Gold Analyse: Die Ruhe vor dem Sturm – es ist Zentralbankwoche!

Dezember 13, 2022 12:49

Mit Erreichen des Vorwochentiefs hatte sich die überkaufte Situation des vorangegangenen kräftigen Preisanstiegs aus technischer Sicht ausreichend entspannt. Das im Bereich von $1.765 befindliche Fibonacci-Cluster aus mehreren Retracements bot zudem guten Halt und diente als Grundlage für die Ausbildung einer validen Basis für die nächste Aufwärtsbewegung.

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Überblick: Gold, das große Bild

Im Zuge des durchgehend positiven Verlaufs der vergangenen Woche arbeitete sich Gold wieder an die vielbeachtete 1.800-Dollar-Marke heran, konnte diese aber nur kurzzeitig überwinden. Angesichts der laufenden „Zinswoche“ halten sich die Marktteilnehmer momentan noch mit allzu klaren Positionierungen zurück. Für neuen Schwung werden Jerome Powell und Christine Lagarde sorgen, die jeweils Morgen und Übermorgen die letzten Zinssatzentscheidungen dieses Jahres für Fed und EZB bekanntgeben und kommentieren werden. 

Sowohl für die US-Notenbank als auch die Europäische Zentralbank dürfte die Sache klar sein: beide werden ihre Leitzinsen anheben, und beide um die gleichen 50 Basispunkte, so zumindest der Konsens unter Marktteilnehmern und -beobachtern. Im Falle der Fed läge dieser dann in einer Spanne von vier bis 4,5 Prozent, womit nach den vorangegangenen großen Zinsschritten der höchste Stand seit 15 Jahren erreicht sein würde. Entscheidend wird sein, in welche Richtung Powell diesbezüglich in der nahen Zukunft steuern will. „Der Markt“ geht mittlerweile davon aus, dass die US-Notenbank bereits mittelfristig gezwungen sein wird den Rückwärtsgang einzulegen. Die Frage ist, ob Powell sich darauf einlassen wird, dieses sehr börsenfreundliche Narrativ zu bedienen, oder ob er bei seiner bisherigen Argumentation bleibt und für 2023 weiterhin hohe Kreditkosten signalisiert. Wenn es für die finale Ausgestaltung des Wortlauts seiner Rede ein „Zünglein an der Waage“ gäbe, dann wäre dies sicherlich die heute noch anstehende Veröffentlichung der US-Verbraucherpreise (14:30 Uhr). Die Prognosen sehen sowohl Gesamt- als auch Kernrate leicht rückläufig, würde sich dies so bestätigen, hielte dies das Überraschungsmoment auch in Sachen Zinsen und mittelfristigem Ausblick im Zaum. Die von der Universität von Michigan monatlich erhobene Umfrage, bei der die Verbraucher nach ihrer langfristigen Inflationserwartung befragt werden, liegt im Ergebnis unverändert bei drei Prozent. Für die US-Notenbank ist dieser Wert wichtig, da Zukunftserwartungen, und insbesondere Änderungen dieser, zu Verbraucherverhalten führen kann, welches sich dann später in den tatsächlich messbaren Daten niederschlägt. Zumindest das Umfrageergebnis der Uni Michigan zeigt, dass die Preissteigerungserwartungen weiterhin hoch sind, was den Druck auf die Fed aufrechterhält. Die Profis aus dem Volkswirtschaftslager sehen dies ganz ähnlich. Eine Befragung unter Ökonomen kommt zu dem Ergebnis, dass die Fed die Zinssätze das gesamte kommende Jahr über auf ihrem Höchststand halten und sie erst später, bis Juni 2024 auf zunächst vier Prozent, bis Jahresende dann auf 3,5 Prozent, senken wird. Dies macht die Erwartungen für Zinssenkungen in der zweiten Jahreshälfte, die die Märkte bereits eingepreist haben, mehr oder weniger zunichte.

