Gold Analyse: Gold lauert nach kräftigem Preisrutsch auf neue Impulse

September 14, 2021 13:40

Der Preisrutsch von Anfang letzter Woche in Gold war in sofern bemerkenswert, als dass die unterwegs befindlichen Unterstützungsniveaus um $1.815 und $1.800 tatsächlich keinerlei Unterstützung boten. Aktuell befinden wir uns eher in neutralen Gefilden.

  • Aktuelle Gold Analyse 14.09.2021: Chartanalyse, Wochenausblick, Set-Ups und mehr – für aktive Daytrader
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Überblick: Gold, das große Bild

Im Großen und Ganzen verlief die vergangene Woche für den Goldmarkt recht unspektakulär, mit relativ geringen Schwankungen innerhalb einer sehr überschaubaren Seitwärtszone. Die einzig wirklich kräftige Bewegung der letzten sieben Tage sorgte allerdings schon am Dienstag mit einem schnellen 30-Dollar-Rusch dafür, dass sich diese Seitwärtsphase erst erheblich unterhalb des Vorwochenniveaus ausbilden konnte. Dabei war die Ausgangslage an diesem Tag durchaus günstig, mit sehr positiven Nachrichten aus der nach China zweitwichtigsten Nachfragenation Indien. Die dortigen Goldimporte lagen im August mit 121 Tonnen beinahe 50 Prozent über dem Vormonatswert und auf dem höchsten Stand seit dem ersten Quartal. Zur gleichen Zeit im letzten Jahr belief sich die Importmenge des Landes noch auf nur 63 Tonnen. Hauptverantwortlich für die jüngste Entwicklung dürfte die auf dem Subkontinent bevorstehende Hochzeitssaison sein. In den Monaten September bis November wird dort traditionell geheiratet, mit üblicherweise üppigen Geschenken an die Brautleute. Darüber hinaus lässt sich auf Bestandsaufstockungen dortiger Edelmetallhändler schliessen. Besonders bemerkenswert ist diese deutliche Mengenerhöhung im Vergleich zu China, dessen offizieller Goldbestand sich von Juli auf August um 0,6 Prozent verringert hat. Dollar und Anleiherenditen boten zu diesem Zeitpunkt mit jeweils nur leichten, und absolut marktüblichen, Anstiegen bestenfalls moderaten Gegenwind.

Angesichts des US-amerikanischen Feiertages zum Wochenbeginn (Labour Day) und der damit einhergehenden Abwesenheit einer Vielzahl von Marktteilnehmern, dürfte der initiale Einbruch am Dienstag, als erstem „richtigen“ Handelstag der Woche, eine nur auf den ersten Blick verspätet scheinende Gegenreaktion gewesen sein. Mit dieser wurde die überschwängliche Kursbewegung des vorigen Freitag, in Folge der  unerwartet schlechten US-Arbeitsmarktdaten und der sich daraus ergebenden Warteposition der Fed hinsichtlich ihres Tapering-Vorhabens, korrigiert und wieder in den unteren Bereich des zuvor herrschenden „Konsensniveaus“ abgesenkt. Somit führte eine einzige Tagesbewegung wieder einmal dazu, dass eine, in diesem Fall vierwöchige, Rally abgewürgt worden ist und es damit nicht gelang, einen weiteren vielversprechenden Aufschwung in einen nachhaltigen Aufwärtstrend zu überführen. Unglücklicherweise bleibt auch das Anlegerinteresse in Form von ETF-Investments weiterhin sehr überschaubar. Deren Bestände liegen momentan fast sieben Prozent unter denen zum Jahresbeginn und ob die leichten Zuflüsse der vergangenen Woche schon einen Trendwechsel bedeuten, muss sich erst noch zeigen. Der Blick auf die aktuellen Daten des Commitment-of-Traders-Reports zeigt eine leicht pessimistische Stimmung seitens des Smart Moneys, der dafür maßgebliche COT-Index liegt unmittelbar an der Grenze vom Verkaufs- zum neutralen Bereich, allerdings immerhin von unten kommend. Als Shortargumente unterstützende Information wird dies jedoch erst im Bereich von etwa $1.750 relevant.

