Gold Analyse: Ende des laufenden Zinserhöhungszyklus weiterhin nicht erkennbar – Gold bleibt unter Druck

Oktober 11, 2022 12:16

Nachdem ein abermaliger Eingriff der Bank of England in den heimischen Anleihemarkt den Dollar zwar abermals beflügelte, scheint es doch so, als wäre die neuerliche Schwäche im Edelmetallsektor weniger mit simplen Währungseinflüssen zu erklären, als mit weltweit wiederbelebten Rezessionsängsten. Solange speziell die Fed keine Umkehr, oder wenigstens einen Stopp, ihrer laufenden Zinspolitik signalisiert, bleiben Erholungen bei Gold (auch Silber) Bärenmarktrallys.

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Überblick: Gold, das große Bild

Nachdem Gold in der vergangenen Woche trotz nicht weniger ökonomischer Daten zwar volatil aber doch immerhin seitwärts lief, lösten die Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktzahlen am frühen Freitagnachmittag assetübergreifend den nächsten kräftigen Abwärtsrutsch aus. Wieder einmal waren gute Nachrichten für die Märkte schlechte. Immerhin zeigte der wichtige US-Bericht über die Beschäftigtenzahlen außerhalb der Landwirtschaft einen unerwartet hohen Stellenzuwachs und eine sinkende Arbeitslosenquote. Der ermittelte Zuwachs von 263.000 Arbeitsplätzen im Dezember fiel zwar geringer aus als noch im Vormonat, ist aber immer noch zu hoch, um die amerikanische Notenbank von ihrem Zinserhöhungskurs abzubringen, in Kombination mit der sinkenden Arbeitslosenquote erst recht nicht. Wenn es auch sehr befremdlich wirkt, wenn unter anderem die Aktienmärkte fallen, weil mehr Menschen Arbeit finden, ist dies natürlich nicht das Argument. Klar ist jedoch, dass sich die Notenbank weiterhin stark darauf konzentriert, die Inflation zu senken. Und die vorherrschende Meinung bei der Fed ist derzeit, dass diese zu hoch ist, weil ein zu enger Arbeitsmarkt rasche Lohnzuwächse begünstigt, die dann die Inflation anheizen. Die US-Notenbank ist also der Ansicht, dass ein starker Arbeitsmarkt zum jetzigen Zeitpunkt nicht hilfreich ist und nicht mit ihren Zielen übereinstimmt. Wenn also die Aktienkurse und gleichzeitig auch der Goldpreis in den Keller gehen, liegt das daran, dass die Anleger - wahrscheinlich zu Recht - davon ausgehen, dass mehr Beschäftigungszuwächse höhere Zinssätze und eine stärkere Straffung der Geldpolitik bedeuten, und dass die Inflation weiterhin stark bekämpft werden wird. Mit anderen Worten, die Marktreaktion bezieht sich nicht auf den Beschäftigungszuwachs selbst, sondern auf die erwartete politische Reaktion der Fed auf den Beschäftigungszuwachs.

Kurz am Rande erwähnt, weil gerade in den Zusammenhang passend, sei der JOLTS-Stellenmarktbericht vom vergangenen Dienstag. Dieser gibt Auskunft über die offenen Stellen im Land und hat dadurch, dass er überraschend schwach ausfiel, für viel Aufsehen gesorgt und Spekulationen über ein Umschwenken der Fed genährt. Die Zahl der offenen Stellen ist jedoch nur dann sinnvoll, wenn man sie in Relation zu den Neueinstellungen betrachtet, und auf dieser Grundlage ist die Zahl der offenen Stellen auf dem US-Arbeitsmarkt im Verhältnis zu den Neueinstellungen immer noch sehr hoch. Nichtsdestotrotz deuten aktuell mehrere Frühindikatoren darauf hin, dass der laufende Zyklus seinen Höhepunkt erreicht haben und sich der Arbeitsmarkt bald abschwächen könnte, auch wenn dies in den Daten erst in einigen Monaten deutlich zu erkennen sein dürfte. Bis dahin konzentriert sich die Fed weiterhin auf die Inflation - über die wir übrigens bereits Morgen (US-Erzeugerpreisindex) und Übermorgen (US-Verbraucherpreisindex) neues erfahren werden.