Hier könnte also eine Überraschung ins Haus stehen, da die Märkte möglicherweise zum einen von einem weitaus näherliegenderen Ende des laufenden Straffungszyklus ausgehen als dies realistisch ist und darüber hinaus auch die erreichbare Zinsuntergrenze als zu niedrig einschätzen.  Um die Inflation erfolgreich nach unten drücken zu können, müssen die realen Renditen ansteigen, was bedeutet, dass die nominalen Zinssätze ebenfalls drastisch ansteigen müssen, und die Fed die Geldpolitik daher für einen längeren Zeitraum unangenehm straff halten dürfte. In einem solchen Szenario bleibt die Rezessionsgefahr hoch, im schlimmsten Fall bei weiterhin hoher Inflation. Finanzministerin Janet Yellen bleibt dahingehend optimistisch und geht auf Grund einiger positiver Anzeichen, wie niedrigeren Frachtraten und kürzeren Lieferfristen, davon aus, dass die erhöhten Preise "nur von kurzer Dauer" sein werden. Der Internationale Währungsfonds, die Weltbank und andere zeigen sich besorgter über die sich verschlechternden globalen Aussichten und setzen darauf, dass die Wiedereröffnung Chinas das weltweite Wachstum unterstützen wird. Global gesehen bleibt China in dieser Hinsicht die große Unbekannte. Zwar lockerte das Land erst kürzlich seine scharfen Corona-Maßnahmen und weckte damit einerseits die Hoffnung auf eine nun zügig wieder in die Spur kommende Weltwirtschaft samt der vielbeschworenen „weichen Landung“. Andererseits mehren sich nun auch wieder die Meldungen über die abermalige rasche Ausbreitung des Virus im Land. Die Erfahrungen der letzten Jahre legen erneut ein hartes Eingreifen der Regierung nahe. Beides ist hinsichtlich der Inflationsentwicklung problematisch, im ersten Fall nachfrageseitig, im zweiten angebotsbedingt. Ein erneutes umfängliches Abbremsen Chinas wäre ein großes Wagnis und ist, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt, politisch nicht gewollt. Immerhin erklärte Chinas Politbüro noch in der vergangenen Woche, dass es im nächsten Jahr eine Trendwende in der Wirtschaft anstreben wird und versprach, die Finanzpolitik aktiv und die geldpolitischen Instrumente gezielt und "energisch" einzusetzen.

Insgesamt dürfte diese Gemengelage also auf ein Szenario aus „weichartiger“ Landung und erhöht bleibender Inflation hinauslaufen. Für Gold (und andere) sind das keine schlechten Voraussetzungen. Bemerkenswerterweise haben Zentralbanken in diesem Jahr so viele Goldreserven angehäuft wie seit 1967 nicht mehr (damals war US-Dollar übrigens noch durch das Edelmetall gedeckt). Einer der großen Käufer war China. Die Bestände des Landes sind bislang verhältnismäßig klein, etwa die Hälfte der deutschen und ein Viertel der US-amerikanischen, der Drang nach einer Diversifizierung des Dollar-Exposures sowie nach wachsendem finanziellen Einfluss auf die Weltwirtschaft wächst jedoch zunehmend. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen, nicht nur bei China, und diese Käufergruppe auch zukünftig weiter im Spiel halten.

Gold - Betrachtung im 4h Chart und Setups für die kommenden Tage

Mit Erreichen des Vorwochentiefs hatte sich die überkaufte Situation des vorangegangenen kräftigen Preisanstiegs aus technischer Sicht ausreichend entspannt. Das im Bereich von $1.765 befindliche Fibonacci-Cluster aus mehreren Retracements bot zudem guten Halt und diente als Grundlage für die Ausbildung einer validen Basis für die nächste Aufwärtsbewegung. Die fundamentale Sicht passte hier (erstaunlicherweise) einmal zur technischen, lag es doch beinahe auf der Hand, dass die mit der vorausgegangenen Powell-Rede begründete Rally den einen oder anderen Meter zu weit gelaufen war. Bei nüchterner Betrachtung, oder anders: wenn man bereit ist, nicht nur dass zu hören, was man hören möchte, war die folgende Korrektur gerechtfertigt. In Kombination mit der Markttechnik passte auch das Niveau. Der weitere Anstieg ab der Wochenmitte verlief unaufgeregt bis kurz über die 1.800er-Marke, zunächst gestützt vom schwächelnden Dollar. Mittlerweile verschlechtert sich das Umfeld wieder, der Dollar stabilisiert sich, die Anleiherenditen steigen an (wenn auch ausgehend von niedrigem Niveau), sowohl das Hoch der Vorwoche als auch das gestrige wurde umsatzarm und bei sinkendem Open Interest erreicht, die kurzen Zeitebenen zeigen Divergenzen zwischen Preischart und Momentum-Indikatoren. Es liegt eine gewisse Spannung in der Luft, mit Jerome Powells Hilfe dürfte sich diese aber bereits morgen Abend lösen. Bereits heute Nachmittag können die anstehenden US-Verbraucherpreisdaten (14:30 Uhr), bei überraschender Abweichung vom Erwartungswert, zumindest kurzzeitig für Unterhaltung sorgen.