Die heutigen US-Verbraucherpreisdaten (14:30 Uhr) werden wieder im Blickpunkt stehen, denn schaut man sich die Rohstoffmärkte einmal insgesamt an, fällt angesichts des Thema Inflation/Deflation jüngst durchaus Uneinigkeit auf. Einige Sektoren, wie Nahrungsmittel und die Edelmelmetalle scheinen momentan eher zu letzterem zu tendieren, aber insbesondere der Energiebereich und einige Industriemetalle, stützen ersteres. Dort wird der Preisdruck immer unübersehbarer, Aluminium beispielweise notiert mittlerweile auf dem höchsten Stand seit 13 Jahren. Auch Teile des Energiesektors, insbesondere Erdgas, läuft im Rallymodus. Und dort wo sie es nicht schon getan haben, werden die Erzeuger, die mit mit den gestiegenen Rohstoffkosten, Transportengpässen und steigenden Lohnkosten zu kämpfen haben, ihre eigenen höheren Preise über kurz oder lang auch an die Verbraucher weitergeben. Blickt man auf die Produzentenpreise, zeigt sich im entsprechenden US-PPI eine interessante Entwicklung: während der Produzentenpreisindex in den Jahren zwischen 2011 und 2020 lediglich ein einziges Mal eine monatliche Steigerung von mehr als 0,5 Prozent aufwies, so hatte dieser allein in diesem Jahr fünf Zuwächse im Monatsvergleich,  die größer waren als 0,6 Prozent. Dies hat die jährliche Preissteigerungsrate von 1,35 Prozent im Dezember 2020 auf satte 6,73 Prozent per August angehoben. Das ist der höchste Jahreszuwachs seit Ende 2009 (und da hat die US-Statistikbehörde die Berechnungsformel geändert, was die Vergleichbarkeit mit den davor liegenden Jahren erschwert). Die Preisentwicklung der fertiggestellten Güter, die in einem separaten Index erfasst werden, verzeichnete im August mit einem plus von 10,48 Prozent im Jahresvergleich den höchsten Anstieg seit Mai 1981.

Die Frage, wie nachhaltig diese Steigerungsraten und die erreichten Preisniveaus sind, wird bekanntlich durchaus kontrovers diskutiert. Einige gehen von einer vorübergehenden Erscheinung und bald folgender Normalisierung aus, andere sehen eine lang andauernde Phase konstant erhöhter Preise,  wieder andere beschwören die nächste Hyperinflation, die nächsten sehen Stagflation oder Deflation als wahrscheinlichstes Szenario. Wohin die Reise tatsächlich geht wird, hängt derzeit mehr denn je vom geld- und fiskalpolitischem Geschick der Notenbanker ab, hinzu kommen wirtschafts- wie gesellschaftspolitische Entscheidungen und sogar medizinische Aspekte. Das ist eine ungewöhnliche Gemengelage, die viel Raum lässt auch für Fehler. Unsicherheit ist jedoch ein gutes Argument für die Goldanlage, und bei vier von  fünf der genannten möglichen Entwicklungen bleibt das Edelmetall  weiterhin ein ausgesprochen vernünftiges Investment.

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Der schnelle Abverkauf vom vergangenen Dienstag war aus technischer Sicht schon ein Schlag ins Kontor. Mit dieser Bewegung wurde den Hoffnungen der Goldbullen auf einen endlich erfolgenden nachhaltigen Trendwechsel wieder einmal jäh zerstört. Seit Beginn des Anfang August 2020 laufenden langfristigen Abwärtstrends nun schon zum dritten Mal, bei konservativer Zählweise. Die im Zuge dessen erreichte Unterstützung um $1.790 wurde im Laufe dieses Jahres bereits mehrfach von beiden Seiten aus kommend angesteuert und hat sich stets als valider Haltepunkt erwiesen. Auch dieses Mal sieht es so aus, als würde Gold an dieser Stelle eine neue Basis aufbauen. Preisfolgeindikatoren, wie RSI und Momentum, zeigen auf der kurzen Zeitebene deutlich, wie zu Beginn der vergangenen Woche Dampf aus dem Kessel gelassen wurde. Beide Indikatoren deuteten schon seit Ende August auf die nachlassende Kraft der laufenden Rally hin, mit der Entwicklung der vergangenen Woche befinden sich beide nun wieder in neutralen Gefilden.   