In Energiefragen ähnlich erfolgreich wie unser Robert Habeck zeigt sich auch US-Präsident Joe Biden, der in Saudi Arabien um eine Erhöhung der OPEC-Ölförderquote bat, um den hohen Öl- und damit auch Treibstoffpreisen entgegen zu wirken. Die nun erfolgte Quotensenkung ist zum einen politisch ein starkes Signal, zum anderen, und an dieser Stelle wichtiger, ist sie auch in Sachen Inflationsbekämpfung nicht hilfreich (wenn auch die offiziellen zwei Millionen Barrels/Tag in der Praxis auf weniger als die Hälfe zusammenschmelzen werden), da ja gerade die hohen Energiekosten entscheidend zu Situation beitragen. Auch auf der Lebensmittelseite verschärft sich die Lage bereits wieder. Deren Kosten verzeichneten gemäß des Lebensmittelindex der UN am Ende der vergangenen Woche nach sechs Monaten den längsten Rückgang seit 2015. Mit der neuerlichen Eskalation des Ukraine-Krieges könnte sich dieser Trend nun abermals umkehren. In Folge des Beschusses der ukrainischen Hauptstadt schossen die Weizenfutures am Montag zwischenzeitlich um knapp acht Prozent in die Höhe, da sich die Bedrohung für die Getreideexporte aus dem Schwarzen Meer nun erneut erhöht.

Zum Auftakt der aktuell in Washington stattfindenden Jahrestagung des IWF, bei der sich Zentralbanker, Finanzminister und andere mit den Folgen der galoppierenden Inflation, der aggressiven geldpolitischen Straffung, der steigenden Verschuldung und dem Bodenkrieg in Europa auseinandersetzen werden, korrigierte dieser seine Prognose für das globale Wachstum erneut nach unten und warnt vor einem möglichen Verlust von vier Billionen Dollar bei der weltweiten Wirtschaftsleistung bis 2026. Ein Thema dieser Konferenz dürfte sein, dass die US-Fed die Kritik aus dem Ausland an ihrer aggressiven Zinspolitik zwar hört, aber offensichtlich nicht berücksichtigt. Interessanterweise befürchten gemäß einer neuen Umfrage der National Association for Business Economics mehr als die Hälfte der professionellen Prognostiker, dass die Fed derzeit das größte Risiko für die Weltwirtschaft darstellt. 

Nachdem ein abermaliger Eingriff der Bank of England in den heimischen Anleihemarkt den Dollar zwar abermals beflügelte, scheint es doch so, als wäre die neuerliche Schwäche im Edelmetallsektor weniger mit simplen Währungseinflüssen zu erklären, als mit weltweit wiederbelebten Rezessionsängsten. Solange speziell die Fed keine Umkehr, oder wenigstens einen Stopp, ihrer laufenden Zinspolitik signalisiert, bleiben Erholungen bei Gold (auch Silber) Bärenmarktrallys. Erschwerend hinzu kommt noch, dass der wirtschaftliche Niedergang Europas den Dollar zusätzlich stärkt.

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Zwar wurde der langfristige, seit Anfang März laufende, Abwärtstrend in der vergangenen Woche nach oben durchstoßen, für mehr als einen kurzen Lupfer über die wichtige Widerstandsmarke bei $1.720 reichte das Momentum der bis dahin aktiven kräftigen Aufwärtsbewegung jedoch nicht aus. So schnell, wie der Goldpreis seit Ende September anstieg, so schnell brach er auch wieder ein. Momentan handelt Gold bereits wieder unterhalb der nächsten fallenden Trendlinie an der nahen Unterstützung bei $1.660. Wie bei den Aktienmärkten gilt auch hier, dass Kursanstiege bis auf weiteres grundsätzlich als kurzlebige Bärenmarktrallys angesehen werden dürfen. Quantitative Tightening prägt das Umfeld, mit anziehenden Anleiherenditen und speziell durch die Vorreiterrolle der USA eben auch mit einem stark steigenden Dollar.   


