Gold Analyse: Gold bleibt unentschlossen - Powell erhält die Volatilität

August 30, 2022 14:00

Powells Rede im Rahmen des Jackson Hole Symposiums hat eines deutlich gemacht: Die Inflation bleibt ein Problem, Zinsen werden weiter steigen. Die Aktienmärkte nehmen das übel, und auch die Edelmetalle müssen leiden.

  • Aktuelle Gold Analyse 30.08.2022: Chartanalyse, Wochenausblick, Setups und mehr – für aktive Daytrader
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Überblick: Gold, das große Bild

Die Rede des US-Notenbankchefs Jerome Powell im Rahmen des Jackson Hole Symposiums am vergangenen Freitagnachmittag war das mit maximaler Spannung erwartete Großereignis der vergangenen Woche. Während die Märkte in Erwartung dessen zunächst in ruhigen Bahnen seitwärts liefen, kamen im Anschluss daran die Freunde dramatischer Kursbewegungen voll auf ihre Kosten.

In der zu diesem Anlass kürzesten Rede eines Fed-Vorsitzenden seit mindestens einem Jahrzehnt machte Jerome Powell klar: die Inflation bleibt ein Problem, die Zinssätze werden weiter steigen müssen, eine schnelle Abkehr von diesem Kurs ist nicht zu erwarten. Dieser Weg, so Powell, werde  "einige Schmerzen für Haushalte und Unternehmen" mit sich bringen, dies sei zwar ein "unglücklicher Preis für die Senkung der Inflation", aber notwendig. Isabel Schnabel, die in Vertretung der Europäischen Zentralbank angereist war, stieß ins gleiche Horn. Sie und ihre Kollegen hätten "kaum eine andere Wahl", als die Straffung fortzusetzen, selbst wenn die europäische Wirtschaft in eine Rezession abrutschen sollte - was immer wahrscheinlicher wird. Dabei deuteten die EZB-Vertreter auf dem Symposium deutlich an, dass sie bereit sind, zumindest ihre Zinserhöhung um einen halben Prozentpunkt vom letzten Monat zu wiederholen, wobei auch ein noch größerer Schritt nicht auszuschließen ist. Angesichts dieser Äußerungen und der zuvor ausgesprochen hawkishen Worte Jerome Powells reagierten nicht wenige mit Stirnrunzeln, vermag doch der ein oder andere mit etwas gutem Willen doch schon zaghafte Lichtlein im Inflationstunnel auszumachen.

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass sich die Preise über weite Teile des Rohstoffsektors hinweg in den letzten Wochen deutlich unter ihren Höchstständen eingependelt haben und sich auch der Warentransport auf Grund gestärkter Lieferketten wieder verbilligt. Die Analysten von JPMorgan Chase haben sich diesbezüglich bereits aus der Deckung begeben und ihre Schätzung veröffentlicht, nach der die weltweite Verbraucherpreisinflation bis Jahresende auf 5,1 Prozent sinken wird. Damit liefen die Zentralbanker Gefahr, nach dem sie schon den kommenden Inflationsschock nicht erkannt hatten, nun abermals den falschen Kurs zu steuern und die Geldpolitik trotz Anzeichen dafür, dass der Höhepunkt der Preissteigerungen bald erreicht sein könnte, weiter zu straffen. Nun ja, auch bei JPMorgan kocht man, trotz anderem Selbstverständnis, nur mit Wasser. So mag sich der Anstieg mancher Warenpreise zwar verlangsamen, doch Mieten und insbesondere arbeitsintensive Dienstleistungen werden deutlich teurer. Und es sind weitere Kräfte am Werk, die von einer schwächelnden Globalisierung bis hin zu einem Rückgang billiger Arbeitskräfte reichen. Gerade diese Entwicklung ist es, die zu einer dauerhaften strukturellen Veränderung führen könnte, und die bisherige Ära der anhaltend niedrigen Inflation ebenso dauerhaft beenden könnte. Rohöl zumindest, der vor nicht allzu langer Zeit ausgemachte Erzfeind aller Inflationsbekämpfer, schickt sich bereits wieder an, seine jüngste Schwächephase hinter sich zu lassen, von Erdgas, dem hiesigen Sorgenkind, ganz zu schweigen.

Die Märkte nahmen Powells Worte in jedem Fall übel, mit geradezu einbrechenden Aktienmärkten sowohl in den USA als auch hierzulande. Der sich bis Montagmorgen fortsetzende Dollaranstieg trieb den Greenback gegen den Währungskorb des Dollar-Index (DXY) auf ein 20-Jahreshoch und drückte den Euro erneut unter Parität. Insbesondere kurzlaufende Anleihen brachen ein, die Rendite der Zweijährigen US-Staatsanleihen stieg auf das höchste Niveau seit 2007. All dies belastete auch die Edelmetallmärkte erheblich. Angesichts weiterer bevorstehender Katalysatoren für Volatilität - von der abermaligen Schließung der wichtigen NordStream1-Gaspipeline (wegen neuerlicher Wartungsarbeiten) über die laufende Bilanzverkürzung der Fed bis hin zu den am Freitag wieder einmal anstehenden US-Arbeitsmarktdaten - ist nach dem jüngsten Kursrutsch weiterhin große Vorsicht geboten. Der kräftige Anstieg, der den Risikopapieren im vergangenen Monat Auftrieb verliehen hat, könnte sich noch als klassischer Vertreter einer Bärenmarktrally herausstellen und auch andere Assetklassen wieder mit nach unten ziehen.