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Gold: Die Trading Setups

Long-Setup: Der Preisrutsch von Anfang letzter Woche war in sofern bemerkenswert, als dass die unterwegs befindlichen Unterstützungsniveaus um $1.815 und $1.800 tatsächlich keinerlei Unterstützung boten. Selbst am Folgetag reicht es lediglich für einen kurzen Rebound, bevor auch die $1.790er-Marke in Schwierigkeiten geriet und dann im weiteren Wochenverlauf noch mehrfach auf die Probe gestellt werden sollte. Bislang können die Bullen diesen Bereich verteidigen, was neue Longpositionen an dieser Stelle rechtfertigt. Das kurzfristige Chance-/Risikoverhältnis ist bei einem Potenzial von etwa zehn Dollar (Ziel $1.800) und einer etwa gleichgrossen Verlustmöglichkeit (bei einem Stopp kurz unterhalb des Wochentiefs von $1.782) zumindest aus rein technischer Sicht jedoch nicht besonders attraktiv. Aussichtsreicher werden frische Longs prozyklisch oberhalb von $1.800, mit nächstem Ziel um $1.815, oder im Falle eines weiteren Abverkaufs, im Bereich um $1.775, dann mit Stopp kurz unter $1.770.  

Short-Setup: Mit dem im vergangenen Marktkommentar skizzierten Short-Setup wurde das tatsächliche Potenzial tatsächlich erheblich unterschätzt. Hätte man an der $1.800er-Marke nicht nur seine Gewinne mitgenommen (und damit im optimalen Fall etwa 18 Dollar verpasst, was durchaus ärgerlich gewesen wäre aber immerhin nicht gänzlich erfolglos) sondern direkt in die Longrichtung gedreht, wäre vom bis dahin aufgelaufenen Profit nicht viel übrig geblieben. Das nur als kurze Manöverkritik, mit Blick auf die aktuelle Situation finden sich im Bereich der beiden erwähnten Marken, $1.800 und $1.790, die nächsten Möglichkeiten. Insbesondere ein Rutsch unter letztere lässt eine Fortsetzung der am 03. September begonnenen Abwärtsbewegung befürchten, wobei die Bewegung darunter erst die „Alarmglocke“ wäre, der Auslöser für eine frische Shortposition wären dann Preise unterhalb des Vorwochentiefs ($1.782), mit Ziel bei $1.770. Auch dieser Bereich erwies sich in diesem Jahr bereits mehrfach als stabile Haltemarke und kann als Gewinnmitnahmezone genutzt werden. Hält dieses Niveau nicht, dürfte sich Gold zügig im Bereich um $1.750 wiederfinden. Neben der hier befindlichen „klassischen“ Unterstützung verläuft dort zudem das 78,6-Retracement der jüngsten Rally. Dieses dient oftmals als letzte Verteidigungslinie und verstärkt den Bereich zusätzlich. Im Falle eines neuen Aufwärtsschubs in Richtung der Oberseite der laufenden Konsolidierung ($1.800) kann mit einem kurzen Stopp über dem Hoch dieses Bereichs ($1.804) auf ein abermaliges Durchlaufen dieser Zone spekuliert werden.  Gewinnmitnahmen bieten sich dann zwischen ca. $1.785 und $1.790 an.

 

Handelsoptionen für Gold in beide Marktrichtungen mit CFD

Geht man von steigenden Kursen bei Gold aus, kann der risikobewusste Trader eine BUY-Position aufgeben. Geht man von fallenden Kursen aus, tätigt man eine SELL-Order. Wenn die Handelsstrategie aufgeht und der Händler auf der richtigen Marktseite ist, können in beiden Richtungen des Marktes Tradinggewinne erzielt werden. Geht die Handelsstrategie nicht auf, macht der Trader Verluste. Der Hebel bis zu 1:20 im Gold CFD multipliziert dabei die möglichen Gewinne oder Verluste.

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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 4.

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Markus Grüne
Markus Grüne Selbständiger Börsenhändler & Finanzmarktanalyst | Frankfurt am Main | (extern)

Über 14 Jahre Erfahrung als professioneller Händler und Market Maker für Aktien, Derivate und Rohstoffe. Seit 2019 Publikation eigener Börsenbriefe und Analysen mit Fokus auf Rohstoffe.