800 befindlichen Widerstandszone, dann mit Ziel um $1.770.

 

Handelsoptionen für Gold in beide Marktrichtungen mit CFD

Geht man von steigenden Kursen bei Gold aus, kann der risikobewusste Trader eine BUY-Position aufgeben. Geht man von fallenden Kursen aus, tätigt man eine SELL-Order. Wenn die Handelsstrategie aufgeht und der Händler auf der richtigen Marktseite ist, können in beiden Richtungen des Marktes Tradinggewinne erzielt werden. Geht die Handelsstrategie nicht auf, macht der Trader Verluste. Der Hebel bis zu 1:20 im Gold CFD multipliziert dabei die möglichen Gewinne oder Verluste.

Möchten Sie Gold als Daytrader aktiv handeln? Dann eröffnen Sie ein kostenloses CFD Demokonto bei Admirals oder starten Sie live mit einem Tradingkonto unter realen Bedingungen.

 

Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 4.

► Handeln Sie verantwortungsvoll ◄
Diese Informationen dienen lediglich der allgemeinen Information und stellen keine unabhängige Finanzanalyse und keine Finanz- oder Anlageberatung dar. Es sollte nicht als maßgebliche Entscheidungsgrundlage für eine Anlageentscheidung herangezogen werden. Insbesondere berücksichtigen die Informationen nicht die individuellen Anlageziele oder finanziellen Umstände des einzelnen Investors. Die Autoren können ganz oder teilweise in den besprochenen Werten investiert sein. Obwohl die Autoren und das Unternehmen Admirals nicht ausdrücklich darauf beschränkt sind, vor der Umsetzung unserer Analysen, Meinungen, Publikationen oder Artikel zu handeln, versuchen wir diese nicht zu nutzen, bevor sie den Kunden zur Verfügung gestellt werden. Es handelt sich um eine Werbemitteilung, welche nicht allen gesetzlichen Vorschriften zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit von Finanzanalysen genügt und keinem Handelsverbot vor der Veröffentlichung der Analysen unterliegen.

Markus Grüne
Markus Grüne Selbständiger Börsenhändler & Finanzmarktanalyst | Frankfurt am Main | (extern)

Über 14 Jahre Erfahrung als professioneller Händler und Market Maker für Aktien, Derivate und Rohstoffe. Seit 2019 Publikation eigener Börsenbriefe und Analysen mit Fokus auf Rohstoffe.