Während Gold-ETFs am vergangenen Freitag im Zuge des nachmittäglichen Abverkaufs gut nachgefragt waren, zogen die Anleger im Laufe der gesamten Woche doch insgesamt fast 200.000 Unzen ab. Die Dollarentwicklung bleibt weiterhin der maßgebliche bärische Faktor, nicht wenige physische Player ziehen sich nun jedoch auch wegen der Aussicht auf eine dem Markt noch lange erhalten bleibende straffe Zinspolitik an die Seitenlinie. Es fehlt die Kauflust. Das Sentiment im Edelmetallsektor ist derzeit so schlecht, dass auch zwischenzeitlich scharfe Abverkäufe der Aktienmärkte keine Flucht in Qualität auslösen. Die Fed (und andere) hat sehr klar gemacht, dass sie auch das Risiko einer Rezession in Kauf nimmt, um die sich beschleunigende Inflationsspirale zu stoppen. Das sind bis auf weiteres keine guten Nachrichten für Gold.

 

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Jerome Powell hat in seiner Rede ein Schlüsselwort benutzt, das seit langem kein Fed-Vorsitzender mehr zu benutzen gewagt hat: Schmerz. Somit kann dieser Tag durchaus als Wendepunkt erachtet werden, womöglich auch für die Richtung der Märkte und das dort bald überwiegende Gefühl. Die Woche startete nach Powells hawkisher Botschaft zwar verhalten positiv, aus technischer Sicht bleibt Gold jedoch angeschlagen und mit weiterem Abwärtspotenzial. Unterdessen arbeitet der US-Dollar weiter an der Überwindung seiner in unmittelbarer Nähe befindlichen Widerstandszone. Gegen ein Gelingen dessen spricht wenig, was Gold abermals in die Defensive bringen und dem an der nächsten Unterstützungslinie bei $1.720 Dollar liegenden gestrigen Tief einem weiteren Test unterziehen dürfte.


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Gold: Die Daytrading Setups

Long-Setup: Für die Goldbullen bleiben die Zeiten herausfordernd. Nachdem im Zuge des Preisaufschwungs der vergangenen Woche in Erwartung einer dovishen Fed der wichtige Widerstand bei $1.750 deutlich überwunden werden konnte, führten die konkreten Ergebnisse aus Jackson Hole Gold wieder bis unmittelbar an die 30 Dollar darunter befindliche Unterstützung heran. Die auch aus Indikatorsicht (z. B. RSI) an dieser Stelle fällige Gegenreaktion fand im Bereich um $1.735 ihr Ende, aktuell gerät Gold hier bereits wieder in die Defensive und tut sich schwer, neue Käufer zu motivieren. Möglich ist eine Stabilisierung an der bereits in der vergangenen Woche zaghaft aufgebauten Unterstützung an der 1.730-Dollar-Marke. Kann Gold an dieser Stelle neues Interesse wecken, sollte daraufhin ein schneller Test des nächsten Widerstands bei $1.750 erfolgen. Gelingt dessen Überwindung, liegt das folgende Preisziel am Vorwochenhoch bei $1.765. Wahrscheinlicher ist jedoch ein neuerlicher Rücksetzer bis an die Widerstandsmarke bei $1.720 und der Versuch, dort eine tragfähigere Basis auszubilden. Longs an dieser Stelle sollte mindestens zehn Dollar Luft gegeben werden, bis das Stopp-Loss greift. Besser noch wäre abzuwarten, ob das bei $1.708 verlaufende 78,6-Prozent-Retracement dem 21.07. und 10.08. laufenden Aufwärtsbewegung hält.

Short-Setup: Gold zeigt sich weiter angeschlagen, und es bleibt erfolgversprechender, diesen Markt initial von der Shortseite aus zu handeln. Antizyklisch kann dies an der offensichtlichen Widerstandsmarke bei $1.750 erfolgen, mutigere Marktteilnehmer können den ersten Teil einer neuen Sortposition auch schon im Bereich um $1.740 verkaufen, dort geriet der gestern Morgen begonnene Aufschwung bereits mehrfach ins Stocken (besser sichtbar auf den noch kürzeren Zeitbenen). Besonderes Augenmerk gilt natürlich abermals der wichtigen Unterstützung bei 1.720 Dollar. Hält diese Unterstützung nicht, stehen die Chancen gut für einen schnellen Rutsch in die darunter liegende Unterstützungszone zwischen $1.680 und $1.675. Wer „auf Nummer sicher“ gehen will, wartet mit Verkäufen noch, bis auch das schon oben genannte Fibonacci-Level der vorausgegangenen Rally unterschritten wurde (bei $1.708). Am erwarteten Ziel ($1.680/$1.675) ist abermals mit starker Gegenwehr zu rechnen, dieser Bereich hat sich seit Anfang 2020 immer wieder als signifikant erwiesen. Hält dieser Unterstützungsbereich nicht, liegt das nächste Ziel bei $1.640, danach bei $1.625.

 

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Handelsoptionen für Gold in beide Marktrichtungen mit CFD

Geht man von steigenden Kursen bei Gold aus, kann der risikobewusste Trader eine BUY-Position aufgeben. Geht man von fallenden Kursen aus, tätigt man eine SELL-Order. Wenn die Handelsstrategie aufgeht und der Händler auf der richtigen Marktseite ist, können in beiden Richtungen des Marktes Tradinggewinne erzielt werden. Geht die Handelsstrategie nicht auf, macht der Trader Verluste. Der Hebel bis zu 1:20 im Gold CFD multipliziert dabei die möglichen Gewinne oder Verluste.

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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 5. 

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Markus Grüne
Markus Grüne Selbständiger Börsenhändler & Finanzmarktanalyst | Frankfurt am Main | (extern)

Über 14 Jahre Erfahrung als professioneller Händler und Market Maker für Aktien, Derivate und Rohstoffe. Seit 2019 Publikation eigener Börsenbriefe und Analysen mit Fokus auf Rohstoffe.