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Gold: Die Daytrading Setups

Long-Setup: Nach dem am 28.09. begonnen steilen Anstieg gelang zwar noch kurzzeitig die Überwindung des nächsten Widerstands bei $1.720, an dieser Stelle drehte Gold dann aber erwartungsgemäß nach unten ab. Die für diesen Fall in der vergangenen Woche vorgeschlagenen darunter liegenden Kaufniveaus bei $1.690 und $1.675 boten keinen Halt, aus technischer Sicht ergibt sich jetzt, im Bereich von $1.660, bereits die nächste Möglichkeit für den Longeinstieg. Zusätzlich zur regulären, horizontalen Unterstützung findet sich an dieser Stelle auch das 61,8-Prozent-Retracement der vorangegangenen Aufwärtsbewegung sowie die Oberseite des Mitte August begonnen Abwärtstrends (derartige Linien sind allerdings schwach). Zudem hat Gold in diesem Bereich nun seine überkaufte Situation aus der Vorwoche vollständig abgebaut und ist auch aus Indikatorsicht durchaus kaufbar. Das wahrscheinlichste kurzfristige Potenzial liegt von hier aus allerdings bei nicht mehr als 15 Dollar, was vorsichtigere Naturen eher abwarten lassen wird, ob auch der nächste Widerstand bei $1.675 zurück erobert werden kann. Wenn ja, besteht die reelle Chance auf den Ausbau einer breiten Seitwärtszone mit $1.720 als oberer Begrenzung.  

Short-Setup: Der fulminate Preisanstieg seit Ende September hat sich als Bärenmarktrally bestätigt, der Bereich um $1.720 war der passende Shorteinstieg. Der daraufhin erfolgte Abverkauf hat nun bei rund $1.660 ein Niveau erreicht, an dem die nächste Konsolidierungsphase wahrscheinlich wird, auch eine technische Gegenreaktion ist denkbar. Neue Shortpositionen haben an dieser Stelle kein Gutes Chance-/Risikoverhältnis. Es ist sinnvoll, zunächst abzuwarten, ob diese Unterstützungs hält und erst falls nicht, in Trendrichtung mitzuhandeln. Das nächste tieferliegende Ziel findet sich bei $1.640, dann $1.625. Sollte Gold vom aktuellen Niveau aus wieder ansteigen, liegt der nächste antizyklische Shorteinstieg bei $1.675. Die Erwartung ist an dieser Stelle ein abermaliges Zurücklaufen bis etwa $1.660, um diesen Bereich als Konsolidierungszone zu etablieren. Bricht Gold über $1.675 aus, sollten sich potenzielle Verkäufer zunächst an die Seitenlinie stellen, es ist viel „luftleerer Raum“ darüber, der in jüngerer Vergangenheit mehrfach schnell durchlaufen werden konnte (sowohl in Aufwärts- als auch in Abwärtsrichtung). Die nächsten Verkaufsniveaus finden sich dann bei $1.700 und $1.720.

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Handelsoptionen für Gold in beide Marktrichtungen mit CFD

Geht man von steigenden Kursen bei Gold aus, kann der risikobewusste Trader eine BUY-Position aufgeben. Geht man von fallenden Kursen aus, tätigt man eine SELL-Order. Wenn die Handelsstrategie aufgeht und der Händler auf der richtigen Marktseite ist, können in beiden Richtungen des Marktes Tradinggewinne erzielt werden. Geht die Handelsstrategie nicht auf, macht der Trader Verluste. Der Hebel bis zu 1:20 im Gold CFD multipliziert dabei die möglichen Gewinne oder Verluste.

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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 5. 

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Markus Grüne
Markus Grüne Selbständiger Börsenhändler & Finanzmarktanalyst | Frankfurt am Main | (extern)

Über 14 Jahre Erfahrung als professioneller Händler und Market Maker für Aktien, Derivate und Rohstoffe. Seit 2019 Publikation eigener Börsenbriefe und Analysen mit Fokus auf Rohstoffe.