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Gold: Die Daytrading Setups

Long-Setup: Gold konnte die Widerstandsmarke von 1.800 Dollar nicht überwinden, was im Wesentlichen der bevorstehenden wichtigen letzten Notenbanksitzung dieses Jahres geschuldet ist. Weder bei Gold selbst noch bei dessen Nebenschauplätzen wagt man sich vorher noch aus der Deckung, sodass die üblichen Preistreiber bis dahin keinen Anstoß mehr liefern und sich der Chartbereich um 1.785 Dollar als Ankerpunkt etablieren dürfte. Unsicherheitsfaktor sind die heutigen US-Inflationsdaten. Das Chance-/Risikoverhältnis stellt sich für neue Longs um 1.785 Dollar günstig dar. Das nächste Ziel liegt bei $1.800 und sollte bei entsprechenden Zahlen/dovisherem Powell zügig erreichbar sein. Das dafür sinnvolle Stopp-Level liegt unter dem gestrigen Tief bei $1.777. Das nächste, darunter befindliche Kaufniveau liegt bei $1.765, der eingangs erwähnten Basis nach der vorangegangenen Korrektur. Gelingt Gold sowohl der Sprung über die 1.800-Dollar-Marke als auch das Vorwochenhoch ($1.810) ist der Weg bis $1.830 frei. Darüber gerät $1.850 als mittelfristiges Ziel ins Blickfeld.

Short-Setup: Analog zum oben gesagten lohnt der erste Short bei Handel unterhalb des gestrigen Tiefs bei $1.777 mit 12 schnellen Dollar Potenzial. Aussichtsreicher wird es bei Unterschreiten der Bodenbildung aus der letzten Woche. Unterhalb von $1.765 liegt erste Ziel im Bereich von $1.732/$1.735. Stoppt Gold dort nicht haben prozyklisch eröffnete Shorts kurz darunter schnelles Potenzial bis an die nächste Unterstützung bei $1.720. Dort sind Gewinnmitnahmen angeraten, ein neuer Einstieg folgt unterhalb dieses Niveaus. Der Endpunkt des dann zu erwartenden Rutsches liegt schon weit entfernt bei $1.675, mit Zwischenstopp für eventuelle Teilschliessungen im Bereich der 1.700er-Marke. Sollte Gold noch im Vorfeld der morgigen Zinsentscheidung wieder bis in den Bereich um $1.800 ansteigen, bieten sich dort antizyklische Shortversuche an. Das erste Ziel liegt dann bei $1.785. Das Vorwochenhoch bei $1.810 wäre dann die passende Stoppmarke.

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Handelsoptionen für Gold in beide Marktrichtungen mit CFD

Geht man von steigenden Kursen bei Gold aus, kann der risikobewusste Trader eine BUY-Position aufgeben. Geht man von fallenden Kursen aus, tätigt man eine SELL-Order. Wenn die Handelsstrategie aufgeht und der Händler auf der richtigen Marktseite ist, können in beiden Richtungen des Marktes Tradinggewinne erzielt werden. Geht die Handelsstrategie nicht auf, macht der Trader Verluste. Der Hebel bis zu 1:20 im Gold CFD multipliziert dabei die möglichen Gewinne oder Verluste.

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Quellen: Eigenanalyse, genutzt werden die Charts vom MetaTrader 5. 

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Markus Grüne
Markus Grüne Selbständiger Börsenhändler & Finanzmarktanalyst | Frankfurt am Main | (extern)

Über 14 Jahre Erfahrung als professioneller Händler und Market Maker für Aktien, Derivate und Rohstoffe. Seit 2019 Publikation eigener Börsenbriefe und Analysen mit Fokus auf Rohstoffe.